Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Bundesliga 1983/1984 - 11. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Sa 22.10.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Friedrich Retzmann (Pinneberg)
Tore: 1:0 Thomas Kroth (18.), 1:1 Uwe Rahn (54.)

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Eintracht Frankfurt Borussia Mönchengladbach

 


  • Ulrich Sude
  • Wilfried Hannes
  • Kai-Erik Herlovsen
  • Bernd Krauss
  • Michael Frontzeck
  • Hans-Günter Bruns
  • Lothar Matthäus
  • Winfried Schäfer
  • Uwe Rahn
  • Ewald Lienen
  • Frank Mill

 

Wechsel Wechsel
  • Hans-Jörg Criens für Frank Mill (75.)
  • Norbert Ringels für Winfried Schäfer (78.)
Trainer Trainer

 

Mit Grabi und Mank ein Punkt gegen die Fohlen

Am Sonntagabend nach der Niederlage in Bochum bittet Trainer Branco Zebec nach einem Gespräch mit der Vereinsführung um die Aufhebung seines bis zum Juni 1984 gültigen Vertrages, das Präsidium mit Präsident Gramlich, Vize Böhm und Schatzmeister Knispel kommt dem Wunsch des Jugoslawen nach. Zebec hatte den Trainerposten bei der Eintracht im September 1982 als Tabellen-17. mit zwei Pluspunkten übernommen, nachdem Helmut Senekowitsch bereits nach dem fünften Spieltag entlassen worden war, und sie bis zum Abschluss der Spielzeit auf den zehnten Tabellenplatz geführt.

Zebec zeigt sich souverän und verzichtet auf sein Gehalt und damit auf rund 160.000 Mark, so dass die Demission des Trainers die finanzielle Schieflage der Eintracht nicht weiter verschlimmert. Zu Beginn des Trainings am Montag teilt Zebec der Mannschaft seinen Entschluss mit, das Training übernimmt, da auch Zebecs Assistent Krasnoda Rora den Verein verlässt, Klaus Mank. Der ehemalige Jugendtrainer bittet den im Verwaltungsrat engagierten Jürgen Grabowski um Mithilfe. Der Ehrenspielführer und Weltmeister sagt zu, als Berater auf der Bank Platz zu nehmen.

Kaum dass die Nachricht von Zebecs Abgang publik wird, kursieren schon wilde Spekulationen um einen möglichen Nachfolger. Es fallen die Namen Wolfgang Solz, Dietrich Weise, Uwe Klimaschefski, Heinz Höher, Fahrudin Jusufi, Luis Zacarias, Horst Franz und Siegfried Held.

Solz trainiert derzeit den Oberligisten FC Erbach, Dietrich Weise steht beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag, Klimaschefski beim 1. FC Saarbrücken, der Peruaner Zacarias beim MSV Duisburg und Jusufi bei der SG Wattenscheid 09. Heinz Höher war die Eintracht in der Saisonvorbereitung beim Freundschaftsspiel gegen Olympiakos Piräus begegnet, denn der langjährige Trainer des VfL Bochum hat seine Zelte nach einem Jahr bei Fortuna Düsseldorf nun in Griechenland aufgeschlagen. Die einzigen derzeit nicht gebundenen Kandidaten sind Siegfried Held, der nach seinem Engagement als Trainer von Schalke 04 keine neue Anstellung gefunden hat, und Horst Franz, zuletzt beim Karlsruher SC unter Vertrag.

Das berühmte Trainerkarussell wird endgültig zum Ventilator, als auch noch Pal Csernai, zuletzt bei Bayern München, der derzeit beim FC Brügge als Übungsleiter beschäftigte Georg Keßler, Milovan Beljin, der bereits für den FSV Frankfurt tätig war, Manfred Krafft, zuletzt beim SV Darmstadt 98 unter Vertrag, der Ex-Eintrachtspieler Uwe Kliemann sowie der Eintracht-Amateurcoach Herbert Dörenberg und der Trainer des KSV Hessen Kassel Jörg Berger vom Boulevard auf einen Kandidatenplatz gehievt werden. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass die Entscheidung zwischen Solz, Jusufi, Höher und Weise fallen wird. Auch ein Verbleib von Klaus Mank auf dem Trainerposten, dem es allerdings an der für die Bundesliga notwendige Lizenz mangelt, wird in Erwägung gezogen.

Das Tohuwabohu in der Trainerfrage lässt fast vergessen, dass am Samstagnachmittag ein wichtiges Spiel im Kampf gegen den Abstieg stattfindet. Im Waldstadion geht es gegen die Borussia aus Mönchengladbach, einen in den letzten Jahren äußerst dankbaren Gast. Zwar nimmt die von Josef Heynckes trainierte Mannschaft derzeit den vierten Platz ein, befindet sich also in Tabellenregionen, von denen der der Eintracht zugeneigte Fußballfan noch nicht einmal zu träumen wagt, aber die Fohlen sind aus Frankfurt in den letzten sechs Jahren stets mit Niederlagen an den Niederrhein zurückgekehrt.

Die von Klaus Mank aufgestellte Mannschaft unterscheidet sich gegenüber der Startelf aus Bochum auf drei Positionen: Pahl löst Jüriens im Tor ab, Sievers kommt für Schreml in die Mannschaft und Mohr, in Bochum bereits zur Halbzeit für Trieb eingewechselt, übernimmt dessen Position bereits von Beginn an. Erstmals wieder zum Kader zählt seit seinem Mittelfußbruch im Juli zudem Uwe Müller.

Auf dem Platz geht der Start in die Post-Zebec-Ära dann beinahe schon sehr früh daneben. Keine zwei Minuten sind gespielt, als Mill nach einer Flanke von Schäfer aus abseitsverdächtiger Position nur den Außenpfosten trifft. Anschließend tut sich Überraschendes: Der schnelle Berthold, mit der Nummer 5 auf dem Trikot aufgelaufen, verlässt bereits nach fünf Minuten seinen Liberoposten und begibt sich auf Geheiß des Interimstrainergespanns als dritte Spitze nach vorne. Überraschendes zeigt auch Jürgen Mohr, der, unterstützt vom fleißigen Thomas Kroth, im Mittelfeld Regie führt, häufig im Ballbesitz ist und eine ganze Reihe sehr ordentlicher Pässe fabriziert. Es hat den Anschein, als könne der Ex-Berliner nach seiner Verletzung die ihm zugedachte Rolle des Spielmachers ausfüllen.

In der 6. Minute versucht sich Kraaz mit einem Weitschuss, verfehlt den Gladbacher Kasten aber knapp. Auf der anderen Seite muss Kroth gegen Lothar Matthäus Kopf und Kragen riskieren, um in der 13. Minute vor dem fränkischen Unsympathen zur Ecke zu klären. Kroth hat nur zwei Minuten später selbst die Chance auf einen Torerfolg, zielt aber bei seinem Schuss aufs Gästetor auf die falsche Seite des Pfostens.

In der 18. Minute ist es Mohr, der große Gefahr für das von Uli Sude gehütete Gladbacher Tor heraufbeschwört. Bei einem Solo lässt er drei Gegenspieler stehen und wird im Strafraum äußerst unsanft von den Beinen geholt. Noch bleibt die Pfeife des Schiedsrichters stumm, doch als der hinzugeeilte Borchers ebenfalls zu Fall gebracht wird, pfeift der Mann in Schwarz Elfmeter. Klaus Mank zeigt ungewohnte Nervosität, als Körbel zum Strafstoß antritt, und verschwindet unter der Tribüne. So erlebt er nicht, wie Sude den Schuss des Frankfurter Vorstoppers abwehrt, Kroth aber am schnellsten reagiert und den Nachschuss aus zwölf Metern zum 1:0 versenkt.

Nun zeigen sich die Frankfurter bemüht, den Vorsprung auszubauen. Rund eine halbe Stunde ist gespielt, als zunächst Berthold und kurz danach Svensson gute Schusschancen nicht nutzen können. Bei einem Freistoß in der 35. Minute sieht es zunächst so aus, als könne es Falkenmayer besser machen, doch Sude holt den Schuss gerade noch aus dem Torwinkel. Danach haben die Gäste eine ihrer wenigen Chancen in der ersten Hälfte, bei der sich Pahl nach einem Schuss von Krauss auszeichnen kann, so dass es letztlich mit der verdienten 1:0-Führung der Hausherren in die Pause geht.

Nach dem Wechsel verschieben sich zum Leidwesen des Großteils der 23.000 Zuschauer die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen. Berthold und der am Oberschenkel bandagierte Mohr zeigen erste Ermüdungserscheinungen. Mönchengladbach wird zur aktiveren Mannschaft und gibt Pahl die Möglichkeit, sich auszuzeichnen. So kann der Torhüter der Frankfurter einen Freistoß von Bruns in der 49. Minute über die Latte lenken und kurz darauf zweimal gegen Mill klären.

In der 51. Minute vereitelt Falkenmayer den Ausgleich, als er Rahn, der nach einer Lienen-Flanke eigentlich nur noch einzuschieben braucht, den Ball einen Meter vor dem Tor vom Fuß spitzelt. Drei Minuten später macht es der Gladbacher Stürmer zum Leidwesen der Adlerträger besser. Wieder ist es Lienen, der flankt, und dieses Mal setzt Rahn den Ball aus sieben Metern mit dem Kopf zum 1:1 in die Maschen.

Obwohl sich die Gladbacher in der zweiten Hälfte deutlich agiler und torgefährlicher präsentieren als in den ersten 45 Minuten, will das Gespann Mank/Grabowski auf der Frankfurter Bank auf Sieg spielen. Als logische Konsequenz darf der sichtlich entkräftete und erneut angeschlagene Jürgen Mohr in der 66. Minute den Platz verlassen, für ihn kommt mit Uwe Müller ein weiterer Stürmer. In den folgenden Minuten ist die Eintracht dann einer erneuten Führung nahe.

In der 72. Minute verwehrt der Schiedsrichter den Adlerträgern einen weiteren Elfmeter, als er ein Handspiel von Frontzeck im Strafraum übersieht. Drei Minuten darauf scheitert zunächst der heute äußerst agile Borchers nach einem Solo an Sude und setzt den Nachschuss knapp neben den Pfosten. In der gleichen Minute hat Berthold den Torschrei schon auf den Lippen, trifft aber aus zehn Metern und spitzem Winkel nur den Außenpfosten. Und schließlich ist es der ansonsten enttäuschende Svensson, der sich am rechten Flügel durchsetzt. Statt eines Abspiels in die Mitte entscheidet sich der Schwede aber für einen Lupfer aus ungünstiger Position, setzt diesen über die Latte und vergibt so die letzte große Chance für die Eintracht. Fast wird aus dem Unentschieden sogar noch eine Niederlage, aber Jürgen Pahl schafft es kurz vor Schluss, einen strammen Schuss von Matthäus über die Latte zu fausten.

Trotz des Punktgewinnes kann die Eintracht, die jetzt 6:16 Punkte aufweist, den Rückstand auf den vorletzten Tabellenplatz nicht reduzieren, da der 1. FC Kaiserslautern sein Heimspiel gegen Waldhof Mannheim mit 2:0 gewinnt und damit jetzt insgesamt acht Zähler auf der Habenseite verbucht. Mit diesem Sieg der Roten Teufel verringern sich auch die Chancen auf eine Verpflichtung von Dietrich Weise als Trainer, der derzeit noch am Betzenberg unter Vertrag steht und durch den Sieg etwas aus der Schusslinie gerückt ist. (fgo)

Stimmen zum Spiel

Jürgen Grabowski: "Ein Sieg für uns war heute drin und wäre optimal gewesen, aber besser ein Punkt als gar keiner. Ich kann keinem der Mannschaft einen Vorwurf machen. Alle haben das Beste gegeben. Ich selbst habe mich erwischt auf der Bank, dass ich hochgesprungen bin. Am Anfang war ich ganz ruhig. Dann hat es mich aber auch gepackt."

Klaus Mank: "Meine Hochachtung für das Publikum. Ich hoffe, dass dieses Unentschieden heute ein Neuanfang für die Eintracht war. In der vergangenen Saison standen wir vor der gleichen Situation. Nach Helmut Senekowitsch kam Branko Zebec und hat gegen den HSV einen Punkt geholt. Danach ging es aufwärts. So soll es diesmal auch sein. Mangelhaft war bei uns heute die Chancenverwertung. Pech war für uns, dass wir durch die Halbzeit aus dem Konzept gekommen sind. Es wäre besser gewesen, wir hätten durchspielen können. Weh tut mir, dass das Publikum immer noch gegen Jürgen Pahl eingestellt ist. Er hat heute wirklich sehr gut gehalten. Jürgen Mohr hat sich eine neue Verletzung zugezogen. Die alte Verletzung hat ihm keine Probleme mehr bereitet."

Jupp Heynckes: "In der ersten Halbzelt war die Eintracht die klar bessere Mannschaft. Spritziger, schneller, einfach engagierter. Da hat man gemerkt, dass ein neuer Trainer auf der Bank sitzt, das ist für den Gegner immer unangenehm. In der Halbzeit habe ich seit langen Wochen zum ersten Mal wieder scharfe Worte gebrauchen müssen. Ich bin richtig laut geworden. Danach lief es besser. Trotzdem hat uns letztlich Torwart Uli Sude den einen Punkt gerettet."

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