Eintracht Frankfurt - VfL Bochum

Bundesliga 1986/1987 - 25. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Mi 15.04.1987, 20:00 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Horst-Peter Bruch (Bischmisheim)
Tore: 1:0 Uwe Müller (40.), 1:1 Michael Lameck (90.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfL Bochum

 


  • Ralf Zumdick
  • Lothar Woelk
  • Ivan Zugcic
  • Thomas Kempe
  • Rob Reekers
  • Martin Kree
  • Michael Lameck
  • Peter Knäbel
  • Frank Benatelli
  • Andreas Lübke
  • Josef Nehl

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Hermann Gerland  

 

 

Nackenschlag in der 90. Minute

Frühlings-Flutlichtspiele im Waldstadion sind längst nicht mehr, was sie einmal waren. Bis zur 90. Min. aber gaben sich 11.000 genügsame Zuschauer wenigstens mit einem knappen 1:0 als Ersatz für eine entgangene rauschende Ballnacht zufrieden. Pustekuchen: In der letzten Minute, mit dem letzten Spielzug, gelang dem VfL Bochum noch der Ausgleich zum 1:1 gegen die Eintracht. Der Flachschuß von Kapitän Michael Lameck, der Uwe Müllers Führungstor aus der 40. Min. ausglich, war noch nicht einmal unverdient. Denn in der letzten halben Stunde hatten die Bochumer dieses überaus schwache Bundesligaspiel bestimmt, aber auch von der Unfähigkeit der Eintracht profitiert, Konterchancen zu nutzen. In den entscheidenden Schlußminuten war die Eintracht-Abwehr von Panik ergriffen und völlig konfus. Über die gesamten 90 Minuten ging vom Mittelfeld keine Wirkung und vom Dreimannsturm keine Wucht aus. Es war deprimierend. Torschütze Uwe Müller und Abwehrchef Klaus Theiss waren noch die auffälligsten Spieler einer auf der ganzen Linie enttäuschenden Eintracht, die dem VfL Bochum sogar spielerisch unterlegen war.

Auf dem Papier war die Eintracht ganz auf Torejagd eingestellt. Drei Stürmer: Turowski (gegen Kree), Mitchell (gegen Zugcic) und Smolarek (gegen Wölk) sollten den Bochumer Beton einreißen. Aber Preßlufthämmer wären das tauglichere Mittel gewesen. Die drei rannten sich nur die Köpfe ein.

Spiel in einer Spielhälfte also, ohne daß man deswegen der Eintracht Überlegenheit hätte nachsagen können. Denn die Bochumer spielten sicher und konsequent in und um ihren Strafraum. Torchancen für die Eintracht gleich null. Denn selbst wenn die Frankfurter Bochumer Konter abgefangen und einmal Platz und keine Mauer vor sich hatten, wurde nichts draus. Hirnlos (vor allem Binz) wurden dann die Bälle in die Gegend oder zum Gegner gedroschen. Da fehlte ein Spielmacher.

Erst in der 39. Minute klappte es: Weiter Paß von Falkenmayer von der linken Seite in die leere Mitte, wo Wölk im Spurt mit Binz den Ball mit der Stiefelspitze gerade noch erwischte und an seinem herausstürzenden Torwart - und zum Glück für Bochum - auch am Tor vorbeischieben konnte.

Statt Eigentor aber ein Eckballtor: Denn den folgenden Eckball von Münn verwandelte Müller mit dem Kopf zum 1:0 in der 40. Minute. Das hatten sie im Training geübt, diesen Münn-Müller-Eckballtrick am „kurzen“ Toreck. Der Treffer tat dem bis dahin schwachen und enttäuschenden Spiel gut. Bochum verzichtete jetzt auf Konter und übernahm das Kommando und hatte durch Kempe und Nehl noch vor der Pause die Chance zum Ausgleich.

Das Spiel wurde nach der Pause wenigstens etwas flotter. Das lag vor allem an der Bochumer Taktik, an dem Zwang des VfL, jetzt zu agieren, und nicht länger nur zu reagieren. Diese offenere Spielweise kam der Eintracht zunächst gelegen, zumal mit Biernat für Binz (50.) auch (vorübergehend) mehr Wirkung vom bis dahin harmlosen Mittelfeld ausging. Jetzt spielten sich auch mal turbulente Szenen im Bochumer Strafraum ab. Ein fulminanter Müller-Schuß krachte in der 57. Minute ans Lattenkreuz. Pech.

Aber Mitte der zweiten Halbzeit wurde der Bochumer Druck immer stärker, Nehl als zweite Sturmspitze immer gefährlicher. Jetzt machte es sich in der Eintracht-Abwehr bemerkbar, daß neben Körbel der zweite „Manndecker" fehlte. Torwart Jürgen Pahl bekam Gelegenheit, sich auszuzeichnen, als er sich Nehl vor die Füße warf (70.) und anschließend mit einer Prachtparade einen Kopfball von Knäbel aus dem Winkel fischte.

Die letzten zehn wurden zu Zitterminuten für die Eintracht. Panik machte sich breit. Um Körbel und Theiss richtete sich die Eintracht auf eine hektische Abwehrschlacht ein. Im Mittelfeld waren weder Biernat noch Falkenmayer in der Lage, das Spiel wieder in den Griff zu bekommen. Bochums Libero Kempe spielte jetzt dritte Sturmspitze. Trotz guter Konterchancen zum 2:0 brachte die Eintracht es aber nicht fertig, den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Gerade hatte Turowski die Riesenchance zum erlösenden 2:0 vergeben, da wurde die Eintracht-Abwehr im Gegenzug überlaufen (Sievers sah ganz schlecht aus) und ausgespielt. Michael Lameck, der routinierte Kapitän, stand im Strafraum völlig frei. Mit der Routine seiner fast 500 Bundesligaspiele hämmerte er eiskalt einen Flachschuß ins untere rechte Eck. Pahl hatte keine Chance. Die Eintracht-Spieler sanken wie vom Blitz getroffen zu Boden, die Zuschauer machten sich mit Pfiffen ihrer Enttäuschung Luft.

Stimmen zum Spiel

Timo Zahnleiter: „Wir haben in der Schlußphase dumm gespielt. Der Ball muß irgendwie weggehauen werden. Deswegen ist es für uns enttäuschend, einen Punkt verloren zu haben. Bochum war von Anfang an der erwartet unangenehme Gegner. In der Schlußphase habe ich mit dem Gedanken gespielt, nochmal einen Verteidiger einzuwechseln, habe es aber schließlich gelassen, weil wir Chancen hatten, das 2:0 durch einen Konter zu erzielen.“

Bochums Trainer Gerland: „Aufgrund unserer zweiten Halbzeit, in der wir viel Druck gemacht haben, geht der Punktgewinn in Ordnung. Besonders möchte ich Kree und Wölk hervorheben, die gegen die Frankfurter Spitzen sehr gut gespielt haben.“

Jürgen Grabowski: „Es war ein ganz schwaches Spiel. Es war besonders deswegen so schlimm, weil Bochum spielerisch sogar besser war als die Eintracht. Im Gladbacher Spiel waren wenigstens 45 Minuten gut, ebenso in Bremen. Aber diesmal war die ganze Zeit gar nichts. Ich glaube der Ausgleich war verdient, er lag lange in der Luft.“

Eintracht-Manager Wolfgang Kraus: „Wir konnten gegen Bochum kein glänzendes Spiel erwarten. Die Mannschaft hat sich mit zehn Mann hinten reingestellt und wollte nur einen Punkt. Das halte ich für legitim. Unser 1:0 war keine Befreiung. Je länger das Spiel dauerte, je mehr Angst hatten wir vor dem Ausgleich. In den letzten 20 Minuten hat sich das 1:1 angedeutet. Wir wollten schließlich nur noch den Punkt retten, was uns aber nicht mehr gelang.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 16.04.1987)

 

 

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