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FC Bayern München - Eintracht Frankfurt |
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Bundesliga 1993/1994 - 30. Spieltag
2:1 (1:1)
Termin: Sa 09.04.1994 15:30
Zuschauer: 63.000
Schiedsrichter: Jürgen Aust (Köln)
Tore: 1:0 Mehmet Scholl (39.), 1:1 Anthony Yeboah (45.), 2:1 Lothar Matthäus (54., Foulelfmeter)
FC Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Niederlage in München Eintracht Frankfurt taumelt weiter durch die Bundesliga-Saison. Nach der dritten Niederlage in Folge, einem 1:2 gegen den FC Bayern München, rutschte die Mannschaft erstmals in dieser Spielzeit aus den UEFA-Pokal-Rängen. Doch die sportliche Krise ist längst nicht das einzige Problem. Nur einen Tag nach der Niederlage zog der Verein drastische Konsequenzen: Trainer Klaus Toppmöller und Kapitän Uli Stein wurden entlassen. Immerhin: Ein Offenbarungseid wie bei den vorherigen Niederlagen gegen Leipzig (0:1) und Duisburg (1:2) musste das Team diesmal nicht leisten. Die Mannschaft trat zwar nicht gut, aber zumindest diszipliniert auf. Auch der interne Streit um Kapitän Uli Stein, der die Mannschaft in den vergangenen Tagen beschäftigt hatte, wurde für 90 Minuten ausgeblendet. Doch all das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Frankfurter einmal mehr nicht mutig genug waren, um in München endlich mal wieder etwas Zählbares mitzunehmen. Dabei wäre die Chance auf einen Sieg gegen den verunsicherten FC Bayern so groß gewesen wie selten. Die Münchner wirkten nach ihrer 0:2-Niederlage in Mönchengladbach gehemmt und spielten zunächst erschreckend vorsichtig. Doch die Eintracht wusste diesen Umstand nicht zu nutzen. Die Begegnung begann so, als hätten sich beide Teams bereits mit einem Unentschieden abgefunden. Frankfurt machte die Räume eng, die Bayern gingen kein großes Risiko ein – das Spiel plätscherte vor sich hin. Dass die Eintracht mit dieser defensiven Spielweise zwar die Münchner Angriffe weitgehend neutralisieren konnte, aber selbst kaum für Gefahr sorgte, wurde in der ersten halben Stunde besonders deutlich: Bis zur 33. Minute hatte die Eintracht keinen einzigen Torschuss abgegeben. Selbst eine vielversprechende Freistoßsituation aus 25 Metern wurde kläglich vergeben. Dann folgte die erste gefährliche Szene der Frankfurter: Ein Konter über Maurizio Gaudino, der Anthony Yeboah in Szene setzte. Doch der Ghanaer schloss nur ans Außennetz ab. Dieser Angriff schien die Bayern jedoch aufzuwecken. Plötzlich wurde das Spiel intensiver. Zunächst scheiterte der Brasilianer Jorginho noch knapp mit seinem Schuß von der Strafraumgrenze – aber schon wenige Minuten später klingelte es im Frankfurter Tor. In der 39. Minute schickte Bruno Labbadia mit einem Pass Mehmet Scholl auf die Reise, und der hob den Ball gekonnt über Uli Stein hinweg ins Netz. Nach dem 0:1 wirkte Frankfurt noch verunsicherter –
bis sich wieder einmal Yeboah als Retter versuchte. Unmittelbar vor dem
Ende der ersten Halbzeit brachte Gaudino eine Flanke in den Strafraum,
die eigentlich zu weit zu geraten schien. Doch Yeboah zeigte seine ganze
Klasse und bugsierte den Ball im Fallen artistisch ins Tor. Der überraschende
Ausgleich war gleichzeitig der Halbzeitstand. In der 55. Minute kam es im Frankfurter Strafraum zu einer unglücklichen Szene: Komljenovic wollte einen Pass abfangen, sprang dabei aber so ungeschickt in den Zweikampf mit Schupp, dass der Bayern-Spieler ins Straucheln geriet. Schiedsrichter Hans-Joachim Aust entschied sofort auf Elfmeter. Lothar Matthäus ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und verwandelte zum 2:1 für die Bayern. Toppmöller reagierte auf den Rückstand und brachte Michael Anicic für den blassen Mihajlovic sowie Hagner für Frank Möller. Doch während diese Wechsel kaum Wirkung zeigten, brachte eine andere Szene doch noch einmal Spannung ins Spiel: In der 75. Minute sah Thomas Helmer Gelb-Rot, nachdem er zweimal in kurzer Folge den Ball absichtlich mit der Hand gespielt hatte. Mit einem Mann mehr erhöhte die Eintracht in der Schlussviertelstunde den Druck, allerdings ohne wirklich zwingend zu werden. Zwar fühlten sich die Frankfurter bei einer Szene benachteiligt, als ein Schuss von Ralf Weber den Bayern-Spieler Nerlinger an der Hand traf, doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Auf der anderen Seite hätten die Bayern das Spiel frühzeitig entscheiden können, doch Valencia traf bei einem Konter nur den Pfosten. Am Ende blieb es beim 2:1 für die Bayern. Ein verdienter, wenn auch glücklicher Sieg – das sahen auch die Trainer so. Während Toppmöller meinte: „Es war ein glücklicher Sieg für die Bayern“, widersprach Franz Beckenbauer nur sanft: „Wir waren schon die überlegene Mannschaft bis zur Herausstellung von Helmer.“ Gleichzeitig lobte er die Eintracht: „Sie hat im Stile einer Spitzenmannschaft aufgespielt.“ Doch dieses Kompliment war wohl mehr Höflichkeit als Realität. Denn Fakt ist: Die Eintracht ist in der Bundesliga-Tabelle
weiter abgerutscht, und vier Spieltage vor Saisonende sind nicht nur die
Meisterschafts-Träume endgültig geplatzt – sogar die Teilnahme
am UEFA-Pokal ist nun stark gefährdet. Stein und Toppmöller gefeuert Am Sonntag nach dem Spiel in München zog der Verein Eintracht Frankfurt die Notbremse: Torhüter Uli Stein und Trainer Klaus Toppmöller wurden mit sofortiger Wirkung entlassen. Nach einer dreieinhalbstündigen Krisensitzung am Frankfurter Riederwald, bei der auch zwölf Spieler einzeln befragt wurden, entschied das Präsidium: Mannschaftskapitän Uli Stein ist nicht länger tragbar. Der 40-jährige Torwart war in den letzten Wochen mehrfach durch beleidigende Äußerungen gegenüber Mitspielern aufgefallen. Besonders sein Umgang mit dem polnischen Stürmer Jan Furtok soll grenzwertig gewesen sein. Ralf Weber berichtete, dass Stein in den Kabinen internen Streitigkeiten immer wieder eskaliert habe. Doch auch Toppmöller musste gehen. Zum einen, weil er sich bis zuletzt schützend vor Stein stellte, zum anderen, weil er es nicht geschafft hatte, die Mannschaft in dieser kritischen Phase wieder auf Kurs zu bringen. Als neuer Kapitän wurde Stürmerstar Anthony Yeboah bestimmt. Er soll die Mannschaft in den letzten vier Saisonspielen führen und die drohende Katastrophe – das Verpassen des Europapokals – verhindern. Auf der Trainerbank gibt es eine Übergangslösung: Die Mannschaft wird bis zum Saisonende vom ehemaligen Eintracht-Spieler und bisherigen Co-Trainer Karlheinz Körbel betreut. Seine Aufgabe wird es sein, die Eintracht sportlich und vor allem mental zu stabilisieren. Im Tor steht im nächsten Spiel am Samstag gegen Wattenscheid Thomas Ernst, der bisher nur eine Bundesliga-Partie bestritt.
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