![]() |
Eintracht Frankfurt - Schalke
04 |
![]() |
Bundesliga 1994/1995 - 24. Spieltag
0:3 (0:0)
Termin: Fr 31.03.1995 20:00
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Bernd Heynemann (Magdeburg)
Tore: 0:1 Hendrik Herzog (48.), 0:2 Radoslav Latal (58.), 0:3 Sergej Dikhtiar (76.)
Eintracht Frankfurt | Schalke 04 |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer |
Trainer |
Wie ein Absteiger Den Frankfurter Fans hatte es die Sprache verschlagen. Die Schalker machten sich derweil einen schönen Abend. Sie riefen höhnisch nach „Yeboah", sangen aus Leibeskräften und freuten sich, an diesem kalten Abend nach Frankfurt gekommen zu sein. Für die Eintracht war die Bundesligapartie am Ende eine Demütigung. Sie verlor gegen den Tabellennachbarn 0:3, und was viel schlimmer war: Sie wurden in der zweiten Halbzeit vorgeführt. Es war die Demontage einer Mannschaft, eine schonungslose Demonstration des Zerfalls. Viele Frankfurter Zuschauer verließen das Stadion lange vor der Zeit, nicht wegen der Kälte, wie man vermuten kann, sondern weil sie genug gesehen hatten von ihrer Mannschaft. Die Eintracht spielte wie ein Absteiger und verlor die Begegnung in der zweiten Halbzeit durch Tore von Herzog (48.), Latal (58.) und Dikhtiar (74.). Während sich die Schalker nach dem Abpfiff von ihren restlos begeisterten Anhängern feiern ließen, hatten es auch die Frankfurter Spieler eilig, vom Ort des traurigen Geschehens zu kommen. Sie trabten mit hängenden Köpfen in die Kabine. Sie haben zwar viel Erfahrung mit Niederlagen gesammelt in dieser Saison, diese aber schmerzte besonders, weil es keine Ausrede gab. Wenn man einer Durchschnittsmannschaft wie Schalke so hoffnungslos unterlegen ist wie die Eintracht in der zweiten Halbzeit, dann ist es mit Schönreden nicht mehr getan. Die Mannschaft ist wieder auf dem 13. Tabellenplatz angekommen - und auf dem Tiefpunkt ihrer bescheidenen Möglichkeiten. Vor dem Spiel gab es Blumen für Manfred Binz. Nicht für die Vertragsverlängerung, aber für das 300. Bundesligaspiel, das der Libero am vergangenen Freitag in Uerdingen hinter sich gebracht hatte. Bei einem 301. Einsatz für die Frankfurter Eintracht mußte Binz auf die bewährte Mithilfe von Ralf Weber verzichten. Der Nationalspieler mußte wegen einer Leistenverletzung passen, die er sich am Mittwoch beim Länderspiel in Georgien zugezogen hatte. Im Angriff fiel Jan Furtok verletzt aus, was Auswirkungen bis in die Abwehr hatte. Dort durfte der Georgier Kachaber Zchadadse gegen den Schalker Mulder spielen. Er übernahm den dritten Ausländerplatz von Furtok. Die beiden anderen waren von vornherein für den Tschechen Josef Obajdin und den Nigerianer Okocha reserviert. Okocha mußte so einmal mehr in der ungeliebten Rolle als Sturmspitze antreten. Auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld begann der 18 Jahre alte Thorsten Flick, der auf der rechten Seite Platz für Slobodan Komljenovic gemacht hatte - ein Experiment, das Trainer Jupp Heynckes umgehend korrigierte: Komljenovic und Flick tauschten die Plätze, nach der Pause machte Flick Platz für Thomas Reis. Gespannt war man auf die Vorstellung von Obajdin, der für die Eintracht zum erstenmal von Beginn an zum Einsatz kam. Doch bis zum Schlußpfiff war von Obajdin so gut wie nichts zu sehen. Es spielte der Zwölfte der Tabelle gegen den Dreizehnten. Viel durfte man also nicht erwarten. Die Schalker immerhin zeigten von Beginn an, daß sie gewillt waren, im Waldstadion zu gewinnen. Scherr prüfte Nationaltorhüter Köpke im Frankfurter Tor mit einem Weitschuß (20.), Latal stellte Köpke mit einer verunglückten Flanke auf eine unerwartete Probe (35.), Mulder brachte den Ball mit gestrecktem Bein zwar an Köpke vorbei, aber auch am Tor (45.). Dem hatte die Eintracht bis zur Pause außer Obajdins Chance (7.) eine gute Möglichkeit von Komljenovic entgegenzusetzen, die Lehmann im Schalker Tor mit einer Fußabwehr zunichte machte. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam es dann noch schlimmer für die Eintracht. Binnen elf Minuten sorgten die Gäste mit zwei Treffern für die Entscheidung. Büskens konnte nach einem Freistoß ungehindert zu einer weiten Flanke ansetzen, der nach vorne aufgerückte Obajdin-Bewacher Herzog schaltete am besten und sprang am höchsten — unerreichbar für Köpke landete der Kopfball im Netz. Kaum hatte sich die Schalker Freude über die Führung gelegt, da durfte bei den Gästen erneut gejubelt werden. Okocha verlor im Mittelfeld den Ball gegen Eigenrauch, Nemec leitete ihn sofort weiter, und Natal traf mit einem plazierten Schuß ins Eck. Kopfschüttelnd und mit unüberhörbaren Schimpfkanonaden verließen daraufhin die ersten der erbosten Frankfurter Anhänger das Stadion. Sie taten gut daran, denn die Gastgeber wurden danach förmlich vorgeführt. Lethargisch und zweikampfschwach ergaben sie sich ihrem Schicksal. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Treffer fiel. Nach 75 Minuten war es schließlich so weit. Der kurz zuvor für Latal eingewechselte Dikhtiar schob nach schöner Vorarbeit von Eigenrauch und Mulder das Leder über die Linie — die Fans der Königsblauen veranstalteten auf den Stehrängen ein Freudenfest. Derweil versammelten sich vor der Ehrenloge auf der Haupttribüne die ersten Frustrierten, die Eintracht-Manager Hölzenbein mit deutlichen Worten bedachten. Kein Wunder, daß auch die Frankfurter Akteure nach dem Abpfiff schnurstracks in die Kabine spurteten. Nur Köpke ließ sich etwas mehr Zeit und stellte empört vor seinem Abgang fest: „Das war heute eine Unverschämtheit. Manche haben noch nicht einmal ein schmutziges Trikot."
Heynckes wirft das Handtuch Zwei Tage nach der bitteren 0:3-Niederlage gegen Schalke 04 hat Jupp Heynckes seinen Rücktritt als Trainer von Eintracht Frankfurt erklärt. In einer offiziellen Mitteilung bestätigte der Verein am Sonntag zudem, dass auch der Vertrag mit Assistenztrainer Horst Köppel „einverständlich mit sofortiger Wirkung“ aufgelöst wurde. Bis zum Saisonende übernimmt der bisherige Co-Trainer Karl-Heinz Körbel die Verantwortung – eine Rolle, die er bereits nach der Trennung von Klaus Toppmöller im April 1994 vorübergehend innehatte. Heynckes informierte Eintracht-Manager Bernd Hölzenbein bereits am Samstag über seinen Entschluss. Eine Abfindung werde er nicht einfordern, betonte der 49-Jährige, der seinen Rückzug als notwendigen Schritt für den Verein sieht. „Die Eintracht braucht personelle Verstärkungen, und ich möchte dem Klub ermöglichen, diese nach seinen Vorstellungen zu realisieren“, erklärte er am Sonntag. Dabei kam die Entscheidung allein von Heynckes – eine Entlassung durch den Verein stand nicht zur Debatte. Trotz des sportlichen Niedergangs hielt die Klubführung um Präsident Matthias Ohms und Manager Hölzenbein lange an ihm fest. Noch zu Winterbeginn hatten sie betont, dass nur mit Heynckes eine nachhaltige Entwicklung möglich sei, selbst nachdem sein Streit mit den Spielern Gaudino, Yeboah und Okocha eskaliert war. Spekulationen, dass er bereits mit anderen Vereinen Verhandlungen führe, wies Heynckes entschieden zurück. Vielmehr sei er bis zuletzt davon überzeugt gewesen, seinen Vertrag erfüllen zu können. „Doch in den vergangenen Wochen wurde mir immer klarer, dass der Verein und ich nicht zusammenpassen. Unsere Vorstellungen von professioneller Arbeit und dem Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft gehen zu weit auseinander.“
|