Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1983/1984 - 30. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: Sa 28.04.1984, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Peter Corell (Heilbronn)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Rummenigge (12.), 2:0 Karl-Heinz Rummenigge (40.), 3:0 Reinhold Mathy (51.)

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Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Jean-Marie Pfaff
  • Wolfgang Grobe
  • Bertram Beierlorzer
  • Klaus Augenthaler
  • Hans Pflügler
  • Bernd Dürnberger
  • Norbert Nachtweih
  • Sören Lerby
  • Karl-Heinz Rummenigge
  • Reinhold Mathy
  • Michael Rummenigge

 


 

Wechsel Wechsel
Trainer
  • Udo Lattek
Trainer

 

Nichts zu holen

Am 30. Spieltag steht für die Eintracht ein schweres Auswärtsspiel bei den Bayern an. Denn der Tabellenzweite aus München muss gewinnen, um den Ein-Punkte-Abstand zu Tabellenführer VfB Stuttgart zu halten, der sein Auswärtsspiel beim Club aus Nürnberg bereits am Freitagabend mit 6:0 gewann. Ein weiteres Freitagabendspiel setzt die Eintracht unter Druck, denn der Vizemeister von 1959 beendete seine Heimpartie gegen Fortuna Düsseldorf mit 5:1 und liegt damit nur noch einen Pluspunkt hinter den Riederwäldern.

Trainer Weise muss auf den aufgrund seiner vierten Gelben Karte gesperrten Berthold verzichten, dafür kommt Sievers zum Einsatz. Ansonsten laufen die Frankfurter beim Gastspiel in München in der Stammformation der Rückrunde auf. Diverse Wechsel gibt es allerdings auf der Ersatzbank. Uwe Schreml erhält nach Wochen der Verbannung auf die Tribüne einen Bankplatz, da Sziedat aufgrund einer beim Freundschaftsspiel in Raunheim erlittenen Knöchelverletzung ausfällt. Überraschend im Kader ist auch Jürgen Mohr, der letztmals Mitte November '83 am 14. Spieltag in einem Bundesligaspiel antrat, den Raunheimer Test aber über 90 Minuten durchhielt. "Seine letzten Trainingsleistungen waren so gut, dass einem Einsatz nichts mehr im Wege steht", sagt Trainer Weise. Eine Bundesligapartie über die volle Spieldauer will Weise seinem bislang verhinderten Star noch nicht zumuten: "Zunächst sitzt Jürgen auf der Bank."

Bayern-Trainer Lattek kann für diese Partie seine stärkste Elf ins Rennen schicken, denn Torhüter Pfaff, Libero Augenthaler und Stürmer Karl-Heinz Rummenigge sind nach Verletzungen wieder einsatzbereit. In der Startformation der Münchner steht mit Norbert Nachtweih auch ein Ex-Frankfurter, der in den letzten Wochen zu einem der wichtigsten Leistungsträger der Bayern aufstieg. Der im Oktober 1976 anlässlich eines U21-Länderspiels der DDR in der Türkei geflohene Mittelfeldspieler, der zwischen 1976 und 1982 insgesamt 120 Bundesligapartien für die Eintracht absolvierte, freut sich zwar auf ein Wiedersehen mit einigen Ex-Mannschaftskollegen, sieht aber keinen Anlass für Gastgeschenke: "Ich hänge zwar mit dem Herzen noch an der Eintracht, aber am Samstag kommt nur ein Sieg für uns in Frage: 4:0 tipp ich mal." Ein zweiter Ex-Frankfurter in den Reihen der Bayern muss dafür zunächst mit der Reservistenrolle vorlieb nehmen: Wolfgang Kraus, der 1979 nach 174 Bundesligaspielen für die Eintracht zu den Münchnern gewechselt war.

Spielte die Eintracht vor Wochenfrist in Düsseldorf noch im strahlenden Sonnenschein bei 25 Grad im Schatten, und herrschten beim Abflug in Frankfurt morgen auch frühsommerliche Temperaturen, die den heute 55 Jahre alt werdenden Zeugwart Toni Hübler veranlassen, nur kurzärmlige Trikots einzupacken, ist es nachmittags in München merklich kühler. Eine Stunde vor Spielbeginn gehen sogar Schneeschauer über dem Olympiastadion nieder, das Thermometer zeigt einstellige Werte knapp über dem Gefrierpunkt. Echtes Aprilwetter also.

Kalt wird es den Frankfurter allerdings in den ersten Minuten nicht, denn die Bayern versuchen sofort, über die beiden Rummenigges als Spitzen Druck aufzubauen, während sich Mittelstürmer Mathy zurückfallen lässt. Und mit ihrer ersten großen Chance sind die Münchner dann auch gleich erfolgreich: In der 12. Minute schickt Augenthaler den auf dem linken Flügel steil startenden Pflügler auf die Reise, die Eintracht versucht vergebens, auf Abseits zu spielen und Pflügler legt den Ball dem in der Mitte platzierten Karl-Heinz Rummenigge direkt vor die Füße. Aus sieben Metern zieht der Nationalspieler ab und lässt Pahl im Frankfurter Tor keine Chance. Es steht 1:0 für den Favoriten.

Trotz dieses frühen Rückstandes versteckt sich die Eintracht, bei der sich Borchers und Falkenmayer im Mittelfeld als Antreiber versuchen, nicht. So scheitert Fruck in der 16. Minute nach einem Alleingang an Bayernkeeper Pfaff. Nicht eingreifen muss der belgische Nationaltorwart anschließend bei einem Kopfball von Svensson nach einer Freistoßflanke von Sievers in der 25. Minute, denn der Ball geht knapp am Pfosten vorbei. Auch ein Freistoß von Kroth drei Minuten später verfehlt das Tor und Borchers kann in der 30. Minute erst im letzten Moment auf Kosten einer Ecke vom Ball getrennt werden.


Körbels verschossener Elfmeter

In der 34. Minute ist der Ausgleich dann greifbar nahe, als Svensson im Strafraum von Beierlorzer gefoult wird und Schiedsrichter Corell auf den Elfmeterpunkt deutet. Karl-Heinz Körbel legt sich den Ball zurecht, nimmt Anlauf und drischt die Kugel über das Tor.

Es ist bereits der zweite verschossene Strafstoß des Frankfurter Kapitäns in dieser Saison, der am 11. Spieltag beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach an Torhüter Sude gescheitert war. Damals hielt sich der Schaden jedoch in Grenzen, da Kroth im Nachschuss das 1:0 erzielen konnte.


Rummenigge erzielt das 2:0

Nach dieser vertanen Chance folgt in der 40. Minute der zweite große Auftritt des Karl-Heinz Rummenigge, der der Frankfurter Deckung und hier vornehmlich Armin Kraaz etliche Probleme bereitet. Der Stürmer, der in der nächsten Saison bei Inter Mailand spielen wird, setzt auf der rechten Seite zu einem Solo an, lässt Falkenmayer und Kraaz aussteigen und zieht ab, bevor Kroth eingreifen kann. Flach geht der Ball an Pahl vorbei zum 2:0 für die Platzherren ins Tor. Es ist bereits das 23. Saisontor Rummenigges in der Bundesliga, der damit die Torjägerliste vor Mill und Völler anführt, die jeweils 17 Treffer erzielten.


Das 3:0 durch Mathy

Kommen die Frankfurter Spieler nach der Halbzeitpause mit dem Bewusstsein auf den Platz, ordentlich mitgespielt zu haben und setzt der ein oder andere vielleicht darauf, dass es ähnlich wie in Leverkusen gelingen könne, aus einem 0:2 noch ein 2:2 zu machen, begräbt Reinhold Mathy diese vage Hoffnung in der 51. Minute endgültig. Der 22-jährige Bayernstürmer wird von Michael Rummenigge im Strafraum angespielt, verlädt sowohl Körbel als auch Pahl mit einer Körpertäuschung und kann den Ball seelenruhig ins rechte Eck des Frankfurter Tores zum 3:0 einschlenzen.

Jetzt ist es auch den größten Optimisten in den Frankfurter Reihen klar: Dieses Spiel ist gelaufen. Da auch die Bayern nicht mehr tun, als nötig ist, um das Ergebnis zu verwalten und die Eintracht somit nicht Gefahr läuft, sich eine ähnliche Klatsche einzufahren wie der Tabellennachbar aus Bieber beim 0:9 vor rund sechs Wochen an selber Stelle, kann Trainer Weise die verbleibende Zeit nutzen, zwei seiner Angestellten Spielpraxis zu vermitteln. So kommt in der 58. Minute Jürgen Mohr für Thomas Kroth aufs Feld, rund zehn Minuten später wird Harald Krämer für Ronald Borchers eingewechselt.

Viel bewegt sich in der letzten halben Stunde des Spiels dann nicht mehr. Zwar versucht Nachtweih im wieder einsetzenden Schneetreiben mit Weitschüssen, seinen Ergebnisstipp in die Praxis umzusetzen, zielt aber jeweils am Frankfurter Tor vorbei. Auch Mohr hat noch eine Chance, doch sein Schuss aus kurzer Distanz in der 70. Minute wird von einem Bayernspieler zur Ecke abgefälscht. Ab der 78. Minute darf auf Bayernseite dann auch der zweite Ex-Frankfurter Wolfgang Kraus statt des schwachen Sören Lerby mittun, Erwähnenswertes gelingt 'Scheppe-Junior' aber nicht mehr. Die letzte Chance des Spiels hat Nachtweih, doch Pahl kann seinen Gewaltschuss über die Latte lenken.

Drei Niederlagen in den letzten drei Bundesligaspielen stehen für die Eintracht nach dem Abpfiff zu Buche, der vermeintlich sichere Vorsprung von fünf Punkten auf den Tabellensiebzehnten ist auf einen Zähler zusammengeschrumpft. Einen Teilerfolg im Kampf gegen den Abstieg kann derweil der VfL Bochum verzeichnen, der zwar in seinem Heimspiel gegen Borussia Dortmund nicht über ein 2:2 hinauskommt, jetzt aber als 15. zwei Punkte Vorsprung vor der Eintracht hat.

Diese Tabellenkonstellation macht für die Riederwälder einen Heimsieg im nächsten Spiel quasi zur Pflicht. Zu Gast im Waldstadion ist dann das Tabellenschlusslicht aus Nürnberg, das nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt besitzt.


Stimmen zum Spiel

Udo Lattek: "Ich lasse mich durch das 3:0 nicht blenden. Wir haben schlecht gespielt. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass wir verlieren könnten. Ich mache es nicht gerne, aber ich muss meine Mannschaft in Schutz nehmen, weil wir viele angeschlagene Spieler haben."

Dietrich Weise: "Wir sind als Außenseiter nach München gekommen, haben uns aber trotzdem eine kleine Chance ausgerechnet. Das 0:3 ist für uns enttäuschend, weil der Klassenunterschied, wie es das Ergebnis ausdrückt, nicht zu sehen war. Jetzt müssen wir uns ganz auf den Kampf um Platz 16 konzentrieren."


Nebengeräusche

Branko Zebec übernimmt das Traineramt bei seinem Heimatverein Dynamo Zagreb, für den er in den 50er Jahren als Spieler und 1965 bis 1967 zusammen mit Ivica Horvat als Trainer tätig war. Zebec soll seinen ehemaligen Club vor dem Abstieg retten.

Der Verein aus Bieber muss nach Maßgabe des Kontrollausschusses des DFB eine Strafe von 80.000 Mark zahlen. Durch die Annahme der Buße entgeht der Club dem angedrohten Strafverfahren. Grundlage für das Vorgehen von DFB-Seite war die in der Spielzeit 1982/83 angefallene Neuverschuldung des Vereins, die damit den bei der Lizenzerteilung gestellten Forderungen des DFB auf Reduzierung ihrer Verbindlichkeiten nicht nachkamen. Das Minus von 1.348.200 Mark und der Anstieg der Verbindlichkeiten stellt laut 'Sport Informationsdienst' "den höchsten Fehlbetrag aller vor den Kontrollausschuss geladenen Vereine dar". Um die aktuellen Auflagen zu erfüllen, will der Verein mit der zweitschlechtesten Zuschauerbilanz der Bundesliga aus Spielverkäufen einen siebenstelligen Betrag erlösen.

Bernd Nickel, dessen Vertrag bei Young Boys Bern ohnehin bereits zum Saisonende gekündigt wurde, wird am Freitagmorgen aufgrund des Vorwurfs vereinsschädigender Äußerungen mit sofortiger Wirkung vom Spiel- und Trainingsbetrieb suspendiert. Eine Überschrift im Schweizer Boulevardblatt 'Blick' hatte den Berner Club zu dieser Maßnahme animiert. "Lächerliches Training bei Young Boys", war da zu lesen. Bernd Nickel: "Das habe ich nie gesagt. Der Artikel ist in Ordnung, die Überschrift aber eine Frechheit." (fgo)

 

 

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