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Eintracht Frankfurt - SSC
Neapel |
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Saison 1994/1995 - UEFA-Cup, Achtelfinale, Hinspiel
1:0 (0:0)
Termin: 24.11.1994
Zuschauer: 31.000
Schiedsrichter: Puhl (Ungarn)
Tore: 1:0 Renato Buso (55., Eigentor)
Eintracht Frankfurt | SSC Neapel |
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Nur Buso traf ins Netz Mit gemischten Gefühlen werden die Profis von Eintracht Frankfurt am 6. Dezember zum Achtelfinal-Rückspiel im UEFA-Pokal nach Neapel reisen. Der 1:0-Erfolg im Hinspiel gegen den SSC Neapel am Donnerstagabend vor 40.000 Zuschauern im Waldstadion war zwar ein wichtiger Schritt, aber keineswegs ein Garant für den Einzug ins Viertelfinale. Trotz ihrer aktuellen Schwächephase in der italienischen Liga (Platz 13) präsentierten sich die Gäste aus Neapel als technisch starke Mannschaft. Unter der Regie des als „neuen Maradona“ gehandelten Benito Carbone zeigten sie vor allem in den ersten zwanzig Minuten eine beeindruckende Ballsicherheit. Erst als Neapel nach einer knappen halben Stunde sein aggressives Forechecking etwas zurückfuhr, fand die Eintracht besser ins Spiel und kam zu ersten Chancen. Die größte Gelegenheit vergab Anthony Yeboah in der 27. Minute, als er nach einem Pass von Rudi Bommer zu spät bemerkte, dass Torhüter Taglialatela den Ball noch einmal aus den Händen hatte gleiten lassen. Kurz darauf setzte Maurizio Gaudino einen kunstvollen Lupfer nach einem Hackenzuspiel von Jay-Jay Okocha über das Tor. Okocha selbst sorgte zwar mit seinen Dribblings für Begeisterung auf den Rängen, doch Trainer Heynckes zeigte sich wenig angetan – besonders als einer seiner „Eiertänze“ lediglich zu einem Eckball führte. Für den ersten echten Aufreger sorgte dann allerdings der souveräne ungarische Schiedsrichter Sandor Puhl kurz vor der Pause. Neapels Cannavaro, bereits mit einer Gelben Karte bedacht, beschwerte sich lautstark über ein vermeintliches Foul von Yeboah. Zu lautstark für Puhl, der den aufgebrachten Italiener mit Gelbrot vom Platz schickte. Nach der Pause musste Neapel also mit neun Feldspielern auskommen – und leistete sich prompt einen weiteren folgenschweren Fehler. In der 55. Minute schlug Komljenovic eine scharfe Hereingabe in den Strafraum auf Yeboah. Doch Buso war eher am Ball als der Ghanaer, nahm ihm die Arbeit ab und bugsierte den Ball unglücklich ins eigene Tor. Der Führungstreffer gab Frankfurt sichtbar mehr Sicherheit. Yeboah und Gaudino hatten weitere große Chancen, das 2:0 zu erzielen, während Neapel mit der Einwechslung des robusten Kolumbianers Freddy Rincón für den technisch starken, aber zu leichten Carbone noch einmal versuchte, mehr Präsenz im Angriff zu entwickeln. Das Spiel wurde nun offener, beide Teams suchten den Weg nach vorne. Mit der Zeit erkannten die Neapolitaner, dass eine knappe 0:1-Niederlage als Ausgangslage für das Rückspiel keineswegs schlecht ist. Sie konzentrierten sich zunehmend auf die Defensive und machten Frankfurt das Leben schwer. Die Eintracht mühte sich, fand aber kaum Lücken in der nun noch kompakteren italienischen Abwehr. Jay-Jay Okocha durfte sich an der vergeblichen Suche nach einer entscheidenden Lücke nicht lange beteiligen – Zwölf Minuten vor Schluss wurde er für Furtok eingewechselt. Doch auch dieser Wechsel brachte keinen neuen Schwung mehr. Letztlich blieb es beim knappen, aber glanzlosen 1:0. Nach dem Schlusspfiff konnte sich die Eintracht zwar über einen Sieg freuen, doch die Leistung ließ weiterhin viele Fragen offen. Gegen einen ab der 43. Minute in Unterzahl spielenden Gegner hätte ein deutlicheres Ergebnis herausspringen müssen. Das Rückspiel in Neapel wird nun zur echten Bewährungsprobe. Denn eins ist klar: Der SSC Neapel wird im heimischen Stadion mit seinen frenetischen Fans ein anderes Gesicht zeigen – und Frankfurt muss sich deutlich steigern, wenn der Traum vom Viertelfinale nicht schon in Italien endet.
Nach dem Spiel wurde schon bald klar: Eintracht Frankfurt hat durch eine organisatorische Katastrophe rund 360.000 Mark verloren. Statt der möglichen 42.000 Zuschauer waren nur 30.500 Fans im Stadion. Anstatt der erwarteten 1,66 Millionen Mark nahm der Verein aus dem Ticketverkauf lediglich 1,3 Millionen Mark ein. Grund für diese peinliche Panne war die fehlende Übersicht über die verkauften Karten. Während die Abteilung Kartenvorverkauf ein „Ausverkauft“ meldete, stand in Wirklichkeit noch zahlreiche Tickets zur Verfügung. Neben 3.000 Tickets, die bereits am Montag aus Neapel zurückgegeben worden waren, entdeckte Geschäftsführer Detlef Romeiko kurz vor der Partie 9.000 Karten, die in der Geschäftsstelle einfach nicht verkauft worden waren – trotz einer angeblich hochmodernen EDV-Anlage.
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