Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Bundesliga 1993/1994 - 21. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: Sa 12.02.1994 15:30
Zuschauer: 29.500
Schiedsrichter: Volkmar Fischer (St. Wendel)
Tore: 0:1 Jürgen Kramny (33.), 1:1 Uwe Wolf (45., Eigentor)

 

 

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Andreas Köpke
  • Marc Oechler
  • Marco Kurz
  • Lubos Kubik
  • Michael Wiesinger
  • Uwe Wolf
  • Alain Sutter
  • Sergio Zarate
  • Jürgen Kramny
  • André Golke
  • Manfred Schwabl

 

Wechsel

Wechsel

  • Rainer Zietsch für Manfred Schwabl (71.)
  • Thomas Brunner für André Golke (78.)

Trainer

Trainer

  • Rainer Zobel

 

 

Doll zur Eintracht

In der Woche vor dem ersten Ligaspiel des Jahres 1994 kann die Eintracht einen prominenten Neuzugang vermelden: Thomas Doll wechselt für eine Leihgebühr von 700.000 Mark bis zum Ende der Saison vom Lazio Rom an den Main. Der 27-Jährige ist sowohl im Mittelfeld als auch im Sturm einsetzbar und hat zwischen 1986 und 1990 29 Spiele für die DDR-Auswahl und von 1991 bis 1993 insgesamt 18 Partien für die DFB-Nationalmannschft absolviert.

 

Frankfurt stolpert sich an die Tabellenspitze

Weder mit der Unterstützung von Bundesliga-Rückkehrer Thomas Doll noch mit der halbstündigen Hilfe des lange verletzten Anthony Yeboah konnte Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Nürnberg überzeugen. Beim enttäuschenden 1:1 gegen den Abstiegskandidaten aus Franken blieb die Mannschaft von Klaus Toppmöller weit hinter den Erwartungen zurück. Zwar reichte der eine Punkt, um Bayer Leverkusen von der Tabellenspitze zu verdrängen, doch die Freude darüber hielt sich in Grenzen.

Für Kapitän Uli Stein war die Tabellenführung nur eine Momentaufnahme, die wenig über die tatsächliche Verfassung der Eintracht aussagte. „Wenn wir so spielen wie heute, haben wir da oben sowieso nichts zu suchen“, stellte der Torhüter ernüchtert fest – eine Einschätzung, die viele der knapp 30.000 Zuschauer im Waldstadion wohl teilten. Die Mannschaft hatte sich nach einer schwachen Phase vor der Winterpause mit neuem Selbstbewusstsein präsentieren wollen, doch davon war gegen tief stehende Nürnberger kaum etwas zu sehen.

Toppmöller hatte seine Startelf äußerst offensiv aufgestellt: Mit Furtok, Mihajlovic, Doll, Bein, Gaudino und Weber standen gleich mehrere kreative und torgefährliche Akteure auf dem Platz, dazu agierte Libero Manfred Binz wie gewohnt angriffslustig. Doch die zahlreichen Offensivkräfte führten nicht zu einem Offensivspektakel – im Gegenteil. Gegen tief verteidigende Nürnberger, die fast durchgehend mit neun Mann ihren Strafraum absicherten, fehlten der Eintracht die Ideen, um echte Torchancen herauszuspielen.

Das Frankfurter Angriffsspiel wirkte überladen und unkoordiniert. Es gab mehr nominelle Stürmer als tatsächliche Tormöglichkeiten. Die beste Szene des ersten Durchgangs resultierte aus einer unglücklichen Aktion von Nürnbergs Abwehrspieler Uwe Wolf, der ein Eigentor erzielte, nachdem er von Radmilo Mihajlovic unter Druck gesetzt wurde (44. Minute). Doch bereits zuvor hatte Nürnberg durch Jürgen Kramny (33.) den Führungstreffer erzielt – und wäre in der ersten Halbzeit beinahe noch weiter davongezogen. Sergio Zarate hatte früh eine große Gelegenheit, wenig später blieb den Franken ein Handelfmeter verwehrt, nachdem Weber den Ball im Strafraum mit der Hand gespielt hatte. Auch nach dem Seitenwechsel gelang es der Eintracht nicht, das Spiel an sich zu reißen. Nürnberg blieb durch Konter gefährlich und hätte in der 71. Minute beinahe den Siegtreffer erzielt, doch Golke brachte es fertig, den Ball aus acht Metern nicht ins Tor zu schießen.

Der lauteste Jubel im Waldstadion ertönte jedoch nicht nach einem Tor, sondern als sich Anthony Yeboah in der 60. Minute von der Ersatzbank erhob. Nach über vier Monaten Verletzungspause kehrte der ghanaische Stürmerstar unter großem Applaus auf den Platz zurück. Seine Einwechslung war weniger eine taktische Entscheidung als vielmehr ein Eingeständnis der Frankfurter Schwäche an diesem Abend. Yeboah hatte zwei gute Kopfballchancen, die jedoch beide knapp am Tor vorbeigingen. Ein Treffer hätte sein Comeback gekrönt – doch ein Sieg hatte sich die Eintracht an diesem Tag wahrlich nicht verdient.

Nach dem Spiel zeigte sich Eintracht-Manager Bernd Hölzenbein wenig begeistert von der Vorstellung seiner Mannschaft. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man mit drei oder vier Stürmern automatisch mehr Tore erzielt“, sagte er kritisch. Tatsächlich stand sich die Offensive in vielen Szenen selbst im Weg, da sich die Spieler gegenseitig den Raum nahmen.


Neuzugang Thomas Doll, der aus Rom zur Eintracht gewechselt war, zeigte in seinem ersten Spiel für die Frankfurter durchaus vielversprechende Ansätze. Er war besonders in der ersten Halbzeit einer der Aktivposten im Mittelfeld. Solange seine Kräfte reichten, versuchte er das Tempo anzuziehen und die Eintracht nach vorne zu treiben. Am Ende fehlte ihm jedoch noch die Durchschlagskraft, um den Unterschied auszumachen. Dennoch zeigte er sich zufrieden: „Die Fans haben mich hervorragend aufgenommen, meine Mitspieler haben mich gesucht – damit bin ich glücklich.“

Eintracht Frankfurt mag zwar nach dem 21. Spieltag an der Spitze der Bundesliga stehen, doch die Leistung gegen Nürnberg zeigte, dass die Mannschaft weit von ihrer Bestform entfernt ist. Ohne Kreativität in der Offensive und mit defensiven Schwächen wird es schwer, sich langfristig in der Spitzengruppe zu halten. Die Hoffnung bleibt, dass mit der Rückkehr von Yeboah und der weiteren Integration von Doll bald wieder bessere Zeiten für die Eintracht anbrechen.

 

 

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