Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1994/1995 - 11. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 29.10.1994 15:30
Zuschauer: 30.500
Schiedsrichter: Hellmut Krug (Gelsenkirchen)
Tore: 1:0 Wladimir Bestchastnykh (25.), 2:0 Wladimir Bestchastnykh (75.)

 

>> Spielbericht <<

Werder Bremen Eintracht Frankfurt

  • Oliver Reck
  • Michael Schulz
  • Hany Ramzy
  • Frank Neubarth
  • Thomas Wolter
  • Marco Bode
  • Wladimir Bestchastnykh
  • Dieter Eilts
  • Mirko Votava
  • Marinus Bester
  • Wynton Rufer

 


 

Wechsel

  • Andree Wiedener für Marinus Bester (74.)
  • Mario Basler für Wynton Rufer (80.)

Wechsel

Trainer

  • Otto Rehagel

Trainer

 

 

Den Schneid abgekauft

Nach den hoffnungsvollen Ansätzen der vergangenen Wochen, in denen sich die Frankfurter Eintracht mit spielerischer Disziplin und kämpferischem Einsatz wieder nach oben gearbeitet hatte, setzte es beim Pokalsieger Werder Bremen einen Rückschlag. 0:2 hieß es am Ende gegen eine Bremer Mannschaft, die auf auf die Stammspieler Andreas Herzog, Mario Basler (er kam erst kurz vor dem Abpfiff zum Einsatz), Bernd Hobsch, Uli Borowka und Dietmar Beiersdorfer verzichten musste – doch die Gastgeber kompensierten ihre Ausfälle mit Routine, Kampfstärke und einer zielstrebigen Effizienz, die den Frankfurtern fehlte.

Trainer Jupp Heynckes hatte noch vor der Partie zuversichtlich von einem positiven Auswärtstrend gesprochen, doch sein Team wurde von Werder mit einfachen Mitteln entzaubert. Werder-Coach Otto Rehhagel hatte sein Team in die Rolle des Außenseiters gedrängt, doch von Zurückhaltung war nichts zu sehen. Stattdessen setzte Bremen auf eine aggressive Gangart, um den Frankfurtern früh den Schneid abzukaufen. Vor allem Michael Schulz und Mirko Votava teilten kräftig aus - immer an der Grenze des Erlaubten und oftmals darüber hinaus. Die Eintracht ließ sich beeindrucken und zeigte sich zunächst verunsichert. Gleich mehrfach kam Werder zu gefährlichen Strafraumszenen, und als sich die Frankfurter endlich wehrten, wurde es unschön. Anthony Yeboah ließ sich nach mehreren Fouls und einem Ellenbogencheck von Schulz zu einer Revanche hinreißen und streckte seinen Gegenspieler mit einem Tritt in die Wade nieder – eine klare Tätlichkeit, die Schiedsrichter Krug allerdings nicht ahndete.

Kurz danach geriet die Eintracht in Rückstand. In der 25. Minute hob Rufer einen Freistoß über Torhüter Köpke hinweg in den Strafraum. Dort ließ Dickhaut seinen Gegenspieler Bestchastnykh aus den Augen, und der russische Stürmer köpfte unbedrängt zum 1:0 ein. Auch in der Folge konnte die Eintracht mit Härte und Tempo der Bremer kaum mithalten und ließ sich in die Defensive drängen. Dennoch gab es zwei Chancen für die Adlerträger: Thorsten Legat traf mit seinem „schwachen“ rechten Fuß nur den Pfosten (31.), und Jan Furtok vergab in der 38. Minute die größte Chance zum Ausgleich – freistehend vor Torwart Reck brachte er es nicht fertig, den Ball ins leere Tor zu schieben.

Nach der Pause zeigte sich die Eintracht von einer anderen Seite. „Wir haben uns zusammengerissen“, meinte Legat. Tatsächlich übernahmen die Frankfurter das Kommando, Bremen schien seine Kräfte verbraucht zu haben. Plötzlich stimmte das Zweikampfverhalten, plötzlich dominierten Gaudino, Doll und Binz das Spielgeschehen, plötzlich musste Werder reagieren. Doch die Eintracht blieb vor dem Tor harmlos. Die beste Gelegenheit vergab Dickhaut in der 53. Minute, als sein Kopfball zur Rückgabe verkam, die Reck sicher abfangen konnte. Auch Furtok scheiterte erneut, Gaudino prüfte Reck mit einem Weitschuss – mehr sprang nicht heraus.

„Mit dem Ausgleich wäre das Spiel gekippt“, klagte Heynckes hinterher. Doch stattdessen fiel das 2:0: Nach einer Ecke von Rufer war Bestchastnykh erneut zur Stelle, während die Frankfurter Abwehr tatenlos zusah. Besonders Nationaltorhüter Andreas Köpke, sonst ein sicherer Rückhalt, machte dabei eine unglückliche Figur. Während Heynckes sich nach der Partie über die harte Gangart der Bremer beklagte, zeigte sich Rehhagel zufrieden: „Wir haben unsere Ausfälle mit Disziplin und Lauffreudigkeit kompensiert.“ Eigenschaften, die auch die Eintracht in der zweiten Halbzeit bewies – aber viel zu spät.

Yeboahs Tritt gegen Schulz

„Ja, ich habe es getan, ich habe nachgetreten", gab Anthony Yeboah am Montag nach dem Spiel in Bremen unumwunden zu, nachdem er sich im Weserstadion nach vorangegangenem Ellbogenschlag und mehreren Fouls seines Gegenspielers Michael Schulz im Reflex zur Revanche hatte hinreißen lassen. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bund reagierte und überwies den Vorgang an das Sportgericht, das ihn am 10. November verhandelte und Yeboah freisprach.

Ausschlaggebend für den Freispruch war neben der fehlenden Verwerflichkeit — weder hinter dem Rücken des Unparteiischen noch in der Absicht begangen, den Gegenspieler ernsthaft zu verletzen — das „tadellose, sympathische Auftreten“ Yeboahs in der Bundesliga sowie die Unglaubwürdigkeit von Michael Schulz, der nach der Attacke erst mit einiger Verzögerung und „dann wie vom Blitz getroffen“ zu Boden gegangen war, vor Gericht. Ferner wertete das Gericht den Tritt nach den vielen Fouls an Yeboah als „nicht ganz unverständlich“.

 

 

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