Masters-Finale
Hallen-Fußball DFB-Endturnier

 

Hallenturnier 1987/1988

2. Platz

 

29. und 30. 01. 1988 in der Frankfurter Festhalle

 

Werder
Bremen
VfL
Osnabrück
Bayer 05
Uerdingen
Fortuna
Düsseldorf
Blau-Weiß
90 Berlin
Eintracht
Frankfurt


Gruppe 1
 
       
  Eintracht Frankfurt Blau-Weiß 90 Berlin 2:1
  1:0 Detari, 2:0 Smolarek, 2:1 Wielga  
  Fortuna Düsseldorf Blau-Weiß 90 Berlin 5:3
  Eintracht Frankfurt Fortuna Düsseldorf 6:1
  1:0 Detari, 1:1 Wojtowicz, 2:1 Sievers, 3:1 Haub, 4:1 Smolarek, 5:1 Smolarek, 6:1 Schulz  

 

Tore
Punkte
1. Eintracht Frankfurt 8:2 4:0
2. Fortuna Düsseldorf 6:9 2:2
3. Blau-Weiß 90 Berlin 4:7 0:4

 

 

Gruppe 2
 
       
  Bayer 05 Uerdingen VfL Osnabrück 1:1
  Bayer 05 Uerdingen Werder Bremen 7:2
  VfL Osnabrück Werder Bremen 6:3

 

Tore
Punkte
1. Bayer 05 Uerdingen 8:3 3:1
2. VfL Osnabrück 7:4 3:1
3. Werder Bremen 5:13 0:4

 

 

Halbfinale
 
       
  Eintracht Frankfurt VfL Osnabrück 7:6 n.V.
  1:0 Smolarek, 2:0 Binz, 3:0 Körbel, 3:1 Jaschke, 4:1 Smolarek, 4:2 Helmer, 4:3 Zeravica, 4:4 Linz, 5:4 Smolarek, 6:4 Detari, 6:5 Jaschke, 7:5 Detari, 7:6 Wallenhorst  
Bayer 05 Uerdingen Fortuna Düsseldorf 2:2 n.V
(5:4 n.S.)
       
       
Um den 5. Platz      
       
  Blau-Weiß 90 Berlin Werder Bremen 6:9
       
       
Um den 3. Platz      
       
  VfL Osnabrück Fortuna Düsseldorf 2:8
       
       
Finale      
       
  Eintracht Frankfurt Bayer 05 Uerdingen 3:5
  0:1 Klinger, 0:2 Prytz, 1:2 Detari, 2:2 Körbel, 3:2 Smolarek, 3:3 Prytz, 3:4 Fach, 3:5 Witeczek  

Master-Flop

Offiziell nennt sich diese Veranstaltung des Deutschen Fußballbundes in der Frankfurter Festhalle "Hallen-Fußball DFB-Endturnier", inoffiziell ist es das Hallen-Masters, bei dem die beste Hallenmannschaft Deutschlands ermittelt werden soll. Ob dieser Anspruch erfüllt werden kann, unterliegt jedoch berechtigten Zweifeln.

Insgesamt zehn Bundesligisten, darunter Bayern München, der 1. FC Köln, der HSV oder Borussia Mönchengladbach haben die Teilnahme an diesem Turnier von vorneherein ausgeschlossen, da sie die Vorbereitung auf die restlichen Ligaspiele in Trainingslagern vorziehen. Dabei ist allerdings die Eintracht, die im letzten Winter noch vehement gegen eine solche Veranstaltung votierte. Sie hat in dieser Winterpause nicht nur bislang fünf Hallenturniere bestritten und war damit so hallenaktiv wie keine andere deutsche Profimannschaft, sie ist als sportlich verantwortlicher Ausrichter auch automatisch qualifiziert.

Andere, die gerne mitgespielt hätten, dürfen nicht. Denn der komplizierte Qualifikationsmodus des DFB für dieses Turnier, der 18 Hallenturniere berücksichtigt, hat sonderliche Blüten getrieben. So sorgt beispielsweise der Sieg des VfL Osnabrück in Münster bei der einzigen Teilnahme des Zweitligisten an einem Hallenturnier dafür, dass der VfL beim Masters-Turnier startet. Letztlich treten so neben der Eintracht mit Werder Bremen und Bayer Uerdingen nur noch zwei weitere Bundsligisten an, dafür sind die Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, Blau-Weiß 90 Berlin und eben der VfL Osnabrück dabei.

Um eine Abdeckung der Kosten zu erreichen, muss die knapp 8.000 Plätze bietende Festhalle an beiden Veranstaltungstagen etwa zur Hälfte ausgelastet sein. Aber nicht nur das wenig attraktive Teilnehmerfeld torpediert einen ausreichenden Besuch, sondern auch die von DFB festgelegten Eintrittspreise. So schlägt die billigste Karte für einen der beiden Tage mit 25 Mark zu Buche, die teuerste 80 Mark und eine Loge für beide Tage mit 3000 Mark. Zum Vergleich: Die Preise für das Endspiel um die Fußball-Europameisterschaft '88 in München wurden auf 23 Mark für den Stehplatz und 99 Mark für den teuersten Sitzplatz festgelegt.

Wilfried Straub, Ligasekretär des DFB, will Kritik allerdings nicht gelten und die Veranstaltung von den Medien - mit Ausnahme der Blätter des Springer-Verlages, der als Titelsponsor ein starkes Eigeninteresse am Gelingen hat - "nicht herunterschreiben" lassen. Die Preise seien "marktüblich", schließlich handele es sich um ein "gesellschaftliches Ereignis". Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. So berichtet Willi Schuster vom Eintracht-Shop: "Viele Leute wollten bei mir Plätze für das Turnier haben. Als sie die Preise hörten, haben sie auf dem Absatz kehrt gemacht." Auch Eintracht-Kapitän Körbel zeigt kein Verständnis für die überzogenen Preise: "Das geht nicht. Bei dem Teilnehmerfeld hätte man die Preise reduzieren müssen. Von manchen Mannschaften kennt man ja nicht einmal die Spieler."

Offiziell 1.361 mehr oder minder Interessierte trotzen diesen Rahmenbedingungen und finden sich zahlend am ersten Tag in der Festhalle ein. Dieser vom DFB bekanntgegebenen Zahl schenken die in der Halle anwesenden Journalisten allerdings keinen Glauben und machen eine eigene Rechnung auf. Von den etwa 1500 sei ein Großteil nur aus beruflichen Gründen beim Hallenfußball: 500 Aktive und Offizielle, 150 Presse- und Fernsehleute und 50 Mann vom Ordnungsdienst.

In ihrer ersten Partie gegen Blau-Weiß 90 Berlin gelingt es der Eintracht auf dem 40 mal 25 Meter großem Spielfeld leicht, sich dieser tristen Atmosphäre anzupassen. Nach einem Blitzstart und einer schnellen 2:0-Führung durch Detari und Smolarek reduziert sich das Spiel auf ein langweiliges Ballgeschiebe, da die Berliner technisch nicht mithalten können und sich die Eintracht darauf beschränkt, auf Konterchancen zu warten. Daran ändert auch der Anschlusstreffer der Berliner fünf Minuten vor dem Abpfiff durch Wielga wenig. Zwar trifft der Berliner Haller 30 Sekunden vor Schluss noch einmal den Pfosten, aber letztlich haben die Riederwälder ihren Auftakt mit 2:1 gewonnen.

Von Begeisterung über die erste inoffizielle deutsche Hallenfußball-Meisterschaft ist derweil nachvollziehbarer Weise nichts zu spüren. Im Gegenteil: Bereits beim zweiten Spiel hallen Pfiffe und ein "Aufhören, aufhören!" von den dünn besetzten Rängen. "Das ist für die Spieler ganz schön frustrierend", stellt Eintrachts Assistenztrainer Timo Zahnleiter ernüchtert fest. Festhallen-Chef Peter von Lübbecke ärgert sich derweil über den DFB. "Bei dem Modus muss man sich nicht wundern. Und wir müssen die Sache ausbaden. "

Da auch Fortuna Düsseldorf gegen Blau-Weiß Berlin gewinnt, entscheidet das abschließende Vorrundenspiel der Eintracht gegen die Fortunen über den Gruppensieg. Mit einem 6:1 gegen den spielerisch und technisch unterlegenen Zweitligisten schaffen die Riederwälder hierbei klare Verhältnisse. Die Düsseldorfer ziehen dennoch als Gruppenzweiter in die Vorschlussrunde ein. In der anderen Gruppe gibt es derweil eine Überraschung, da Turnierfavorit Werder Bremen zwei Niederlagen kassiert und bereits ausgeschieden ist. Sieger der Gruppe 2 wird Bayer Uerdingen vor dem VfL Osnabrück.

Entsprechend ist jener VfL Osnabrück, der der Eintracht vor fünf Tagen beim Hallenturnier in Münster eine Halbfinalniederlage im Siebenmeterschießen beigebracht hatte, auch Halbfinalgegner der Eintracht beim Hallen-Masters. Zunächst sieht es vor den noch nicht einmal 2.000 Zuschauern am zweiten Turniertag dabei nach einer klaren Sache für die Eintracht aus, die schnell erst mit 3:0 und dann mit 4:1 führt, aber eine noch höhere Führung leichtfertig vertändelt. Als dann Smolarek und Detari auf der Auswechselbank sitzen und abwechselnd auch Binz, Körbel und Roth ihre verdienten Ruhepausen einlegen, schlagen die Osnabrücker zu, holen auf 4:4 auf und erzwingen eine Verlängerung. "Wir hätten vorne längst den Sack zumachen müssen", schimpft Kapitän Körbel über die nachlässige Spielweise. Schlussendlich aber reißt sich die Eintracht wieder zusammen, Detari und Smolarek legen einen Zahn zu, schnell steht es 6:4, dann 7:5. Der Anschlusstreffer des tapferen Zweitligisten kommt zu spät, die Frankfurter haben das Finale erreicht.

Gegner im Endspiel ist die Mannschaft Bayer 05 Uerdingen, die sich gegen Fortuna Düsseldorf im Siebenmeterschießen durchsetzen konnte. Die Partie beginnt für die Eintracht denkbar schlecht. Bereist in der 1. Minute trifft Klinger, kurz darauf legt Prytz das 2:0 für die Uerdinger nach. Nun machen sich die Frankfurter an die Aufholjagd. Zunächst trifft Detari nach einem Pass von Smolarek zum 2:1, dann kann Körbel nach einer Flanke von Roth zum 2:2 ausgleichen und Smolarek sogar die Führung erzielen. Doch schon im Gegenzug stellt Prytz auf 3:3. Nun sind die Energien der Riederwälder, bei denen die erste Sches - Stein, Binz, Roth, Körbel, Detari und Smolarek quasi durchspielt - aufgebraucht. In den Schlussminuten machen Fach und Witeczek das 5:3 und damit den Turniersieg für den Werksclub perfekt. In drei Wochen stehen sich die Vereine übrigens schon wieder gegenüber, und zwar zum 'richtigen Fußball' im Waldstadion zum ersten Punktspiel nach der Winterpause.

Für die Eintracht ist dies im dritten Hallenfinale die dritte Niederlage. Zwei Trostpflaster gibt es jedoch: Smolarek wird als bester Torschütze des diesjährigen Hallenwinters geehrt, und auch Lajos Detari, von den Trainern zum besten Spieler des Masters gewählt, erhält einen Pokal. Lob erhalten diese Beiden auch von anderen Experten. So stellt Wolfgang Overath fest: "Nur diese beiden machten die Spiele schön." Max Merkel meint: "Super, wie sie den Ball gestreichelt haben." Und Ex-DDR-Nationalspieler Jürgen Sparwasser wünscht sich: "Der Hallenfußball bräuchte mehr Persönlichkeiten wie Detari und Smolarek." (fgo)


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