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Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach |
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Bundesliga 1992/1993 - 23. Spieltag
1:3 (0:0)
Termin: Sa 27.03.1993 15:30
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Hermann Albrecht (Kaufbeuren)
Tore: 0:1 Martin Dahlin (52.), 0:2 Michael Klinkert (56.), 1:2 Edgar Schmitt (62.), 1:3 Thomas Kastenmaier (87.)
Eintracht Frankfurt | Borussia Mönchengladbach |
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Schmerzhaft Selbst der sonst stets gut gelaunte Dragoslav Stepanovic hatte nach dieser Partie keinen Grund zum Lachen: Mit 1:3 fügte Borussia Mönchengladbach einem Team die erste Heimniederlage der Saison zu. Der Unterschied zwischen den beiden Mannschaften trat dabei offensichtlich zutage: Die Hessen waren erfolglos bemüht, die Gladbacher lieferten und siegten hochverdient. Schon in der ersten Viertelstunde hätten sich die Gladbacher eine deutliche Führung herausspielen können. Da scheiterte Salou freistehend aus kurzer Distanz nach einem Zuspiel von Pflipsen, da traf Pflipsen selbst nur den Pfosten und da vergab wiederum Salou per Kopf eine hochkarätige Gelegenheit nach einer Ecke von Kastenmaier. Die Eintracht hingegen konnte vor der Pause lediglich eine ernsthafte Torchance verbuchen, als Yeboah nach Vorarbeit von Schmitt und Bein an Keeper Heyne scheiterte. Die Unzufriedenheit auf den Rängen war hörbar, und die Mannschaft wurde mit Pfiffen in die Kabine verabschiedet. Nach dem Seitenwechsel brachen dann alle Dämme. Innerhalb von nur vier Minuten machten die Gladbacher alles klar: Erst verwandelte Dahlin, nachdem er Bindewald hatte schlecht aussehen lassen, eine Hereingabe von Kastenmaier mit einem präzisen Schuss aus spitzen Winkel. Dann köpfte Klinkert in der 56. Minute nach einem Freistoß von Neun unhaltbar ins Netz. An diesem Tag funktionierte bei der Eintracht kaum etwas. Zwar konnte Schmitt sehcs Minuten Später per Kopf nach einer Flanke von Weber auf 1:2 verkürzen, doch die Defizite in der Mannschaft waren zu gravierend, um das Spiel noch zu drehen. Trotz größerer Offensivbemühungen und taktischer Umstellungen – Kruse kam für den wieder einmal schwachen Okocha – blieb der ersehnte Umschwung aus. Normalerweise überraschte Stepanovic seine Gegner mit cleveren Schachzügen, doch diesmal fehlten die zündenden Ideen. Bis auf zwei Möglichkeiten für Kruse blieb die Eintracht offensiv blass, während Gladbach immer wieder Konter fuhr. Salou, Pflipsen und Kastenmaier tauchten immer wieder gefährlich vor dem Frankfurter Tor auf, bis Kastenmaier mit einem platzierten Schuss zum 3:1 endgültig den Deckel draufmachte. Nach der Partie gab sich Stepanovic ausnahmsweise nicht als Entertainer, sondern als nachdenklicher Analyst: „Wir sind von der ersten bis zur letzten Minute nur hinterhergelaufen. Unser Selbstbewusstsein ist zerstört. So schlecht kann man nicht zweimal spielen. Das müssen wir schnell abhaken.“ Auffällig war allerdings seine selektive Erinnerung, als er betonte, er sei in seiner Karriere nie entlassen worden, sondern habe stets selbst die Konsequenzen gezogen. Dabei lag sein Rauswurf beim FSV Frankfurt gar nicht so lange zurück. Doch es waren nicht die einzigen Widersprüche an diesem Abend. Dass die formschwachen Okocha und Anicic in der Startelf standen, erwies sich als folgenschwerer Fehler. Zudem zeigte sich ein grundlegendes Problem: Stepanovic setzt verstärkt auf junge Talente und lässt sich für deren Entwicklung feiern, während er erfahrene Stammkräfte verunsichert. Ein Beispiel hierfür ist Falkenmayer, der nach seiner Verletzung zunächst auf der Bank schmorte und nach seiner Rückkehr nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Wie geht es nun weiter? Die wichtigste Stimme des Abends gehörte Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein. Zwar wollte er sich nicht in die sportlichen Entscheidungen einmischen, doch mit Blick auf das anstehende Pokalhalbfinale gegen Leverkusen betonte er vielsagend: „Man muss über alles nachdenken. Ich kann keinem Trainer der Welt eine Garantie für die gesamte Saison geben. Eine Hintertür sollte man sich immer offenhalten.“
Kritik an Stepanovic nimmt zu Am vergangenen Freitag erhielt Rainer Falkenhain einen unerwarteten Anruf. Der Gesprächspartner fasste sich kurz: „Vielen Dank für das Angebot und das angenehme Gespräch, aber ich habe mich anders entschieden. Bitte richten Sie das Herrn Hölzenbein aus.“ Als Falkenhain, der als „Manager“ der Eintracht fungiert, die Nachricht am Samstag an Vizepräsident Bernd Hölzenbein weitergab, war dessen Überraschung groß. Schließlich hatte Hölzenbein drei Stunden mit Jörg Nowotny, einem 24-jährigen Stürmer vom Halleschen FC, zusammengesessen. „Wir waren uns eigentlich einig und haben bereits konkrete Gehaltsdetails besprochen. Und jetzt das.“ In Frankfurt wartet man nun gespannt auf Nowotnys offiziellen Wechsel zu Bayer Leverkusen – ein Spieler, den der scheidende Trainer Dragoslav Stepanovic bereits im vergangenen Jahr gesichtet und zum Probetraining eingeladen hatte. Obwohl Hölzenbein und Vereinspräsident Matthias Ohms beteuern, dass die Trainerfrage „nicht zur Debatte steht“, wird ihre Aussage durch das folgende „noch nicht“ wenig überzeugend. Die Spannungen am Riederwald haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Am vergangenen Dienstag kam es zu einem Gespräch zwischen den beiden Vereinsbossen und Stepanovic, bei dem Ohms – sonst für seine ruhige Art bekannt – die Stimme erhob. Laut eigenen Angaben habe er dem Trainer „deutliche Worte“ mit auf den Weg gegeben und warf ihm einen „erheblichen Mangel an Loyalität“ vor – eine Meinung, die sich seit Stepanovics Bekanntgabe seines Wechsels zu Leverkusen am 5. Januar verfestigt habe. Auch innerhalb der Mannschaft macht sich zunehmend Unzufriedenheit breit. Bisher hielten sich die Spieler mit Kritik zurück, da Stepanovic sportlich erfolgreich war. Doch nach den jüngsten Niederlagen gegen München, Dortmund und Gladbach, die die Meisterschaftschancen der Eintracht drastisch reduziert haben, wächst der Unmut. So bemängelte der lange verletzte Heinz Gründel, dass Nachwuchsspieler und Amateure bevorzugt würden, während erfahrene Profis auf der Bank oder gar der Tribüne säßen. Kapitän Uli Stein äußerte bereits in der vergangenen Woche ähnliche Bedenken, als er von Hölzenbein und Ohms um seine Meinung gebeten wurde. Hölzenbein selbst gibt zu: „Ich habe Stepanovic nie in seine Arbeit hineingeredet, aber ganz falsch scheint das, was jetzt diskutiert wird, nicht zu sein.“ Zwar lasse ihn die zunehmende Kritik unbeeindruckt – „Wir können schließlich keine Trainerentlassung per TED-Umfrage entscheiden“ –, dennoch gibt es für ihn andere gewichtige Punkte. Dazu gehört der Verdacht, dass Stepanovic möglicherweise Einfluss auf Nowotnys Absage genommen haben könnte: „Das werde ich genau beobachten.“ Auch kursieren Gerüchte, dass der Trainer dem jungen Michael Anicic geraten habe, in Frankfurt keinen Vertrag zu unterschreiben. Zudem soll Leverkusens Manager Reiner Calmund auf Empfehlung von Stepanovic versucht haben, Uwe Bein abzuwerben. Auch Komljenovic scheint ein Wunschkandidat des scheidenden Coaches für Leverkusen zu sein – ebenso wie Okocha. Präsident Ohms formuliert vorsichtig, aber deutlich: „Es besteht der Verdacht, dass Stepanovic entgegen den Interessen von Eintracht Frankfurt handelt.“ Hölzenbein stellte am Samstag klar: „Bis Dienstag bleibt Stepanovic unser Trainer. Aber wenn er gegen Leverkusen verliert, müsste man ihn womöglich mit dem Hubschrauber aus dem Stadion in Sicherheit bringen.“ Auch Ohms ließ Zweifel erkennen: „Sollten wir verlieren, muss die Trainerfrage neu bewertet werden.“
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