1. FC Saarbrücken - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1992/1993 - 24. Spieltag

0:0

Termin: Fr 02.04.1993 19:30
Zuschauer: 29.000
Schiedsrichter: Manfred Führer (Steinhagen)
Tore: ./.

 

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1. FC Saarbrücken Eintracht Frankfurt

  • Stefan Brasas
  • Bernd Eichmann
  • Wenanty Fuhl
  • Michael Kostner
  • Thomas Zechel
  • Jürgen Lange
  • Juri Sawitschew
  • Matthias Lust
  • Thomas Kristl
  • Eric Wynalda
  • Wolfram Wuttke

 


 

Wechsel

  • Thomas Stickroth für Thomas Zechel (13.)
  • Michael Krätzer für Eric Wynalda (69.)

Wechsel

Trainer

  • Peter Neururer

Trainer

 

Weber läuft Amok

Der erste Bundesligaligaspiel als Trainer von Eintracht Frankfurt ist für Horst Heese auch das erste Spiel als Trainer einer Bundesligamannschaft seit zwölf Jahren. Denn im März 1981 wurde er als Übungsleiter des Aufsteigers 1. FC Nürnberg entlassen und hatte seitdem ausschließlich Zweitligisten sowie das Nationalteam von Malta angeleitet.

Überhaupt nicht nervös sei er bei seinem ersten Spiel als Trainer der Eintracht gewesen, erzählte Heese nach der Partie. Allerdings hatten die drei Tage zusammen mit der Mannschaft nicht ausgereicht, um den gesamten Kader samt der Stärken und Schwächen aller Spieler. Und so ließ der neue Trainer kein einziges der jungen Talente, die sein Vorgänger Dragoslav Stepanovic in den vergangenen Wochen immer wieder ins Spiel gebracht hatte, zunächst aufs Spielfeld. Dafür durfte Stefan Studer, zuletzt nicht mehr als ein Gast auf der Haupttribüne, mal wieder ans Werk, Ralf Weber rückte von der linken auf die rechte Mittelfeldseite, um sich Wolfram Wuttkes anzunehmen.

Just Weber sollte schon früh in dieser Partie die Rolle des tragischen Helden übernehmen. War die erste halbe Stunde noch von einem recht ausgewogenen Spiel mit Vorteilen bei der durch gefällige Kombinationen immer wieder in Richtung Saarbrücker Tor strebende Eintracht geprägt, nahm das Unheil durch ein rüdes Foul des Ex-Frankfurters Michael Kostner an Weber seinen Anfang. Wie wild gebärdete sich Weber, warf seinerseits Kostner zu Boden, die Kollegen Falkenmayer, Binz und Kruse stürzten herbei und schafften es, Weber zurückzuhalten. Zu beruhigen aber war der nicht mehr. Folgerichtig erhielt der Frankfurter die Gelbe Karte, wobei Schiedsrichter Führer nach der Partie anmerkte: „Der hatte doch Schaum vor dem Mund.“ Kaum wurde das Spiel fortgesetzt, stürzte Weber los und nahm sich den nächstbesten Gegenspieler vor. Es traf Kristl, der sich vor Schmerzen auf dem Rasen krümmte - und Führer hatte keine andere Wahl, als Weber mit Gelbrot vom Platz zu schicken rauszuwerfen. Führer: „Wenn einer so drum bettelt, vom Platz zu fliegen, dann entspreche ich dieser Bitte.“

Weber also ging duschen und die Eintracht beinahe baden. Hatte sie das Spiel bis dahin weitgehend kontrolliert, geriet sie nun aus dem Konzept und war fortan nahezu ausschließlich vor und im eigenen Strafraum beschäftigt. Wie sie dabei ihrer Beschäftigung nachgingen, war zwar wenig sehens-, aber doch bemerkenswert. „Dass wir auch kämpfen können“, sagte Heese, „das haben wir heute bewiesen.“

In des Gegners Hälfte ließ sich die Eintracht nur selten noch blicken und hätte doch mit einer einzigen Möglichkeit alles gewinnen können. Kruse war fünf Minuten vor dem Ende frei vor Torwart Brasas aufgetaucht, doch vergab er die Chance. Gestört hat das offenbar niemanden. Horst Heese war „schließlich froh, einen Punkt geholt zu haben“, Saarbrückens Coach Peter Neururer war „froh, dass der Trainer eines Spitzenklubs froh ist, bei uns einen Punkt geholt zu haben“.

Nach drei Niederlagen in den letzten vier Bundesligaspielen wertete Heese das Unentschieden als kleinen Sieg. Ein Anfang ist gemacht, ein Neuanfang soll es werden. Nächsten Samstag kommt Werder Bremen, der Tabellenzweite, ins Waldstadion, „wenn wir die weghauen“, hat Axel Kruse gewohnt vollmundig angekündigt, „sind wir im Kampf um die Meisterschaft wieder dabei“. Dann will sich auch Horst Heese sein spielendes Personal besser kennen. Denn als Ralf Weber gehen, die Schwächung der Defensive kompensiert werden musste, hatte Heese ein wenig ratlos seine Auswechselspieler betrachtet „Hör mal, Charly“, ging dann die Frage an seinen Assistenten Karlheinz Körbel, „was machen wir denn jetzt?“

 

 

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