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Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern |
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Bundesliga 1992/1993 - 33. Spieltag
3:0 (1:0)
Termin: Sa 29.05.1993 15:30
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Hans-Jürgen Kasper (Katlenburg)
Tore: 1:0 Manfred Binz (17.), 2:0 Uwe Bindewald (65.), 3:0 Anthony Yeboah (71.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Kaiserslautern |
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Eintracht sichert sich UEFA-Cup-Teilnahme Wer im Waldstadion auf seine Kosten kommen wollte, brauchte vor allem eines: Geduld – und einen sonnigen Platz. Denn nur die warmen Strahlen von oben sorgten für Wohlbefinden, während das Geschehen auf dem Rasen kaum Begeisterung weckte. Zwar konnte man den Spielern den Einsatz nicht absprechen, doch klaffte meist eine deutliche Lücke zwischen Wille und spielerischer Qualität. Zwar standen am Ende drei - durchaus sehenswerte - Tore für die Frankfurter auf der Anzeigetafel, doch die Fans wurden nicht gerade verwöhnt. Letztlich überwog jedoch die Freude über die gesicherte UEFA-Cup-Teilnahme die Enttäuschung über das Gesehene. Nach drei Niederlagen in Folge – inklusive der am grünen Tisch aberkannten Punkte aus dem Spiel gegen Uerdingen – war die Erleichterung bei Trainer Heese spürbar. „Ein Stein ist mir vom Herzen gefallen“, gestand er nach dem Spiel. Trotz des Sieges räumte er ein, dass der Erfolg durchaus glücklich zustande kam. Denn Kaiserslautern hatte zahlreiche Großchancen, zeigte sich aber nicht in der Lage, diese zu nutzen. Besonders in der Anfangsphase beider Halbzeiten setzten die Gäste die oft unsichere Eintracht-Defensive unter Druck. Der einzige wirklich gefährliche Abschluss, ein Lattenschuss von Haber in der 34. Minute, blieb jedoch ohne Folgen. Selbst in der Schlussphase, als Lautern mit einer dritten Sturmspitze alles auf eine Karte setzte, fehlte es ihnen an Präzision im Abschluss. Die Hausherren agierten hingegen deutlich effizienter. Trotz der wenigen gelungenen Offensivaktionen machten sie aus sechs Gelegenheiten drei Tore. Der Schlüssel zum Erfolg lag dabei in der Passgenauigkeit von Uwe Bein, der alle drei Treffer mit klugen Vorlagen vorbereitete. Beim 1:0 war es Libero Binz, der seine Offensivqualitäten unter Beweis stellte und abschloss. Das 2:0 besorgte Bindewald, der dieses Mal im defensiven Mittelfeld agierte und seinen ersten Bundesliga-Treffer überhaupt erzielte. Den Schlusspunkt setzte Yeboah, der sich damit im Rennen mit Leverkusens Kirsten um die Torjägerkrone weiterhin gut positioniert sieht. Das deutliche Ergebnis sorgte für eine milde Stimmung im Stadion. Nachdem die Zuschauer in der zweiten Halbzeit zunächst mit vereinzelten Pfiffen reagiert hatten, unterstützten sie ihr Team wieder, als sich die Leistung etwas stabilisierte. Eine endgültige Saisonbilanz wird die Vereinsführung wohl erst nach dem letzten Spiel in Hamburg ziehen, doch gewisse Muster sind bereits jetzt erkennbar. Die „launische Diva vom Main“ machte ihrem Ruf wieder einmal alle Ehre: Fehlende Konstanz und entscheidende Patzer in den wichtigen Spielen der Schlussphase verhinderten eine noch bessere Platzierung. Über die Ursachen lässt sich streiten. Während Interimstrainer Heese seinem Vorgänger Stepanovic vorwirft, die Mannschaft durch ein wenig durchdachtes Trainingskonzept konditionell geschwächt zu haben, gibt es ebenso kritische Stimmen gegen Heese selbst. Ihm wird nachgesagt, dass er nach Stepanovics Abgang zu früh mit dem Erreichen des UEFA-Cups zufrieden war, anstatt konsequent nach höheren Zielen zu streben. Zudem verlor das Team unter seiner Führung an spielerischem Glanz. Andererseits muss man auch anerkennen, dass Eintracht Frankfurt im Vergleich zu anderen ambitionierten Teams mit dieser Platzierung das Optimum aus seinen Möglichkeiten herausgeholt hat. Wie so oft liegt die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte. Stepanovic hat unbestritten gute, aber nicht fehlerfreie Arbeit geleistet. Heese wirkte in seiner kurzen Amtszeit manchmal zu vorsichtig und unerfahren. Und letztlich ist es nicht nur die Mannschaftsqualität, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, sondern auch die Mentalität des Vereins – inklusive interner Konflikte und Machtspielchen. Umso ironischer wirkte es, als nach dem Schlusspfiff im Waldstadion „We are the Champions“ erklang. Eintracht Frankfurt wäre es gerne gewesen, doch auch in dieser Saison reichte es nicht für den großen Wurf. Dennoch kann man mit dem Erreichten zufrieden sein. Und Heese? Sein 66-tägiges Gastspiel als Cheftrainer hat ihn einiges gelehrt. Ob er das Angebot von Hölzenbein Ende März noch einmal annehmen würde, wenn er gewusst hätte, wie sehr sich das Fußballgeschäft verändert hat, bleibt offen. Dennoch zieht er ein differenziertes Fazit: „Ich kann nicht sagen, dass es eine schlechte Zeit war.“ Besonders nachdenklich stimmen ihn jedoch die Entwicklungen im Fußballgeschäft – Ehrlichkeit zählt nicht mehr viel, die Medienlandschaft ist unübersichtlich, und oft wird gezielt Politik betrieben. Ein Moment wird für Heese besonders bitter in Erinnerung bleiben: die Aberkennung des Uerdingen-Sieges. „Dieser Fehler wird mir immer nachhängen“, gibt er offen zu. „Früher konnte ich mit erhobenem Haupt durch Frankfurt gehen. Heute sagen sie, dass ich nicht mal bis drei zählen kann.“
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