Bayer Leverkusen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1987/1988 - 5. Spieltag

1:3 (1:0)

Termin: Di 25.08.1987, 19:30 Uhr
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Horst-Peter Bruch (Bischmisheim)
Tore: 1:0 Andrzej Buncol (4.), 1:1 Andreas Möller (55.), 1:2 Andreas Möller (76.), 1:3 Wlodzimierz Smolarek (80.)

 

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Bayer Leverkusen Eintracht Frankfurt

  • Rüdiger Vollborn
  • Thomas Hörster
  • Jean-Pierre de Keyser
  • Falko Götz
  • Knut Reinhardt
  • Christian Hausmann
  • Wolfgang Rolff
  • Ralf Falkenmayer
  • Christian Schreier
  • Andrzej Buncol
  • Klaus Täuber

 


 

Wechsel
  • Minas Hantzidis für Klaus Täuber (67.)
  • Florian Hinterberger für Jean-Pierre de Keyser (78.)
Wechsel
Trainer Trainer

"Mit einer unheimlichen Wut im Bauch"

Für das auf Dienstag um 19:30 Uhr terminierte Bundesligaspiel bei Bayer 04 Leverkusen krempelt Eintrachttrainer Feldkamp seinen Kader um. Turowski und Heitkamp, beide bei der 0:2-Heimniederlage gegen Stuttgart noch im Einsatz, zählen nicht zu den 16 Spielern, die die Reise in die Chemiestadt antreten.

Dietmar Roth wusste den Trainer trotz der Niederlage gegen den VfB zu überzeugen und läuft ebenso in der Startelf auf wie Frank Schulz, der erneut als zweiter Angreifer neben Smolarek agieren soll. Kraaz muss auf der Ersatzbank Platz nehmen, seine Position nimmt Volker Münn ein, der so zu seinem ersten Ligaspiel unter Feldkamp kommt. Statt Dirk Heitkamp steht Uwe Müller in der ersten Elf, ihm zur Seite soll erstmals Andreas Möller den Spielmacher Detari unterstützen. Damit will Feldkamp das abstellen, was er folgendermaßen verbalisiert: "Bei uns haben die Spieler die häufigsten Ballkontakte, die am wenigsten damit anfangen können." Ganz freiwillig erfolgt diese taktische Änderungen freilich nicht, vielmehr ist ursprünglich Sievers auf dem Platz von Möller vorgesehen. Sievers rückt jedoch, nachdem sich der für die Startelf eingeplante Klepper am Spieltag zur Mittagszeit mit einem Hexenschuss abgemeldet hat, für diesen in die Verteidigung, wodurch ein Mittelfeldplatz für Möller frei wird. Feldkamp: "Bis zu Kleppers Verletzung passte Möller nicht ins Konzept und gehörte nicht zu den Elf, die spielen."

Gemein ist den drei Neuen in der Startformation, dass sie zum 'alten' Stamm gehören und bereits in der letzten Spielzeit ihre Fußballstiefel für die Eintracht schnürten. Überhaupt scheint es, als schlage Feldkamp der Weg 'back to the roots' ein: Liefen beim ersten Saisonpunktspiel in Kaiserslautern noch sechs Neuzugänge auf, so sind es heute mit Detari, Roth und Schulz nur noch drei der zehn Neuerwerbungen.

Gut zu Gesicht stehen würde der aktuellen Frankfurter Mannschaft einer, der für den heutigen Gegner aktiv ist: der zu Saisonbeginn von der Eintracht zu Bayer gewechselte Ralf Falkenmayer. Auf einen zweiten Ex-Frankfurter muss Leverkusens Trainer Erich Ribbeck, von 1968 bis 1973 Übungsleiter am Riederwald, allerdings verzichten: Bum-Kun Cha fällt aufgrund einer Verletzung ebenso aus wie sein Sturmkollege Herbert Waas. Noch keine Rolle in der Planung spielt die brasilianische Neuerwerbung Milton Queiroz da Paixao, genannt Tita, für den die Spielgenehmigung noch aussteht.

Vor gerade einmal 9.000 Zuschauern geht der Start in dieses fünfte Ligaspiel der Spielzeit 87/88 für die Eintracht gehörig in die kurzen Hosen. Es sind knapp vier Minuten gespielt, als sich Detari im Mittelfeld einen Ballverlust gegen den Leverkusener Wolfgang Rolff erlaubt, der schnell reagiert und seinen Mannschaftskollegen Andrzej Buncol mit einem schönen Diagonalpass in Richtung Frankfurter Tor schickt. Ralf Sievers steht falsch zu seinem Gegenspieler, und der polnische Nationalspieler, zu Beginn der Saison vom FC Homburg zum Werksclub gewechselt, fackelt nicht lange. Sein Schuss aus vollem Lauf schlägt an Gundelach vorbei zum 1:0 für die Hausherren im Frankfurter Tor ein.


Detari zeigt eine ansprechende Leistung

Ein schneller Ausgleich rückt für die Gäste in weite Ferne, denn in den ersten zwanzig Minuten findet die Offensive der Eintracht quasi nicht statt. Zu verbuchen ist einzig eine Schusschance in der 9. Minute, die Möller aber nach einem Doppelpass mit Detari ungenutzt verstreichen lässt.

Anders sieht es auf der Gegenseite aus. Hier zeigt es sich, dass die Frankfurter Defensive Probleme mit den schnellen Stürmern der Leverkusener hat. Sievers bekommt Buncol kaum in den Griff, Christian Hausmann kann sich auf der rechten Seite ein ums andere Mal gegen Roth und Münn durchsetzen. Rolff und Schreier haben in den folgenden Minuten Gelegenheiten, auf 2:0 zu erhöhen, und Gundelach muss in der 25. Minute sein ganzes Können aufbieten, um einen Schuss von Hausmann noch über die Latte zu lenken.

Nach einer knappen halben Stunde kommt die Eintracht besser ins Spiel. So muss Leverkusens Libero Hörster vor dem von Münn freigespielten Sievers in höchster Not zur Ecke retten, Smolarek scheitert nach einem Pass von Detari an Vollborn. Das Spiel gestaltet sich nun ausgeglichener, ohne dass eine der beiden Mannschaften vor der Pause noch einen Torerfolg verbuchen kann.

Mit der Vorherrschaft der Leverkusener ist es zu Beginn der zweiten Halbzeit dann endgültig vorbei. Möller erweist sich im Mittelfeld als ideale Ergänzung zu Detari, der zwar erneut recht zweikampfschwach agiert, die neu errungen Freiräume aber wiederholt zu intelligenten Pässen in die Spitze nutzt. So kann sich Schulz nach einem Zuspiel von Detari in der 49. Minute als Torschütze versuchen, stellt Vollborn aber mit seinem schwach getretenen Ball vor keine ernsthafte Aufgabe. In der 55. Minute fällt schließlich der verdiente Ausgleich zum 1:1. Smolarek kann ein Zuspiel von Möller noch im Fallen zurückspielen, so dass sich Möller nach diesem Doppelpass frei an der gegnerischen Strafraumgrenze wiederfindet und Vollborn mit seinem Schuss keine Möglichkeit zur Abwehr gibt.


Gundelach klärt vor Täuber

Nun macht die Eintracht allerdings den Fehler, sich zurückzuziehen, Schulz gibt seine offensive Rolle, in der er freilich eher unglücklich agierte, auf und orientiert sich Richtung Abwehr, Smolarek ist in der Spitze weitgehend auf sich allein gestellt. In der Folge werden die Gastgeber ähnlich wie in den ersten zwanzig Minuten des Spiels deutlich feldüberlegen, Libero Hörster schaltet sich wiederholt in die Angriffe ein. In der 68. Minute bleibt dem Leverkusener Anhang der Torschrei nach einem Eckball von Hausmann gleich mehrfach im Halse stecken, als Gundelach Kopfballversuche der Leverkusener Stürmer zunächst zweimal per Faustabwehr vereiteln kann und schließlich Sievers mit dem Kopf auf der Linie rettet. Zwei Minuten später haben die Frankfurter dann Glück, als Buncol im Strafraum nach einem Zweikampf mit Körbel zu Fall kommt, Schiedsrichter Horst-Peter Bruch aber weiterspielen lässt.

In der 76. Minute erfährt das Spiel dann eine erneute Wende. Möller kann dem für Klaus Täuber eingewechselten Minas Hantzidis den Ball in der eigenen Hälfte abluchsen und setzt zu einem Spurt über das halbe Spielfeld an. Es folgt ein Doppelpass mit Smolarek, und am herausstürzenden Vollborn vorbei, der die Finger noch am Ball hat, diesem aber keine entscheidende Richtungsänderung abverlangen kann, trifft Möller zur 2:1-Führung für die Eintracht.


Ralf Sievers im Zweikampf
mit Knut Reinhardt

Endgültig entschieden ist die Partie in der 80. Minute, als die Leverkusener den durchgebrochenen Detari an der Strafraumgrenze nur durch ein Foulspiel bremsen können. Den fälligen Freistoß tritt Schulz flach durch die Mauer auf Tor der Gastgeber, Vollborn lässt den Ball abprallen, und Smolarek ist zur Stelle, um zur 3:1-Führung für die Eintracht abzustauben. Damit geht für den polnischen Nationalstürmer eine lange Durststrecke zu Ende, denn es ist sein erstes Ligator seit dem 2:2 gegen Blau-Weiß 90 Berlin am 4. Oktober 1986. Zuletzt war deutliche Kritik an der Abschussschwäche des 30-Jährigen zu vernehmen, die ihn dazu veranlasste, sein Rolle im Eintrachtspiel aus eigener Sicht in der Presse darzulegen: "Tore allein sind nicht der Maßstab. Ich spiele für die Mannschaft, sehe mich mehr als Vorbereiter denn als Vollstrecker."

Dass erfolgreiche Torschüsse nicht zu seinen ausgeprägten Qualitäten zählen, beweist Smolarek in den letzten Minuten, als er frei vor Vollborn am Leverkusener Keeper scheitert. Die letzte erwähnenswerte Situation in diesem Spiel ist die Auswechslung von Karl-Heinz Körbel kurz vor dem Abpfiff. Für den Kapitän, der von seinem Gegenspieler Täuber einen Tritt auf die Achillessehne erhalten hat, kommt Schlindwein. Kurz darauf ist der erste Auswärtssieg in einem Punktspiel seit dem 20. August 1985 (1:0 bei Fortuna Düsseldorf durch ein Tor von Harald Krämer) unter Dach und Fach.

Nach diesem fünften Spieltag hat die Eintracht durch die zwei Punkte aus Leverkusen nun 3:7 Zähler auf dem Konto und die Rote Laterne an Bayer 05 Uerdingen (2:8) abgegeben. In drei Tagen steht nun im Waldstadion das DFB-Pokalspiel gegen den FC Schalke 04 an, wiederum drei Tage später folgt das Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund. (fgo)


Stimmen zum Spiel

Karl-Heinz Feldkamp: "Nach dem 0:1 hätte es grausam für uns werden können. Aber dann ist es uns so ergangen wie dem VfB in Frankfurt, wir haben mit zwei Kontern das Spiel gewonnen. Es hat mir gefallen, wie Andy Möller von Anfang an so aggressiv nach vorne gespielt hat. Wenn er so weitermacht, dann bin ich happy."

Andreas Möller: "Das war meine Rache. Ich habe mit einer unheimlichen Wut im Bauch gespielt. Und mit Detari habe ich mich glänzend verstanden, obwohl ich noch nicht einmal im Training mit ihm zusammengespielt habe."

 

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