Eintracht Frankfurt - SSV Ulm 1846

DFB-Pokal 1987/1988 - 2. Hauptrunde

3:0 (1:0)

Termin: 24.10.1987
Zuschauer: 4.126
Schiedsrichter: Siegfried Brehm (Kemmern)
Tore: 1:0 Janusz Turowski (43.), 2:0 Wlodzimierz Smolarek (62.), 3:0 Janusz Turowski (85.)

>> Spielbericht <

Eintracht Frankfurt SSV Ulm 1846

 


  • Thomas Richter
  • Victor Lopes
  • Erich Steer
  • Heilmann
  • Andreas Zeyer
  • Marco della Schiava
  • Hans-Peter Steck
  • Michael Zeyer
  • Günter Berti
  • Neven Rudic
  • Waldemar Steubing

 

Wechsel Wechsel
  • Ulrich Böpple für Andreas Zeyer (60.)
  • Uwe Spies für Neven Rudic (60.)
Trainer Trainer
  • Werner Nickel

Schlechtes Spiel als gutes Omen

Mit dem SSV Ulm 1846 stellt sich zum Spiel der zweiten Hauptrunde im DFB-Pokal ein Verein im Waldstadion vor, gegen den die Eintracht nur in seligen Oberligazeiten regelmäßig antrat - damals freilich noch gegen den Vorgänger TSG Ulm 1846, der sich 1970 mit dem SSV Ulm 1928 zum SSV Ulm 1846 zusammenschloss. Seither kam es erst zu einer einzigen Partie der beiden heutigen Kontrahenten, diese haben die Eintrachtler im Allgemeinen und der seinerzeit auf dem Feld stehende Kapitän Körbel im Besonderen freilich in bester Erinnerung. Denn das 3:0 am 22. November 1980 in der dritten Pokalrunde war ein Baustein auf dem Weg in das Pokalfinale. 3:1 wurden dort die Kaiserslauterer besiegt, Trainer der Pfälzer war Karl-Heinz Feldkamp. Auch personelle Verknüpfungen gibt es zwischen dem SSV Ulm und der Eintracht: So spielte Thomas Rohrbach nach seiner Rückkehr aus Griechenland 80/81 für eine Saison unter Trainer Jörg Berger in Ulm, Joachim Jüriens stand in der Rückrunde 84/85 zwischen den Pfosten des SSV.

Allerdings ist die Eintracht, was Pokalspiele gegen unterklassige Gegner betrifft, durchaus ein 'gebranntes Kind'. In der letzten Spielzeit bedeutete ein 1:3 bei den Stuttgarter Kickers das Pokalaus im Viertelfinale. In der Saison 1983/1984 gab es ein blamables 2:4 beim Fußball-Oberligisten Göttingen 05 bereits in der ersten Pokalrunde, das Jahr zuvor eine 0:2-Niederlage beim Zweitligisten Waldhof Mannheim ebenfalls in Runde eins. 76/77 brachte ein 3:6 nach Verlängerung beim Zweitligisten Bayer 05 Uerdingen das Ausscheiden im Viertelfinale. Und die wohl größte Blamage war das Ausscheiden bereits in der Qualifikation zum DFB-Pokal durch ein 2:6 nach 2:0-Führung bei Hessen Kassel im Dezember 1966.

Um einen Fehlschlag zu vermeiden, setzt Trainer Feldkamp weitgehend auf dieselbe Startelf, die vor Wochenfrist den HSV mit 3:0 besiegte. Lediglich Ralf Sievers setzt aus, da er aufgrund seiner vierten Gelben Karte aus dem Spiel gegen den 1. FC Köln beim kommenden Auswärtsauftritt in Bremen gesperrt ist und Feldkamp heute schon eine mögliche neue Formation ausprobieren will. Statt Sievers kommt mit Janusz Turowski ein dritter Stürmer in die Mannschaft. Immer noch nicht mittun kann Frank Schulz, dessen Leistenzerrung aus dem Spiel gegen den Hamburger SV sich als hartnäckiger als zunächst erwartet erweist.

Deutlich mehr personelle Probleme plagen den SSV Ulm, der im Ligabetrieb derzeit einen Mittelfeldplatz einnimmt. Spielertrainer Werner Nickel muss auf seine Stammkraft im Mittelfeld Peter Assion verzichten, der gesperrt ist, da er beim Wiederholungsspiel gegen den KSV Baunatal die zweite Gelbe Karte im Pokalwettbewerb sah. Verletzungsbedingt fallen zudem die Spieler Thomas Schmidt, Samuel Okwarati, Michael Deuerling und Achim Glückler aus, so dass die Ulmer de facto das komplette Mittelfeld mit Ersatzkräften bestücken müssen.

Die Übersichtlichkeit eines leeren Waldstadions leidet an diesem Samstag durch die Anwesenheit der exakt 4126 Fans, die vor Ort dabei sein wollen, wenn der Teilnehmer an der dritten Pokalrunde ermittelt wird.

Dieser Trupp der Unentwegten sieht von Anpfiff an eine zwar überlegen spielende, gleichwohl uninspiriert wirkende Eintracht und einen engagiert auftretenden Gast, der durch seine Konter ein ums andere Mal gefährlich wird. Die Ulmer sind es auch, die die erste größere Chance des Spiels haben, doch Steubing setzt seinen Kopfball nach einem Fehler von Gundelach in der 11. Minute knapp über die Latte.

Fünf Minuten später zieht Detari auf der Gegenseite aus etwa 16 Metern ab, der Ball rutscht dem Ulmer Mannschaftskapitän und Stammtorhüter Thomas Richter unter dem Körper durch und trudelt auf die Torlinie zu. Doch bevor Turowski vollenden kann, gelingt es den Ulmern, das Leder aus der Gefahrenzone zu bugsieren. In der 23. Minute macht Gundelach seinen Fehler aus den Anfangsminuten wieder wett, als Binz den Ball bei einem Pressschlag leichtsinnig an Zeyer verliert, der alleine auf das Frankfurter Tor zustürmt. Doch der Eintrachtkeeper hat aufgepasst und kann rechtzeitig herauslaufen, um die Kugel wegzuschlagen. Knapp eine Minute später revanchiert sich Binz für den Freundschaftsdienst seines Torhüters, als Steck den Ball über den zu früh aus seinem Tor eilenden Gundelach hebt, der Frankfurter Libero aber noch vor der Linie klären kann.

So wackelig sich die Abwehr der Riederwälder präsentiert, so einfallslos agieren sie in der Offensive. Zwar gelingt es in der ersten halben Stunde, insgesamt zehn Eckbälle herauszuspielen, aus denen aber nichts Zählbares resultiert. Dass es dennoch zur Halbzeitführung reicht, verdanken die Frankfurter einem der wenigen Lichtblicke Heitkamps an diesem Tag, als er in der 43. Minute dem auf das Tor des Gäste zueilenden Turowski den Ball maßgerecht in den Lauf legt und dieser ihn aus zwölf Metern über Richter hinweg ins Netz hebt.


Gastgeschenk: das 2:0 durch Smolarek

Trotz dieser Führung wird das Spiel der Heimmannschaft auch nach der Pause zunächst nicht besser. Wie schon in der ersten Hälfte hat der Zweitligist die erste große Chance, als Steubing aus abseitsverdächtiger Position an Gundelach scheitert. In der 59. Minute vergibt dann Balzis auf der Gegenseite bei einem Kopfball aus drei Metern die Chance zum 2:0, das Smolarek allerdings drei Minuten später nachholen kann. Vorausgegangen war ein Abwehrfehler der Ulmer, die dem direkt vor dem Tor stehenden Smolarek den Ball derart servieren, dass der Pole quasi gezwungen wird, zum 2:0 einzuschießen.

Nun ist die Widerstandkraft des Zweitligisten gebrochen, die gefährlichen Konter bleiben weitgehend aus, die Eintracht hat keine Mühe, das Spiel in Ruhe nach Hause zu schaukeln. Den Schlusspunkt setzt Turowski mit seinem zweiten Tor in der 85. Minute, als er Richter im Tor der Ulmer nach einem Zuspiel von Detari umspielen kann und den Ball über die Linie spielt.


Steubing bremst Turowski in letzter Sekunde

Kurz vor Abpfiff erleben die Zuschauer dann noch eine Premiere: die Auswechslung von Detari in einem Pflichtspiel. Der Ungar hatte kurz zuvor von Schiedsrichter Brehm die Gelbe Karte erhalten, als er bei einem Freistoß der Ulmer den Abstand nicht einhielt, und Feldkamp befürchtet nun Rot für seinen Spielmacher. "Der Schiedsrichter hatte es auf Detari abgesehen", kommentiert der Eintrachttrainer diese Auswechslung im Nachhinein. "Die Verwarnung war ein Witz", so Feldkamp, der sich über die anschließende Diskussion zwischen Spieler und Schiedsrichter noch erboster zeigt. "Das kannst du in Ungarn machen, bei mir hier nicht", soll Brehm zu Detari gesagt haben. Brehm, Latein- und Religionslehrer an einem Aschaffenburger Gymnasium, gibt zu, "so etwas Ähnliches gesagt zu haben", versteht aber Feldkamps Aufregung nicht: "Ich glaube nicht, dass das etwas Ehrenrühriges war."

Mit diesem glanzlosen 3:0 und damit mit demselben Ergebnis wie in der Pokalsiegerspielzeit 80/81 zieht die Eintracht in das Achtelfinale dieses Wettbewerbs ein. Gegner wird wiederum ein Zweitligist sein, denn aus der Auslosung am Sonntag resultiert der Reiseauftrag zu den Düsseldorfer Fortunen. (fgo)


Stimmen zum Spiel

Werner Nickel: "Das war ein standesgemäßes Ergebnis zwischen einer Mannschaft aus der 1. und der 2. Bundesliga. Wir hatten fünf Mittelfeldspieler nicht dabei. Deshalb muss ich meiner Rumpfelf ein Kompliment machen, dass sie das Spiel doch lange Zeit offen gehalten hat."

Karl-Heinz Feldkamp: "Nachher ist man nach einem Sieg immer sehr zufrieden. Optisch waren wir überlegen und kamen zu vielen Ecken. Aber wenn die zwei Chancen am Anfang gegen uns genutzt worden wären, hätte es vielleicht nicht einen am Ende so leichten Sieg gegeben. Von Überheblichkeit und Nachlässigkeit war bei den Spielern nichts zu sehen. Manchmal waren sie sogar zu ängstlich. Nach den Spielen gegen den HSV und den 1. FC Köln mussten wir uns selbst Impulse geben. Wir hoffen nun morgen auf eine günstige Auslosung."

 

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