Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1993/1994 - 32. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 23.04.1994 15:30
Zuschauer: 43.000
Schiedsrichter: Wieland Ziller (Laußnitz)
Tore: 1:0 Karlheinz Riedle (3.), 2:0 Kachaber Zchadadse (68., Eigentor)

 

>> Spielbericht <<

Borussia Dortmund Eintracht Frankfurt

  • Stefan Klos
  • Bodo Schmidt
  • Michael Schulz
  • Thomas Franck
  • Knut Reinhardt
  • Matthias Sammer
  • Karlheinz Riedle
  • Steffen Freund
  • Michael Zorc
  • Stephane Chapuisat
  • Gerhard Poschner

 


 

Wechsel

  • Günter Kutowski für Thomas Franck (46.)
  • Flemming Povlsen für Karlheinz Riedle (74.)

Wechsel

Trainer

  • Ottmar Hitzfeld

Trainer

 

 

Keine Besserung in Sicht

Zwei Wochen nach dem großen Knall rund um die Entlassung von Stein und Toppmöller ist bei der Frankfurter Eintracht vom erhofften sportlichen Aufschwung wenig zu sehen. Zwar hat sich der Ton im Verein deutlich entspannt, doch das wirkt sich nicht auf das Geschehen auf dem Platz aus. Die Niederlage in Dortmund offenbarte einmal mehr eine Mannschaft, die zwar will, aber nicht kann.

Kein Aufbäumen, keine Struktur, keine echte Idee – so lässt sich das Spiel mit Blick auf die Adlerträger zusammenfassen. Nicht nur der Dortmunder Stephane Chapuisat wunderte sich über die Harmlosigkeit der Frankfurter, auch Eintracht-Präsident Matthias Ohms hatte sich deutlich mehr Widerstand erhofft. Und Körbel brachte es auf den Punkt: „In der zweiten Halbzeit hatten wir keine einzige echte Torchance.“

Körbels taktische Idee, bei sengender Hitze kontrolliert zu agieren, war schon nach drei Minuten obsolet. Ein Fehler im Mittelfeld, ein schneller Gegenstoß, Poschner scheitert an Ernst, Riedle trifft im Nachschuss – ein früher Rückstand, der die ohnehin fragile Struktur der Eintracht sofort ins Wanken brachte. Hitzfelds Team hingegen konnte sich auf seine Konterstärke verlassen und musste nicht mehr gestalten. Die Verantwortung lag bei Frankfurt, doch es fehlte ihr schlicht an der Fähigkeit, damit umzugehen. Ohne Uwe Bein, der beim nächsten Spiel wieder dabei sein soll, wirkte das Offensivspiel wie ein Puzzle mit zu vielen fehlenden Teilen.

Manfred Binz hatte nach einem starken Solo die vielleicht beste Gelegenheit auf den Ausgleich, doch der Ball flog über das Tor. Weitere Möglichkeiten verpufften ebenso - Bommer schoss vorbei, Gaudino blieb hängen. Und wenn dann auch noch die körperlich robustere Mannschaft vom Schiedsrichter Narrenfreiheit bekommt, wie es bei Dortmund der Fall war, wird es für eine Mannschaft wie Frankfurt umso schwerer. Das Team versuchte es, das war zu erkennen, aber es war ein Bemühen ohne Durchschlagskraft, ohne Führung, ohne Struktur.

Körbel nahm seine in Schutz, lobte die Einstellung, sprach von Einsatzwillen und Engagement, kleidete seine Kritik in samtene Worte („Furtok hat nicht so eingeschlagen, wie ich es geplant habe“) und lobte selbst den Versuch. „Die Mannschaft hat sich bemüht und alles versucht.“ Zweifellos, der Wille war da bei Falkenmayer, Bommer, Komljenovic, der Chapuisat völlig unter Kontrolle hatte, bei Weber, Dickhaut und Binz, die weite Wege gingen, doch meist umsonst. Vieles verpuffte im fußballerischen Niemandsland. Es war keiner da, der diese, durchaus lobenswerten Bemühungen, den durchaus vorhandenen Eifer auch in konstruktive Bahnen hätte leiten können. Keiner war in der Lage, die Ärmel aufzukrempeln und dem Spiel noch einmal eine Wende zu geben.

Besonders bezeichnend war das zweite Gegentor, ein Eigentor von Zchadadse. In der 67. Minute fühlte sich die Eintracht zum wiederholten Male nicht befähigt, einen Alleingang von Poschner zu stoppen. Dessen harmlosen Schuss hätte der Georgier kurz vor der Torlinie in aller Ruhe aus der Gefahrenzone schlagen können. Doch der Manndecker drosch den Ball mit unerklärlicher Hektik völlig unbedrängt zum 2:0 für den Gastgeber ins eigene Tor.

Es war ein Tor, das sinnbildlich steht für die Zerrissenheit, die Unsicherheit und die fehlende Übersicht dieser Eintracht – nicht nur im Abwehrverhalten, sondern im ganzen Verein. Das Problem liegt tiefer als bei einzelnen Spielszenen. Es fehlt die Überzeugung, die innere Geschlossenheit, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – und vielleicht auch der Glaube, dass noch etwas geht.

Ob es nun gegen den HSV und den 1. FC Köln reicht, die nötigen Punkte für den UEFA-Cup zu holen, bleibt offen. Die kämpferischen Ansagen wirken hohl, wenn auf dem Platz weder Biss noch Mut noch klare Aktionen folgen. Diese Eintracht lebt von der Hoffnung, wie auch immer das Ruder noch einmal herumzureißen. Doch momentan sieht es nicht so aus, als sei jemand an Bord, der wirklich das Steuer in der Hand hat.

 

 

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