Eintracht Braunschweig - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1983/1984 - 8. Spieltag

4:3 (2:2)

Termin: Sa 24.09.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder (Oberhausen)
Tore: 0:1 Ralf Falkenmayer (28.), 1:1 Peter Lux (35.), 1:2 Uwe Schreml (40.), 2:2 Günter Keute (45.), 3:2 Jaroslav Studzizba (52.), 3:3 Thomas Kroth (65.), 4:3 Armin Kraaz (67., Eigentor)

>> Spielbericht <<

Eintracht Braunschweig Eintracht Frankfurt

  • Bernd Franke
  • Michael Geiger
  • Hans-Heinrich Pahl
  • Reiner Hollmann
  • Franz Merkhoffer
  • Peter Lux
  • Manfred Tripbacher
  • Reinhard Kindermann
  • Jaroslav Studzizba
  • Ilija Zavisic
  • Ronald Worm

 


 

Wechsel
  • Matthias Bruns für Reiner Hollmann (14.)
  • Günter Keute für Reinhard Kindermann (19.)
Wechsel
Trainer
  • Aleksandar Ristic
Trainer

 

Der Schüler schlägt den Lehrer

In der Woche vor dem Spiel in Braunschweig wirft Trainer Zebec dem verletzten Mohr Wehleidigkeit und dem angeschlagenen Borchers seinen Hang zu Aktivitäten im Nachtleben vor. Die Spieler reagieren durchaus angefressen und erhalten unter anderem Rückendeckung von Kapitän Körbel.

Sowohl Borchers als auch Mohr fehlen in Braunschweig, ebenso die Langzeitverletzten Mattern und Müller sowie der gesperrte Sziedat. Die so entstandenen Lücken im Kader füllen die Nachwuchsspieler Armin Kraaz, Dennis Rieth, Jürgen Wöber, Mike Kahlhofen und Thomas Kloss auf. Letztgenannter wird von Trainer Zebec sogar als Borchers-Ersatz für die Startelf nominiert und kommt so zu seinem ersten Bundesligaspiel.

Weitere Youngster wie Falkenmayer und Berthold haben sich mittlerweile als Stammspieler etabliert. Seinen Kredit verspielt zu haben scheint dagegen Eymold. Dem mit viel Vorschusslorbeeren für den Liberoposten verpflichteten ehemaligen Spieler von Hessen Kassel bleibt trotz des personellen Engpasses nur ein Platz auf der Bank. Dort findet sich überraschend auch der ob dieser Sitzgelegenheit verärgerte Joachim Jüriens wieder, der seinen Platz im Tor an Jürgen Pahl abtreten muss.

Alte Bekannte sind die beiden Trainer aus Braunschweig und Frankfurt. Der Bosnier Aleksandar Ristic wechselte 1974 aus Mostar in die Bundesliga zur von Branko Zebec trainierten Eintracht aus Braunschweig, wo er zum Ende seiner aktiven Laufbahn auch als Jugendtrainer tätig war. Später folgte er dem Ruf von Zebec, der den Trainerposten beim Hamburger SV übernommen hatte, und wurde an der Elbe für zweieinhalb Jahre Assistent, ehe er Zebec im Dezember 1980 beim HSV als Cheftrainer ablöste.

Schon kurz nach dem Anpfiff durch Schiedsrichter Ahlenfelder aus Oberhausen zeigt sich, dass nicht der Frankfurter 'Kindergarten', sondern die routinierten Braunschweiger Profis um Merkhoffer (36 Jahre), Franke (35), Hollmann (33) und Zavisic (31) die Nervosität gepachtet zu haben scheinen. Zwar versuchen die Gelbblauen von Anfang an, Druck aufzubauen, ihr Weg vor das Frankfurter Tor scheitert aber immer wieder an Fehlpässen. Einzig eine Chance von Lux, dem Berthold den Ball vom Fuß spitzelt, können die Gastgeber verzeichnen. Zudem muss Ristic schon früh Umstellungen vornehmen, da Reiner Hollmann in der 14. und Reinhard Kindermann in der 19. Minute verletzungsbedingt ausscheiden und durch Matthias Bruns und Günter Keute ersetzt werden müssen.

Die Nervosität beim Tabellenvorletzten aus Niedersachsen nimmt nochmals zu, als der Bundesligadebütant Kloss seinen Frankfurter Mannschaftskollegen Falkenmayer mit einem herrlichen Pass in Schussposition bringt und dieser den Ball per Heber über Franke ins Netz der Braunschweiger zum 0:1 versenkt. Nur drei Minuten später hat Kroth die Chance, die Führung auszubauen, verzieht aber knapp und setzt den Ball über die Latte. Besser macht es zum Leidwesen der Adlerträger Peter Lux in der 35. Minute auf der anderen Seite, als der Defensivspieler eine Flanke von Worm mit der Brust annimmt und den Ball anschießend volley zum 1:1 in die Maschen des von Pahl gehüteten Tores jagt.

Nur fünf Minuten später ist die Frankfurter Eintracht ihrem Namensvetter aus Braunschweig aber wieder ein Tor voraus. Zunächst vergibt zwar Falkenmayer, erneut von Kloss in Szene gesetzt, überhastet, doch dann kann Schreml einen Eckball von Sievers zum 1:2 einköpfen.

Zur eigentlich verdienten Pausenführung reicht dieser Treffer aber dennoch nicht. In der letzten Minute der ersten Halbzeit reklamiert der heute schwache Svensson nach einem Ballverlust im Mittelfeld, statt nachzusetzen, das Leder gelangt zu Ronnie Worm, der im Zweikampf mit seinem Gegenspieler Kraaz zu Boden geht und dem Frankfurter ins Gesicht schlägt. Lachender Dritter ist der hinzugeeilte Keute, der den freien Ball zum 2:2 einschießt. Die Proteste der Frankfurter ob der regelwidrigen Aktion von Worm verhallen beim Schiedsrichter zwar nicht ungehört - Svensson erhält wegen Reklamierens eine Gelbe Karte - das Tor gibt Ahlenfelder aber dennoch.

Das muntere Toreschießen der ersten Hälfte findet schon nach sieben gespielten Minuten in der zweiten seine Fortsetzung, als die Braunschweiger erstmals in dieser Partie in Führung gehen. Es ist Jaroslav Studzizba, der am schnellsten reagiert, als Worm einen Kopfball nach einem Freistoß von Lux an die Latte setzt und der Pole den Abpraller zum 3:2 verwerten kann.

Nun sind wieder die Frankfurter am Zug. Angetrieben von Falkenmayer und dem nun offensiver agierenden Berthold versuchen sie, den Ausgleich zu erzielen und werden in der 65. Minute für ihre Bemühungen belohnt. Wie schon bei der zwischenzeitlichen 2:1-Führung für die Hessen bereitet eine von Sievers geschlagene Ecke den Weg zum Torerfolg. Dieses Mal ist es Thomas Kroth, der zum 3:3 einköpft.

Der erneute Rückschlag folgt nur zwei Minuten später, als Lux flach in den Frankfurter Strafraum flankt. Armin Kraaz, bislang einer der besten Eintrachtler, ist zur Stelle und will mit dem Fuß klären, lenkt aber die Flugbahn des Balles unglücklicherweise ins eigene Tor. Fortan spielt nur noch eine Eintracht, und das ist die aus Frankfurt. Das Team mit dem Adler auf der Brust zeigt deutlich, dass es nicht gewillt ist, eine Niederlage zu akzeptieren und erspielt sich etliche Chancen. Die größte davon hat Thomas Kloss in der 76. Minute, als er sich gegen mehrere Braunschweiger Abwehrspieler mit Verve durchsetzt und frei vor Torhüter Franke auftaucht, den Ball aber am Pfosten vorbei setzt. Ähnlich unglücklich agiert in der 81. Minute Thomas Kroth, der nach einem Pass von Körbel am Außenpfosten scheitert.

Mit dem Schlusspfiff in der 90. Minute steht nicht nur die vierte Niederlage im vierten Auswärtsspiel dieser Bundesligasaison fest, sondern auch die Rote Laterne hat die Mainseite gewechselt und hängt nun am Riederwald. (fgo)


Trainerstimmen

Aleksandar Ristic: "Ich möchte mich bei den Zuschauern für dieses schlechte Spiel entschuldigen. Aber wir mussten zwei Punkte holen und konnten deshalb auf Schönspielerei keinen Wert legen."

Branko Zebec: "Es tut mir leid um diese Jungen. Sie haben großartig gekämpft und sind dafür nicht belohnt worden. Meine junge Mannschaft hat alles gegeben, was sie spielerisch und kämpferisch besaß. Trotzdem fällt es schwer zu verlieren, wenn man auswärts drei Tore schießt."

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