Eintracht Frankfurt - SV Waldhof
Mannheim |
Bundesliga 1987/1988 - 8. Spieltag
5:1 (2:0)
Termin: Fr 11.09.1987, 20:00 Uhr
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter:Karl-Josef Assenmacher (Hürth)
Tore: 1:0 Andreas Möller (12.), 2:0 Thomas Klepper (25.), 3:0 Ralf Balzis (56.), 4:0 Wlodzimierz Smolarek (58.), 4:1 Manfred Bockenfeld (69.), 5:1 Karl-Heinz Körbel (84.)
Eintracht Frankfurt | SV Waldhof Mannheim |
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Befreiungsschlag Vor dem Heimspiel gegen den Tabellen-14. Waldhof Mannheim ist am Riederwald zunächst einmal Wundenlecken angesagt. So stellt Trainer Feldkamp fest: "Die Niederlage bei den Bayern hat moralische Wehwehchen hinterlassen, aber die müssen wir jetzt in eine entsprechende Spielwut gegen Waldhof umwandeln. Für die guten Kritiken für unsere Leistung in München können wir uns nichts kaufen, und deshalb wollen wir davon auch nichts mehr hören. Wir wollen am Freitag gegen Mannheim endlich den ersten Bundesliga-Heimsieg holen. Und wir wollen Waldhof zu uns nach unten ziehen." Trotz seiner schwachen Leistungen in München wieder mit dabei ist Andreas Möller. Feldkamp: "Er hat gute Ansätze und kann am Freitag beweisen, dass seine Leistung gegen die Bayern nur ein Ausrutscher war." Parallel gibt Feldkamp bekannt, dass er Möller im Gegensatz zu Ersatztorhüter Ernst zur U20-WM abstellen wird. Verzichten muss der Frankfurter Übungsleiter auf Roth, der die Folgen des 'Fouls' von Gundelach noch nicht überwunden hat. Für ihn kommt Thomas Klepper in die Mannschaft. Ansonsten bleibt die Startelf gegenüber der des Spiels in München unverändert, auf der Bank sitzen Ernst, Münn, Turowski und Friz. Auch für Schlindwein, der als Ex-Waldhöfer gerne gespielt hätte und sich Chancen ausgerechnet hatte, für Roth in die Mannschaft zu rutschen, bleibt nur die Reservistenrolle. Enttäuscht ist Heitkamp, dem der Trainer im Testspiel gegen die Bundeswehrauswahl eine gute Leistung bescheinigte und der damit rechnete, zumindest zum Kader zu zählen, sich aber auf der Tribüne wiederfindet. Als Denkzettel für seine schwache Leistung im Spiel gegen Gladbach, das die Waldhöfer mit 0:3 verloren hatten, verzichtet der Mannheimer Trainer, der Österreicher Felix Latzke, auf Geheis des Waldhof-Präsidenten Grüber auf seinen Sturmführer Felix Bührer. Überhaupt ist das Toreschießen in dieser Saison keine Spezialität der Waldhöfer. Zusammen mit der Eintracht und den Dortmundern zählen sie zu den drei Mannschaften, die in bislang sieben Bundesligaspielen jeweils nur fünf Treffer zustande brachten. Und ähnlich wie die Eintracht, die sich von der Neuerwerbung Balzis mehr Treffer versprach, hat sich der SV Waldhof im Fundus der ausgemusterten HSV-Angreifer bedient und Frank Schmöller ausgeliehen, um die Lücke zu schließen, die der Weggang von Fritz Walter zum VfB Stuttgart aufgerissen hat. Getroffen hat Schmöller aber ebenso wie sein heutiger Sturmpartner, der vom Oberligisten SV Sandhausen geholte Gerd Dais, für seinen neuen Verein noch nicht - ebenfalls eine Parallele zum Frankfurter Balzis. Erfolgreichster Torschütze der Waldhöfer mit derzeit zwei Treffern in dieser Saison ist ein Mittelfeldspieler, den etliche der Frankfurter noch gut kennen: Martin Trieb, der von 1982 bis 1986 90 Bundesligaspiele für die Riederwälder absolvierte. Verletzt sind die beiden Neuzugänge Dieter Finke und Frank Lippmann. In der Defensive kann Latzke dafür heute wieder Roland Dickgießer einsetzen, der seine Sperre nach dem Platzverweis im Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern abgesessen hat und die Frankfurter zusammen mit Dimitrios Tsionanis am Torschießen hindern soll. Grundsätzlich funktioniert die Waldhöfer Abwehrarbeit in dieser Spielzeit recht ordentlich, obwohl man mit Jürgen Kohler, der zum VfB Stuttgart wechselte, und Günter Sebert, der seine aktive Karriere beendet hat und jetzt als Co-Trainer bei den Waldhöfern arbeitet, auf zwei Stammkräfte der letzten Saison verzichten muss. Neun Gegentreffer hat man in den Ligaspielen hinnehmen müssen. Gegentreffer vermeiden - dies scheint auch die Maxime der Mannheimer am heutigen Freitagabend zu sein. Denn es vergehen nach dem Anpfiff der Partie durch Schiedsrichter Karl-Josef Assenmacher aus Hürth kaum 30 Sekunden, da sehen die rund 14.000 Zuschauer auch schon den ersten Waldhöfer Rückpass auf ihren Torhüter Uwe Zimmermann. Gerne nimmt die Eintracht diese Einladung zum Offensivspiel an und versucht sich in der Premiere des ersten Heimtores in einem Ligaspiel dieser Saison. Gerade einmal vier Minuten sind gespielt, als Günter Güttler einen Schuss der Eintracht mit der Hand abwehrt. Zu den Anwesenden, die diese Regelwidrigkeit nicht gesehen haben, zählt jedoch auch Schiedsrichter Assenmacher, so dass der Elfmeterpfiff ausbleibt.
So dauert es bis zur 12. Minute, ehe die Zuschauer einen Grund zum Jubeln haben. Tsionanis vertändelt den Ball, Sievers passt zu Thomas Klepper im Mittelfeld, der sieht, wie Andreas Möller startet. Kleppers Pass findet zentimetergenau den Mitspieler, der auf Zimmermann zuläuft, den Waldhöfer Schlussmann umkurvt und locker zum 1:0 ins leere Tor einschiebt. Es ist bereits der dritte Saisontreffer für Möller, der mittlerweile aus der Stammformation nur schwer wegzudenken ist. Kurzeitig geben die Mannheimer Maurermeister ihre Defensivtaktik auf und versuchen, den Ausgleich zu erzielen. Und in der 18. Minute können sie dieses Ansinnen beinahe umsetzen, als Schmöller eine scharfe Flanke in den Frankfurter Strafraum schlägt. Zwar ist Binz zur Stelle, um zu klären, der Libero rutscht aber so unglücklich in den Ball, dass dieser über Gundelach hinweg gegen die Latte des eigenen Tores prallt. Glücklicherweise kann Trieb den Abpraller nicht verwerten und jagt die Kugel über das Tor. Nun besinnen sich die Mannheimer wieder darauf, dass ihre neu definierte eigentliche Aufgabe darin besteht, den knappen Rückstand zu halten. Im Kampf Mann gegen Mann versucht man, den Frankfurter Schwung zu bremsen: Jochen Müller nimmt sich Detaris an, Tsionanis deckt Smolarek, und Balzis wird von Dickgießer beharkt. Fatal bei dieser Taktik ist allerdings, dass man Uwe Müller außer Acht lässt, der in der 25. Minute den Ball im Mittelfeld hält und zwar lange keine Anspielstation findet, schließlich aber den auf der rechten Seite startenden Klepper bedient. Der stürmt aufs Tor zu, zieht aus 14 Metern ab und kann sich darüber freuen, dass Zimmermann der Ball durch die Beine rutscht, um zum 2:0 im Tornetz zu landen. Der Vorbereiter des 1:0 hat damit seinen ersten Bundesligatreffer erzielt. Nur drei Minuten später steht erneut Klepper im Mittelpunkt des Interesses - allerdings auf der anderen Seite des Spielfelds. Dort lässt er sich vom Dais düpieren und reißt den Mannheimer Stürmer recht ungestüm zu Boden. Jörg Neun tritt zum fälligen Strafstoß an, kann sich aber nicht in die Torschützenliste eintragen. Denn Gundelach reagiert prächtig und lenkt den Ball um den rechten Pfosten.
Mit unveränderten Mannschaften starten beide Vereine in die zweite Halbzeit. War in den ersten 45 Minuten noch Möller der kreativste Kopf auf dem Platz, übernimmt jetzt mehr und mehr Detari diese, ihm letztlich auch zugedachte, Rolle. Der Ungar ist dann auch maßgeblich am nächsten Treffer in der 56. Minute beteiligt. Ausgangspunkt dieses Treffers ist Gundelach mit einem weiten Abschlag. Die Waldhöfer spekulieren auf Abseits, Smolarek überlistet die Waldhöfer Abwehr aber, indem er alleine mitsamt Ball auf Zimmermann zuläuft. Der Waldhöfer Keeper kann ihn zwar zunächst aufhalten, aber nicht vom Leder trennen. Nach außen auf den rechten Flügel abgedrängt kann Smolarek eine Flanke auf Detari schlagen, der per Kopf für Balzis auflegt. Und Balzis fackelt nicht lange, liegt quer in der Luft und haut die Kugel an Tsionanis vorbei aus zehn Metern volley ins Gehäuse der Waldhöfer. Das 3:0 ist der erste Saisontreffer des Ex-Hamburgers.
Nur zwei Minuten später fällt sogar das 4:0. Uwe Müllers Steilvorlage legt sich Smolarek geschickt mit dem Absatz selbst vor und startet zu einem Alleingang, den er ausnahmsweise nervenstark aus 15 Metern erfolgreich abschließt, indem er den Ball an Zimmermann vorbei ins linke Toreck schiebt. Als Smolarek nach seinem Tor auf Feldkamp zuläuft, verbeugt sich der Trainer symbolisch vor seinem Stürmer, der sich heute dribbelstark und durchsetzungsfähig wie lange nicht mehr präsentiert. Eine Stunde ist gespielt, die Eintracht hat nicht nur ihr erstes Bundesligator dieser Saison im Waldstadion geschossen, sondern Nummer zwei, drei und vier gleich folgen lassen. Nun können die Zuschauer auf den Tribünen das tun, auf das sie lange warten mussten: die eigene Mannschaft feiern. Einigen missfällt allerdings, dass Feldkamp in der 62. Minute auswechselt und Dieter Schlindwein für Andreas Möller aufs Feld schickt. Erste leise Pfiffe ertönen. Etwas lauter werden diese schwer nachvollziehbaren Unmutsäußerungen in der 69. Minute, als Waldhof zum ersten Mal in der zweiten Hälfte vor das Tor der Eintracht kommt und der drei Minuten zuvor eingewechselte Bockenfeld prompt das 4:1 erzielt. Kurz darauf bringt Feldkamp Volker Münn für Thomas Klepper, den ebenso wie zuvor Möller donnernder Applaus auf dem Weg in die Kabinen begleitet. Den Schlusspunkt setzt schließlich Kapitän Körbel, der einen maßgerecht servierten Eckball von Detari mit einem schönen Kopfball zum Endstand von 5:1 einnetzt. Mit diesem Sieg weist die Eintracht nun 6:10 Punkte auf und rangiert auf dem zwölften Tabellenplatz, die Mannheimer dagegen sind auf Platz 16 abgerutscht. Schon am nächsten Spieltag wollen sich die Frankfurter mit einem Sieg fester im Ligamittelfeld etablieren, und die Aufgabe scheint machbar: Es geht zum Tabellenletzten FC Homburg. (fgo)
Karl-Heinz Feldkamp: "Insgesamt hat meine Mannschaft sehr gut gespielt, hat das umgesetzt, was wir zuletzt nur angedeutet haben. Mich haben heute die Pfiffe der Zuschauer beim 4:1 enttäuscht. Ich hätte gerne zwei Spitzen eingewechselt, damit das Pfeifen aufhört. Andreas Möllers Auswechslung war bereits in der Halbzeit abgesprochen. Der Andy hat Probleme mit der Leiste und muss am Montag zu einem DFB-Lehrgang zu Berti Vogts. Dort wird er bestimmt gefordert, und am nächsten Donnerstag haben wir schon wieder das nächste Spiel. Auch Thomas Klepper war verletzt und wurde deshalb ausgewechselt. Lajos Detari hätte ich heute ein Tor gegönnt." Felix Latzke: "Die Eintracht hat unsere Fehler
schonungslos ausgenutzt. Wir hätten nur mit einem verwandelten
Elfmeter die Chance gehabt, das Spiel noch einmal interessant zu machen.
Einige meiner Spieler haben heute ihre Leistungsgrenzen aufgezeigt bekommen.
Man hat gesehen, dass einige überfordert sind. In Zukunft müssen
wir noch vorsichtiger spielen, weniger Fußball spielen und dafür
mehr Punkte holen, bevor der Zug abgefahren ist."
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