Eintracht Frankfurt - Bayer Leverkusen

Bundesliga 1983/1984 - 3. Spieltag

2:2 (1:0)

Termin: Mi 24.08.1983, 20:00 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Heinz Werner (Auersmacher)
Tore: 1:0 Michael Sziedat (39.), 1:1 Bum-Kun Cha (74.), 1:2 Herbert Waas (76.), 2:2 Karl-Heinz Körbel (85. )

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Eintracht Frankfurt Bayer Leverkusen

 


  • Rüdiger Vollborn
  • Walter Posner
  • Dieter Bast
  • Jürgen Gelsdorf
  • Helmut Winklhofer
  • Rudolf Wojtowicz
  • Jürgen Röber
  • Wolfgang Patzke
  • Thomas Hörster
  • Bum-Kun Cha
  • Herbert Waas

 

Wechsel Wechsel
  • Roman Geschlecht für Wolfgang Patzke (46.)
  • Wolfgang Vöge für Jürgen Röber (73.)
Trainer Trainer

 

Ausgerechnet Cha

Beim heutigen Gastspiel des Leverkusener im Waldstadion treffen zwei Mannschaften aufeinander, die in Sachen Transferpolitik die denkbar unterschiedlichsten Wege eingeschlagen haben. Während die Eintracht Abgänge von Stars wie Pezzey, Nickel und Cha verkraften muss, hat der Werksclub sich durch Spielereinkäufe für mehr als drei Millionen Mark verstärkt. So laufen als Neuzugänge der Cramer-Schützlinge unter anderem die Stürmer Bum-Kun Cha und Herbert Waas auf, im Mittelfeld führt Wolfgang Patzke Regie und im Defensivbereich sorgt Libero Dieter Bast für Ordnung.

Deutlich weniger erfahren und renommiert ist der Personalfundus, aus dem sich der Frankfurter Trainer bedienen kann. Zebec entscheidet sich für dieselbe Startaufstellung wie im vorangegangenen Spiel in Uerdingen, lediglich auf der Bank finden Wechsel statt: Anstelle von Pahl, der sich nur schwer mit seiner Rolle als Ersatztorhüter abfinden kann und Kritik an Zebec äußerte, ist heute Gundelach nominiert. Erstmals im Bundesligakader ist der Oberliga-Torjäger Harald Krämer, die weiteren Plätze als potenzielle Auswechselspieler nehmen Kahlhofen, Eymold und Sievers ein.

Noch beim Anpfiff hoffen etliche der rund 15.000 Zuschauer - darunter Willi Neuberger und Bernd Nickel, die vor dem Spiel Bum-Kun Cha begrüßt hatten -, dass sich der Erfolg aus der letzten Spielzeit wiederholen lässt. Denn vor fast genau einem Jahr fertigte die Eintracht Leverkusen nach je zwei Toren von Künast und Cha sowie einem Treffer von Pezzey mit 5:0 ab. Doch schon die ersten Minuten zeigen, dass dies Wunschdenken bleiben wird. Zu klar dominiert die selbstbewusst auftretende Bayer-Elf in der ersten halben Stunde das Spiel und arbeitet sich Chancen heraus.

Im Frankfurter Mittelfeld präsentieren sich hingegen Trieb so gut wie gar nicht und Mohr eher unglücklich. Seiner defensiven Rückendeckung Sziedat beraubt, der sich vorrangig um Waas kümmern soll, leistet sich der Frankfurter Regisseur auffallend viele Fehlpässe, die ein ums andere Mal die Initialzündung für Leverkusener Attacken bilden. Wider Erwarten erweist sich Torhüter Jüriens in dieser Phase als Rückhalt seiner Mannschaft. Jüriens hält einen Freistoß aus 25 Metern von Waas, Jüriens pariert Weitschüsse von Röber und Patzke, Hörster scheitert freistehend aus zwölf Metern.

Die größte Chance der Riederwälder im ersten Drittel der Partie vergibt Falkenmayer nach etwa 30 Minuten, als er an Vollborn scheitert. Danach kann die Eintracht das Spiel zwar noch immer nicht dominieren, gewinnt aber mehr Spielanteile und die Partie wird zum offenen Schlagabtausch. In der 40. Minute fällt schließlich der erste Treffer, und der gelingt nicht den Spielern mit dem großen Bayer-Kreuz auf der Trikotbrust, sondern den Frankfurtern. Mohr kann sich ausnahmsweise einmal auf der rechten Seite durchsetzen und nach innen flanken. Dort steht Sziedat, der den Ball mit Glück und Geschick aus etwa zehn Metern an Vollborn vorbei ins Netz lenkt. Mit dem 1:0 für die Eintracht geht es auch in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel verlegt sich die Eintracht vornehmlich aufs Kontern. Pech haben die Leverkusener in der 50. Minute, als ein Röber-Kopfball von der Latte zurück ins Feld springt. In der 70. Minute hat dann Svensson auf der Gegenseite die große Chance, das 2:0 zu erzielen. Der Schwede kann nach einem schönen Pass von Borchers auf und davon ziehen, umspielt auch noch Verteidiger Posner, lässt sich aber von Vollborn so weit nach außen abdrängen, dass der Leverkusener Torwart in Zusammenarbeit mit Wojtowicz letztlich den Treffer verhindern kann.

Nur drei Minuten später erhält die Eintracht den ersten Teil der Quittung für diese ausgelassene große Chance, als der gerade für Röber eingewechselte Vöge den Ball zu Winkelhofer spielt, der fast von der Torauslinie nach innen passt, wo Bum-Kun Cha, ansonsten gut behütet von Vorstopper Körbel, aus zwei Metern keine Mühe hat, den Ausgleich zu erzielen. Nur zwei Minuten später ist erneut Vöge der Vorbereiter der Leverkusener Führung. Sein langer Ball nach innen wird von Körbel verpasst und Waas kann aus zwölf Metern zum 2:1 einschießen. Kurz darauf hat Waas sogar das 3:1 auf dem Fuß, scheitert freistehend aber an Jüriens.

In Anbetracht der drohenden Niederlage wechselt Zebec nun Norbert Fruck aus und verhilft Harald Krämer mit seiner Einwechslung zur Bundesligapremiere. Krämer kann sich in den wenigen Minuten bis zum Schlusspfiff zwar nicht mehr auffällig in Szene setzt, dies schaffen aber zwei andere Spieler. Denn in der 85. Minute ist es Mohr, der aus 30 Metern einen Freistoß fulminant in Richtung Leverkusener Tor tritt, vor dem sich unter anderem Körbel postiert hat. Und dem Frankfurter Vorstopper gelingt es, die Flugbahn des Balls um die entscheidende Richtungsänderung an Vollborn vorbei ins Netz zu korrigieren.

Für die Eintracht ist dieser Punkt zu wenig, um sich etwas von den hinteren Tabellenregionen abzusetzen, da an diesem Spieltag vor allem die Mannschaften aus dem hinteren Tabellendrittel gepunktet haben. Vom 10. Platz, den Werder Bremen belegt, bis zum 18. Eintracht Braunschweig sind aktuell neun Mannschaften mit 2:4 Zählern gleichauf; die Riederwälder rangieren auf Platz 15.

Erfreulich aus Frankfurter Sicht ist vor allem die heute fehlerfreie Leistung von Torhüter Jüriens. Ob sich der gerade 25 Jahre alte gewordene Keeper allerdings auch in Zukunft das Trikot mit der Nummer Eins überstreifen darf, ist ungewiss. Denn am Riederwald trainiert seit Anfang der Woche der 28-jährige jugoslawische Nationaltorwart Aleksandar Dika Stojanovic von Roter Stern Belgrad mit, zudem kursieren im Boulevard die Namen der möglichen Torwart-Neuzugänge Greiner, der bei Leverkusen gekündigt hat, Grüninger, zuletzt zweiter Mann beim VfB Stuttgart, und Ehrmann, der für sich in Köln hinter Schumacher keine Chancen auf Spieleinsätze sieht. (fgo)


Trainerstimmen

Branko Zebec: "Ich hätte nicht erwartet, dass Bayer so harmlos spielt, und trotzdem haben sie zwei Tore geschossen. Wieder mal Geschenke von unserer Abwehr, wo gravierende Fehler gemacht wurden. Nach dem 1:2 lief alles durcheinander, und wir hatten Glück im Unglück. Ich hoffe, dass meine Mannschaft einmal in der Lage ist, ein bestimmtes Resultat durchsetzen und durchhalten zu können. Das sind wir dem Publikum heute und gegen 'Dortmund schuldig geblieben."

Dettmar Cramer: "Man muss ein Spiel immer unter verschiedenen Gesichtspunkten sehen. Als Zuschauer wäre ich heute rundherum zufrieden gewesen, als Trainer bin ich es nicht. Vor allem der eine Punkt langt mir nicht. Meine Mannschaft ist einfach noch nicht eingespielt genug, auch gute und teure Spieler brauchen ihre Zeit. Letzten Endes geht das Resultat in Ordnung."

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