Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 1991/1992 - 31. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: Sa 04.04.1992 15:30
Zuschauer: 47.000
Schiedsrichter: Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 0:1 Manfred Kastl (45.), 1:1 Lothar Sippel (58.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Eike Immel
  • Michael Frontzeck
  • Günther Schäfer
  • Andreas Buck
  • Slobodan Dubajic
  • Maurizio Gaudino
  • Manfred Kastl
  • Eyjölfur Sverrisson
  • Uwe Schneider
  • Ludwig Kögl
  • Fritz Walter

 

Wechsel

Wechsel

  • Alexander Strehmel für Andreas Buck (75.)

Trainer

Trainer

  • Christoph Daum

 

 

Rasenschach ohne Gewinner

Es war eigentlich alles angerichtet zu einem fußballerischen Festmahl, das Waldstadion war 90 Minuten lang der Nabel der deutschen Fußball-Welt. Niemand wollte da im Abseits stehen, wenn der neue Bundesliga-Spitzenreiter ermittelt würde. Was die Fans allerdings geboten bekamen, war eine Partie Rasenschach. Waren es die Nerven, mit denen die Strategen in beiden Reihen zu kämpfen hatten, weil der Druck zu groß war? War im Gegensatz zum offenen Schlagabtausch anlässlich des Eintracht-Gastspiels in Dortmund das diesmal dominierende Taktieren dafür ausschlaggebend, dass das Spitzenspiel zu einer nicht allzu attraktiven Partie abdriftete? Sicherlich von beidem etwas.

Konnten die Stuttgarter, die nach dem Fehlen von Kapitän Buchwald auch noch den kurzfristigen Ausfall von Mittelfeld-Regisseur Sammer zu verkraften hatten, mit der fehlenden Klasse des Gebotenen gut leben, so fiel das den Frankfurtern trotz der zur Schau getragenen Zufriedenheit schon schwerer. Nach dem Abpfiff stand der sogenannte Herbstmeister erstmals seit dem 7. Dezember wieder an der Tabellenspitze, und trotzdem wollte keine rechte Freude aufkommen. Da konnte Trainer Stepanovic so oft er wollte darauf hinweisen, dass der Meister nicht in den Top-Begegnungen ermittelt würde. Die Eintracht hatte eine günstige Gelegenheit verpasst, die Konkurrenz auf Distanz zu setzen.

Elf wackere Schwaben verdarben ihnen diesen Streich. Allen voran zwei biedere Handwerker namens Schneider und Sverrisson. Nichts gegen Dauerrenner, die sich für nichts zu schade sind, überall reingrätschen, ihren Widersacher praktisch keine Sekunde aus dem Auge lassen und selbst kaum Initiative ergreifen. Doch es waren im Grunde genommen primär destruktive Mittel, mit denen sie die spielerische Eleganz von Möller und Bein im Keim erstickten.

Und damit nicht genug: Wenn sich Schneider gegen Möller oder Sverrisson gegen Bein ins Getümmel stürzten, stand meist schon ein zweiter Kollege in unmittelbarer Nähe, um hilfreich für den Fall einzuspringen, dass eines der „fleißigen VfB-Lieschen“ das Duell verliert. Im Originalton Daum hörte sich das später so an: „Wir haben clever aus der Defensive agiert und die Räume eng gemacht." Die Platzherren fanden unter diesen Voraussetzungen nie zu ihren traumwandlerischen und gefährlichen Kombinationen, mit denen sie ihre Anhänger in Verzücken setzen können. An diesem Tag fehlte den Frankfurtern der riskante und geniale Pass, der letzte Pep, um mit kreativen Elementen den engmaschigen, hinter der Mittellinie beginnenden Sperrgürtel des Gegners zu knacken.

Alles andere ergab sich wie von selbst. Die Eintracht machte zwar das Spiel, rannte sich aber immer wieder fest, zumal in nicht unbekannter Manier zu sehr der Weg durch die Mitte favorisiert wurde. Die Stuttgarter lauerten auf schnelle Konter, hatten in der ersten Hälfte sogar die besseren Möglichkeiten und das Glück, dass in der Eröffnungsphase ein elfmeterreifes Foul von Kastl gegen Weber ungeahndet blieb. Unmittelbar vor der Pause waren sie dann am Ziel ihrer Wünsche, als Kastl eine Flanke des von Kögl mustergültig eingesetzten Frontzeck per Kopf ins Netz wuchtete.

Dass es nach dem Wechsel etwas besser wurde, lag an zwei Faktoren. Die Frankfurter steigerten sich, weil sich Libero Binz öfter ins Spiel nach vorne einschaltete und Sippel anstelle des matten Andersen bald als zweite Sturmspitze neben dem agilen Yeboah auflief. Die Stuttgarter wurden gleichzeitig schwächer, weil der bis dahin überragende Gaudino müde wurde, nachdem er bis dahin beinahe überall aufzufinden war.

Und wieder ergab sich alles andere von selbst. Ein Binz-Freistoß prallte von der Latte genau vor den Kopf von Sippel – und damit war der Ausgleich perfekt. Zehn Minuten später tauchte Binz noch einmal allein vor Torwart Immel auf, doch der Ball flog am Pfosten vorbei. Nichts war’s mit dem Siegtor.

Nach dem Abpfiff sprach Kapitän und Torwart Stein vom „schlechtesten Heimspiel der Saison“. War es wirklich so schlimm? Nein. Immerhin hat die Eintracht aus den Duellen mit Dortmund und Stuttgart jeweils 3:1 Punkte geholt – trotz fehlendem Glanz am Samstag im Waldstadion könnte das am Saisonende von elementarer Bedeutung sein.

 

 

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