SG Wattenscheid 09 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1993/1994 - 14. Spieltag

0:0

Termin: Sa 30.10.1993 15:30
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Lutz-Michael Fröhlich (Berlin)
Tore: ./.

 

 

>> Spielbericht <<

SG Wattenscheid 09 Eintracht Frankfurt

  • Udo Mai
  • Stefan Studer
  • Jörg Bach
  • Uwe Neuhaus
  • Hans-Werner Moser
  • Stefan Emmerling
  • Marek Lesniak
  • Roger Prinzen
  • Thorsten Fink
  • Souleyman Sané
  • Eduard Buckmaier

 


 

Wechsel

  • Alexander Löbe für Marek Lesniak (86.)

Wechsel

Trainer

  • Hannes Bongartz

Trainer


 

Trost- und torlos

Am 14. Spieltag der Bundesliga trafen in Wattenscheid die heimische SG 09 und Eintracht Frankfurt aufeinander. Auf dem Papier schien die Rollenverteilung klar: Der Tabellendrittletzte mit 8:18 Punkten empfing den Spitzenreiter mit 21:5 Zählern. Die Frankfurter, die sich im Meisterschaftsrennen keinen Ausrutscher erlauben wollten, reisten als haushoher Favorit ins Ruhrgebiet. Wattenscheid hingegen brauchte im Abstiegskampf dringend Punkte, wollte jedoch vor allem defensiv stabil stehen.

Rund 10.000 Zuschauer hatten sich bei bestem Herbstwetter im Lohrheide-Stadion eingefunden – viele in der Hoffnung, ein unterhaltsames Fußballspiel zu erleben. Doch nach 90 Minuten blieb nur Ernüchterung zurück: Die Partie war über weite Strecken eine einzige Enttäuschung. Auch Eintracht-Trainer Klaus Toppmöller war sichtlich bedient und sprach nach dem Schlusspfiff von der „schlechtesten Saisonleistung“ seiner Mannschaft.

Schon früh war zu erkennen, dass sich die Wattenscheider keineswegs auf ein offenes Spiel einlassen würden. Trainer Hannes Bongartz hatte sein Team auf eine kompromisslose Manndeckung eingestellt – eine in der Bundesliga mittlerweile seltene Taktik, die jedoch an diesem Tag voll aufging. Die Gäste aus Frankfurt fanden kaum Mittel, um sich spielerisch durchzusetzen. Besonders Uwe Bein und Maurizio Gaudino, die sonst für kreative Momente im Mittelfeld sorgen, wurden früh hart attackiert und verloren in der Folge merklich ihren Einfluss auf das Spiel.

Dennoch hatte die Eintracht die besseren Chancen. Kurz nach der Pause scheiterte Bein aus kurzer Distanz an Wattenscheids starkem Torhüter Thomas Mai. Wenig später ließ Furtok nach einer präzisen Flanke von Weber eine große Kopfballchance ungenutzt – der Stürmer ging nicht entschlossen genug zum Ball.

Auch die Wattenscheider kamen gelegentlich zu Möglichkeiten, wenn auch meist durch Frankfurter Nachlässigkeiten. Die beste Gelegenheit der Gastgeber hatte Souleymane Sané, der nach einem schweren Patzer von Libero Manfred Binz frei vor Uli Stein auftauchte. Doch der Frankfurter Schlussmann bewahrte seine Mannschaft mit einer starken Parade vor dem Rückstand.

Die wohl letzte nennenswerte Torchance des Spiels konnte in der 59. Minute notiert werden – und wieder war es ein Fehler von Binz, der Wattenscheid in die Karten spielte. Nach einem Ballverlust des Frankfurters spielte Lesniak quer auf Fink, der den Ball in aussichtsreicher Schussposition verstolperte; den Rest dieser Chance vergab der Ex-Frankfurter Studer.

Toppmöller reagierte mit zwei Wechseln auf die brotlosen Angriffsbemühungen seiner Mannschaft und brachte mit Andersen und Mihajlovic zwei frische Offensivkräfte für Furtok und Okocha aufs Feld. Doch auch dies zeigte kaum Wirkung. Die Eintracht blieb ideenlos, fand gegen die aggressive Deckung der Hausherren keine spielerischen Lösungen und strahlte nur noch selten Gefahr aus. Die Wattenscheider zeigten keinen ansehnlichen Fußball, doch sie verteidigten konsequent und machten durch ihre körperbetonte Spielweise das Aufbauspiel der Eintracht weitgehend zunichte.

Letztlich taten Wattenscheider schlichtweg das, was ihrem Tabellenstand und spielerischen Niveauentsprach: kompromisslos kämpfen, Räume eng machen und den spielstarken Favoriten gar nicht erst ins Rollen kommen lassen. Trainer Hannes Bongartz hatte sein Team offensichtlich perfekt eingestellt. Seine Mannen verteidigten leidenschaftlich, gingen in jeden Zweikampf mit voller Härte und waren stets darauf bedacht, das Frankfurter Kombinationsspiel zu zerstören. Wäre es möglich gewesen, hätte Bongartz vermutlich auch noch Torhüter Uli Stein in Manndeckung nehmen lassen.

Nach dem Schlusspfiff war die Stimmung auf beiden Seiten konträr: Während sich Wattenscheid über einen hart erkämpften Punkt freute, herrschte bei Frankfurt Frust. Die Hessen hatten sich eine deutlich bessere Leistung vorgenommen, blieben aber weit unter ihren Möglichkeiten. Mann kann nur hoffen, dass die Eintracht aus dieser Partie ihre Lehren zieht, denn wenn Spitzenreiter zu Kellerkinder reisen, warten dort keine Spielerischen Glanzpunkte, sondern ein hartes Stück Arbeit.

 

 

>> Spieldaten <<




© text, artwork & code by fg