Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1993/1994 - 6. Spieltag

1:3 (1:2)

Termin: Sa 04.09.1993 15:30
Zuschauer: 24.500
Schiedsrichter: Hans-Jürgen Kasper (Katlenburg)
Tore: 0:1 Anthony Yeboah (20.), 1:1 Thomas Linke (42.), 1:2 Uwe Bein (44.), 1:3 Maurizio Gaudino (69.)

 

 

>> Spielbericht <<

Schalke 04 Eintracht Frankfurt

  • Jens Lehmann
  • Michael Büskens
  • Michael Prus
  • Mark Schierenberg
  • Thomas Linke
  • Jürgen Luginger
  • Chad Deering
  • Uwe Scherr
  • Ingo Anderbrügge
  • Youri Mulder
  • Jiri Nemec

 


 

Wechsel

  • Antoine Hey für Mark Schierenberg (76.)
  • Marinus Bester für Chad Deering (77.)

Wechsel

Trainer

  • Helmut Schulte

Trainer



Yeboah nach dem 0:1

 

 

Mit Glück und Klasse

Die Bewertung eines Fußballspiels hängt von der Perspektive ab: Für manche zählt nur das Ergebnis – und mit dem 3:1-Auswärtssieg bei Schalke 04 hat die Eintracht klare Verhältnisse geschaffen. Andere legen mehr Wert auf Spannung – und die war spätestens ab der 69. Minute vorbei. Wiederum gibt es Zuschauer, die vor allem die spielerische Qualität schätzen – und für sie bot das Duell im Parkstadion unterhaltsamen Fußball, zumindest wenn sie nicht auf Schalke fokussiert waren.

Doch so unterschiedlich die Blickwinkel auch sein mögen, in einem Punkt waren sich alle einig: Frankfurt musste um diesen Sieg zittern. Zwar schienen die Gäste am Ende ungefährdet, weil Schalke nach einer Stunde intensiven Kampfes keine Kraftreserven mehr hatte. Doch in der ersten Halbzeit war von der Souveränität eines Tabellenführers wenig zu sehen. Die Gastgeber hätten bereits nach neun Minuten mit 2:0 in Führung gehen können – doch wer solche Chancen vergibt, wird dafür bestraft. Deering avancierte dabei zum tragischen Helden des Abends, da ihm die nötige Kaltschnäuzigkeit fehlte. Zweimal stand er frei vor dem gegnerischen Tor, zweimal scheiterte er.

Das Problem der Frankfurt in der Defensive lag weniger an den Abwehrspielern als im Mittelfeld, das defensiv oft zu sorglos agierte. Vor allem Okocha, der unter der Woche noch mit einem Traumtor gegen den KSC gefeiert worden war, stürmte allzu ungestüm nach vorne und vernachlässigte die Absicherung nach hinten – was auch seinen Trainer nicht erfreute.

Doch genau in solchen Phasen offenbarte die Eintracht ihre große Stärke: die gnadenlose Effizienz vor dem Tor. Die erste echte Möglichkeit nutzte sie zur Führung. Uwe Bein spielte einen präzisen langen Pass, Andersen leitete den Ball weiter, und Yeboah ließ mit einem energischen Antritt seinen Gegenspieler Linke stehen und drang in den Strafraum ein, um eiskalt zum 0:1 abzuschließen. Diese Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ist aktuell ein entscheidender Vorteil der Eintracht im Titelrennen – auch an einem nicht perfekten Tag kann sie jederzeit zuschlagen.

Das bewies sie auch in einer turbulenten Schlussphase der ersten Halbzeit. Zunächst nutzte Schalke einen schweren Fehler von Okocha aus: Nach einer kurz ausgeführten Ecke der Schalker gelangte Okocha an den Ball und wollte mit technischen Kabinettstücken aufwarten. Doch die Kugel sprang ihm vom Fuß und Linke bedankte sich für dieses Geschenk mit dem 1:1. Quasi direkt im Anschluss zeigten sich die Qualitäten der Eintracht: Statt sich zurückzuziehen oder verunsichern zu lassen, antwortete sie sofort. Okocha machte seinen Fehler mit einem starken Flankenlauf wieder gut, und Bein brachte die Eintracht per Hechtkopfball erneut in Führung.

Nach der Pause hätte das Spiel wieder kippen können. Ein gefährlicher Volleyschuss von Anderbrügge wurde von Roth auf der Linie geklärt, wenig später köpfte Linke an die Latte. Doch die Frankfurter blieben ruhig – und setzten dann den entscheidenden Schlag. Ein Einwurf von Okocha wurde von Dickhaut verlängert, Gaudino vollendete artistisch per Fallrückzieher zum 1:3. Danach war die Partie entschieden. Selbst als Schalke in der Schlussphase alles riskierte und mit drei Stürmern spielte, kam die Eintracht nicht mehr ernsthaft in Bedrängnis.

Am Ende stand ein glücklicher, aber verdienter Sieg. Schalke hatte sich mit großem Einsatz gewehrt, konnte aber spielerisch nicht mit dem Tabellenführer mithalten. Klaus Toppmöller zog ein zwiespältiges Fazit: Einerseits lobte er den Kampfgeist seiner Mannschaft in der zweiten Hälfte, andererseits sprach er von der „schlechtesten Saisonleistung“. Besonders Keeper Stein und Abwehrchef Binz hob er als „Garanten des Sieges“ hervor – was angesichts des Eckenverhältnisses von 14:0 für Schalke kaum verwundert. Doch am Ende zählt nur das Ergebnis – und die Eintracht konnte sich über zwei weitere Punkte freuen.

Entsprechend erleichtert gestand Eintracht-Präsident Matthias Ohms nach Abpfiff: „Das hätte heute schiefgehen können.“ Auch Trainer Klaus Toppmöller fand deutliche Worte: „Wir haben den Beginn wieder verschlafen. Aber wenn immer alles perfekt laufen würde, hätte ich keinen Job mehr.“

 

 

>> Spieldaten <<




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