Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC

Freundschaftsspiel 1994/1995

2:1 (2:1)

Termin: 06.02.1995 im Waldstadion
Zuschauer: 800
Schiedsrichter: Wagner (Kriftel)
Tore: 0:1 Carl (15.), 1:1 Thomas Doll (34.), 2:1 Jay Jay Okocha (41.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Karlsruher SC

 


  • Reitmeier
  • Wittwer
  • Bilic
  • Schuster
  • Carl
  • Fink
  • Nowotny
  • Bonan
  • Häßler
  • Kirjakow
  • Edgar Schmitt

 

Wechsel

Wechsel

  • Maric für Carl (46.)
  • Schmidt für Nowotny (46.)
  • Wück für Wittwer (73.)

Trainer

Trainer

  • Winfried Schäfer

 

 

Spektakuläres Tor von Jay-Jay Okocha

Ansehnlich waren die Leistungen der beiden Bundesligateams in diesem kurzfristig vereinbarten Test im Frankfurter Waldstadion. „Viel zu offen" nannte KSC-Trainer Winfried Schäfer die Spielweise seiner Mannschaft, doch genau das gefiel den Zuschauern.

Frankfurts Anfangsformation dürfte auch die erste Wahl beim Rückrundenstart in Köln sein. Besonders effektiv agierten Legat und Weber über die linke Seite. Jay-Jay Okocha spielte spektakulär auf und traf mit zwei Scherenschlägen ins Tor und den Pfosten. Sehr gut klappte sein Zusammenspiel mit Doll. Als feste Größe im Eintracht-Team gilt auch Jan Furtok, der schnell und spritzig wirkte, im Abschluß aber bekannte Schwächen demonstrierte.

Der KSC zeigte eine gute Spielanlage, versuchte schnell und direkt zu spielen. Hervorragend einige Pässe von Häßler und Schuster. Der glänzend aufgelegte Nationaltorwart Köpke verhinderte gegen Häßler und Kirjakow den Ausgleich. Mängel verriet der KSC auf der rechten Seite, wo Carl in ungewohnt defensiver Rolle sowohl Legat als auch Weber mehrmals passieren ließ. (aus dem 'Kicker' vom 6.2.1995)

 

Trainer Heynckes findet seine Formation für Köln

Was sollen Trainer sagen nach einer gelungenen Partie zwischen zwei Klassenkollegen, die sich in aller Freundschaft ganz kurzfristig auf das Treffen verständigt hatten? Leichtathleten würden sagen, sie kämen direkt aus dem Training heraus in den Wettkampf, und hätten damit eine Entschuldigung. Bei Fußballspielern zählt dieser Wechsel zwischen Training und ernsthafter Betätigung vor den dann sich Samstag für Samstag wiederholenden Höhepunkten der Saison zum Aufbauprogramm. Deswegen suchten weder der Trainer der Frankfurter Eintracht, Jupp Heynckes, noch Winfried Schäfer, sein Kollege vom Karlsruher SC, nach Entschuldigungen für den einen oder anderen Patzer nach dem vor 500 Zuschauern im Waldstadion mit 2:1 von den Frankfurtern gewonnenen Spiel. Solche Partien sind noch allemal besser als die Pflichtübungen auf dem Land, so wichtig die auch sein mögen für das Ansehen eines Vereins. Wenn einer einem ernsthaft die Stirn bieten kann, dann weiß man anschließend, was man gesehen hat.

Heynckes, zum Beispiel, hatte gesehen, daß sich Jay Jay Okocha von Mal zu Mal in einer besseren Form präsentiert. War der Trainer am vergangenen Samstag nach dem 1:1 gegen den 1. FC Saarbrücken mit Okocha „relativ“ zufrieden, so war er nach dem Spiel gegen den Karlsruher SC mit dem Nigerianer „äußerst“ zufrieden. Der hat sich als Nebenmann von Thomas Doll seine Rolle als „hängende Spitze“ verinnerlicht. „Ich kann keine Mittelfeldspieler brauchen, die sich nur dort bewegen wollen, wo die Sonne scheint“, sagt Heynckes. Nein, er brauche welche, die sich in stetem Wechsel in den Angriff einschalten.

Gesagt, getan. Nach dem 0:1 durch Eberhard Carl (16. Minute) erzielte Doll per Kopf nach Flanke von Legat das 1:1 und Okocha nach Flanke von Furtok per Seitfallschuß das 2:1 (42.). Und nach einer „Superaktion“ (Heynckes) hätte Okocha, der sich vom entnervten Fink einen rüden Tritt einhandelte, kurz nach der Pause sogar auf 3:1 erhöhen können, traf aber bei seiner artistischen Einlage nur den Pfosten. Statt dessen hätte es später 2:2 heißen können. Doch Torhüter Andreas Köpke lenkte den Ball, listig von Nationalspieler Thomas Häßler in den Torwinkel gehoben, mit den Fingerspitzen über die Latte.

„Das könnte die Mannschaft sein, die auch das erste Rückrundenspiel der Bundesliga in Köln bestreitet“, sagte Heynckes, sichtlich erfreut darüber, daß seine stete Forderung, den Ball schneller aus der Abwehr, in der Binz überragte, über ein mitdenkendes Mittelfeld in den Angriff zu befördern, mit Lust und Laune beherzigt wurde. „Von der Bewegung her war es ein großer Fortschritt. Schließlich müssen wir eine Formation finden, und der KSC hat eine gute Mannschaft.“ Und die Eintracht-Formation sah so aus: Köpke - Binz - Bindewald, Zchadadse, Komljenovic, Weber - Legat, Doll, Dick-haut, Okocha - Furtok. Dazu kämen noch Roth, Bommer und Falkenmayer. Ausgewechselt hatte Heynckes erst spät, im Dreierpack kamen Becker, Penksa und Wolf für Furtok, Doll und Legat. „Beide Mannschaften wurden gefordert, der Test hat seinen Zweck erfüllt“, sagten Heynckes und Schäfer. „Aber es ist etwas anderes, wenn es um Punkte geht.“ Manchmal sind solche Spiele wie am Montag schöner. (FAZ vom 07.02.1995)



Okocha tanzt mannschaftsdienlich

Viel besser „als so ein Gurkenspiel, das wir mit 14:1 gewinnen“, fand Winfried Schäfer den netten Kick am frühen Montagabend, auch Kollege Jupp Heynckes war zufrieden gewesen, weil seine Mannen ein flottes Spielchen auf den grünen Rasen gelegt hatten, und doch hatten ein paar Dutzend der rund 800 Zuschauer, die den beiden Bundesliga-Recken aus Frankfurt und Karlsruhe bei freiem Eintritt ansichtig wurden, was zu meckern: Jan Furtok, im Brotberuf Stürmer, war mal wieder in den Mittelpunkt der Kritik geraten, weil er vor dem Tor mitunter von einer unerklärlichen Zappeligkeit befallen wird, so daß der Torwart, Aug' in Aug' mit dem Polen, rechtzeitig die Hand an den Ball bringt. Zwei Tore hätte der sensible Angreifer, lauf- und einsatzfreudig wie eh und je, allemal erzielen müssen, gut für die labile Psyche wären solche Treffer ohne Wert gewesen, allein Furtok traf nicht, und so konnte er nicht viel Honig saugen fürs Selbstvertrauen, sieht man einmal davon ab, daß er einen Treffer mustergültig vorbereitete.

Daß die Frankfurter Eintracht dennoch in diesem sehr flotten, sehr ordentlichen Testspiel mit 2:1 (2:1) die Nase vorne hatte, lag an anderen. An Augustine Okocha zum Beispiel, der dieses Mal von Trainer Jupp Heynckes mehr in die Offensive geschickt worden war, wo er sich mit Thomas Doll geschickt abwechselte. Nicht von ungefähr münzten Doll (34.) und Okocha (41.) die frühe Gäste-Führung durch Carl (15.), begünstigt durch einen Patzer Komljenovics, in den Sieg um. Wie Okocha diese Rolle hinter Furtok interpretierte, wie er seine Spielkameraden mit blitzgescheiten Pässen in Szene setzte, wie lauf- und bewegungsfreudig er agierte (und selbst in der Defensive aushalf) und wie torgefährlich er zudem spielte — er traf noch den Pfosten —, das forderte ein Extralob des gestrengen Trainers heraus: „Genau so stelle ich mir das vor. Okocha hat ein wirklich gutes Spiel gemacht.“

Doch nicht nur er allein: Sehr gefällig lief der Ball durch Frankfurter Reihen, die Umsetzung von Abwehr in den Angriff klappte, selbst wenn der eine oder andere Konter weniger überhastet eingeleitet hätte werden können, und auch an der Bereitschaft zum Laufen gab es wenig auszusetzen. Zudem stand die Abwehr um Weber, Zchadadse, Binz und Bindewald, mühte sich Doll nicht vergebens um Linie im Spiel, und wenn dann noch Gefahr vor dem Frankfurter Tor drohte — sei es bei Schüssen von Häßler, Kirjakow oder Fink —, war Torhüter Köpke auf dem Posten.

Auch wenn der KSC, bis auf Tarnat und Bender in Bestbesetzung, mit seinem „viel zu offenen Spiel“ (Schäfer) den Gastgebern freundlich entgegenkam, so spricht doch einiges dafür, daß Heynckes in dieser Formation in die Rückrunde gehen wird. „Die Mannschaft muß sich jetzt finden, muß sich jetzt durchbeißen.“ Mit dem derzeitigen Stand der Vorbereitung jedenfalls ist der Coach zufrieden, zumindest er. Manche Fans offenbar noch nicht. (FR vom 07.02.1995)

 

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