Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 1985/1986 - 25. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Sa 01.03.1986, 15:30 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter:Gerhard Theobald (Wiebelskirchen)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Körbel (5.), 1:1 Michael Zorc (22., Foulelfmeter), 2:1 Josef Sarroca (60.)

 

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Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 


  • Eike Immel
  • Lothar Huber
  • Bernd Storck
  • Dirk Hupe
  • Michael Zorc
  • Marcel Raducanu
  • Ulrich Bittcher
  • Ralf Loose
  • Wolfgang Schüler
  • Werner Dreßel
  • Jürgen Wegmann

 

Wechsel Wechsel
Trainer
  • Timo Zahnleiter
Trainer

 

Seit fünf Spielen ungeschlagen

Die „kleine Serie" der Eintracht wächst sich langsam aus. Der 2:1-Sieg über Borussia Dortmund schraubte die Erfolgsbilanz der letzten Wochen auf 8:2 Punkte. Mit dem Abstieg hat die Mannschaft jetzt endgültig nichts mehr zu tun, obwohl auch die Leistung gegen Dortmund eher der eines Kellerkindes entsprach. Hat die Eintracht eine Glückssträhne oder ist die Bundesliga nicht besser? Die Borussia war es jedenfalls nicht. So mühsam der Sieg der Frankfurter war, so verdient war er auch. Die Art und Weise, wie die Tore fielen, war symptomatisch für das mäßige Spiel. Keiner der Treffer wurde herausgespielt. Körbels 1:0 per Kopfball fiel auf Eckstoß von Falkenmayer. Dortmunds Ausgleich erzielte Zorc mit Foulelfmeter, und Sarrocas Siegtor in der 60. Minute war ein Verzweiflungsschuß aus 25 Metern. Keiner der insgesamt 24 eingesetzten Spieler zeigte eine Leistung, die deutlich über dem Durchschnitt lag.

Attraktiver spielen als zuletzt, das war der Auftrag von Eintracht-Trainer Timo Zahnleiter an seine Spieler. Zumindest in der ersten Halbzeit wurde er nicht erfüllt. Dabei hatte es so gut angefangen für die Frankfurter. Schon in der 4. Minute erzielte Kapitän Karl-Heinz Körbel das 1:0.

Das Ergebnis zahlreicher Übungsstunden. Wie im Training einstudiert, hatte Ralf Falkenmayer den ersten Eckball der Begegnung auf den kurzen Pfosten gezielt. Dort stand Svensson, der den Ball verlängern sollte. Doch zum Glück für die Eintracht berührte der Schwede den Ball nicht, Karl-Heinz Körbel besorgte die Verlängerung mit dem Hinterkopf, und zwar ins Tornetz. Er überraschte Dortmunds Torwart Eike Immel, der konnte die Flugbahn des Balles nicht mehr verändern, obwohl er ihn noch berührte.

Wer nach diesem furiosen Auftakt auf ein attraktives Spiel hoffte, wurde enttäuscht. Kein Sturmlauf der Eintracht folgte. Sie spielte, als wäre sie die Auswärtsmannschaft, ließ den Gegner kommen. Immer wieder störten Querpässe den Druck nach vorne. Kurz: Die Eintracht schien mit der Führung erst einmal zufrieden zu sein. Daß trotzdem einige turbulente Strafraumszenen vor Immel entstanden, lag an dem unsicheren Deckungszentrum der Dortmunder, die ihren etatmäßigen Libero Pagelsdorf (vierte gelbe Karte) schmerzlich vermißten.

In diesen Szenen wurde Harald Krämer zur Reizfigur. Der Eintracht-Mittelstürmer agierte ein weiteres Mal äußerst unglücklich, kam regelmäßig den berühmten Schritt zu spät und stand einmal sogar seinem günstiger postierten Stürmerkollegen Holger Friz in aussichtsreicher Position im Weg. Die Pfiffe des Publikums waren ihm bei fast jeder Ballberührung sicher.

Trotz aller Unzulänglichkeiten schien die Eintracht das Spiel zu beherrschen, denn Dortmund bekam noch weniger zustande. Das änderte sich in der 20. Minute. Zorc verwandelte einen Foulelfmeter zum 1:1. Der Strafstoß war ebenso berechtigt wie unglücklich für die Eintracht: Bittcher stürmte in den Strafraum, hatte sich den Ball dabei zu weit vorgelegt. Körbel versuchte, den Ball zu treffen, doch Bittcher kam um Sekundenbruchteile eher ans Leder und fiel über Körbels Stiefelspitze.

Wollte die Eintracht bisher keinen Druck machen, so konnte sie jetzt nicht mehr. Nervosität ließ die einfachsten Bälle verspringen. Dortmund kam immer häufiger und immer länger in Ballbesitz, was dem ohnehin nicht rasanten Spiel noch mehr Tempo nahm. In der 42. Minute mußte Jan Svensson wegen einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden, für ihn kam Josef Sarroca ins Spiel.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit forcierte die Eintracht ihre Bemühungen, ein Tor zu erzielen. Ohne die große spielerische Linie zu finden, drängte sie die Dortmunder minutenlang an den eigenen Strafraum zurück. Der eingewechselte Sarroca war es dann, der in der 60. Minute die 2:1-Führung für die Eintracht erzielte. Das Zustandekommen des Tores war typisch für das unbewegliche Sturmspiel der Eintracht. An der rechten Außenlinie auf Höhe der Mittellinie wurde Sarroca angespielt. Er lief mit dem Ball bis auf 25 Meter aufs Tor zu, suchte verzweifelt nach einer Anspielstation. Als er merkte, daß sich keiner seiner Mitspieler anbot, zog er einfach ab. Der Ball schlug unhaltbar für Torwart Immel genau unter der Querlatte ein.

Nur fünf Minuten später verhinderte Eintracht-Torwart Gundelach den Dortmunder Ausgleich. Wegmann hatte aus nur vier Metern aufs Tor geköpft. Doch der Eintracht-Torhüter lenkte den Ball mit einer Reflexbewegung noch an die Querlatte. Kraaz bereinigte die Situation dann endgültig.

Zwei aufregende Szenen innerhalb von fünf Minuten: sollte die Begegnung doch noch besser werden? Sie wurde es nicht. Zahllose persönliche Fehler vermasselten weiterhin vielversprechende Gelegenheiten, die zuvor schwer herausgearbeitet worden waren. In der 71. Minute wechselte Timo Zahnleiter Harald Krämer aus. Er tat ihm damit einen Gefallen. Für Krämer kam Bühler in die Mannschaft, und der kleine Außenstürmer leitete gleich die dickste Eintracht-Chance in der Schlußphase ein. Seinen Paß erwischte Friz, der allein auf Immel losspurtete. Halb hatte er den Dortmunder Torwart schon ausgespielt, scheiterte mit seinem Heber aber trotzdem noch an Immel. Das hätte die Entscheidung zugunsten der Eintracht sein können.

So blieben noch neun Minuten des Zitterns, die durch eine Einlage von Elke Immel unterbrochen wurden. Weil der Dortmunder Torwart eine Entscheidung des Schiedsrichters mißverstand, warf er den Ball über die Torauslinie. Erst jetzt gab es Eckball für die Eintracht, nicht schon vorher, wie Immel gemeint hatte.

Trainerstimmen

Pal Csernai (Borussia Dortmund): „Es war ein verdienter, aber glücklicher Sieg der Eintracht. Wir sind an unserem Unvermögen gescheitert, weil wir es nicht verstanden, in der zweiten Halbzeit ruhig zu spielen, was wir uns vorgenommen hatten. Anfang der zweiten Halbzeit war es nur eine Frage der Zeit, wann ein Tor fällt. Wir haben es ebenso nicht verstanden, aus unseren riesigen Chancen einen Treffer zu machen. Die Hauptschuldigen an dem heutigen Spielausgang, dem Sieg der Eintracht, waren wir. Wir sind wieder hinten drin, wo wir auch aus vielen Gründen hingehören.“

Hans-Dieter Zahnleiter (Eintracht Frankfurt): „Ohne Zittern scheint es bei uns nicht zu gehen. Doch zittere ich gerne, wenn am Ende zwei Punkte gewonnen werden. Das frühe 1:0 hätte uns Selbstvertrauen geben müssen, es war eine Standardsituation, die wir zuletzt oft geübt haben. Der Sieg aber geht in Ordnung. Zu Harald Krämer muß ich sagen, daß er sich bemüht, doch unter dem Strich derzeit zu wenig bringt. Er hat Ladehemmung und das ist eine Situation, durch die ein Stürmer durch muß. Jan Svensson hat eine Oberschenkelzerrung erlitten.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 02.03.1986)

 

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