1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1986/1987 - 20. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 14.03.1987, 15:30 Uhr
Zuschauer: 33.000
Schiedsrichter: Bernd Kruse (Beckum)
Tore: 1:0 Stefan Reuter (66., Handelfmeter)

 

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1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
  • Rudolf Stenzel für Joachim Philipkowski (46.)
  • Günter Güttler für Jörn Andersen (74.)
Wechsel
Trainer
  • Heinz Höher
Trainer

 

 

Umstrittener Handelfmeter - Eintracht im Pech

Wer unten steht, der hat kein Glück - eine alte Fußballweisheit, die derzeit auf die Frankfurter Eintracht zutrifft. Trotz eines großen Kampfs unterlagen die Hessen gestern nachmittag beim 1. FC Nürnberg mit 0:1 (0:0). Das entscheidende Tor fiel in der 63. Minute durch einen umstrittenen Handelfmeter, den Stefan Reuter verwandelte. Sicher, der Erfolg der Nürnberger war aufgrund der Feldüberlegenheit verdient, aber die Steigerung der Frankfurter, vor allem in kämpferischer Hinsicht, hätte auch einen Punkt bringen können. Vor allem Jarek Biernat und Karl-Heinz Körbel rissen Ihre Mannschaftskameraden immer wieder mit, wenn die Nürnberger mal Übergewicht zu bekommen schienen. Trainer Zahnleiter hatte eine Betonabwehr verordnet, die bis zu jener 63. Min. auch hielt. Von den Nationalmannschaftskandidaten konnte unter den Augen von Teamchef Franz Beckenbauer nur mit Abstrichen Dieter Eckstein überzeugen, der in der letzten Viertelstunde, als die Eintracht ihre Deckung lockerte, endlich zeigte, was in ihm steckt. Thomas Berthold und Stefan Reuter gehörten an diesem Tag zum Durchschnitt.

Eine neue Taktik hatte Eintracht Frankfurts Trainer Timo Zahnleiter nach den Pleiten der letzten Wochen ausgetüftelt. „Hinten dicht“ hieß das Motto, und danach stellte Zahnleiter seine Mannschaft auf. Mit Armin Kraaz kam für Ralf Sievers ein weiterer Deckungsspieler in die Mannschaft, mit Jarek Biernat für den gesperrten Wlodek Smolarek ein laufstarker Mittelfeldspieler. Vor Libero Klaus Theiss baute die Eintracht eine Vierer-Abwehrkette auf, und davor standen noch einmal drei Mann als Abfangjäger. Allein in der Spitze Janusz Turowski.

Und zumindest die erste Halbzeit gab dem Frankfurter Trainer recht. Die Nürnberger fanden keine Einstellung zur Eintracht, liefen sich immer wieder fest. Torchancen erspielten sich die Gastgeber lediglich eine: nach einem Doppelpaß mit Lieberwirth stand Hans Brunner frei vor Gundelach, doch der Frankfurter Torhüter hatte mit dem schwachen Schuß keine Mühe.

Im übrigen hatte die Eintracht die hochgelobten Franken sicher im Griff. Auf der linken Seite verfing sich Dribbelkönig Eckstein immer wieder zwischen der Doppeldeckung Thomas Berthold und Karl-Heinz Körbel. Senkrechtstarter Stefan Reuter, von Franz Beckenbauer in die Nationalmannschaft berufen, konnte sich gegen Uwe Müller ebenso wenig durchsetzen wie der Norweger Andersen gegen Armin Kraaz.

Im Mittelfeld zog Ralf Falkenmayer geschickt die Fäden, aber nach vorne lief auch bei der Eintracht nicht viel. Kein Wunder, denn Janusz Turowski stand meistens einer Übermacht von drei Nürnbergern gegenüber. Spätestens bei seinem eisenharten Gegenspieler Giske war Endstation. Die einzige torgefährliche Situation der Eintracht entsprang einem Dribbling von Jarek Biernat, der sich dann aber in aussichtsreicher Position viel zu auffällig fallen ließ, anstatt zu schießen. Schiedsrichter Kruse reagierte zu Recht nicht und gab keinen Elfmeter.

Für die erwartungsfrohen Zuschauer - immerhin hatten die Nürnberger bei zwei Auswärtsspielen in Bochum und Schalke vier Punkte gewonnen - war es ein langweiliges Spiel. Die Eintracht versuchte den Ball so lange wie möglich in den eigenen Reihen zu halten, die Nürnberger glänzten lediglich durch Einfallslosigkeit.

Aufregung gab es eigentlich nur einmal. In der 10. Minute leistete sich Nürnbergs Vorstopper Grahammer ein übles Foul gegen Uwe Müller, das zu Recht mit der gelben Karte bestraft wurde.

2. Halbzeit

Für fünf Minuten schien die Eintracht nach dem Wechsel ihre Defensivtaktik aufzugeben und das Spiel selbst in die Hand nehmen zu wollen. Ein Eckball von Volker Münn verlängerte Karl-Heinz Körbel ganz knapp am Tor vorbei.

Nürnbergs Trainer Höher hatte mit Stenzel für Philipkowski einen weiteren Stürmer gebracht und damit das Signal für die Generaloffensive gesetzt. In der 53. Min. konnte sich Nationalspieler Dieter Eckstein zum ersten Mal am linken Flügel von seinem Bewacher lösen. Erst am Strafraum bremsten ihn gemeinsam Klaus Theiss und Karl-Heinz Körbel, der Ball sprang zur Seite, Andersen übernahm ihn, steuerte aufs Tor zu und wurde von Armin Kraaz von hinten gelegt. Der mögliche Elfmeterpfiff blieb aus, dafür pfiffen sich die Zuschauer fast die Lunge aus dem Hals.

Von diesem Moment an versuchte Schiedsrichter Kruse mit Konzessionsentscheidungen die Zuschauer zu beruhigen. Und in der 63. Min. war es soweit. Nach einem Getümmel im Frankfurter Strafraum - Gundelach und Körbel hatten zweimal hintereinander retten können - zeigte der Unparteiische plötzlich auf den Elfmeterpunkt. Karl-Heinz Körbel sollte den Ball mit der Hand abgewehrt haben, sah auch noch die Gelbe Karte. Wütende Proteste der Eintracht nutzten natürlich nichts. Reuter schoß das erste und, wie sich zeigen sollte, einzige Tor. Klaus Theiss wurde ebenfalls wegen Meckerns mit der Gelben Karte bestraft und die Eintracht lag in Rückstand.

Trainer Timo Zahnleiter brachte mit Harald Krämer für Armin Kraaz und sechs Minuten vor dem Ende mit Dieter Kitzmann für Uwe Müller zwei weitere Angreifer und versuchte nun mit Alles oder Nichts den Ausgleich zu erzielen. Nun war es ein interessantes Spiel, die Nürnberger hatten Platz für ihre famosen Konter, die Eintracht fightete, versuchte alles, um das eine Tor zu erzielen.

In der 68. Min. stand Dieter Eckstein nach einem vorbildlichen Konter völlig allein vor Gundelach, doch der Nürnberger Linksaußen zog den Ball am Tor vorbei. In der 76. Min. verhinderte Köpke nach einem Theiss-Solo den Ausgleich, und schließlich schoß Harald Krämer neun Minuten vor dem Ende einen Nürnberger Abwehrspieler an.

Trainerstimmen

Heinz Höher (Nürnberg): „Das war ein Arbeitssieg. Aber in der vergangenen Saison hat meine Mannschaft nach zwei Auswärtssiegen zuhause nur Unentschieden gespielt. Das ist der Unterschied zu heute. Wir haben mit dem Boden einige Schwierigkeiten gehabt, erst nachdem wir nach der Pause häufiger lange Pässe geschlagen haben, lief es besser.“

Hans-Dieter Zahnleiter (Frankfurt): „Unser Ziel war ein Punkt. Ich war in der Halbzeit eigentlich noch felsenfest überzeugt, daß uns das gelingen würde, denn wir konnten taktisch und körperlich den Nürnbergern Paroli bieten. Doch nach der Pause sind wir in der Abwehr ins Schwimmen gekommen. Die Elfmeter-Entscheidung war korrekt.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 15.03.1987)

 

 

 

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