|
Werder Bremen - Eintracht Frankfurt |
![]() |
Bundesliga 1992/1993 - 8. Spieltag
0:0
Termin: Sa 26.09.1992 15:30
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Manfred Führer (Steinhagen)
Tore: ./.
Werder Bremen | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Ein 0:0 der unterhaltsamen Sorte Für viele Fans ist ein 0:0 enttäuschend, da sie mit der Hoffnung auf zahlreiche, vielleicht sogar spektakuläre Tore ins Stadion gekommen sind, aber letztendlich mit einer für sie eher geschmacklosen Nullnummer nach Hause gehen müssen. Doch auch ein torloses Spiel muss nicht zwangsläufig langweilig sein. Ein torloses Remis kann durchaus spannend und unterhaltsam sein, und wenn das Ergebnis am Ende genauso aussieht wie zu Spielbeginn, bedeutet das nicht unbedingt, dass die Qualität des Spiels niedrig war. Im Weserstadion in Bremen war es daher schwer nachzuvollziehen, warum viele der 21.000 Zuschauer die Leistungen von Werder und der Eintracht mit lauten Pfiffen bedachten. Dies könnte mit der unersättlichen Gier vieler Fußballfans zusammenhängen, die oft von den Zusammenfassungen im Fernsehen geprägt ist, die das Spiel meist nur auf Tore und gefährliche Szenen reduzieren. Mirko Votava von Werder kritisierte in der Kabine die Pfiffe: „Solche Pfiffe tun weh, wir hätten uns mehr Unterstützung gewünscht“. Sein Trainer Otto Rehhagel nahm es mit Humor und zitierte Konrad Adenauer: „Die Menschen sind so, andere gibt es nicht.“ Auch Frankfurts Trainer Dragoslav Stepanovic zeigte sich unverständig: „Das war doch ein wirklich unterhaltsamer Nachmittag.“ Bernd Hölzenbein, Vizepräsident von Eintracht Frankfurt, analysierte richtig: „Wenn Werder Bremen seinen Torhüter lobt, spricht das doch wohl auch für uns.“ Auch Eintracht-Torhüter Uli Stein erhielt Anerkennung. Dies zeigte, dass auf dem Feld einiges passiert war. Beide Mannschaften hatten 90 Minuten lang hart gearbeitet, nur wenige Tage vor ihren Europapokal-Spielen. Werder spielte wie gewohnt, mit schnellem Kombinationsfußball, der jedoch auch recht hohe Fehlerquote mit sich brachte, während Frankfurt mit einem intensiven Pressing das Spiel antwortete. Wenn ein Bremer den Ball hatte, war sofort ein Frankfurter zur Stelle. Stepanovic konnte verzeichnen, dass sich seine Abwehr stabilisiert hatte, besonders die Leistungen der in letzter Zeit heftig kritisierten Uwe Bindewald und Dietmar Roth. Der unsichere Kantonist Uwe Bindewald erfuhr ein Sonderlob von Stürmer Axel Kruse: „Der war schon wieder ganz der Alte.“ Auch Libero Manfred Binz zeigte eine solide Leistung. Gleichwohl hätte Klaus Allofs das Spiel entscheiden können. In der 52. Minute vergab er freistehend, dann scheiterte er in der 73. Minute an Torhüter Uli Stein, als er nach einer Flanke von Bode nur knapp zu spät kam. Diese Chancen hätte er in früheren Jahren vermutlich besser genutzt. Auf der anderen Seite hatte der junge Augustine Okocha gute Chancen, das Spiel zu entscheiden. Doch dem Bundesliga-Neuling fehlte es an Erfahrung. So zeigte er seine technische Klasse, als er in der 62. Minute drei Werderaner umspielte, nur um den Ball aus günstiger Schussposition über die Latte zu schießen. Oder nach 74 gespielten Minuten, als er nach einem Fehler von Beiersdorfer allein auf das Werder-Tor zustürmte, nur um dann statt zu lupfen Torhüter Reck anschoss. Und schließlich 120 Sekunden später, als er abermals an Reck scheiterte. Und dennoch, dieser Okocha ist, so scheint es, ein Versprechen für die Zukunft. „Einfach wunderbar, wie der Junge sich bewegt, wie er in seinem ersten Bundesligaspiel aufgespielt hat“, schwärmte Dragoslav Stepanovic. Und Mitspieler Axel Kruse sagte: „Der Junge ist eine Sensation. Eine Frechheit, wie der hier locker aufspielt — als hätte er schon 200 Bundesligaspiele gemacht.“ Die Partie hätte also auch 3:3 enden können. Dann hätten die Zuschauer wohl auf den Sitzen gestanden und applaudiert So aber empfanden sie den torlosen Nachmittag unüberhörbar als Enttäuschung.
|