Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1992/1993 - 17. Spieltag

3:3 (3:1)

Termin: Sa 12.12.1992 15:30
Zuschauer: 29.000
Schiedsrichter: Georg Dardenne (Nettersheim)
Tore: 1:0 Anthony Yeboah (9.), 2:0 Uwe Rahn (11.), 2:1 Frank Rohde (24.), 3:1 Jay Jay Okocha (36.), 3:2 Michael Spies (66.), 3:3 Thomas von Heesen (68.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Richard Golz
  • Waldemar Matysik
  • Markus Babbel
  • Frank Rohde
  • Karsten Bäron
  • Jürgen Hartmann
  • Yordan Letchkov
  • Stefan Schnoor
  • Harald Spörl
  • Peter Woodring
  • Thomas von Heesen

 

Wechsel

Wechsel

  • Michael Spies für Peter Woodring (34.)
  • Jan Furtok für Harald Spörl (63.)

Trainer

Trainer

  • Benno Möhlmann

 

Ein Remis mit hohem Unterhaltungswert

Am letzten Spieltag der Hinrunde ging es „nur“ um die Herbstmeisterschaft. Dennoch hielten sich viele Fans per Radio über das Geschehen in München auf dem Laufenden. Als die Nachricht über die Schalker Führung dort die Runde machte, brach im Waldstadion großer Jubel aus. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer: Frankfurt stand lediglich von 16:41 bis 16:53 Uhr an der Tabellenspitze, bevor sich das Blatt wieder zugunsten der Bayern wendete.

Wer ins Stadion gekommen war, um einen Frankfurter Sieg zu bejubeln, wurde zwar nicht belohnt, aber dennoch bestens unterhalten. Beide Mannschaften lieferten sich eine abwechslungsreiche Partie mit zahlreichen Torszenen, taktischen Raffinessen und Spannung bis zur letzten Sekunde. Ein Ergebnis in jede Richtung wäre möglich gewesen, sodass das Unentschieden am Ende gerecht war – eine Einschätzung, die auch beide Trainer teilten.

„Ich bin zufrieden mit dem Punkt, weil es ein fantastisches Spiel war“, resümierte Frankfurts Coach Stepanovic den letzten Auftritt seines Teams vor der Winterpause. Er suchte keine Ausreden und zeigte sich keineswegs enttäuscht. Auch sein Hamburger Kollege Möhlmann zog ein positives Fazit: „Wir haben eine offensiv geführte Begegnung gesehen, die richtig Spaß gemacht hat.“ Ihm war bewusst, dass seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit dem Sieg näher war als die Eintracht, doch er räumte ein, dass ein Erfolg vielleicht „des Guten zu viel“ gewesen wäre.

Dabei hatte zunächst alles auf einen überzeugenden Frankfurter Heimsieg hingedeutet. Innerhalb von zwei Minuten legten die Gastgeber den Grundstein für einen möglichen Erfolg: Nach einer sehenswerten Kombination über Binz, Bein und Schmitt erzielte Yeboah das 1:0. Kurz darauf bereitete Bein das zweite Tor vor, als er nach einem sehenswerten Doppelpass mit Schmitt, der den Ball per Hackentrick weiterleitete. Schließlich schaltete Rahn nach einem Fangfehler des unsicheren Torwarts Golz am schnellsten und erzielte das 2:0.

Nicht nur Stepanovic fragte sich später, ob diese beiden Tore vielleicht zu leicht gefallen waren. Ob die Frankfurter daraufhin den Gegner unterschätzten, bleibt offen. Fakt ist: Der HSV steigerte sich im weiteren Verlauf erheblich, während die Eintracht-Defensive, die bereits zuvor wackelig wirkte, zunehmend unter Druck geriet. Schließlich verkürzte Libero Rohde, der höher sprang als Roth, per Kopf nach einem Schnoor-Freistoß auf 2:1.

Während die Frankfurter Defensive schwächelte, erwies sich die Offensive als äußerst effizient. Vor der Pause nutzte die Eintracht ihre Chancen konsequent, was im dritten Treffer gipfelte: Okocha versenkte einen wuchtigen Freistoß an der Mauer vorbei zum 3:1. Doch dies sollte der letzte Treffer der Frankfurter bleiben. Nach dem Seitenwechsel boten sich Rahn, Bein und Yeboah zwar noch drei gute Möglichkeiten, doch ein weiterer Torerfolg blieb aus.

Stattdessen wurde der HSV immer offensiver und gefährlicher. Erneut folgte ein Doppelschlag innerhalb weniger Minuten, nur dieses Mal zugunsten der Gäste: Zunächst setzte sich Bäron gegen Binz durch und legte für Spies auf, der aus kurzer Distanz zum 2:3 einschob. Kurz darauf köpfte Bäron nach einer Hartmann-Flanke den Ball an den Pfosten, von Heesen reagierte am schnellsten und verwandelte den Abpraller zum 3:3. Fast hätte Spies sogar noch den Siegtreffer erzielt, doch Torwart Stein lenkte seinen Kopfball mit einer starken Reaktion über die Latte. In der letzten Spielminute traf Spies zudem aus guter Position nur das Außennetz. Stein gab später offen zu, dass das Unentschieden für seine Mannschaft durchaus glücklich war.

Während Stepanovic im bisherigen Saisonverlauf oft mit seinen taktischen Entscheidungen das Spiel zu Gunsten der Eintracht beeinflussen konnte, war es diesmal sein Gegenüber Möhlmann, der mit seinen Anpassungen den entscheidenden Einfluss nahm. Seine Maßnahmen fruchteten: Bereits früh nahm er in der Defensive eine Umstellung vor und stellte Matysik anstelle von Babbel an Schmitts Seite, nachdem dieser zwei Tore vorbereitet hatte. Nach gut 30 Minuten sorgte die Einwechslung von Spies für Woodring für mehr Schwung in der Offensive. Gleichzeitig hatte die Versetzung von Okocha auf die linke Seite einen negativen Einfluss auf das Frankfurter Spiel. Diese Anpassung war nötig geworden, als Adamczuk für den angeschlagenen Studer kam – allerdings konnte der Debütant seine Aufgabe nur unzureichend erfüllen.

Den letzten taktischen Trumpf spielte Möhlmann nach einer guten Stunde aus, als er Spörl durch Furtok ersetzte. Gemeinsam mit Bäron wirbelte Furtok nun im Sturm, unterstützt von den flexibel agierenden von Heesen, Letchkow und Spies. Auch Stepanovic reagierte und stellte Okocha wieder auf seine angestammte Position zurück, doch dies zeigte nicht mehr die gewünschte Wirkung. Zudem hatte Bein im Duell mit Hartmann zunehmend das Nachsehen, und als Rahn verletzt ausgewechselt werden musste, fehlte ein weiterer Offensivakteur.

 

 

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