Eintracht Frankfurt - Bayern München
(Traditionsmannschaften)

Saison 1991/1992 - Abschiedsspiel für Karl-Heinz Körbel

4:4 (2:0)

Termin: 06.10.1991
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Neuner (Leimen)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (21.), 2:0 Jörn Andersen (44.), 2:1 Bender (48.), 2:2 Grahammer (61.), 3:2 Karl-Heinz Körbel (63., Foulelfmeter), 3:3 Castro (75.), 4:3 Karl-Heinz Körbel (79.), 4:4 Augenthaler (90.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Maier
  • Beckenbauer
  • Babbel
  • Kreuzer
  • Bernardo
  • Schwabl
  • Lerby
  • Augenthaler
  • Pflügler
  • Labbadia
  • Uli Hoeness

 

Wechsel

Wechsel

  • Schumacher für Maier (46.)
  • Mayer für Beckenbauer (46.)
  • Bender für Schwabl (46.)
  • Hamann für Lerby (46.)
  • Grahammer für Pflügler (46.)
  • Kammermeier für Labbadia (46.)
  • Castro für Uli Hoeness (46.)

Trainer

Trainer

 

 

Traumformationen aus zwei Generationen

Karl-Heinz Körbel traf zum letzten Mal

Um 22.04 Uhr endete die Karriere des Karl-Heinz Körbel. Hessens Innenminister Herbert Günther verabschiedete ihn aus dem Stadion, in dem er 19 Jahre lang für die Frankfurter Eintracht gewirkt hatte. Ursprünglich sollte der Spieler, der 602 Spiele für die Eintracht bestritten hatte, mit einem Hubschrauber ausgeflogen werden, der aber wegen des schlechten Wetters nicht landen konnte. Körbel bedankte sich bei seinem Abgang eigens beim Gegner Bayern München, der trotz der derzeitigen mißlichen Situation zu seinem Abschiedsspiel gekommen war, und vor allem bei seinen Fans, die ihm über 19 Jahren die Treue gehalten hatten. Karl-Heinz, der im zweisitzigen Motorrad eine Ehrenrunde fuhr, bedankte sich per Handschlag schließlich noch bei den Zuschauern aus dem G-Block. Das Spiel gegen Bayern München übrigens endete 4:4 (2:0).

Zuvor hatte der Rekordspieler eine „Charly Körbel-Jugendstiftung" ins Leben gerufen, die gleich mit einem Scheck über 50.000 Mark bedacht wurde, und der Vorsitzende des LSB Hessen, Heinz Fallak, hatte ihn zum Botschafter der Aktion „fair geht vor" ernannt. Körbel selbst hatte in seinem Abschiedsspiel, an der in der zweiten Halbzeit auch noch der Ungar Lajos Detari mitwirkte, gegen Bayern München, die einst auch erster Gegner in Körbels langer Karriere war, zum 3:2 einen Elfmeter verwandelt, und zwar mit einem höchst raffinierten Trick. Später überwand der Vorstopper Schumacher noch ein zweites Mal.

Der Himmel weinte zu Körbels Abschied. Aber die Tränen kamen natürlich zum falschen Zeitpunkt. Denn ehe sie getrocknet waren, entschlossen sich viele Unentschlossene doch lieber zu Hause im Trockenen vor der Mattscheibe zu bleiben. Dennoch herrschte vor dem Spiel, auf Wegen und Vorfeldern, viel Gedränge bei den Vorführungen auf der Bühne, in der improvisierten „Freßgaß", dem Biergarten und auch in der „Hüpfburg".

So richtig stimmungsvoll aber wurde es erst als die Busse anrollten. Ausgebuht und verspottet die Bayern, gefeiert, als wäre sie schon Meister, die Eintracht. Und es war viel Prominenz da: Bundesratsministerin Hannelore Röntsch, Hessens Innenminister Herbert Günther und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, der bei der Begrüßung von Karl Heinz Körbel feststellte: „Die Stadt Frankfurt hat in den letzten 19 Jahren fünf Oberbürgermeister gehabt aber nur einen Vorstopper." Der wurde dann von Präsident Matthias Ohms zum Ehrenspielführer ernannt. Vor ihm waren das schon Rudi Gramlich, Alfred Pfaff und Jürgen Grabowski.

Körbel selbst sprach den Wunsch aus: die Eintracht solle in diesem Jahr deutscher Meister werden, und dann begrüßte er seine Gäste, die in charmanter Begleitung auf das Spielfeld geführt wurden: Sepp Maier, Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer, Toni Schumacher und Sören Lerby auf der einen und die Frankfurter Altstars Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Bernd Nickel, Willi Neuberger, Jan Svenson auf der anderen Seite.

Da spielten zwei Mannschaften mit hochkarätigen Namen, wobei die Eintracht so etwas wie eine Traum-Formation aus zwei Generationen aufbot. Da gab es kein Forechecking, kein Pressing, keine Manndeckung, aber weit klaffende Abseitsfallen. Grabowski konnte herrliche Dribblings ansetzen, Beckenbauer lässig Pässe schlagen, Sepp Maier sich erfolgreich Uwe Bein und Andreas Möller entgegenwerfen, Willi Neuberger und Uli Hoeness zu Sturmläufen ansetzen. Es war herrlich anzusehen. Bruno Labbadia schaufelte das Ball am leeren Tor vorbei, Bernd Hölzenbein traf den Pfosten, aber dann nach zwei Abseitstoren bezwang der Vizepräsident nach 21 Minuten Sepp Maier. Andersen traf dann zum 2:0.

Das ganze Spiel wurde auf Videowand übertragen. Direkt vor Trainer Stepanovic stand ein Mikrophon, er kommentierte das Geschehen frech und witzig. Die Fans forderten seine Einwechslung, und als er kund tat, Schatzmeister Toni Hübler habe seine Schuhe vergessen, skandierten sie: „Stepi, spiel barfuß!" Doch den Gefallen tat er ihnen nicht. ('Frankfurter Rundschau' vom 07.10.1991)


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