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Karlsruher SC - Eintracht
Frankfurt |
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Bundesliga 1994/1995 - 25. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: Sa 08.04.1995 15:30
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Georg Dardenne (Nettersheim)
Tore: 1:0 Slaven Bilic (31.), 1:1 Michael Anicic (54.)
Karlsruher SC | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Körbels mutiger Schachzug bringt Eintracht einen Punkt „Keine Experimente, kein Risiko, nur nichts Verrücktes tun.“ Mit dieser klaren Ansage hatte Karl-Heinz Körbel am Donnerstag seinen Einstand als Cheftrainer von Eintracht Frankfurt gegeben. Doch nur zwei Tage später überraschte er alle – vermutlich sogar sich selbst, aber auf jeden Fall Michael Anicic. Der 20-jährige Serbe, den Jupp Heynckes ausgemustert hatte, durfte nach mehr als einem Jahr ohne Bundesliga-Einsatz gegen den Karlsruher SC von Beginn an auflaufen. „Ich konnte es gar nicht glauben“, gestand Anicic später, der mit seinem Treffer in der 54. Minute zum 1:1 dafür sorgte, dass Körbels Saisoneinstand als Cheftrainer nicht gänzlich daneben ging. Körbels Überlegungen waren logisch: Er setzte auf zwei Spieler, die in der laufenden Saison meist übergangen worden waren. Neben Anicic erhielt auch Marek Penksa eine Bewährungschance, und Körbel konnte sicher sein, dass beide alles geben würden. „Nicht für mich“, stellte er klar, sondern weil es um ihre „letzte Chance“ ging. Die Eintracht startete gefällig und diszipliniert, ohne jedoch zwingend zu agieren. Defensiv stand das Team sicher, während im Mittelfeld Augustine Okocha gelegentlich seine Klasse aufblitzen ließ. Dirk Wolf, Ralf Falkenmayer, Mirko Dickhaut und Slobodan Komljenovic sorgten für Stabilität, die Devise lautete: keine Hektik, lieber auf Nummer sicher gehen. Auch der KSC gab sich zunächst verhalten – bis auf einen Spieler. Thomas Häßler zeigte als Einziger echten Fußball, brachte mit seinen Aktionen zumindest etwas Spielfreude ins ansonsten biedere Geschehen und ließ sich nicht entmutigen: Nach 30 Minuten setzte er sich auf der linken Seite durch, seine Flanke konnte Wolf gerade noch ins Toraus klären. Bei der folgenden Ecke war die Eintracht jedoch machtlos. Häßler schlug den Ball perfekt auf den heranstürmenden Slaven Bilic, den keiner auf dem Zettel hatte. „Alle waren zugeteilt, nur Bilic nicht. Da hätte Wolf hinmüssen“, ärgerte sich Körbel später. Auch Torwart Andreas Köpke wirkte in dieser Situation unglücklich, wies aber jede Schuld von sich: „Den Ball hätte ich nie bekommen.“ Nach dem Gegentor war die Frankfurter Ordnung dahin. Die Mannschaft flatterte in der Defensive, während der KSC das Spielgeschehen dominierte. Köpke verhinderte mit einer starken Parade gegen Häßler das 0:2, kurz vor der Pause klatschte ein Kopfball von Heiko Bonan an den Pfosten. Körbel konnte sich glücklich schätzen, dass der Halbzeitpfiff seiner Mannschaft eine dringend benötigte Atempause verschaffte. Nach dem Seitenwechsel kam der KSC aus dem Rhythmus, während sich die Eintracht zeitweise in einen höheren Gang schaltete. Zwischen der 52. und 54. Minute kombinierte das Team am Strafraum der Gastgeber nach Belieben. Es war die Zeit des Michael Anicic. Zunächst wurde sein Schuss von Dirk Schuster abgefälscht und von Bilic auf der Linie geklärt. Doch nur zwei Minuten später nutzte er seine nächste Gelegenheit: Nach einer Vorlage von Manfred Binz und einem geschickten Hackentrick von Penksa beförderte er den Ball aus 18 Metern zum Ausgleich ins Netz. „Es war der schlimmste Punktverlust seit langer Zeit“, ärgerte sich KSC-Trainer Winfried Schäfer nach dem Spiel über das Unentschieden, das jedoch leistungsgerecht war. Beide Teams hätten den Sieg nicht verdient, auch wenn es in der Schlussphase noch brenzlig wurde: Burkhard Reich vergab aus vier Metern die große Chance zum 2:1 für den KSC, und Okocha setzte einen Freistoß wuchtig an den Pfosten. Nach den turbulenten Tagen am Riederwald war bei der Eintracht zumindest kurzfristig Erleichterung zu spüren. Offiziell dachte niemand mehr an Jupp Heynckes. „Der ist Schnee von gestern“, erklärte Okocha selbstbewusst und blickte bereits nach vorn. Am kommenden Wochenende gegen den FC Bayern wolle er sich für eine alte Spitze von Uli Hoeneß revanchieren. „Der hat mal gesagt, ich sollte lieber im Zirkus auftreten. Ich werde ihm zeigen, dass ich auch im Waldstadion guten Fußball spielen kann.“
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