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1860 München - Eintracht
Frankfurt |
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Bundesliga 1994/1995 - 17. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Sa 10.12.1994 15:30
Zuschauer: 27.5000
Schiedsrichter: Bernhard Zerr (Ottersweier)
Tore: 1:0 Jens Dowe (9.), 2:0 Peter Nowak (50.), 2:1 Thorsten Legat (90.)
1860 München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Es fehlt an Qualität Drei Tage nach dem Triumph im UEFA-Pokal von Neapel wurde Eintracht Frankfurt wieder vom Bundesliga-Alltag eingeholt. Die eklatante Auswärtsschwäche der Mannschaft setzte sich fort, und nach einer schwachen Leistung unterlagen die Frankfurter beim Abstiegskandidaten 1860 München. Andreas Köpke brachte es im Kabinengang enttäuscht auf den Punkt: „Nach dem Erfolgserlebnis vom Mittwoch hatten wir alle gehofft, uns mit einem Sieg in die Winterpause zu verabschieden.“ Fast schon resignierend fügte er hinzu: „Was wir in dieser Saison auswärts zusammengespielt haben, war bis auf wenige Ausnahmen eine Katastrophe.“ Diese Niederlage war jedoch vielleicht dennoch wertvoll, denn das neuerliche Desaster zeigte deutlich, dass auch ein kurzfristiger Motivationsschub, ausgelöst durch interne Turbulenzen, strukturelle Defizite nicht kaschieren kann. Wunder wie gegen den HSV oder in Neapel lassen sich nicht beliebig wiederholen. Vor diesem Hintergrund entbrennt bei der Eintracht eine Art fußballerischer Glaubenskrieg. Während viele Fans nach dem Rauswurf von Yeboah, Gaudino und Okocha vehement für Transfers plädieren, geben sich die Vereinsverantwortlichen zurückhaltend. Trainer Jupp Heynckes räumte zwar ein, dass „vorne eine Alternative fehlt, die Klasse hat“, doch betonte er im gleichen Atemzug, dass kurzfristig kein bezahlbarer Topmann auf dem Markt sei. Auch Manager Bernd Hölzenbein sprach sich entschieden gegen eine überhastete Verpflichtung aus: „Wir stecken zwar in einer blöden Situation, aber sind trotzdem gelassen. Eine Grundsatzentscheidung wird nicht getroffen. Wir warten ab, was passiert.“ Erst wenn einer der Rebellen einen neuen Verein gefunden habe, werde die Eintracht nach einem Ersatz suchen – zumindest laut offizieller Verlautbarung. Eines war jedoch unstrittig: Das Fehlen von Yeboah allein kann nicht als Erklärung für die erneute Auswärtspleite herhalten. Schließlich hatte die Eintracht auch mit ihm nicht besser in der Fremde gespielt. Heynckes erinnerte zu Recht daran: „Mit ihm, Gaudino und Okocha haben wir in Duisburg kläglich verloren.“ Dennoch ging der Trainer in seiner Analyse nach dem Spiel zu wohlwollend mit seinem Team um. Seine Aussage, er wolle der Mannschaft „ein Riesenkompliment“ aussprechen, war zumindest fragwürdig. Denn trotz sichtbarem Engagement – das von Profis erwartet werden muss – fehlte es an der nötigen Zweikampfstärke und erst recht an spielerischer Klasse. Besonders bedenklich war die Schlafmützigkeit der Frankfurter zu Beginn beider Halbzeiten. Die Gastgeber nutzten dies eiskalt aus: ein der ersten Hälfte traf Dowe bereits in der neunten Minute nach einem feinen Doppelpass mit Winkler zur Führung. In der zweiten Halbzeit sorgte Nowak bereits fünf Minuten nach Wiederanpfiff nach Vorarbeit von Dowe und Bodden für die Vorentscheidung. Fast wäre die Partie frühzeitig entschieden gewesen, doch Köpke verhinderte mit einer Fußabwehr gegen Bodden den dritten Treffer, bevor Zchadadse einen Nachschuss von Nowak auf der Linie klärte. Die Eintracht kam zwar noch einmal zurück, doch die Schlüsselszene war nicht das späte 1:2 durch Legat nach einem Freistoß von Falkenmayer und Binz, sondern eine strittige Szene zehn Minuten zuvor. Nach einer Ecke von Weber ging der Münchner Uwe Wolf im Strafraum mit der Hand zum Ball – der fällige Elfmeterpfiff blieb aus. Es war eine von mehreren glücklichen Entscheidungen für die 1860er, denn auch Wolfs Ellenbogen-Check gegen Furtok in der ersten Halbzeit blieb ungeahndet, ebenso wie sein brutales Foul an Penksa in der Schlussphase, das nur mit Gelb bestraft wurde. Ein weiterer Knackpunkt des Spiels war die vergebene Großchance von Becker in der 32. Minute. Völlig frei vor Torhüter Meier köpfte er den Ball direkt in die Arme des Keepers – die einzige klare Gelegenheit der Eintracht in 90 Minuten. Im Angriff lief kaum etwas zusammen: Ob Furtok und Becker zu Beginn oder später Penksa und Sobotzik – keiner konnte Akzente setzen. Auch im Mittelfeld fehlte ein kreativer Impulsgeber. Einzig Falkenmayer setzte gelegentlich Akzente, während Doll spätestens im zweiten Durchgang völlig abtauchte. Unter dem Strich zog Hölzenbein ein ernüchterndes Fazit für die Rückrunde: „Unsere Qualifikation für den UEFA-Pokal ist fast utopisch. Trotzdem hoffen wir noch ein bisschen.“ Das klang wenig überzeugend – vor allem für einen Klub, der im Sommer noch vom Titelgewinn gesprochen hatte. Die auswärtigen Pleiten reihten sich aneinander, und die wenigen Lichtblicke – Unentschieden in München, Kaiserslautern und auf Schalke – konnten die Punktverluste daheim (etwa gegen Uerdingen oder das Remis gegen Köln) nicht ausgleichen. Zusammen mit dem frühen Pokal-Aus gegen Wolfsburg ergibt sich ein trauriges Bild. Wäre da nicht das Wunder von Neapel gewesen...
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