Sakaryaspor - Eintracht Frankfurt

Europapokal der Pokalsieger 1988/1989 - Achtelfinale, Rückspiel

0:3 (0:2)

Termin: 09.11.1988
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Forstinger (Österreich)
Tore: 0:1 Ralf Sievers (9.), 0:2 Manfred Binz (35.), 0:3 Frank Schulz (66.)

 

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Sakaryaspor Eintracht Frankfurt

  • Engin Ipekoglu
  • Faton Bingazi
  • Murat Dogansoy
  • Selçuk Yigitlik
  • Rahim Zafer
  • Mustafa Gölpinar
  • Mehmet Sen
  • Ilker Yagcioglu
  • Yücel Çolak
  • Dušan Pešic
  • Kemal Yildirim

 


 

Wechsel

  • Saban Yildirim für Mustafa Gölpinar (81.)

Wechsel

Trainer

  • Tamer Kaptan

Trainer

 

Eintracht stürmte das Atatürk-Stadion

Die Frankfurter Eintracht steht im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger. Dem 3:1-Sieg im eigenen Stadion gegen Sakaryaspor folgte gestern in der Türkei ein 3:0-Rückspielerfolg. Im Atatürk-Stadion war alles anders, als es die Frankfurter vorher befürchtet hatten. Und deshalb fiel der Sieg auch viel leichter als erwartet. Statt eines ausverkauften Hauses mit 23.000 Zuschauern kamen nur knapp 15.000, also weniger Türken als beim Heimspiel in Frankfurt .Im angekündigten Hexenkessel herrschte schnell Friedhofsruhe, der erwartete „Rübenacker“ entpuppte sich als gut bespielbarer Rasen, der befürchtete Sturmangriff der Türken wurde nicht einmal ein laues Lüftchen. Die Eintracht hatte die richtige Taktik, setzte selbst auf Offensive und machte schon früh alles klar. Raff Sievers und Manfred Binz vor der Pause sowie Frank Schulz nach dem Wechsel sorgten für den hochverdienten Sieg.

Schon in der zweiten Minute lag das 0:1 in der Luft. Dirk Bakalorz hatte aus 20 Metern abgezogen, der Torwart kam nicht mehr an den Ball, hatte aber Glück, daß das Leder von seiner Schulter über das Tor prallte. Dann traf für fünf Minuten die einzige Vorhersage ein. Die Türken traten wirklich nach allem, was sich nur bewegte. Janusz Turowski und Jörn Andersen waren die Opfer. Doch Schiedsrichter Forstings aus Österreich griff sofort durch, drohte Mehmet Sen und Rahim Zafer mit Platzverweisen und brachte so Ruhe ins Spiel.

Nach neun Minuten war dann alles gelaufen. Dirk Bakalorz trat die erste Ecke nach innen, Peter Hobday verlängerte mit dem Kopf, Franz Schulz paßte zurück, und Ralf Sievers hatte freie Bahn. Mit links zog er ab, keine Chance für Torhüter Engin Ipekoglu - 0:1 in Sakarya. Damit insgesamt 4:1 für die Eintracht, die Qualifikation fürs Viertelfinale war schneller geschafft, als sich selbst die Optimisten dies erhofft hatten.

Die Eintracht beherrschte Spiel und Gegner. Allerdings einen erschreckend schwachen Gegner. Beim Tabellenletzten der türkischen Liga ging gar nichts, beim Letzten der Bundesliga wenigstens ein bißchen mehr. Den ersten schwierigen Ball hatte Torhüter Uli Stein in der 44. Minute zu halten, als er zunächst von Faton Bingazi mit einem Kopfball und anschließend von Yücel Çolak mit einem Schuß aus zwei Metern geprüft wurde.

Da hatte Manfred Binz schon seinen großen Auftritt hinter sich. An der Mittellinie erhielt er in der 38. Minute von Karl-Heinz Körbel den Ball, stürmte Richtung Sakarya-Tor. Die Gastgeber wollten auf Abseits spielen und bauten damit einen Türken. Binz durchschaute das Manöver, spielte den Ball nicht ab, ging allein an drei Gegnern und dann auch am Torwart vorbei und schob den Ball locker ins Tor. Der Linienrichter hatte zwar die Fahne gehoben, aber Schiedsrichter Forstinger reagierte glänzend und erkannte den Treffer selbstverständlich an.

Die zweite Halbzeit wurde dann zu einem gemütlichen Spaziergang. Uli Stein reagierte einmal gegen Dušan Pešic, wehrte dessen Schuß aus kurzer Distanz mit dem Fuß ab und hatte damit seine Schuldigkeit schon getan. In der 66. Minute das 0:3. Bakalorz trat einen Eckball nach innen, Frank Schulz nahm den Ball volley, unter Mithilfe der Fußspitze eines Gegners fiel der Ball in die hintere Eck. Zehn Minuten später traf dann Jörn Andersen mit einem Kopfball noch die Latte und dokumentierte damit noch einmal die Erfolglosigkeit der Angreifer, die sich diesmal von den Abwehr- und Mittelfeldspielern vertreten lassen mußten.


Manager Friedrich: „Ich wünsche mir Barcelona“

Die Erleichterung war allen anzumerken, in erster Linie aber Trainer Pal Csernai. „Der Erfolg gibt uns Zeit, erst einmal durchzuatmen“, sagte er nach dem 3:0-Erfolg bei Sakaryaspor und meinte damit auch seine eigene Person und Position. Csernai: „Ich freue mich sehr, daß wir es geschafft haben. Ich hoffe, der Erfolg hilft uns auch In der Bundesliga. Aber es gibt noch viel Arbeit.“

Mit dem Erfolgserlebnis auf internationaler Ebene im Rücken hofft auch Manager Jürgen Friedrich auf eine Steigerung im nationalen Geschäft: „3:0 auswärts, damit bin ich sehr, sehr zufrieden. Das hat die Mannschaft und der Verein gebraucht. Jetzt wünsche ich mir den FC Barcelona oder Sampdoria Genua.“

Trotz des unerwartet leicht gefallenen Sieges (Binz: „Ich war von der türkischen Mannschaft und den Zuschauern enttäuscht“) wurde diesmal nicht alles rosarot gesehen. Csernai stellte bei seinen drei Problemgruppen in der Mannschaft nur eine Verbesserung fest. Die Abwehr, so dozierte der Ungar, habe gut und sicher gestanden, „im Mittelfeld und Angriff aber ist es uns nicht gelungen, den Ball zu beruhigen, ihn lange in den eigenen Reihen zu halten“, sagte der Eintracht-Trainer. Kein Tor seiner Stürmer - das gibt ihm zu denken. Dagegen lassen ihn die Schmähungen, die eine halbe Hundertschaft Eintracht-Fans, die ihn und Präsident Gramlich beschimpft hatten, kalt Csernai: „Ich weiß, wo die Rufe herkommen. Da mache ich mir wenig Gedanken.“

Gedanken hatte sich Binz gegen die Abseitsfalle der Türken gemacht. Der Lohn: Das schönste Tor des Tages. „Ich habe Turowski im Abseits gesehen, da blieb mir nur noch die Chance zum Alleingang. Ich war richtig glücklich über diesen Treffer“, freute sich Binz. (Abendpost-Nachtausgabe vom 10.11.1988)

 

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