Eintracht Frankfurt - Werder Bremen

Bundesliga 1988/1989 - 15. Spieltag

0:0

Termin: Sa 19.11.1988 15:30
Zuschauer: 16.500
Schiedsrichter: Klaus Broska (Gelsenkirchen)
Tore: ./.

 

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Eintracht Frankfurt Werder Bremen

 


  • Oliver Reck
  • Thomas Schaaf
  • Rune Bratseth
  • Jonny Otten
  • Ulrich Borowka
  • Norbert Meier
  • Mirko Votava
  • Günter Hermann
  • Karlheinz Riedle
  • Frank Ordenewitz
  • Frank Neubarth

 

Wechsel

Wechsel

  • Thomas Wolter für Jonny Otten (26.)

Trainer

Trainer

  • Otto Rehhagel

 

Eintrachts Rumpf-Elf trotzte dem Meister

Neun Spieler fehlten beim Bremen-Spiel, Amateure sprangen ein

Das war das bemerkenswerteste Spiel der Frankfurter Eintracht in dieser Saison: 0:0 im Waldstadion vor 16.000 Zuschauern gegen den deutschen Meister Werder Bremen mit einer Rumpfmannschaft. Ein Superergebnis! Der Eintracht fehlten insgesamt neun Spieler wegen Verletzung, Sperre oder Krankheit. Zwei Amateure mußten ihr Bundesligadebüt geben. Stein, Binz und Körbel übernahmen die Verantwortung für diese Notmannschaft, führten die Truppe, die aufopfernd und voller Hingabe gegen einen pomadig auftretenden deutschen Meister kämpfte. Pal Csernais Ziel, drei Punkte aus den beiden Heimspielen dieser Woche zu holen, ist erreicht - trotz der vielen Schläge und Ausfälle, die er in den letzten Tagen hatte hinnehmen müssen. Beim Schlußpfiff rissen die Frankfurter Spieler die Arme hoch, die Zuschauer feierten sie begeistert.

Mit dem allerletzten Aufgebot mußte die Eintracht gegen den Deutschen Meister antreten. Es fehlten vom festen Stamm: Sievers und Roth, beide gesperrt wegen ihrer vierten gelben Karte, Studer, gesperrt und verletzt, Schlindwein, Heitkamp, Bakalorz, Schulz, Gründel und Kostner, alle verletzt oder krank. Gründel, im Spiel gegen den KSC angeschlagen, saß immerhin noch auf der Bank. Schulz hatte über Nacht eine schwere Darmgrippe erlitten und blieb im Bett. Kostner hatte sich im Training am vergangenen Donnerstag eine Zerrung geholt. Pal Csernai holte notgedrungen zwei Amateure ins Team, Björn Pistauer und Uwe Bindewald, setzte einen dritten auf die Bank, Thomas Stoll. Ein Bundesliga-Comeback feierte Jaroslav Biernat. Alle hätten fleißig trainiert, so Csernai, und die Amateure seien mutig genug, sich so einer Aufgabe zu stellen. Csernai: „Alles jammern hilft doch nichts. Kämpfertypen sind heute gefragt, und wir sind stark genug, mit einer Kämpfertruppe zu bestehen.“

Mit diesem großen Handicap und dieser Trotzeinstellung ging die Eintracht das schwere Spiel an. Klar, daß der Meister die ersten 45 Minuten mit seiner Routine und spielerischen Überlegenheit kontrollierte. Am Strafraum aber scheiterte Werder an der Hingabe, mit der die Eintracht-Rumpftruppe. allen voran Körbel und Binz, um jeden Ball und jeden Zentimeter Boden kämpfte.

Die Eintracht spielte einfach, auf Sicherheit bedacht, unbekümmert und unverkrampft. Die beiden Neulinge waren anfangs nervös, wurden aber zusehends kesser. Was hatten sie zu verlieren? Die Eintracht versuchte ihr Glück mit Kontern, und wenn auch Turowski vorn allein sich meist mit vier Bremern herumschlagen mußte, brachten die Gegenstöße, meist über Eckstein, doch Gefahr. Balzis hatte nach sieben Minuten allein vor Reck die erste Torchance. In der 26. Minute hielt der Bremer Torhüter einen direkten Schuß von Eckstein nach einem Musterkonter über Binz, Turowski (Doppelpaß) und Balzis.

Otto Rehhagel reagierte Mitte der ersten Halbzeit auf die Frankfurter Spielweise, nahm mit Otten einen überflüssigen Verteidiger heraus und brachte mit Wolter einen Mittelfeldspieler. Er erhoffte sich davon mehr Druck. Fast aber hätte ein Bremer Eigentor in der 35. Minute Frankfurt in Führung gebracht, als Hermann einen Paß von Eckstein zu Hobday mit einem Schuß aufs eigene Tor unterband. Reck mußte mit einem Hechtsprung rückwärts den Ball greifen. In den letzten Minuten vor der Pause erst legten die Bremer ihre Lässigkeit, ihre Überheblichkeit ab, gingen mehr zur Sache. Die Eintracht geriet nun unter Druck, doch Stein wurde zum sicheren Rückhalt. Die größte Tat des Frankfurter Torwarts: in der 44. Minute fischte er einen Kopfball von Neubarth aus dem Torwinkel.

Eifer der Eintracht und Pomadigkeit Werders hielten sich auch nach der Pause die Waage. Körbel hatte Riedle im Griff, Bindewald den Bremer Ordenewitz. Bemerkenswert die Kopfballduelle. die Biernat gegen den langen Neubarth gewann.

Werder spielte mit dem Gefühl, die haben wir sicher im Griff - und machte keinerlei Druck. Das ermutigte die Eintracht sogar nach einer Stunde, selbst Initiative zu ergreifen. Und wären Balzis vorne nicht zu viele Abspielfehler unterlaufen. mancher Angriff hätte gefährlich werden können. Denn Hobday schleppte unermüdlich die Bälle durch das Mittelfeld, Eckstein brachte mit seiner Technik sogar spielerische Züge ins Angriffsspiel. Balzis (60.) und Eckstein (63.) hatten zwei Tormöglichkeiten.

In der 68. Minute aber hatte die Eintracht riesiges Glück: Neubarth brachte das bis dahin größte Bremer Kunststück fertig, aus einem Meter über das Tor zu schießen. Angefeuert von den 16.000 Zuschauern spielte die Eintracht plötzlich nicht nur auf 0:0, sondern mutig auch auf Sieg. Das Tor hatte Turowski nach einem tollen Solo über den halben Platz in der 72. Minute auf dem Fuß. Er setzte sich auch noch gegen drei Bremer im Strafraum durch, doch sein Schrägschuß wurde von Reck abgewehrt. Auch den Nachschuß Ecksteins parierte der Bremer Torhüter. Zum Schluß, fast ein Armutszeugnis, begnügte sich der Meister damit, das 0:0 über die Zeit zu bringen.

Trainerstimmen

Otto Rehhagel (Werder Bremen): „Wir hatten heute leider nicht die spielerischen Mittel, die Partie zu entscheiden. Das Spiel war nicht gut. Wir hatten nur eine große Chance, die Frank Neubarth leider vergab. Ansonsten spielen wir wenig Torgelegenheiten heraus. Eintracht Frankfurt hat mit der dezimierten Mannschaft natürlich ihr Heil in der Defensive gesucht und versucht, mit den zwei schnellen Spitzen Eckstein und Turowski zum Erfolg zu kommen. Unser Soll, aus zwei Auswärtsspielen drei Punkte zu machen, haben wir erreicht.“

Pal Csernai (Eintracht Frankfurt): „Ich freue mich, daß unser Aufwärtstrend die Fortsetzung fand. Noch erfreulicher ist es für mich, daß wir heute mit dezimierter Mannschaft dieses geschafft haben. Wir haben sogar versucht, selbst die Initiative zu ergreifen und sind auch fast zum Torerfolg gekommen. Die Amateurspieler haben wirklich etwas aus ihrer Sache gemacht. Ich hoffe, daß für unsere etablierten Spieler dieses Spiel Maßstäbe gesetzt hat.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 20.11.1988)

 


(20.11.1988)

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