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Eintracht Frankfurt - Blau-Weiß
90 Berlin |
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Bundesliga 1986/1987 - 26. Spieltag
1:3 (0:2)
Termin: Fr 24.04.1987, 20:00 Uhr
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 0:1 Karlheinz Riedle (11.), 0:2 Karlheinz Riedle (35.), 1:2 Klaus Theiss (84., Handelfmeter), 1:3 Bodo Mattern (90.)
Eintracht Frankfurt | Blau-Weiß 90 Berlin |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Am Rand des Abgrunds Schlimmer geht's nun wirklich nicht mehr: die Frankfurter Eintracht unterlag gestern abend vor nur noch 8500 Zuschauern Blau-Weiß Berlin völlig verdient mit 1:3 (0:2) und näherte sich damit mit Riesenschritten einem Abstiegsplatz. Die Leistung ist in jedem Fall bereits zweitligareif, Schlußlicht Blau-Weiß Berlin war die in jeder Beziehung bessere Mannschaft. Bezeichnend, daß der Ehrentreffer der Eintracht durch einen umstrittenen Elfmeter zustande kam, den Klaus Theiss fünf Minuten vor dem Ende verwandelte. Die Berliner dagegen erzielten Traumtore durch Karl-Heinz Riedle schon in der ersten Halbzeit und in der Schlußminute durch Bodo Mattern. Es war ein logischer Sieg der nicht nur kämpferisch, sondern auch spielerisch klar dominierenden Gäste. Die Eintracht war von allen guten Geistern verlassen, nicht ein Spieler brachte Normalform. Besonders schwach noch vor der Pause Dieter Kitzmann und alle drei Stürmer, die diesen Namen nicht verdienten. In der ersten Viertelstunde lief die Eintracht nur Ball und Gegner hinterher und mußte sich schon nach 70 Sekunden bei Wolfgang Schüler bedanken, der aus drei Metern völlig freistehend übers statt ins Tor köpfte. Karl-Heinz Riedle machte es dann zweimal besser. In der 11. Minute flog er 30 Zentimeter über dem Boden in eine Flanke von Egon Flad und köpfte den Ball unhaltbar für Jürgen Pahl ins Ecke. Was zunächst nur wie ein Betriebsunfall aussah, entwickelte sich im Verlauf des Spiels zum totalen Kollaps der Frankfurter. Im Mittelfeld zeigte neben Dieter Kitzmann auch Ralf Falkenmayer eine indiskutable Leistung, und die Abwehr stand den flinken Berliner Angreifern hilflos gegenüber. Die Zuschauer, der letzte treue Rest, verlor schon nach 20 Minuten die Geduld und forderte lautstark: „Aufhören! Aufhören!“ Doch das für die Frankfurter so traurige Spiel ging weiter. In der 35. Minute schlug Vandereycken einen Freistoß über 60 Meter nach vorne, Gaedke lief am träumenden Smolarek vorbei, köpfte vors Tor, und dort lenkte Riedle, wieder im Flug, wieder freistehend, den Ball ins Netz. Ein Traumtor, allerdings nur möglich durch die Schlafmützigkeit der Eintracht. Nach der Pause brachte Trainer Timo Zahnleiter für Dieter Kitzmann Manfred Binz, und wenigstens die kämpferische Einstellung verbesserte sich. Dies war aber gegen die spielerisch starken Berliner viel zu wenig, und das eigentliche Alarmsignal für die nächsten Wochen. Deprimierend war, mit anzuschauen, wie die Eintracht sich zu jeder Chance quälen mußte, die Berliner aber leichtfüßig kombinierten. Ein Schuß von Turowski aus der Drehung, den Mager zur Ecke faustete, ein Schuß von Manfred Binz knapp am Tor vorbei - das war's auch schon. Und dann schien der Eintracht noch einmal das Glück zu winken. Nach einem Kopfballduell zwischen Mitchell und Mattern deutete der schwache Schiedsrichter Dellwing auf den Elfmeterpunkt. Der Blau-Weiße soll die Hand zur Hilfe genommen haben. Klaus Theiss schob den Ball ins Tor, 1:2 in der 85. Minute und neue Hoffnung. Doch das Spiel blieb auch in den letzten fünf Minuten im gleichen Trott. Berlin kombinierte, die Eintracht ackerte hilflos, übers Feld. Das Resultat: keine Ausgleichschance, aber das 1:3. Ausgerechnet durch den ehemaligen Frankfurter Bodo Mattern, nachdem Torwart Jürgen Pahl gegen Riedle gerade noch gerettet hatte. Fazit: die Eintracht hat den letzten Kredit verspielt, konnte sich lediglich über die Resultate der mitbedrohten Düsseldorfer und Homburger freuen. Ein schwacher Trost. Trainerstimmen Bernd Hoss (Berlin): „Die Mannschaft hat Moral, Spielkultur und Kondition gezeigt. Das hat mich sehr gefreut. Meine Mannschaft wollte auch heute noch den Sieg. Sie wollte zupacken und ihre letzte Chance noch nutzen. Auch wenn wir in der zweiten Halbzeit einige Male Mühe hatten, muß ich meiner Mannschaft für dieses Spiel ein großes Kompliment machen. Was wir hier gezeigt haben ist bewundernswert. Wir versuchen, auch in den nächsten Spielen unsere Chance zu nutzen. Wenn wir so spielen wie hier, können wir die Entscheidung um den Abstieg vielleicht noch bis zum letzten Spieltag hinauszögern.“ Timo Zahnleiter (Frankfurt): „Der Gegner hat heute so gespielt, wie ich mir das von unserer Mannschaft erhofft habe. Blau-Weiß war uns in allen Belangen überlegen. Das frühe 1:0 hat Berlin Selbstvertrauen gegeben und uns dieses genommen. Die Art und Weise wie wir gespielt haben, hat mich sehr deprimiert. Wenn unsere Spieler sagen, sie gehen hochmotiviert in die Partie und zeigen dann solche Leistungen, das kann nur im psychologischen Bereich liegen. Ich weiß jetzt noch nicht, wie ich vorgehe, ob ich mit der Faust auf den Tisch haue, oder ob ich Streicheleinheiten verteile. Ich will mir jetzt jedenfalls jeden weiteren Kommentar ersparen.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 25.04.1987)
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