Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC

Bundesliga 1992/1993 - 29. Spieltag

4:1 (3:0)

Termin: Fr 30.04.1993 20:00
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Karl-Josef Assenmacher (Hürth)
Tore: 1:0 Anthony Yeboah (4.), 2:0 Axel Kruse (18.), 3:0 Uwe Bein (41., Foulelfmeter), 3:1 Wolfgang Rolff (65.), 4:1 Ralf Weber (81.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Karlsruher SC

 


  • Oliver Kahn
  • Burkhard Reich
  • Jens Nowotny
  • Manfred Bender
  • Gunther Metz
  • Wolfgang Rolff
  • Sergej Kirjakow
  • Dirk Schuster
  • Lars Schmidt
  • Eberhard Carl
  • Rainer Schütterle

 

Wechsel

Wechsel

  • Rainer Krieg für Eberhard Carl (47.)
  • Valerij Schmarow für Lars Schmidt (47.)

Trainer

Trainer

  • Winfried Schäfer

 

Eintracht siegt souverän – doch Heese bleibt umstritten

Als Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein vor dem Spiel gegen den Karlsruher SC das Mannschaftshotel in Stadionnähe betrat, wollte er wie gewohnt an der abschließenden Teambesprechung teilnehmen. Doch schon beim Betreten des Raumes wurde ihm klar, dass sein Besuch überflüssig war. In großen Buchstaben hatte Trainer Horst Heese nur drei Worte an die Tafel geschrieben: „Heute keine Sitzung.“ Mit umso größerer Spannung erwartete er die Partie.

Er konnte sich früh entspannt zurücklehnen, denn die Eintracht präsentierte sich von ihrer besten Seite und die Aktiven durften sich nach dem verdienten Sieg über die von Heese versprochenen drei freien Tage freuen. Die Begegnung hatte nichts mit dem blutleeren Auftritt gegen Nürnberg in der Vorwoche gemein. Der Unterschied war offensichtlich: Uwe Bein war nach seiner Krankheit zurück und verlieh dem Spiel mit seinen präzisen Pässen Struktur und Torgefahr. Zudem lag dem Frankfurter Spiel die offensive Herangehensweise des KSC, der mitspielen wollte, weit besser als ein defensiv eingestellter Gegner.

Die frühe Führung durch Anthony Yeboah nach einem spektakulären Solo von Bommer über das halbe Feld spielte den Gastgebern zusätzlich in die Karten. Karlsruhe wirkte nach dem Rückstand verunsichert, und die Eintracht dominierte das Geschehen. Bis zur Pause hätte sie höher als 3:0 führen können, ja müssen. Doch nur Kruse nach feiner Vorarbeit von Bein und Yeboah sowie Bein per Elfmeter nach einem umstrittenen Foul von Schmidt an Kruse trafen ins Schwarze.

Wie so oft in solchen Spielen rächte sich die mangelnde Effizienz beinahe. In der 65. Minute landete ein abgefälschter Schuss von Rolff im Netz – plötzlich wurde es wieder spannend. Der KSC witterte seine Chance und hatte kurz darauf zwei hochkarätige Möglichkeiten: Erst köpfte Krieg nach einer Flanke von Schuster freistehend vorbei, dann rettete Stein in höchster Not gegen den eingewechselten Schütterle. Ein Ausgleich wäre jedoch nicht verdient gewesen, denn selbst nach dem Gegentreffer war Frankfurt die spielbestimmende Mannschaft.

Doch die Einwechslungen von Heese sorgten für Diskussionen. Als in der 73. Minute Roth für Kruse kam, um das Mittelfeld defensiv zu stabilisieren, reagierten die Fans mit lautstarken Pfiffen. „So spielt man heute keinen Fußball mehr!“, schimpfte ein Zuschauer unterhalb der Ehrentribüne und kritisierte, dass Bein in die Spitze neben Yeboah rückte, während im Mittelfeld defensivere Akteure das Kommando übernahmen. Die Proteste verstummten jedoch schnell, als der für Bein eingewechselte Anicic mit seiner ersten Aktion das Zuspiel zum 4:1 durch Weber lieferte. Kritiker hielten Heese trotzdem vor, er sei ein Sicherheitsfanatiker mit überholtem taktischen Denken.

Der Trainer selbst ließ die Diskussionen an sich abprallen. „Mich interessiert nicht, was diese Leute sagen“, kommentierte er die Kritik. Viel wichtiger sei ihm die Anerkennung seiner echten Freunde und das gute Verhältnis zur Mannschaft. Und obwohl er einem ständigen Vergleich mit seinem charismatischen Vorgänger Dragoslav Stepanovic unterliegt, der mit seiner offensiven Spielweise und seinem unerschütterlichen Optimismus lange die Gunst der Fans genossen hatte, sprechen die Zahlen für Heese: Während die Eintracht unter Stepanovic nach der Winterpause nur sechs Punkte aus sechs Spielen geholt hatte, sind es unter Heese acht Zähler. Die Qualifikation für den UEFA-Pokal - das ursprüngliche Ziel nach dem Trainerwechsel - ist damit praktisch gesichert. Für die einen hatte die Eintracht in dieser Saison bereits ihr Optimum erreicht, für die anderen war sie zu früh mit zu wenig zufrieden. Ein Glaubenskrieg, der wohl nie eine endgültige Antwort finden würde – es sei denn, die Eintracht würde doch noch Meister. Doch so sehr sich alle das wünschen: Wirklich daran glauben kann niemand mehr.

 

 

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