Eintracht Frankfurt - Dynamo Dresden

Bundesliga 1994/1995 - 10. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: Sa 22.10.1994 15:30
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 1:0 Jan Furtok (46.), 2:0 Anthony Yeboah (54.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Dynamo Dresden

 


  • Stanislaw Tschertschessow
  • Thomas Rath
  • Andrzej Lesiak
  • Matthias Maucksch
  • Mario Kern
  • Matthias Stammann
  • Johnny Ekström
  • Thomas Hoßmang
  • Michael Spies
  • Henri Fuchs
  • Hans-Uwe Pilz

 

Wechsel

Wechsel

  • Uwe Jähnig für Henri Fuchs (66.)
  • Marco Dittgen für Thomas Hoßmang (83.)

Trainer

Trainer

  • Siegfried Held

 

 

Gaudino zurück im Team

Nach wochenlangen Spannungen und der daraus folgenden Demission Gaudinos nun die überraschende Kehrwende: Vor dem Spiel gegen Dresden scheint der Streit zwischen Trainer Heynckes und dem Mittelfeldregisseur beigelegt. „Gaudino habe Fehler eingesehen, sich für sein Verhalten entschuldigt und seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit erklärt“, gab der Coach zu Protokoll. „Er hat wohl über seine Situation nachgedacht.“

Heynckes betonte, für ihn sei der Konflikt letztlich keine große Sache gewesen. „Es wäre unsinnig, einem guten Spieler die Zukunft zu verbauen. Ich habe es nicht nötig, die Muskeln spielen zu lassen.“ Trotz dieser Worte bleibt der Eindruck, dass Heynckes den Disput unnötig eskalieren ließ.

Für das Spiel gegen Dynamo Dresden hat die Aussprache direkte Folgen: Gaudino wird in der Startelf stehen. „Er hat gut trainiert, also kann er sich beweisen“, so Heynckes. Innerhalb der Mannschaft sorgt die Rückkehr für Erleichterung. „Viele sind froh, dass es so gekommen ist“, räumte der Trainer ein.


Eintracht im Aufwind

So langsam wird aus Eintracht Frankfurt in der Saison 94/95 eine echte Fußballmannschaft. Das 2:0 gegen Dynamo Dresden am Samstagnachmittag war ein wichtiger Sieg – mit nun 6:2 Punkten aus den letzten vier Spielen zeigt die Formkurve nach oben. Zwar in sanften Schwüngen, aber auf einem stabilen Niveau. Die Erfolge der Eintracht sind nicht mehr das Produkt glücklicher Umstände, sondern das Ergebnis von Ordnung, vernünftiger Raumaufteilung, Disziplin und Einsatzfreude. Sogar ein Hauch von Fußballkunst blitzte gegen Dresden in einigen Phasen auf.

Ein bemerkenswerter Wandel, wenn man sich an die chaotischen Auftritte vor wenigen Wochen erinnert. Doch angesichts der Qualität im Kader ist die Entwicklung fast folgerichtig. In der vergangenen Saison bildeten Yeboah, Furtok, Gaudino und Bein das berühmte „Magische Viereck“ im Angriff. Gegen Dresden lautete die Offensive: Yeboah, Furtok, Gaudino und Doll. Es fehlte also nie an spielerischer Substanz – nur an der Umsetzung.

Die Rückkehr von Maurizio Gaudino lockte 23.000 Zuschauer ins Stadion – eine ordentliche Kulisse für das Duell zwischen dem Tabellenzwölften und -dreizehnten. Wer zu spät kam, verpasste eine aufregende Anfangsphase. Frankfurt hätte bereits nach 15 Minuten führen können, ja müssen. Doch Yeboah, Legat, Doll, Gaudino und Weber vergaben beste Chancen. Auf der anderen Seite tauchte Dresdens Ekström mehrfach gefährlich vor Köpke auf. Der schnelle Schwede bereitete der Frankfurter Abwehr erhebliche Probleme – obwohl Heynckes mit Bindewald seinen schnellsten Verteidiger gegen ihn aufgestellt hatte. Doch Bindewald brachte sich mit seinem eigensinnigen Stellungsspiel mehrmals selbst in die Bredouille. Dass Dynamo kein Tor gelang, lag vor allem daran, dass Ekström auf sich allein gestellt war. Bis er in Schussposition kam, hatte er oft schon weite Wege zurückgelegt.

Während Ekström zumindest die Entschuldigung mangelnder Unterstützung geltend machen konnte, hatte Anthony Yeboah in der 4. Minute keine Ausrede für seine vergebene Großchance. Nach starker Vorarbeit von Furtok, der sich gegen drei Gegenspieler durchsetzte, brachte Yeboah den Ball aus fünf Metern nicht im Tor unter. Ein schwacher Abschluss, den Dresdens Torwart Tschertschessow mühelos parierte.

Gerade Furtok bewies an diesem Nachmittag, dass sein Treffer in Bukarest ihm neues Selbstvertrauen gegeben hatte. Der mehr und mehr in Misskredit geratene Pole war endlich wieder eine Bereicherung für das Frankfurter Angriffsspiel. Kaum war die zweite Halbzeit angepfiffen, erzielte er den Führungstreffer. Nachdem er sich gegen den Dresdner Kern behauptet hatte, wurde sein Schuss von Pilz abgefälscht und segelte in hohem Bogen ins Netz (46.).

Dynamo hätte umgehend ausgleichen können, doch Ekström scheiterte erst an Köpke und setzte dann einen weiteren Versuch nur auf das Tornetz. Frankfurt hingegen machte es besser: In der 54. Minute legte Furtok per Doppelpass für Yeboah auf, der eiskalt zum 2:0 abschloss. Sein vierter Saisontreffer war die Entscheidung.

Von diesem Moment an zeigte die Eintracht phasenweise Fußball wie in besten Zeiten. Die wacklige Phase aus der ersten Halbzeit war vergessen. Heynckes sprach später vielleicht etwas hochgegriffen von einer „exzellenten“ zweiten Halbzeit, aber die Kombinationen von Gaudino, Furtok, Yeboah, Doll und Bommer waren durchaus sehenswert. Und das Beste: Die defensive Stabilität blieb erhalten.

Dass der Sieg nicht noch höher ausfiel, lag am Übereifer der Frankfurter. Yeboah und Gaudino vergaben beste Gelegenheiten. Doch mit jedem Erfolg wächst die Ruhe. Ein Blick auf die Tabelle bestätigt den Aufwärtstrend: Nur zwei Punkte trennen die Eintracht von den UEFA-Cup-Plätzen. Yeboah und Furtok finden zur Form, Gaudino ist wieder integriert, und mit Thomas Doll hat Frankfurt eine echte Verstärkung gewonnen. Es gibt viele Gründe, optimistisch nach vorne zu blicken.

 

 

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