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Eintracht Frankfurt - SG Wattenscheid 09 |
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Bundesliga 1993/1994 - 31. Spieltag
5:1 (2:0)
Termin: Sa 16.04.1994 15:30
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Bernd Heynemann (Magdeburg)
Tore: 1:0 Anthony Yeboah (25.), 2:0 Thomas Reis (29.), 3:0 Manfred Binz (52.), 4:0 Mirko Dickhaut (54.), 5:0 Olaf Skok (66., Eigentor), 5:1 Souleyman Sané (86.)
Eintracht Frankfurt | SG Wattenscheid 09 |
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Ein Lebenszeichen, nicht mehr Die Eintracht hat sich nach einer turbulenten Woche eindrucksvoll zurückgemeldet. Der 5:1-Sieg gegen Wattenscheid war nicht nur ein sportlicher Befreiungsschlag, sondern auch als Zeichen gesehen werden, dass sich die Mannschaft von den internen Querelen gelöst hat. Plötzlich waren da wieder Spielfreude, Zusammenhalt und eine gewisse Leichtigkeit zu spüren, die in den vergangenen Monaten gefehlt hatten. „Heute haben wir wie eine richtige Mannschaft gespielt“, sagte Kapitän Anthony Yeboah nach dem Spiel. Ernsthafter Widerstand der Wattenscheider war allerdings nicht zu brechen gewesen. Allenfalls in den ersten zwanzig Minuten hemmten Nervosität, Unsicherheit und die Angst vor einer erneuten Enttäuschung die Eintracht, so dass Wattenscheid zu Chancen kam. Doch Thomas Ernst, der neue Mann im Tor, bewies direkt, dass er nicht nur eine Übergangslösung sein will. Erst parierte er einen gefährlichen Schuss von Sane, dann eine scharf getretene Flanke des erst zu Beginn der Saison von der Eintracht nach Wattenscheid gewechselten Stefan Studer. Es war sein erstes Bundesliga-Spiel über die volle Distanz – und er zeigte, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist. Trainer Körbel lobte ihn später und bescheinigte ihm, eine „eine unheimliche Sicherheit“ auszustrahlen. Dann kam Yeboah und mit ihm die Wende. Sein 17. Saisontreffer in der 25. Minute löste die Handbremse, vier Minuten später erhöhte der 20-jährige Thomas Reis mit seinem ersten Bundesliga-Tor auf 2:0. Spätestens jetzt gab es keine Zweifel mehr am Sieg. Der Rest des Spiels wurde für die Frankfurter fast zu einem Schaulaufen. Manfred Binz krönte eine starke Leistung mit einem feinen Solo, das er mit einem Lupfer zum 3:0 abschloss. Dickhaut köpfte den Ball an den Innenpfosten, von dort sprang er ins Netz – 4:0. Wattenscheid war längst geschlagen, als auch noch Skok ins eigene Tor trafErst in der 86. Minute durfte Wattenscheid durch Sane zumindest den Ehrentreffer erzielen. Nach dem Spiel herrschte in Frankfurt eine Stimmung, wie es sie lange nicht gegeben hatte. Wo zuletzt Frust und Missmut regierten, war nun Aufbruchstimmung zu spüren. Das lag nicht nur am Ergebnis, sondern auch an der Art und Weise, wie dieser Sieg zustande kam. Die Mannschaft zeigte sich geschlossen, viele Spieler, die unter dem alten Kapitän Uli Stein gelitten hatten, blühten regelrecht auf. Manfred Binz war nicht nur wegen seines Tores einer der besten auf dem Platz. Jan Furtok, zuletzt oft glücklos, arbeitete unermüdlich für das Team. Ralf Falkenmayer überzeugte in der Defensive und übernahm sogar zeitweise die Rolle von Binz als Libero. Thomas Ernst war ein sicherer Rückhalt, der das Vertrauen seines Trainers rechtfertigte. „Heute hat jeder für den anderen gekämpft“, sagte Rudi Bommer. „So wie es eigentlich immer sein sollte.“ Auch abseits des Rasens wurden letzte Konsequenzen aus den Querelen der vergangenen Wochen gezogen. Präsident Matthias Ohms kündigte an, dass der Vertrag mit Uli Stein am Montag aufgelöst werde – gegen eine Abfindung. „Dann ist Uli ein freier Mann, aber wir auch“, sagte Ohms. Damit wird die Ära Stein nicht nur sportlich, sondern auch formal beendet. Nicht jeder konnte den Sieg uneingeschränkt genießen. Maurizio Gaudino wirkte nachdenklich. „Wir haben den Titel leichtfertig verspielt“, sagte er. „Uns hätte niemand mehr eingeholt, wenn wir intern zusammengehalten hätten.“ Gaudino ist erst seit acht Monaten in Frankfurt, aber er hat schnell verstanden, wie dieser Verein funktioniert. Die Eintracht hat sich selbst um die Meisterschaft gebracht. Jetzt bleibt nur noch das Ziel, die Qualifikation für den UEFA-Pokal zu sichern. Die nächste Prüfung folgt in Dortmund. Dort wird sich zeigen, ob der neue Teamgeist auch einem starken Gegner standhält. „Wir dürfen uns nichts mehr erlauben“, sagte Gaudino. „Wir haben uns schon genug erlaubt.“ Wenn die Mannschaft so spielt wie gegen Wattenscheid, dann könnte diese Saison doch noch halbwegs versöhnlich enden.
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