Eintracht Frankfurt - VfL Bochum

Bundesliga 1985/1986 - 22. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 08.02.1986, 15:30 Uhr
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Hans-Heinrich Barnick (Schenefeld)
Tore: 1:0 Klaus Theiss (52., Foulelfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt VfL Bochum

 


  • Wolfgang Kleff
  • Jupp Tenhagen
  • Lothar Woelk
  • Martin Kree
  • Walter Oswald
  • Michael Kühn
  • Michael Lameck
  • Thomas Kempe
  • Frank Benatelli
  • Klaus Fischer
  • Stefan Kuntz

 

Wechsel Wechsel
  • Jürgen Wielert für Walter Oswald (29.)
  • Uwe Wegmann für Frank Benatelli (54.)
Trainer
  • Timo Zahnleiter
Trainer
  • Rolf Schafstall

 

Die Eintracht-Abwehr war das beste Stück

Die Frankfurter Eintracht hat wohl das Schlimmste überstanden. Mit dem 1:0-Sieg über den VfL Bochum haben sich die Schützlinge von Trainer Dietrich Weise einen komfortablen Abstand zu den Abstiegsplätzen der Bundesliga erkämpft. Zum dritten Mal in diesem Jahr blieb die Mannschaft ohne Gegentor, Zeichen von wiedergewonnener Stärke im Abwehrbereich. Vor 10.000 Zuschauern im Waldstadion standen dort auch mit Libero Klaus Theiss und den beiden Manndeckern Armin Kraaz und Karlheinz Körbel die besten Leute. Theiss organisierte nicht nur die Deckung, sondern sicherte mit seinem sechsten Saisontor, einem verwandelten Elfmeter, auch den Sieg. Kraaz und Körbel verurteilten Bochums Angreifer Stefan Kuntz und Klaus Fischer zur Bedeutungslosigkeit. Dies waren die positiver Aspekte einer schlechten Begegnung, die kaum spielerische Elemente aufwies. Unter der Regie von Timo Zahnleiter kämpften die Frankfurter für den erkrankten Dietrich Weise und hatten damit das glückliche Ende für sich. Der Pechvogel des Spiels stand in den Reihen des Gegners. Thomas Kempe, Libero der Bochumer, zeigte ins gesamt eine gute Leistung, verursachte aber an Harald Krämer der Elfmeter, der zum 1:0 führte, und vergab kurz vor dem Ende die Riesenausgleichsmöglichkeit für die Bochumer.

„Wir spielen für den Trainer“, hatte Eintracht-Kapitän Körbel vor dem Spiel angekündigt. „Wenn wir gewinnen, wird es ihm gleich bessergehen.“ Der ersten Halbzeit gegen den VfL Bochum merkte man deutlich an, daß alle Eintracht-Spieler meinten, was ihr Kapitän gesagt hatte — so legten sie sich ins Zeug. Hätte Dietrich Weise das Spiel gesehen, es wäre seiner Genesung trotzdem nicht förderlich gewesen. Denn aller Einsatzwille und alle dadurch gewonnenen Zweikämpfe machten aus den ersten 45 Minuten keine guten.

Der Anfang war noch das beste, mit Chancen für Kitzmann, Sievers und Friz. Zum Wendepunkt wurde die 25. Minute. Ralf Falkenmayer riskierte einen Gewaltschuß aus 20 Metern. Bochums Torwart Kleff faustete den Ball Harald Krämer genau vor die Füße, doch der Eintracht-Mittelstürmer fügte seinen in den letzten Begegnungen zahlreich vergebenen Chancen eine weitere hinzu. „Ich denke wohl zu viel vor dem Tor“, vermutet Krämer als Ursache für seine Abschlußschwäche. In dieser Szene war es sicher so. Bis er den Ball sich zurechtgelegt hatte, konnte ihm Kleff den Winkel verkürzen.

Wer solche Chancen ausläßt, kann nicht gewinnen. Dieser Gedanke lähmte nicht nur Harald Krämer in der Folgezeit, er lähmte die ganze Eintracht. Zeigte sie in den ersten 25 Minuten noch gute Ansätze, wurde danach das Spiel immer zerfahrener. Svensson vertändelte sich immer häufiger, Berthold paßte zu ungenau und Ralf Falkenmayer, der bis dahin mit einigen sehr schönen Zuspielen seine Angreifer in Szene setzen konnte, tauchte unter.

Durchweg positiv in der ersten Hälfte war die Abwehrleistung der Eintracht. Die Achse Theiss — Körbel — Kraaz verurteilte die Bochumer Spitzen Kuntz und Fischer zur Bedeutungslosigkeit. Bundesliga-Torjäger Stefan Kuntz zog nur einmal die Aufmerksamkeit auf sich — bei einem weiten Einwurf. Sonst hatte der Bochumer Sturm nur Weitschüsse zu bieten. Zu wenig, um die Zuschauer zu erwärmen. „Halbzeit“ forderten die Fans Schiedsrichter Barnick zum Pausenpfiff auf, als er einige Minuten nachspielen ließ. Der Glühwein lockte mehr als das Spiel.

Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit zog sich Thomas Berthold den Unmut der Fans zu. Frei vor Kleff, ließ er sich vom Torwart an die Seitenlinie abdrängen. Und wieder war eine gute Möglichkeit leichtfertig verstolpert. „Wie wollen die denn ein Tor schießen“, brüllte im sonst so vornehmen Block 8 ein Zuschauer erregt. Fünf Minuten später gab ihm Klaus Theiss die Antwort — mit einem Elfmeter.

Krämer hatte im Bochumer Strafraum einen Haken geschlagen, Gegenspieler Kempe traf seinen Fuß, und Schiedsrichter Barnick entschied sofort auf Strafstoß. Wütende Bochumer Proteste, vor allem von Klaus Fischer, verunsicherten weder den Schiedsrichter noch Eintracht-Schützen Theiss. Eiskalt verwandelte er seinen vierten Elfmeter der Saison. Insgesamt war es sein sechster Treffer.

Das Spiel wurde durch das Tor noch hektischer und verbissener. Bei der Eintracht keine Spur von Erleichterung oder Beruhigung. Der VfL Bochum lockerte die Abwehr und drängte auf den Ausgleich. Doch die Eintracht-Abwehr verlor auch bei einsetzendem Schneetreiben nicht den Überblick. Nur einmal benötigte sie neben ihrer Klasse auch Glück. Kempe hatte sich gegen Theiss und Kraaz durchgemogelt, stand plötzlich allein vor Torwart Gundelach. Unbedrängt hob er den Ball jedoch über das Tor. Kempe, der Spieler, der das Spiel entschied: Elfer verursacht, den Ausgleich vermasselt.

Es blieb bis zum Schluß beim 1:0 für die Eintracht, obwohl sie in der Schlußphase durch Friz und den für Krämer eingewechselten Bühler noch große Konterchancen hatte. Hinten ließen Theiss, Kraaz und Körbel in der Kälte nichts anbrennen.

Stimmen zum Spiel

Timo Zahnleiter (Eintracht Frankfurt): „Wir haben uns geschworen, alle zusammenzuhalten und die Mannschaft noch einmal darauf hingewiesen, daß heute nicht hundert Prozent, sondern hundertzehn Prozent gefordert waren. Dann hatte ich aber das Gefühl, daß unsere Spieler übermotiviert in die Partie gegangen waren. Dabei ist dann allgemeine Hektik aufgekommen. Natürlich sind wir mit dem Sieg zufrieden. Die Art und Weise, wie er uns geglückt ist, spielt keine Rolle mehr. Zum Schluß verhinderte nur mangelnde Cleverness einen höheren Erfolg. Nun gehen wir zwei schweren Auswärtsspielen gelassen entgegen.“

Rolf Schafstall (VfL Bochum): „Wir haben wieder Mängel im Mittelfeld gezeigt und damit wenig nach vorne gespielt. Erstaunlich, wie schwach unsere erfahrenen Spieler heute waren. Aber auch die Jungen wie Kühn und Benatelli konnten die Hoffnungen, die sie in der letzten Woche geweckt haben, nicht erfüllen. Der Sieg für die Eintracht geht in Ordnung, auch wenn dem Elfmeter ein klares Foul von Krämer vorausging. Wir sind jetzt wieder da, wo wir uns offenbar am wohlsten fühlen, im Abstiegskampf.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 09.02.1986)

 

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