Eintracht Frankfurt - FC Schalke |
DFB-Pokal 1987/1988 - 1. Hauptrunde
3:2 (2:1)
Termin: 28.08.1987
Zuschauer: 17.300
Schiedsrichter: Wolfgang Mierswa (Hänigsen)
Tore: 1:0 Andreas Möller (16.), 2:0 Frank Schulz (29.), 2:1 Olaf Thon (43.), 2:2 Olaf Thon (63.), 3:2 Ralf Balzis (72.)
Eintracht Frankfurt | Schalke 04 |
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Saisonpremiere: Eintrachttore im Waldstadion In der Erstrundenbegegnung im DFB-Pokal kommt es am Freitag, den 28. August, zur Partie Eintracht Frankfurt gegen den FC Schalke 04. Es ist das fünfte Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften im DFB-Pokal, jeweils zweimal konnten sich zuvor die Eintracht und der FC Schalke 04 durchsetzen. 1963/64 siegte die Eintracht im Viertelfinale mit 2:1, schon eine Spielzeit später revanchierte sich Schalke mit einem 2:1-Sieg in der zweiten Runde im Waldstadion. Im Achtelfinale 1976/77 setzte sich die Eintracht nach einem 2:2 nach Verlängerung in Gelsenkirchen mit 4:3 im Wiederholungsspiel im Stadion durch, in der folgenden Saison hatte Schalke in der dritten Runde mit 1:0 das bessere Ende für sich. Dem Gesetz der Serie nach ist heute also die Eintracht mit einem Sieg an der Reihe. Und noch zehn Tage vor dem Spiel erschien dies als leichte Aufgabe. Denn nach dem dritten Spieltag hatte der FC Schalke 04 mit 3:11 Toren und 0:6 Punkten den klassischen Ligafehlstart hingelegt. Doch mittlerweile ist zumindest angesichts der sportlichen Situation gute Laune bei den Knappen eingekehrt, am vierten Spieltag konnte der 1. FC Kaiserslautern mit 5:0 besiegt werden, anschließend folgte ein 3:1-Erfolg beim VfL Bochum. "Wir rechnen uns in Frankfurt schon einiges aus", versprüht Kapitän und Libero Wilfried Hannes entsprechend Optimismus. Schalke wäre aber nicht Schalke, wenn es nicht hinter den Kulissen gewaltig brodeln würde. Auslöser dabei ist ein Ex-Frankfurter, denn in der Woche vor dem Pokalspiel gegen die Eintracht, gibt der Präsident des FC Schalke 04 Günter Siebert bekannt, dass der Verwaltungsrat der Verpflichtung des 24-jährigen Klaus Theiss zugestimmt habe, der für die aktuelle Saison keinen neuen Lizenzvertrag bei Eintracht Frankfurt erhalten hatte. Der Libero soll rund 500.000 Mark Ablöse kosten. Wenig Begeisterung weckt diese Verpflichtung freilich in der Mannschaft. "Ich habe nichts gegen Theiss, wir müssen uns auch verstärken", so Wilfried Hannes. "Es ist aber frustrierend, dass jetzt einer geholt wird, der für den Tabellenletzten Frankfurt offenbar nicht mehr gut genug war." Hannes fängt sich darauf Kritik von Siebert ein, der ihm bedeutet, "der Kapitän möge sich aus personalpolitischen Entscheidungen heraushalten." Doch der frühere Nationalspieler lässt sich den Mund nicht verbieten: "Wenn ich meine Meinung sagen darf, will und auch muss, dann werde ich das auch tun." Gleichzeitig bezieht Hannes eindeutig Position für die in vier Wochen anstehende Jahreshauptversammlung, in der Ex-Manager Rüssmann seine Kandidatur als Präsident angekündigt hat: "An die Vereinsspitze muss ein Profi, der im Moment fehlt." Letztlich nimmt Schalke dann Abstand von einer Verpflichtung von Theiss, offiziell "auf Empfehlung der Stadt Gelsenkirchen". Nach kolportierter Meinung der Stadtväter, die dem Club mit einem zinslosen Darlehen von 1,3 Millionen Mark die DFB-Lizenz gesichert hatten, sei die Tilgung der Schulden vorrangig. Zurück zum Sportlichen: Trainer Rolf Schafstall lässt in Frankfurt dieselbe Elf auflaufen, die den Auswärtserfolg in Bochum bewerkstelligte. Zwei Spieler rücken dabei besonders ins Rampenlicht: zum einen Harald 'Toni' Schumacher, der 14 Bundesligaspielzeiten im Tor des 1. FC Köln bestritt, aber nach kritischen Äußerungen zum Thema Doping im Fußball in seinem Buch 'Anpfiff' von den Domstädtern entlassen worden war und nun für die Schalker das Tor hütet. Und Olaf Thon, dessen Auftreten im Stadion von der Boulevardpresse zu einem Vergleich mit Lajos Detari genutzt und zum "Duell der begnadetsten Ballkünstler der Bundesliga" hochgeschrieben wird. Auch auf der Frankfurter Seite sieht der Trainer keinen Anlass, die im letzten Ligaspiel erfolgreiche Startelf umzustellen. Kleppers Hexenschuss erweist sich als hartnäckig, so dass der Abwehrspieler gegen Schalke weiterhin auch für die Bank ausfällt. An Bord ist Körbel, dessen Verletzung aus dem Spiel in Leverkusen soweit abgeklungen ist, dass er medikamentenunterstützt auflaufen kann. Damit lässt der Frankfurter Kapitän in seiner 16. Saison als Profifußballer und dem 57. Pokalspiel in Serie - darunter die drei erfolgreich bestrittenen Finals 1974, 1975 und 1981 - das 58. folgen. "Die Heimspielchance müssen wir unbedingt nutzen", fordert Körbel. "Ich kann mich nicht entsinnen, dass es einmal einfacher war, in ein Endspiel einzuziehen." Wieder mit dabei ist - natürlich - der zweifache Torschütze des letzten Ligaspiels in Leverkusen, Andy Möller. Während der 19-Jährige seine überzeugende Leistung beim ersten Sieg in dieser Bundesligasaison seiner "mit Wut im Bauch" über die vorherige Nichtberücksichtigung zuschreibt, will Trainer Feldkamp die höchsteigenen psychologischen Kniffe für Möllers Leistung verantwortlich machen: "Ich freue mich über seine aggressive Spielweise, diese Wut muss man auch erzeugen können." Dass letztlich nur der Hexenschuss Kleppers zur Nominierung von Möller im Leverkusen-Spiel geführt hatte, verschweigt Feldkamp geflissentlich. Im Pokal kommt nur der Sieger weiter - diese Erkenntnis haben sich die beiden Mannschaften zu eigen gemacht, die vor knapp 18.000 Zuschauern im Waldstadion versuchen, die zweite Runde des DFB-Pokalwettbewerbs zu erreichen. Von Anfang an entwickelt sich so ein flottes Spiel, in dem sich der Gast aus dem Ruhrgebiet nicht versteckt, sondern versucht, über seine Spitzen Edelmann und Götz, vor allem aber durch seinen torgefährlichen Mittelfeldregisseur Olaf Thon zum Abschluss zu kommen. Aber auch die Eintracht, angetrieben von der gut harmonierenden Mittelfeldachse Detari-Möller, sucht konsequent den Weg nach vorne. So schlägt Möller in der 8. Minute eine Flanke auf Smolarek, die der Pole zu einem Rückpass aus dem Fünfmeterraum auf Detari nutzt, der Schumacher mit seinem Schuss aber nicht bezwingen kann. Auf der Gegenseite setzt Patzke nach einem Ballverlust Roths seinen Mittelfeldregisseur Thon in Szene, der an Gundelach scheitert. In der 16. Minute kann Smolarek einen langen Abschlag von Gundelach aufnehmen und Detari anspielen. Der Ungar bedient wiederum Smolarek per Doppelpass derart trefflich, dass der Frankfurter Stürmer alleine vor Schumacher auftaucht. Der Pole zieht knallhart ab, und der Schalker Keeper kann den Ball zwar mit Mühe abwehren, aber nicht unter Kontrolle bringen. Zur Freude der Frankfurter Zuschauer reagiert Andreas Möller am schnellsten, nimmt aus 14 Metern Maß und trifft zum 1:0. Es ist das erste Tor in einem Heimspiel in dieser Saison.
Auch in der Folge ist Möller der auffälligste Spieler im Eintrachtdress. Bezeichnend sein Einsatz kurz nach dem Führungstreffer, als er Olaf Thon den Ball abjagt, das Mittelfeld samt diverser Gegenspieler im Eilzugtempo überbrückt und schließlich erst von Hannes durch ein mit Gelb honoriertes Foul gebremst wird. Dieser Elan überträgt sich auch auf seine Mitspieler, so dass das 2:0 in der 29. Minute als logische Konsequenz erscheint. Ausgangspunkt ist wiederum Detari, der den Ball von Möller erhält und Frank Schulz anspielt. Dieser fackelt zwar lange, indem er sich zweimal mit dem Ball um die eigene Achse und um Gegenspieler Kruse herumdreht, aber letztlich nicht zu lange, denn sein Schuss passiert den zu spät reagierenden Schumacher und landet im Netz der Schalker.
uch fortan zeigt sich die Eintracht überlegen, versäumt es aber, konsequent nach vorne zu spielen, um möglichst noch in der ersten Halbzeit einen dritten Treffer nachzulegen. Auf der anderen Seite bleiben die Schalker bei ihren Kontern durchaus gefährlich. So versucht sich Thon zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff nach einer Ballstafette über Wollitz und Patzke, zielt aber am Tor vorbei. Zwei Minuten vor der Pause rächt sich dann der lässliche Umgang der Eintracht mit der Dominanz auf dem Platz. Von Edelmann angespielt setzt sich Thon mit einem Rempler gegen seinen ehemaligen Mit- und heutigen Gegenspieler Roth durch und trifft ins Tor. Zwar protestieren die Frankfurter Spieler, die beim Zweikampf zwischen Roth und Thon ein Foulspiel des Angreifers erkannt haben wollen, doch Schiedsrichter Wolfgang Mierswa gibt den Treffer. Mit 2:1 geht es in die Pause. War die Eintracht in der ersten Hälfte über weite Strecken die bestimmende Mannschaft auf dem Platz, so verschieben sich die Spielanteile zu Beginn der zweiten 45 Minuten zugunsten der Gäste. Olaf Thon tritt nun mehr und mehr in Erscheinung, setzt sich ein ums andere Mal gegen Dietmar Roth durch und zeigt, dass die Schalker nicht gewillt sind, das Spiel als verloren abzuhaken. Der Erfolg dieser Bemühungen stellt sich in der 63. Minute ein, als Wollitz eine Ecke hoch vor das Frankfurter Tor tritt und der knapp 1,70 Meter große Thon mit einem Kopfball nicht nur die deutlich längeren Frankfurter Körbel, Binz, Schulz und Roth düpiert, sondern auch Gundelach. Aus dem 2:0 nach knapp 30 Minuten ist rund eine halbe gespielte Stunde später ein 2:2 geworden.
Im Pokal kommt nur der Sieger weiter - dies mag sich nach dem Ausgleich auch Trainer Feldkamp gedacht haben und wechselt in der 72. Minute den Stürmer Ralf Balzis für den Abwehrspieler Volker Münn ein. Dass dies ein Glücksgriff ist, erweist sich bereits 20 Sekunden später, denn Balzis kann eine Flanke von Sievers per Kopf derart in Richtung Schalker Torgehäuse befördern, dass Schumacher den Ball zwar zunächst mit der Hand und dann mit dem Fuß erwischen kann, um ihn im dritten Versuch aus der Gefahrenzone zu schlagen, die Kugel aber zuvor die Torlinie überschreitet. Zwar protestieren die Schalker im Allgemeinen und Schumacher im Besonderen energisch und bestürmen den Linienrichter, der sich bereits in Richtung Mittellinie orientiert, doch der Schiedsrichter bleibt bei seiner richtigen Entscheidung und gibt den Treffer zur erneuten Eintrachtführung. "Der Ball war eindeutig hinter der Linie, ich habe es genau gesehen", gibt Mierswa später zu Protokoll. In den verbleibenden Minuten versuchen die Schalker, den erneuten Ausgleich zu erzwingen, ohne sich jedoch klare Chancen erarbeiten zu können. Die hat auf der Gegenseite Frank Schulz, der mit seinem Direktschuss aus acht Metern aber an Schumacher scheitert. So bleibt es beim 3:2, das der Eintracht den Einzug in die zweite Pokalrunde beschert. In der geht es, wie die Auslosung am Sonntag ergibt, gegen den Sieger aus der Wiederholungspartie SSV Ulm gegen KSV Baunatal; die beiden Mannschaften hatten sich im ersten Spiel 1:1 nach Verlängerung getrennt. Wenn sich der Zweitligist Ulm durchsetzt, findet diese Partie im heimischen Waldstadion statt, siegt der Amateur-Oberligist, muss die Eintracht auf dem Platz der Baunataler antreten. (fgo) Trainerstimmen Karl-Heinz Feldkamp: "Ein Klassespiel, wir waren die Glücklicheren." Rolf Schafstall: "Ein Klassespiel, wir hätten
auch gewinnen können."
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