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Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt |
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Bundesliga 1988/1989 - 14. Spieltag
2:1 (1:1)
Termin: Sa 12.11.1988 15:30
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Gerhard Theobald (Wiebelskirchen)
Tore: 1:0 Hans-Jörg Criens (4.), 1:1 Manfred Binz (45.), 2:1 Christoph Budde (82.)
Borussia Mönchengladbach | Eintracht Frankfurt |
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1:9 Punkte - was nun Pal Csernai? Die Frankfurter Eintracht rutscht immer tiefer in der Krise. Nach dem unglücklichen 1:2 (1:1) bei Borussia Mönchengladbach wird es für den Pokalsieger mit nun 6:20 Punkten von Spiel zu Spiel schwerer, sich vom Tabellenende zu lösen. 1:9 Punkte lautet nun die deprimierende Bilanz von Trainer Pal Csernai nach den Gladbacher Treffern durch Jörg Criens (5.) und Christoph Budde (83.). Eintracht Frankfurts Libero Manfred Binz hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich (46.) erzielt. Hatte die Eintracht in den letzten Spielen meist völlig enttäuscht und zu Recht verloren, fehlte ihr in Mönchengladbach nach einer guten zweiten Halbzeit in der Endphase vor allem das Glück. Pal Csernais Mannschaft, aus der der vier-Millionen-Mark-Einkauf Dieter Eckstein herausragte, hätte auf dem Bökelberg einen Punkt verdient gehabt. Doch der Treffer von Budde machte alle Hoffnungen zunichte. Denn die Eintracht hatte gekämpft, endlich auch einmal mutige Kombinationen gezeigt. Dies gibt ein wenig Hoffnung für die Zukunft. Dennoch ist die Lage einen Tag vor der Jahreshauptversammlung im Palmengarten so düster wie seit Jahren nicht mehr. Das Elend der Angreifer zwang Pal Csernai zum Handeln. Nur fünf Tore in zwölf Bundesligaspielen und beim 3:0 im Europapokal-Achtelfinale bei Sakaryaspor trafen weder Stürmer Janusz Turowski noch Jörn Andersen. Kurzerhand wechselte der Eintracht-Trainer den gesamten Sturm aus. Daß der im Europapokal gesperrte Dieter Eckstein dabei sein würde, war eine Selbstverständlichkeit, der Einsatz von Heinz Gründel eine Überraschung. Csernai hoffte, daß der neue Mann das vollbringen würde, was seinen Kollegen bislang nur selten gelang. Nein, kein Tor, soweit wollte Csernai gar nicht gehen. Der Ungar sagte, daß er schon zufrieden sei, wenn ein Stürmer einmal aufs Tor schießen würde. In der ersten Halbzeit hätte ihm Gründel diesen Gefallen fast getan. Doch seine erste Chance in der 43. Minute, einen Kopfball, konnten die Gladbacher gerade noch zur Ecke abwehren. Mehr war vom ehemaligen Hamburger im 1. Abschnitt nicht zu sehen. Dieter Eckstein machte seine Sache da schon besser. Mit ihm hatten die Gladbacher ihre größte Mühe, konnten den 24jährigen selten stoppen. Eckstein war es auch hauptsächlich zu verdanken, daß die Eintracht mit einem 1:1 in die Pause ging. Doch der Reihe nach: Die Eintracht schien mit ihren Gedanken noch in der Türkei, bei ihrem ersten Auswärtssieg dieser Saison zu sein, da lag sie schon mit 0:1 zurück. Auf der rechten Seite hatte sich Andre Winkhold durchgesetzt und mit Mühe noch eine Flanke in den Strafraum gebracht. Der Ball passierte ungehindert die träumende Frankfurter Abwehr und landete schließlich bei Jörg Criens, der den Ball aus fünf Metern unhaltbar für Torwart Uli Stein ins Netz schob. 1:0 für Gladbach nach vier Minuten. Die Gastgeber hatten in den nächsten drei Minuten noch zwei gute Möglichkeiten durch Thiele und Criens, die aber beide knapp neben den Pfosten köpften. Die Eintracht konnte sich nur langsam vom Druck der Gladbacher befreien. Bis zur 45. Minute blieb ein satter Schuß von Eckstein (13.) die beste Chance. Sekunden vor der Pause fiel dann der überraschende Ausgleich. Eckstein hatte sich im Mittelfeld durchgesetzt und mit Hobday Doppelpaß gespielt. Mit dem Kopf bediente der ehemalige Nürnberger schließlich Manfred Binz, der aus acht Metern erfolgreich war. Der Treffer des Liberos wurde allerdings aus stark abseitsverdächtiger Position erzielt. Die Gladbacher protestierten heftig. Der umstrittene Treffer vor der zweiten Halbzeit flößte der Eintracht Mut ein. Das war unbestreitbar. Endlich spielte die Eintracht mit Einsatz, der vor der Pause so schmerzlich vermißt wurde. Plötzlich trauten sie sich Dribblings und gewagte Pässe zu. Doch mit den gefährlichen Gladbacher Spitzen Thiele und Criens hatte die Eintracht weiter ihre liebe Not. Wenige Minuten nach dem Anpfiff verfehlte Criens das Tor nur knapp, in der 55. Minute scheiterte Thiele mit einem Kopfball am sicheren Torwart Uli Stein. Doch im Verlauf der zweiten Halbzeit verdiente sich die Eintracht das zur Pause glückliche Unentschieden immer mehr. Sie war dem Siegtreffer sogar lange näher als die Borussia. In der 53. Minute hämmerte Hobday einen Ball aus 15 Metern über die Latte. In der 64. Minute scheiterte Eckstein mit einem schönen Freistoß, und in der 72. Minute spielte Sievers zwei Gladbacher aus und setzte den Ball aus 20 Metern knapp neben den Pfosten. Den Gladbachern gelang in der zweiten Halbzeit lange nicht viel. Vor allem der Jugoslawe Frantisek Straka fiel noch einmal auf. Allerdings unangenehm. Erst stieß er Verteidiger Thomas Klepper zu Boden (57.), und als der Frankfurter Verteidiger wieder aufstehen wollte, sah es so aus, als hätte der Gladbacher zweimal nachgetreten. Acht Minuten vor dem Schlußpfiff schlug die Borussia dann noch einmal zu. Diesmal traf sie die Eintracht allerdings empfindlicher. Criens flankte von der rechten Seite nach innen, Thiele zog den Ball aufs Tor, Uli Stein konnte nur abklatschen, und der fünf Minuten zuvor für Jörg Neun eingewechselte Christoph Budde drückte den Ball aus wenigen Metern ins leere Tor. 2:1 für Gladbach. Zwei Minuten vor dem Abpfiff wäre der Eintracht beinahe noch der Ausgleich gelungen. Doch ein abgefälschter Schuß von Eckstein landete nur auf dem Tordach. Trainerstimmen Wolf Werner (Mönchengladbach): „Wir haben 25 Minuten lang hervorragenden Fußball gespielt und hätten zu diesem Zeitpunkt 2:0 oder 3:0 führen müssen, erst dann ist das Spiel gekippt. In der zweiten Hälfte ist spielerisch bei uns einiges schiefgelaufen, da war der Erfolg dann doch recht glücklich.“ Trainer Pal Csernai (Frankfurt): „Ich bin sehr traurig über diese Niederlage, denn ein Punkt wäre verdient und bitter nötig gewesen. Mit der Leistung der Mannschaft bin ich zufrieden. Neben dem Einsatz hat diesmal auch die spielerische Komponente gestimmt.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 13.11.1988)
Gramlich gestürzt Klaus Gramlich, fünf Jahre lang umstrittener Präsident von Eintracht Frankfurt, wurde auf einer emotionsgeladenen Jahreshauptversammlung des Vereins gestürzt Nach einer Stichwahl in der Nacht zum Dienstag (01.26 Uhr) im überfüllten Festsaal des Palmengartens unterlag er dem ehemaligen Hauptgeschäftsführer (1977/78) Josef Wolf mit 341:377 Stimmen. Die Führung der Eintracht bleibt also akademisch und reinigend: Wie sein Vorgänger trägt Wolf (50) den Doktortitel und ist Privatunternehmer in der Reinigungsbranche (Gramlich Gebäude, Wolf Autowaschanlagen). Neu im Führungsgremium aber ist der Fußball-Fachmann: Der einstige Weltmeister Bernd Hölzenbein wurde mit überwältigender Mehrheit und unter großem Beifall zum Vize-Präsidenten gewählt, nachdem sein Vorgänger Klaus Mank seine Kandidatur | wegen des Eintracht-Idols zurückgezogen hatte. Einen Schatzmeister aber hat das neue Präsidiums-Duo nicht. Wolfgang Knispel stellte sich trotz aller Appelle von Hölzenbein nicht mehr zu Wahl. Begründung: „Ein wesentlicher Grund liegt im Verhalten eines großen Teils der Mitglieder“. Sieben weitere vorgeschlagene Kandidaten lehnten ab. Als erster Redner am Pult der sechsstündigen Marathon-Sitzung hatte Gramlich zur Fairneß und Sachlichkeit aufgerufen. Doch er war der erste, der diesen Wunsch nach Anstand verletzte, als er den als Gast im Saal anwesenden ehemaligen Manager Wolfgang Kraus als „feige und gemein“ beschimpfte Das Signal zum offenen Schlagabtausch unter die Gürtellinie war gegeben. Die sachlichsten und emotionslosesten Argumente hatten keine Chance mehr. In dem allgemeinen Tohuwabohu fanden beispielsweise die alarmierenden Hinweise des Kassenprüfers Bert Holzthüm weder bei den Mitgliedern noch beim getadelten Präsidium Gehör. Holzthüm: „Viel Geld wurde in letzter Zeit leichtfertig ausgegeben. Es muß wieder sparsam gewirtschaftet werden.“ Knispel hatte vorher die Verantwortung für das Millionen-Defizit im Eishockey übernommen und mit seiner Selbstanklage. „meine Dummheit war, daß ich vertraut habe“, den Eishockey-Manager Günther Herold, ohne ihn beim Namen zu nennen, belastet. Der Selbstanklage folgte die Ehrenerklärung für den Präsidenten: „Jeder muß seine Verantwortung tragen, aber es darf nicht der einzelne als Sündenbock für alles angeprangert werden.“ Genau das tat Josef Wolf in seiner beifallheischenden Abrechnung mit dem Präsidenten: „Nicht Ihre Kritiker sind Ihre größten Feinde, sondern Ihre Eitelkeit. Das Maß ist voll, Sie sind nicht mehr tragbar. Ihre Zelt ist abgelaufen.“ Mit dieser rhetorisch brillanten Rede hatte sich Wolf den Weg zum Präsidentensessel geebnet. Denn fünf geschätzte Persönlichkeiten, Ex-Präsident Axel Schander, Jürgen Grabowski (Riesenbeifall, als er vorgeschlagen wurde), Wolfgang Knispel, Dr. Günter Metz (aus dem Hoechst-Vorstand) und der Eishockey-Abteilungsleiter Walter Langela nach einer flammenden Rede für seine Abteilung, lehnten eine Kandidatur ab. Es blieben Gramlich, Wolf, Willi Schuster und Dr. Wösner. Ergebnis des ersten Wahlgangs: Gramlich 323, Wolf 213, Schuster 105 und Wösner 83. Da Gramlich nicht die absolute Mehrheit der 783 Stimmen erreicht hatte, wurde die Stichwahl nötig, die Wolf gewann. Der neue Eintracht-Boß „bedankte sich für das Vertrauen“ und versprach, „sein Bestes zu geben. Es ist genug geredet worden, jetzt müssen wir etwas tun.“ Ergebnis der Wahl des Vize-Präsidenten: Hölzenbein 381, Rolf Heller (Leiter der Fußball-Amateure) 79, Schuster 71. Nach dem mehrfach gescheiterten Versuch, einen Schatzmeister zu finden, vertagte Versammlungsleiter Helmut Weintraud die Versammlung (Neuer Termin am selben Ort: 29. November). Es war zwei Stunden nach Mitternacht. Doch inoffiziell ging es weiter. Kernfrage: Wie verhält sich Manager Jürgen Friedrich, der seit Antritt seines Amtes ohne Vertrag arbeitete? „Das sind neue Leute ohne Erfahrung in diesem Geschäft. Ich fühle mich gefordert und in der Pflicht“, sagte Friedrich und deutete Bereitschaft zur Weiterarbeit an. „Jetzt muß endlich Ruhe einkehren.“ Ein frommer Friedrich-Wunsch, der offenbar beim Verwaltungsrat kein Echo finden wird. Rolf Kübel, sprach davon, die Wahl mit der Handhabe von Formfehlern anzufechten. Andere Verwaltungsratsmitglieder wie der FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Mischnik und Dr. Günter Metz kündigten ihren Verzicht auf eine Wiederwahl an. Mischnik: „Das war eine reine Emotionsentscheidung. Die Zukunft wird lehren, was aus dem Verein wird.“
Eklat vor Mitternacht: Ein Mitglied, das nach Überziehen der fünfminütigen Sprechzeit trotz mehrfacher Aufforderung nicht vom Rednerpult weichen wollte, streckte einen zur Räumung der Bühne herbeigeeilten „Ordner“ mit einem gezielten Hieb nieder und wurde danach von Sicherheitskräften aus dem Saal gebracht Versammlungsleiter Weintraud: „Das war im wahrsten Sinne des Wortes der schlagende Beweis dafür, was passieren kann, wenn eine Versammlung aus den Fugen zu geraten droht.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Feiertag vom 16.11.1988)
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