Nationalmannschaft Kolumbien - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1993/1994

4:0 (2:0)

Termin: 22.05.1994 in Medellin
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Asprilla (2.), 2:0 Aristizabal (5.), 3:0 Rincon (54.), 4:0 Asprilla (60.)

 

>> Spielbericht <<

Nationalmannschaft Kolumbien Eintracht Frankfurt

  •  

 


  • Ernst
  • Binz
  • Zchadadse
  • Bindewald
  • Kajmak (46. F. Möller)
  • Komljenovic
  • Bein (36. Osei)
  • Dickhaut
  • Wolf
  • Yeboah
  • Furtok (53. Becker)

 

Trainer

Trainer

 

Eintracht fliegt nach Kolumbien

Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt wird kurzfristig zum Sparringspartner eines WM-Teilnehmers. Unter nicht unerheblichen Reise-Strapazen werden die Hessen am Samstag nach Kolumbien fliegen, dort am Sonntag in der Hauptstadt Bogota gegen die kolumbianische Nationalelf spielen und schon am Montag wieder zurückfliegen.

Borussia Dortmund hatte diese Reise wegen der vielen verletzten Spieler abgesagt. Die Frankfurter sind kurzfristig eingesprungen, nachdem ihnen die Veranstalter einer Kurz-Tournee in den Iran abgesagt hatten. Kolumbien hat erst in der vergangenen Woche den FC Bayern München 2:0 besiegt. Bei der Weltmeisterschaft trifft das Team um Bayern-Stürmer Rudolfo Valencia auf Gastgeber USA, die Schweiz und Rumänien. Die Frankfurter kassieren für den Trip, der 22 Stunden Flugzeit, einen siebenstündigen Zeitzonensprung und einen Klimawechsel mit sich bringt, rund 100000 Mark. (FR)

 


Eintracht kommt mit dem Schrecken davon

Der kurzfristig organisierte Ausflug der Frankfurter Eintracht nach Kolumbien ist von einen tragischen Ereignis überschattet worden Nach dem Privatspiel gegen die Nationalmannschaft des Gastgeberlandes, das der Bundesligafünfte in Medellin 0:4 verlor, explodierte in der Nähe des Stadions eine Bombe. Durch den Anschlag kamen fünf Polizisten ums Leben. Elf Passanten wurden verletzt, einige lebensgefährlich. Die Delegation aus Hessen kam nicht zu Schaden. Als Urheber des Anschlages vermuten die Behörden eine linksgerichtete Guerilla-Organisation.

Wenn die Frankfurter Bundesligaprofis an diesem Dienstag von ihrem „Pfingstausflug" zurückkehren, werden sie mehr als 30 Stunden in Flugzeugen, Bussen oder auf Flughäfen verbracht haben. Am Samstag ging die Reise los. Zwischenstopp in Caracas in Venezuela, Umsteigen in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota und dann weiter in die 2000 Meter hoch gelegene Stadt Medellin, wo sich die kolumbianische Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft vorbereitet. Vor 21000 Zuschauern verlor die Eintracht am Sonntag 0:4. Faustino Asprilla, der in Parma in Italien sein Geld verdient, und Victor Aristizabal vom FC Valencia hatten die Kolumbianer schon nach fünf Minuten 2:0 in Führung gebracht. Rincon und Asprilla erzielten in der zweiten Halbzeit die weiteren Treffer. Auf den Einsatz von Adolfo Valencia vom deutschen Meister FC Bayern München verzichtete Kolumbien. Den Mittelstürmer trafen die Frankfurter Spieler in einem Hotel in Medellin, wo sie Quartier bezogen hatten.

Die Eintracht war mit 14 Spielern nach Kolumbien geflogen, neben den Bundesligaprofis Ernst, Binz, Tshadadze, Bindewald, Komljenovic, Wolf, Dickhaut, Bein, Furtok, Yeboah und Frank Möller kamen auch die Amateurspieler Becker, Kajmak und Osei, der Cousin von Torjäger Yeboah, zum Einsatz. Uwe Bein bestritt in Medellin wohl sein letztes Spiel für die Eintracht. Der Mittelfeldspieler, der in der kommenden Saison in Japan spielen wird, erlitt in der 36. Minute eine Prellung; die noch ausstehenden neun Privatspiele bis zum Urlaubsbeginn am 8. Juni bleiben ihm vermutlich erspart.

100000 Mark Gage erhielten die Frankfurter für die anstrengende Reise, auf der die Mannschaft von Vizepräsident Hölzenbein, Betreuer Falkenhain und Masseur Meinl begleitet wurde. Präsident Matthias Ohms ließ es sich nicht nehmen, von seinem Urlaub in Florida nach Medellin zu kommen. (FAZ)

 


 

Beins Abschied in Kolumbien

In Medellin im kolumbianischen Hochland hat Ex-Nationalspieler Uwe Bein am Pfingstsonntag sein letztes Spiel für die Frankfurter Eintracht bestritten. Bei der 0:4-Niederlage des Bundesligisten gegen WM-Teilnehmer Kolumbien schied Bein in der 26. Spielminute mit einer Prellung aus, die letzten neun Freundschaftsspiele dieser Saison bis zum 7. Juni bleiben ihm erspart. Anfang Juli wechselt Bein nach Japan.

Pfingsten in Kolumbien, für Frankfurt war es eine harte Tour. 16 Stunden Anreise mit Zwischenlandungen in Caracas (Venezuela) und Kolumbiens Hauptstadt Bogota am Samstag, schon am Sonntag das Spiel vor 21.000 Zuschauern im 2000 Meter hoch gelegenen Medellin. Dort sah sich die Eintracht durch Tore von Asprilla und Aristizabal bereits nach fünf Minuten mit 0:2 in Rückstand, kassierte nach der Pause durch Rincon und Asprilla zwei weitere Treffer. Im „Interconti" wohnten die Frankfurter mit den Kolumbianern unter einem Dach, trafen dort Bayernspieler Valencia, der nicht zum Einsatz kam. 100.000 Mark Gage gab es für den Trip nach Kolumbien, von dem die Mannschaft am Dienstagmittag zurückkehrt.

Nur 14 Spieler machten die Reise mit, in folgender Formation spielte Frankfurt gegen den WM-Teilnehmer: Ernst — Binz — Zchadadse, Bindewald — Kajmak (46. F. Möller), Komljenovic, Bein (36. Osei), Dickhaut, Wolf — Yeboah, Furtok (53. Becker).

Die Eintracht war kurzfristig als Sparringspartner der Kolumbianer für Borussia Dortmund eingesprungen. Präsident Matthias Ohms Heß es sich nicht nehmen, von seinem Urlaub in Florida nach Medellin zu jetten. (Kicker)

 


 

Bombenexplosion nach dem Eintracht-Spiel

Der 4:0-Sieg der kolumbianischen Nationalmannschaft gegen den deutschen Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt ist von einem Bombenanschlag überschattet worden, bei dem fünf Polizisten getötet worden sind. Durch die Explosion der Bombe im der kolumbianischen Stadt Medellin wurden nach Angaben eines Polizeisprecher sechs weitere Menschen, darunter zwei Polizisten, zum Teil schwer verletzt. Der Sprengsatz detonierte im Zentrum der Stadt, als die Polizeipatrouille vorbeikam. Sie war im Einsatz, um das Fußballspiel zu überwachen. Die Partie war eine halbe Stunde vor dem Anschlag zu Ende gegangen. Die Explosion ereignete sich nur wenige Straßenzüge vom Stadion Atanasio Girardot entfernt. Durch die Detonation wurden auch benachbarte Gebäude beschädigt. Die Behörden befürchten, daß dort ebenfalls Menschen verletzt worden sind.

Vier Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in den USA stärkte WM-Starter Kolumbien durch den 4:0 (2:0)-Sieg über den deutschen Bundesligisten Eintracht Frankfurt das Selbstvertrauen. Stürmerstar Faustino Asprilla vom früheren Europacupgewinner AC Parma war mit zwei Treffern (2. und 60.) der herausragende Spieler der Gastgeber.

Die weiteren Tore für das südamerikanische Team, das bei der WM in der Gruppe A auf Rumänien, die Schweiz und das Team des Gastgebers USA treffen wird, erzielten Victor Aristizabal vom FC Valencia (6.) und Fredy Rincon von Palmeiras Sao Paulo (54.). (Frankfurter Rundschau)

 


 

„Wie im James-Bond-Film“ - Eintracht wird ausgeflogen

„Für abgezockte Profis“, sagt Ramon Berndroth, „war das vielleicht nicht so interessant. Für mich und die jungen Spieler aber war es beeindruckend.“ Drei Tage war Berndroth über Pfingsten als Trainer mit 14 Spielern der Frankfurter Eintracht unterwegs, die meiste Zeit in Flugzeugen und Bussen. Einmal Kolumbien hin und zurück für 100.000 Mark. Am Dienstagmittag war die Eintracht-Reisegesellschaft wieder in Frankfurt - und mußte flugs alle Meldungen dementieren, sie sei nach ihrer 0:4-Niederlage gegen die kolumbianische Nationalmannschaft nur knapp einem Bombenattentat entkommen, dem fünf Polizisten zum Opfer gefallen sind. „Wir waren längst im Hotel“, sagt Berndroth, „als die Bombe explodierte. Wir haben davon nicht viel mitbekommen.“ Nur indirekt, denn nach dem Attentat verschärften die um das Wohl ihrer Gäste besorgten kolumbianischen Behörden die Sicherheitsvorkehrungen. Die Frankfurter wurden gebeten, ihr Hotel nicht mehr zu verlassen. Außerdem fand der Transfer zum Flughafen nicht mehr wie auf dem Hinweg mit einem Bus, sondern per Hubschrauber statt. Alle halbe Stunde wurden fünf Mann ausgeflogen. „Wie im James-Bond-Film“, sagt Berndroth.

Für die Eintracht-Reisegruppe, zu der auch Vizepräsident Hölzenbein, Verwaltungsratsmitglied Niehaus und Präsident Ohms gehörten, war der lukrative Pfingstausflug trotz des Bombenattentats kein Horrortrip. Im Gegenteil: Berndroth zum Beispiel ließ nichts auf die Gastgeber kommen. „Die Menschen in Medellín“, sagt er, „kämpfen um ihren vom Drogenkartell zerstörten Ruf.“ Und deshalb sind Fremde besonders willkommen. „Die Leute sind herzlicher als herzlich. Sie honorieren es, wenn Sportler bereit sind, in ihrer Stadt aufzutreten.“ Der deutsche Meister Bayern München war in der vergangenen Woche noch in der Hauptstadt Bogota gegen Kolumbien angetreten, diesmal bekam Medellín den Zuschlag. Die Bereitschaft der Eintracht, ihr Antrittsgeld in der berüchtigten Millionenstadt abzuarbeiten, wußten die Menschen vor Ort zu schätzen. „Wo immer wir mit unserem Bus aufkreuzten“, sagt Berndroth, „sind die Leute aus den Cafés gesprintet und haben uns gefeiert.“ Als am Abend vor dem Spiel der Bürgermeister zum Empfang bat, wurden Ohms, Hölzenbein, Berndroth und Niehaus zu ihrer Überraschung gar mit Ehrenplaketten der Stadt ausgezeichnet - wegen besonderer Verdienste um Medellín.

Fußball gespielt wurde auch. Seine Mannschaftsitzung hielt Berndroth in der Kabine ab, fünf Soldaten mit Maschinenpistolen im Hintergrund. Genutzt hat seine Ansprache nicht viel, was kaum überraschend war nach den Strapazen der Reise. „Wir waren körperlich nicht auf der Höhe“, sagt Berndroth. „Deshalb war es logisch, daß wir nach fünf Minuten schon 0:2 zurücklagen. Alles andere wäre nicht normal gewesen.“ Berndroth, der die Frankfurter Mannschaft noch bis zum 7. Juni in mehreren Privatspielen betreut, ehe er ins zweite Glied zurücktritt, hätte gern einen Tag mehr zur Akklimatisierung gehabt, „dann hätten wir nicht 0:4 verloren“. Ein Sjeg freilich wäre auch dann nicht möglich gewesen, dazu sind die Kolumbianer, die sich auf die Weltmeisterschaft in den Vereinigten Staaten vorbereiten, zu stark. Auch nach Berndroths Urteil: „Wenn die Fußball spielen, lacht einem das Herz. Die waren uns nicht nur in der Fitneß überlegen.“ Wie auch immer, das Ergebnis kümmerte keinen der Frankfurter. Geld verdient und neue Eindrücke gesammelt - die Reise, so anstrengend sie war, hat sich gelohnt. (FAZ vom 25.05.1994)

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg