FC St. Pauli - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1988/1989 - 3. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: Sa 13.08.1988 15:30
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Wolfgang Mierswa (Hänigsen)
Tore: 1:0 Egon Flad (63., Foulelfmeter), 2:0 Jan Kocian (72.)

 

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FC St. Pauli Eintracht Frankfurt

  • Volker Ippig
  • Jens Duve
  • André Trulsen
  • Jan Kocian
  • Egon Flad
  • Michael Dahms
  • Jürgen Gronau
  • Peter Knäbel
  • Klaus Ottens
  • Waldemar Steubing
  • André Golke

 


 

Wechsel

  • Dirk Zander für Klaus Ottens (70.)
  • Bernhard Olck für Waldemar Steubing (87.)

Wechsel

Trainer

  • Helmut Schulte

Trainer

 

Wie ein Abstiegskandidat

Eintracht 0:2 beim FC St. Pauli - Uli Stein verhinderte ein Debakel

0:6 Punkte, 1:7 Tore, gegen beide Neulinge verloren und Tabellenletzter - nichts macht die schwere Krise der Frankfurter Eintracht deutlicher als diese Fakten. Beim Bundesliga-Aufsteiger FC St. Pauli unterlagen die ersatzgeschwächten Frankfurter verdient mit 0:2 (0:0). Vor 19.000 begeisterten Zuschauern schossen Egon Flad mit einem Foulelfmeter und Jan Kocian nach einem Konter die ersten Bundesliga-Tore für den FC St. Pauli, der nun immerhin schon drei Punkte auf seinem Konto hat. Die Eintracht-Abwehr hielt dem Druck der Hamburger lange stand. Vor allem Uli Stein verhinderte mit einer Serie von Paraden einen Rückstand. Aber gegen den Elfmeter und den Konter war auch er machtlos. Daß es danach kein Debakel gab, ist allein Stein zu danken. Denn ohne jegliche Entlastung aus dem Mittelfeld oder gar durch den Sturm mußte die Abwehr Mitte der zweiten Halbzeit dann doch klein begeben. Obwohl mit drei Spitzen (Turowski, Andersen und Balzis) angetreten, blieb der Eintracht-Sturm völlig harmlos. St. Pauli, und das zeigt, wie schwach die Eintracht war, wird es trotz des Sieges schwer haben, die Bundesliga zu erhalten - was natürlich auch für Kalli Feldkamps Mannschaft gilt. In dieser Verfassung, ohne Verstärkung in Mittelfeld und Angriff, ist die Eintracht jedenfalls ein sicherer Abstiegskandidat.

Den ersten Schreck bekamen die Frankfurter, als sie den Rasen im Wilhelm-Koch-Stadion betraten. Mit Bundesliga-Format hatte das Terrain nichts zu tun. Holprig war der Platz, und, noch schlimmer, der Rasen war nicht gemäht. Der Ball rollte nur schleppend übers Feld. Schon dadurch sah alles etwas langsamer aus als sonst gewohnt.

Beide Teams gingen von Beginn an hitzig zur Sache. Der Aufsteiger legte naturgemäß seine ganze Kampfkraft in die Waagschale, die Eintracht hielt — und dies war nach den Tiefschlagen der letzten Wochen erfreulich - dagegen. Stefan Studer stieg gegen seine ehemaligen Kameraden besonders energisch ein und wurde von Schiedsrichter Mierswa in der 18. Minute mit der Gelben Karte zur Ordnung gerufen. Studer hatte Duve von den Beinen geholt.

Von technischem Spiel war lange Zeit wenig zu sehen, Zweikampf reihte sich an Zweikampf Es war eine Art Kleinkrieg im Fußballtrikot. Dabei behielt der Unparteiische kühlen Kopf, konnte zwischen absichtlichen Fouls, versehentlichen Fouls und „Schwalben“ sehr gut unterscheiden.

Die ersten Möglichkeiten hatten bald die Gastgeber. Peter Knäbel, der ebenso junge wie effektive Spielmacher, setzte die gesamte Eintrachtdeckung schon in der 6. Minute mit einem herrlichen Paß matt. Klaus Ottens, zum ersten Mal in der Bundesliga eingesetzt, umspielte sogar Uli Stein, doch auf der Linie konnte Thomas Klepper dann den Schuß abblocken. In der 17. Minute scheiterte der lange Libero Kocian mit einem Kopfball an Uli Stein, und 5 Minuten später vergab Dahms die beste Chance, als der Frankfurter Torhüter ins Leere gelaufen war, der Hamburger aber den Ball aus 16 Metern am leeren Tor vorbeihob. Die Eintracht kam kaum einmal gefährlich in Tornähe, zwar konnten Peter Hobday und Ralf Sievers im Mittelfeld überzeugen, aber alle drei Stürmer blieben stumpf.

Die zweite Halbzeit begann mit einer Riesenchance für den FC St. Pauli - eingeleitet von der Eintracht. Manni Binz spielte den Ball viel zu scharf zu Uli Stein zurück. Der Torwart konnte nur noch mit dem Fuß klären, traf aber genau den Hamburger Steubing. Doch Glück für die Eintracht: Den völlig überraschten St. Pauli-Mittelstürmer verließ der Mut. Statt eines beherzten Schusses brachte er nur einen harmlosen Roller zustande. Im Gegenzug die erste und bis zum Ende auch letzte echte Torgelegenheit für die Frankfurter. Ralf Balzis kam endlich einmal an Trulsen vorbei, verfehlte mit seinem Schuß das lange Eck dann nur um wenige Zentimeter. Die Partie wurde nun abwechslungsreicher, aber nicht besser. Und sie blieb hart. Schiedsrichter Mierswa zeigte Kocian und Golke auf der einen, Roth und Hobday auf der anderen Seite jeweils die Gelbe Karte.

Die entscheidende Szene des Spiels in der 63. Minute. Die Eintracht hatte eine Konterchance mit der Überzahl von 3:1. Doch Hobdays Paß wurde abgefangen, der schnelle Gegenzug führte über Gronau zu Ottens. Dietmar Roth attackierte im Strafraum. Der Hamburger fiel. Schiedsrichter Mierswa entschied sofort auf Elfmeter. Egon Flad verlud Uli Stein, und der FC St. Pauli hatte nach 244 Minuten sein erstes Bundesliga-Tor und damit die Führung erzielt.

Neun Minuten später, die Eintracht raffte sich gerade auf, den Rückstand auszugleichen, da traf sie wieder ein astreiner Konter. Libero Binz wollte aufs Hamburger Tor schießen, Hobday ging dazwischen - von diesem Mißverständnis profitierte Ottens und leitete den Gegenzug ein. Auch ein Foul von Peter Hobday rettete nichts mehr. Dahms zog davon, paßte auf Libero Kocian, und der drückte den Ball an Stein vorbei zum 2:0 ins Tor. Der Rest ging im Jubel der Hamburger Spieler und Fans unter.

Trainerstimmen

Helmut Schulte (St. Pauli): „Ich freue mich sehr über diesen Sieg, weil wir eine sehr gute Leistung gezeigt haben und gut gekämpft haben. Das Spiel hatte nur einen Sieger verdient.“

Karlheinz Feldkamp (Eintracht Frankfurt): „Unsere gesamte Personaldecke ist zu dünn, das soll aber keine Entschuldigung für die Niederlage sein. Wir sind ein wenig in der Krise. Das Spiel hätte auch 1:0 für uns ausgehen können, aber es fehlte uns das Glück.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 14.08.1988)

 

 

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