Eintracht Frankfurt - Viktoria Aschaffenburg |
Saison 1991/1992 - Freundschaftsspiel
25.01.1992 - Testspiele im Warmluftzelt am Riederwald, Spielzeit jeweils 60 Minuten
6:2
(erste Garnitur)7:6
(zweite Garnitur)
Eintracht Frankfurt | Viktoria Aschaffenburg |
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Wechsel |
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Trainer |
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Viktoria bleibt das Pech treu Werner Lorant wird Trainer bei Borussia Fulda Viktoria Aschaffenburg ist das Pech treu geblieben. Der Verein aus der Fußball-Oberliga hat am Samstag in letzter Minute verloren. 7:6 endete das muntere Spielchen, zu dem die Bundesligaprofis der Frankfurter Eintracht die Aschaffenburger in ihr Festzelt am Riederwald eingeladen hatten. Das 7:6 war der zweite Vergleich zwischen beiden Mannschaften an diesem Vormittag, den ersten hatte die Eintracht, als sie noch mit allen Stars spielte, deutlich 6:2 gewonnen. Ein ernsthafter Test waren die zwei Stunden Spielzeit nicht, aber ein Training in beheizter Umgebung und auf gut bespielbarem Grund. Viktoria Aschaffenburg, das seit Monaten am Rande des Konkurses steht, hatte sich von diesem Samstag eigentlich eine gute Kasse versprochen, aber aus dem Gastspiel der Eintracht ist nichts geworden. Der Platz am Schönbusch war so hart gefroren, daß die Eintracht das Spiel absagte und den Gegner statt dessen in das Zelt am Riederwald einlud. Die Aschaffenburger regen sich über so viel Pech nicht mehr auf. Sie sind allerhand gewohnt. Die Spieler, die noch auf ihr Novembergehalt warten und auch aus der vergangenen Saison zum Teil noch Forderungen über vier Monatsgehälter haben, sind Kummer ebenso gewohnt wie Trainer Werner Lorant, den der Verein finanziell nicht besser behandelt als alle anderen Angestellten. Und Wolfgang Waschulewski, der als Notvorstand seit dem 10. Dezember bei der Viktoria zu retten versucht, was noch zu retten ist, wartet ohnehin nur noch auf den 15. Februar. Dann soll in der Hauptversammlung des Vereins über den Beginn einer besseren Zukunft entschieden werden. Wenn nichts mehr schief geht, kann der Notvorstand, der sich aus Mitgliedern der Tennisabteilung zusammensetzt, dann ein neues dreiköpfiges Präsidium präsentieren. Waschulewski kündigt „einen erfolgreichen Unternehmer, einen Juristen und einen Steuerberater" an. Alle drei wollte man am Samstag nach dem Gastspiel der Eintracht in Aschaffenburg vorstellen. Jetzt, nach der Spielabsage, läßt man sich noch etwas Zeit. Mit Trainer Lorant kann die Viktoria nicht mehr rechnen. Er wird in dieser Woche einen Zweijahresvertrag bei Borussia Fulda unterschreiben. Bis zum Ende der Saison will er seine Arbeitskraft noch in den Aschaffenburger Verein investieren. „Unser Ziel", sagt er, „ist die Meisterschaft. Sonst hätten wir heute nicht bei der Eintracht trainieren müssen." Daß die Mannschaft nicht längst auseinandergegangen ist, verdankt der Verein allein Lorant. Er hat es verstanden, die Spieler davon zu überzeugen, auch ohne Bezahlung gute Leistungen zu bieten. Das sorgt für eigenartige Konstellationen: Bei den Trainingsspielen im Zelt am Riederwald zum Beispiel gehörten Rudi Bommer und Oliver Posniak zu den besten Aschaffenburgern, obwohl beide Spieler ihre ausstehenden Gelder seit Wochen über den Gerichtsvollzieher eintreiben lassen - oder es zumindest versuchen. Auch für sie war das ausgefallene Spiel ausgesprochenes Pech, denn am Schönbusch hätte der Gerichtsvollzieher wieder ein paar Mark pfänden können. So aber verloren sich am Riederwald gerade 20 Zuschauer. Und die mußten nichts bezahlen. ('Frankfurter Allgemeine Zeitung')
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