1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1985/1986 - 24. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Sa., 22.02.1986, 15:30 Uhr
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Joachim Kautschor (Eschweiler)
Tore: 1:0 Werner Melzer (24.), 1:1 Dieter Kitzmann (82.)

 

>> Spielbericht <<

1. FC Kaiserslautern Eintracht Frankfurt

  • Gerald Ehrmann
  • Michael Dusek
  • Andreas Brehme
  • Wolfgang Wolf
  • Leo Spielberger
  • Reiner Geye
  • Werner Melzer
  • Wolfram Wuttke
  • Markus Schupp
  • Axel Roos
  • Thomas Allofs

 


 

Wechsel
  • Norbert Eilenfeldt für Andreas Brehme (74.)
Wechsel
Trainer
  • Hannes Bongartz
Trainer
  • Timo Zahnleiter

 

Ex-Lauterer Kitzmann trifft zum Ausgleich

90 Minuten Rutschpartie, viele Fouls, großer Kampf und am Ende ein gerechtes 1:1 -Unentschieden — so trennten sich der 1. FC Kaiserslautern und die Frankfurter Eintracht in einem Spiel, das die Forderung nach der Winterpause unterstrich. Die Gastgeber waren vor 11.000 Zuschauern durch Melzer (25. Minute) in Führung gegangen, ausgerechnet der ehemalige Kaiserslauterer Dieter Kitzmann erzielte acht Minuten vor dem Ende den Ausgleich. Wie die Tore, so waren auch die Spielanteile verteilt. Vor der Pause dominierte Kaiserslautern, nach der Pause Frankfurt. Für die Eintracht bedeutet der Punktgewinn einen weiteren Schritt aus der Abstiegsgefahr, obwohl die Mannschaft im nächsten Spiel auf Ralf Sievers und Thomas Berthold verzichten muß, die beide die vierte gelbe Karte erhielten. Der 1. FC Kaiserslautern aber steht nach diesem erneuten Heim-Punktverlust mit dem Rücken zur Wand.

Die Stollenfrage war das wichtigste Problem für beide Mannschaften vor dem Anpfiff. Der Rasen im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern war zwar vom Schnee befreit, aber dennoch schwer zu bespielen. Die eine Hälfte des Platzes war knallhart gefroren, die andere an der Oberfläche etwas aufgetaut. Einige Spieler probierten es mit Lederstollen, andere mit Sambaschuhen. Eine halbe Stunde hatten die 22 Spieler Gelegenheit, die Schuhe beim Warmlaufen zu testen, und dann mußten sie während des Spiels doch wechseln. Harald Krämer tauschte nach zehn Minuten die Schuhe, Jan Svensson, der mehr auf dem Boden gelegen hatte als gestanden, nach knapp 15. Daran aber lag es nicht, daß die Eintracht von Anfang an hinterherlief. Hinter dem Ball, hinter dem Gegner und hinter der Form der letzten Woche.

Der Boden provozierte auch eine Unmenge von Fouls, zumal beide Mannschaften hart zur Sache gingen. Es begann mit einer Gelben Karte für Ralf Sievers, der in der zweiten Minute seine Sonderaufgabe gegen Andreas Brehme wohl zu ernst genommen hatte und den Nationalspieler böse von hinten in die Beine trat. Eine durchaus berechtigte Entscheidung von Schiedsrichter Kautschor. Sievers wird damit nach seiner vierten Gelben Karte beim nächsten Spiel pausieren. Auch auf Thomas Berthold muß die Eintracht bei der nächsten Begegnung verzichten. Der Nationalspieler mühte sich auf der rechten Verteidigerposition gegen den flinken Axel Koos, hatte dabei häufig mit den Fallkünsten des Lauterers zu kämpfen. Nach einem Foul Bertholds in der 38. Minute zog Schiedsrichter Kautschor wieder Gelb.

Die meisten Unkorrektheiten waren aber weniger böser Wille, mehr Unbeholfenheit auf dem rutschigen Platz. Das schlimmste Foul leistete sich Kaiserslauterns Mittelfeldspieler Wolfram Wuttke. In der 32. Minute sprang er Thomas Berthold an und brachte den Nationalspieler zu Fall. Der Ball war längst weg, Wuttke hatte keine Chance, ihn zu erreichen. Die Rote Karte wäre in diesem Moment die einzig gerechtfertigte Bestrafung gewesen. Doch der Schiedsrichter traute sich nicht, zeigte Gelb.

Außer den häufigen Fouls gab es in dieser ersten Halbzeit nicht, viel zu berichten. Der 1. FC Kaiserslautern ging nach 25 Minuten völlig verdient mit 1:0 in Führung. Wuttke spielte auf Schupp, und dessen Flanke vom rechten Flügel drückte Melzer aus acht Metern ins Tor. Für den Lauterer Mittelfeldspieler schien keine in der Eintracht-Deckung verantwortlich. Melzer stand frei, hatte keine Mühe.

Verdient hatten sich die Gastgeber die Führung durch aggressiveres Spiel, durch mehr Aktivität gegen eine wie gelähmt wirkende Eintracht, die in Ralf Sievers — der Andreas Brehme nie unter Kontrolle bekam — und Jan Svensson — der bei den Lauterer Abwehrspielern abgemeldet war — zwei Totalausfälle in ihren Reihen hatte. So kamen die Frankfurter über 45 Minuten nicht zu einer einzigen torreifen Gelegenheit. Auf der Gegenseite mußte eine Minute vor der Pause Hansi Gundelach sein ganzes Können aufbieten, um das 2:0 zu verhindern. Andreas Brehme hatte einen Freistoß kurz angetippt und Wolfram Wuttke hart geschossen. Darüber hinaus erspielten sich aber auch die Pfälzer kaum Torgelegenheiten. Es war eine Begegnung, die von den Mittelfeldduellen lebte und von beiden Abwehrreihen dominiert wurde.

Eintracht-Interimstrainer Timo Zahnleiter reagierte in der Pause auf die schwache Angriffsleistung seiner Mannschaft. Mit Holger Friz für den total enttäuschenden Jan Svensson brachte er einen frischen Stürmer. Und prompt drehte sich das Spiel. Nicht mehr die Lauterer attackierten, sondern nun die Gäste aus Frankfurt. In der 47. Minute bereits die Ausgleichschance. Einen Freistoß von Thomas Berthold erwischte Dieter Kitzmann mit dem Kopf, doch der Ball flog ganz knapp am Tor vorbei.

Dann zwei Szenen, in denen die Zuschauer und Spieler des 1. FC Kaiserslautern Elfmeter forderten. Zunächst ließ sich Axel Roos im Strafraum so offensichtlich fallen, daß Schiedsrichter Kautschor nur ein Lächeln dafür übrighatte. Kein Elfmeter also. 60 Sekunden danach eine scharfe Flanke von Wolfram Wuttke, die Armin Kraaz an die Hand prallte. Wieder ließ der Unparteiische weiterlaufen. In der 54. Minute noch einmal eine Gelegenheit für die Gastgeber. Nach Flanke von Thomas Allofs kam Michael Dusek mit dem Kopf an den Ball, Hansi Gundelach kam nicht von der Linie weg, doch das Leder trudelte um Zentimeter am Tor vorbei.

Danach bestimmte die Eintracht immer deutlicher das Spiel, machte Druck im Mittelfeld und erspielte sich auch einige Chancen. Keine klaren, aber immerhin, bei diesen Bodenverhältnissen Möglichkeiten zu Treffern. Vor allem nach Eckbällen von Ralf Falkenmayer wurde es gefährlich. Zweimal ging der Ball nur ganz knapp am Tor vorbei, nachdem Armin Kraaz und Karlheinz Körbel ihn mit dem Kopf nach innen verlängert hatten.

In der 73. Minute eine weitere Gelbe Karte. Ralf Falkenmayer hatte Schupp gefoult, Schiedsrichter Kautschor verwarnte den Frankfurter. Zehn Minuten vor dem Ende reagierte Timo Zahnleiter zum zweiten Male. Er nahm Ralf Sievers, den zweiten Schwachpunkt in der Frankfurter Mannschaft, aus dem Spiel und brachte mit Uwe Bühler einen weiteren Stürmer. Thomas Berthold, der als rechter Verteidiger begonnen hatte, war schon längst mit nach vorne gewechselt.

Zwar nicht durch Bühler, aber mit Bühler kam der Ausgleich. In der 82. Minute tanzte der Ball im Lauterer Strafraum hin und her wie auf einem Billardtisch, schließlich erwischte ihn Dieter Kitzmann, machte noch zwei Schritte und schoß dann aus 18 Metern flach aufs Tor. Kurz vor Torhüter Ehrmann setzte das Leder auf und sprang dem Lauterer Torhüter über die Hände.

In der 86. Minute zwei Riesenmöglichkeiten nacheinander auf beiden Seiten: zunächst ein mißglückter Abschlag von Hansi Gundelach, den Libero Theiss nicht richtig annehmen konnte und dadurch Thomas Allofs das Leder genau einschußgerecht vorlegte. Der Torjäger der Lauterer, der in der kommenden Saison beim 1. FC Köln spielen will, steuerte allein auf Gundelach zu, schob den Ball aber am Tor vorbei. Wütende Pfiffe vom Publikum waren die Quittung. Im Gegenzug war Holger Friz drauf und dran, den Siegtreffer für die Eintracht zu erzielen. Doch kurz hinter der Mittellinie stürzte er über das Bein von Dusek. Kein böses Foul, aber ein leichter Rempler, der der Eintracht diese große Chance nahm. Kurz danach pfiff der Unparteiische ab. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 23.02.1986)

 

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