Eintracht Frankfurt - SG Wattenscheid 09

DFB-Pokal 1990/1991 - Viertelfinale

3:1 (2:0)

Termin: 30.03.1991
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Gerhard Theobald (Wiebelskirchen)
Tore: 1:0 Manfred Binz (21.), 2:0 Axel Kruse (31.), 3:0 Axel Kruse (70.), 3:1 Ali Ibrahim (84.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SG Wattenscheid 09

 


  • Udo Mai
  • Thomas Siewert
  • Stefan Kuhn
  • Jörg Bach
  • Dirk Kontny
  • Hans-Werner Moser
  • Thorsten Fink
  • Uwe Neuhaus
  • Werner Schmitz
  • Frank Hartmann
  • Souleyman Sané

 

Wechsel

Wechsel

  • Ali Ibrahim für Werner Schmitz (46.)
  • Jörg Sobiech für Thomas Siewert (46.)

Trainer

Trainer

  • Hannes Bongartz

 

Souverän ins Pokal-Halbfinale

An diesem Tag schien für die Frankfurter Eintracht endlich alles zusammenzupassen: Die Sonne strahlte über dem Stadion, und kurz vor der Partie hatte Andreas Möller kundgetan, ein weiteres Jahr bei der Eintracht spielen zu wollen. Diese Entscheidung bewahrte das Präsidium vor einem drohenden Rücktritt – eine Wende, die spürbar beflügelte. Passenderweise präsentierten sich auch die Gäste aus Wattenscheid in großzügiger Stimmung. Ohne Biss, mit übergroßem Respekt und einer äußerst defensiven Spielweise wirkten sie weniger wie ein Gegner als wie Statisten in einem Spiel, das ganz im Zeichen eines Frankfurter Aufbruchs stand.

Die Marschroute der Wattenscheider, über eine vielbeinige Abwehr und ein überfülltes Mittelfeld irgendwie ein Wiederholungsspiel zu erzwingen, hatte bereits andere Pokalgegner der Eintracht wie Nürnberg und Saarbrücken kurzfristig erfolgreich gemacht. Doch anders als diese Teams durchkreuzten die Westdeutschen ihre eigenen Pläne durch haarsträubende Defensivfehler.

Bereits in der 21. Minute fiel das 1:0, als Manfred Binz nach einer Ecke völlig freistehend zum Kopfball kam. Keine zehn Minuten später erhöhte Axel Kruse auf 2:0: Nach einer schönen Kombination von Yeboah und Studer musste der Stürmer aus kurzer Distanz nur noch den Ball ins Tor schieben. Den Schlusspunkt setzte erneut Kruse in der 70. Minute, als er nach einer Standardsituation unbehelligt im Fünfmeterraum einköpfte. Das 3:1 in der 84. Minute durch den zur Halbzeit eingewechselten Ali Ibrahim war da nicht mehr als ein vernachlässigbarer Schönheitsfehler.

Mit diesen zwei Toren bewies Kruse, der in der Winterpause für eine Million Mark von Hertha BSC nach Frankfurt gewechselt war, seine Qualitäten als treffsicherer Angreifer. Kruse, der mit einer neuen, ultrakurzen Frisur auflief, zeigte sich schneller und präsenter als in vorherigen Spielen. Dennoch wirkt er im Kombinationsspiel der Eintracht mitunter wie ein Fremdkörper. „Ich muss vorne die Räume schaffen, in die Tony oder Andy reinstoßen können“, erklärte der kantige Stürmer seine Rolle im Angriffszentrum. „Wenn dabei auch für mich etwas abfällt, bin ich zufrieden.“

Besonders die Abwehr präsentierte sich stabil. Dietmar Roth und Uwe Bindewald hatten die Offensivbemühungen der Wattenscheider, insbesondere den völlig isolierten Sammy Sane, jederzeit im Griff. Im Mittelfeld setzten die Frankfurter von Beginn an Akzente, wobei auch Uwe Bein trotz Knieproblemen eine wichtige Rolle spielte. Bein, der wegen Beschwerden am linken Knie der Nationalmannschaft absagen musste, brachte seine gewohnte Übersicht ein und leitete einige Angriffe mit präzisen Pässen ein. Eine Untersuchung hatte zuvor ergeben, dass keine Schädigungen an den Bändern oder am Außenmeniskus vorliegen – eine Operation ist nicht nötig. Dennoch musste Bein vor dem Spiel erneut schmerzlindernde Tabletten einnehmen, um einsatzfähig zu sein.

Eine weitere Veränderung nahm Trainer Berger in der Defensivaufstellung vor: Manfred Binz rückte als Libero vor die Abwehr und agierte als defensiver Mittelfeldspieler, während Karl-Heinz Körbel die Position des Abwehrchefs übernahm. Binz überzeugte in seiner neuen Rolle, setzte offensiv Impulse und kompensierte damit das Fehlen von Ralf Falkenmayer, der für seine kämpferische Präsenz im Mittelfeld bekannt ist. Berger zeigte sich zufrieden: „Binz hat viele Impulse nach vorne gegeben und könnte eine echte Alternative zu Falkenmayer sein.“

Der Sieg gegen Wattenscheid bestätigte den Aufwärtstrend, den die Eintracht bereits im vorherigen Spiel gegen Werder Bremen angedeutet hatte. Auch wenn die Wattenscheider an diesem Tag kein echter Gradmesser waren – zu harmlos und ideenlos präsentierten sich die Gäste –, dürfte der klare Erfolg das Selbstbewusstsein der Frankfurter weiter stärken.

Trainer Jörg Berger zeigte sich denn auch äußerst zufrieden: „Endlich wurde das mal umgesetzt, was ich von der Mannschaft erwarte. Ich hoffe, dass nach den turbulenten Wochen nun Ruhe einkehrt und wir einen echten Neubeginn starten können.“ Tatsächlich zeigte die Eintracht, nach den Rückschlägen der jüngsten Vergangenheit, eine geschlossene und disziplinierte Leistung. Die Mannschaft überzeugte durch taktische Klarheit, spielerische Überlegenheit und ein aggressives Zweikampfverhalten. So scheint die Eintracht den Grundstein für eine bessere Zukunft gelegt zu haben. Ob dieser positive Ansatz jedoch von Dauer ist, werden die kommenden Spiele zeigen müssen.

 

 

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