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Bayern München - Eintracht
Frankfurt |
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Bundesliga 1994/1995 - 9. Spieltag
3:3 (1:1)
Termin: Sa 15.10.1994 15:30
Zuschauer: 63.000
Schiedsrichter: Hans-Jürgen Weber (Essen)
Tore: 0:1 Mirko Dickhaut (5.), 1:1 Markus Babbel (37.), 1:2 Thomas Doll (55.), 2:2 Christian Ziege (71.), 3:2 Alain Sutter (83.), 3:3 Slobodan Komljenovic (88.)
Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Am Dienstag, den 12. Oktober wird der Transfer
von Thomas Doll spruchreif, Lazio Rom kassiert eine Ablösesumme in
Höhe von 3,5 Mio. Mark. Die ebenfalls in Erwägung gezogene Verpflichtung
von Michael Rummenigge zerschlägt sich. Dafür bemüht sich
die Eintracht um Roland Wohlfarth, aktuell in Diensten das AS St.-Etienne. Gelungene Premiere des Rückkehrers Zwei Trainer, eine Sorge: Wann endlich verstehen die Spieler ihre Anweisungen? Giovanni Trapattoni kam aus Italien nach München, um den FC Bayern zu einer europäischen Spitzenmannschaft zu formen. Jupp Heynckes kehrte aus Spanien zurück, um Eintracht Frankfurt dauerhaft als nationale Größe zu etablieren. Doch beide haben bislang ihre Schwierigkeiten. Irgendwie scheinen die Spieler nicht zu begreifen, was ihnen die beiden Meistertrainer vermitteln wollen. Am Samstag jedoch machte zumindest einer von ihnen Fortschritte: Nach dem 3:3 im Münchner Olympiastadion erkannte Heynckes eine positive Entwicklung. Frankfurt zeigte nach Wochen enttäuschender Leistungen eine bemerkenswerte Vorstellung – und das war vor allem das Verdienst von Thomas Doll, der erst wenige Tage zuvor für 3,5 Millionen Mark von Lazio Rom gekommen war. Er verstand sofort, was Heynckes mit modernem Fußball meint. Schon in der 5. Minute bediente er Mirko Dickhaut mit einem perfekten Pass: 1:0 für die Eintracht. Nach dem Münchner Ausgleich durch Markus Babbel per Kopf (37.) sorgte Doll für den spielerischen Höhepunkt der Partie. Ein energischer Antritt zwanzig Meter vor dem Münchner Tor, ein Doppelpass mit Furtok, dann noch einer mit Dickhaut, ein eleganter Abschluss – und schließlich ein Torjubel, der seine italienische Schule verriet. Platt vor Freude ließ sich Doll vor der Frankfurter Kurve feiern. Die Bayern hatten Glück, dass die Eintracht in der Folge keinen ihrer zahlreichen Konter zum 1:3 nutzte. Stattdessen stand es plötzlich 3:2. Ziege traf nach 70 Minuten, und wenig später erzielte Sutter – von den eigenen Fans oft kritisiert – sein erstes Tor für Bayern (82.). Trapattoni schien erleichtert, doch die Freude währte nicht lange. Fünf Minuten vor dem Abpfiff schlug Legat eine Flanke in den Strafraum, und Komljenovic köpfte unbedrängt zum 3:3 ein. Trapattoni war entsetzt. „Die Eintracht hat das Remis verdient“, sagte er, „aber wir waren wieder wie Santa Claus an Weihnachten – immer machen wir Geschenke.“ Mühsam erfüllen sich die Wünsche der Trainer, das galt an diesem Abend für beide Seiten. Bis zum Wochenende hatte Heynckes mit seiner Mannschaft – abgesehen vom Dortmund-Spiel – fast nur Enttäuschungen erlebt. Doch am Samstag hatte er eine Leistung gesehen, auf die sich aufbauen ließ. „Die Mannschaft hat heute erkannt, was sie kann“, sagte er. „Das macht mich für die kommenden Wochen sehr zuversichtlich.“ Auch Doll war optimistisch: „3:3 in München – das gibt uns einen Schub. Jetzt werden wir nach vorn marschieren.“ Heynckes betonte, wie sehr der Neuzugang das Team bereits belebt hatte. Die Mannschaft sei „regelrecht aufgeblüht“, die jungen Spieler hätten sich an Dolls Seite „wie umgewandelt“ gezeigt. Während Trapattoni nach dem Spiel eine verpasste Gelegenheit bedauerte, sah Heynckes gleich drei Gewinner: „Die Zuschauer, der Fußball und die Eintracht.“ Sein neuer Spielmacher Doll habe das Vakuum im Mittelfeld gefüllt, das seit dem Weggang von Uwe Bein nach Japan klafft. Mit Technik und Spielverständnis lenke er das Frankfurter Spiel, setze seine Mitspieler klug ein und bringe mit seinen Pässen Struktur ins Offensivspiel. Besonders die Doppelpässe mit Furtok und Dickhaut zeigten, dass die Chemie auf Anhieb stimmt. Am Ende war Heynckes deutlich zufriedener als Trapattoni. Seine Mannschaft hatte die bislang beste Leistung der Saison gezeigt. Trapattoni dagegen ist noch weit vom Klassenziel entfernt. Das nächste Unterrichtsthema stand bereits fest: „Man muss nicht immer stürmen, um ein Spiel zu gewinnen.“ Markus Babbel hatte es vorher bereits treffend auf den Punkt gebracht: „Wir waren einfach zu blöd, um zu gewinnen.“
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