Eintracht Frankfurt - Fortuna Düsseldorf

Bundesliga 1982/1983 - 17. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: Sa 11.12.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: 0:1 Rüdiger Wenzel (37.), 1:1 Karl-Heinz Körbel (55.), 1:2 Rüdiger Wenzel (69.), 2:2 Uwe Müller (84.)

 


>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Fortuna Düsseldorf

 


  • Wolfgang Kleff
  • Günter Kuczinski
  • Amand Theis
  • Gerd Zewe
  • Josef Weikl
  • Rüdiger Wenzel
  • Ralf Dusend
  • Manfred Bockenfeld
  • Holger Fach
  • Atli Edvaldsson
  • Rudolf Bommer

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Willibert Kremer



Berufsauffassung

Nach dem 0:3 vom Wochenende hat die Eintracht gleich zu Beginn dieser Woche eine weitere Niederlage in einem Vergleich mit Werder Bremen hinnehmen müssen: Rigobert Gruber unterschrieb bei den Norddeutschen einen neuen Kontrakt bis 1985. Die Versuche, den im Sommer 1981 zu Werder gewechselten Junioren-Nationalspieler zurück zur Eintracht zu holen, sind gescheitert. "Nachdem Eintracht-Präsident Axel Schander am Montag schon dreimal in Bremen angerufen hatte, habe ich Gruber vom Mittagessen weggeholt zum Unterschreiben", feixt Werder-Manager Lemke.

Dennoch sieht die Welt auch bei der Eintracht wieder etwas freundlicher aus, nachdem man von der achten Auswärtsniederlage drei angeschlagene Spieler mitgebracht hatte. Beim Training am Montag fehlt lediglich Bruno Pezzey, der sich eine Bänderdehnung im Knie zugezogen hat. Karl-Heinz Körbel steht das Training ohne Probleme durch und Thomas Kroth kann ein leichtes Lauftraining am Riederwald absolvieren. "Es ist zwar schon besser, doch nun muss erst mal der Bluterguss im Knöchel weg", meint Kroth.

"Die Verletzungen sind nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten. Wir haben noch ein paar Tage Zeit und bis Samstag müssen alle drei wieder fit sein", sagt Zebec. Körbels 15 cm langer Riss am rechten Schienbein ist so gut wie verheilt. Behandelt wurde er von Masseur Karl-Heinz Ohland mit Laser-Akupunktur. "Mit dieser Methode geht’s unheimlich schnell", meint der Vorstopper. Und auch Willi Neuberger fühlt sich wieder gut und trainiert mit. "Vielleicht werde ich ihn am Samstag einsetzen", überlegt der Trainer. Das einzigartige Eigentor von Jürgen Pahl ist dagegen kein Thema mehr. "Der Jürgen hat sich darüber am meisten geärgert. Das Beste in so einer Situation ist, das Ding so schnell wie möglich zu vergessen", meint Bernd Nickel zu Pahls misslungenem Abwurf, der im eigenen Kasten landete und Trainer Zebec erinnert daran: "Auch andere haben schon Fehler gemacht, die Punkte gekostet haben."

Immer noch auf der Suche nach Freundschaftsspiel-Gegnern für die kommenden Wochen ist Vizepräsident Wolfgang Zenker, der am Dienstag mit Rapid Wien und dem italienischen Erstligisten Udine verhandelte. "Noch ist es zu keinem Abschluss gekommen", gibt Zenker eine Wasserstandsmeldung, "aber bis zum Ende der Woche finde ich bestimmt noch zwei, drei Gegner." Auf der Suche sind auch die Delegierten der Eintracht-Fanclubs, die sich am Dienstagabend am Riederwald treffen und Antworten finden wollen, wie in Zusammenarbeit zwischen der Eintracht, den Fanclubs und der Polizei gegen das Ausufern der Gewalt bei den Fußballspielen vorgegangen werden kann.

"Ruhe bewahren" wäre eine Möglichkeit, aber das ist das Motto, das Trainer Zebec in dieser Woche seinen Spielern näher zu bringen versucht. Er bescheinigt seinen Schützlingen in Bremen gerannt zu sein "wie die Teufel" – aber eben ohne Erfolg. "Ruhig zu spielen ist in unserer Situation sehr schwierig. Vor allem für die jungen Spieler", weiß Zebec, wie es um das Nervenkostüm seiner Angestellten bestellt ist.

Mit der Ruhe ist es im Hause Sievers übrigens vorbei, denn "Colt" ist Vater geworden. "Zum Glück hat der Kleine gewartet, bis ich aus Bremen zurück war", freut sich Ralf Sievers über seinen Sprössling Daniel, der in Zusammenarbeit mit seiner Mutter der Eintracht ein Beispiel für gelungenes Timing gegeben hat. Passend zum Nachwuchs gibt es am Samstag beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf einen "Familientag", bei dem mit einer Karte bis zu vier Personen (zwei Erwachsene, zwei Kinder) ins Stadion kommen, wie Eintracht-Manager Jürgen Tresselt mitteilt. Angeboten werden Sitzplätze auf der Gegentribüne zwischen 20 bis 30 Mark. An allen Eingängen des Waldstadions wird jeweils eine Kasse ausschließlich für die "Familienkarte" reserviert.

Deutlich teurer wird der Abend nach dem Spiel für die Eintracht. Man soll die Feste ja feiern wie sie fallen, aber bei den finanziell klammen Frankfurtern hätte es zum Vorrundenabschluss eine Nummer kleiner vielleicht auch getan: Im großen Bankettsaal des Novotels spielen angeblich eine Band, ein Männerchor und eine Sängerin aus Trinidad auf, während ein Conferencier durch den Abend führt.


Boy, Heese und Görtz

Einen Tag vor dem Schluss der Transferliste wechseln der Eintracht-Lizenzspieler Armin Görtz und auch der bisherige Amateur Hans-Peter Boy bis zum Ende der Saison leihweise zum Zweitligisten FSV Frankfurt. Boy, der bei der DAK angestellt ist, unterschreibt am Mittwoch bei der Eintracht einen Vertrag bis zum Ende der Saison 1983/84, damit das Leihgeschäft überhaupt möglich wird. "Boy ist ein großes Talent, wir zählen in der nächsten Saison fest auf ihn", begründet Vize-Präsident Wolfgang Zenker den kurzfristigen Wechsel, "bis zum Ende dieser Spielzeit soll er beim FSV Spielpraxis sammeln. Ihm und uns hilft es bestimmt, wenn er statt gegen Heppenheim und Kastel nun gegen Offenbach und Uerdingen spielt." Der FSV übernimmt nur die Gehälter der Spieler, eine Leihgebühr muss der Nachbar nicht entrichten, stattdessen ist für den 2.1.1983 ein Ablösespiel zwischen beiden Vereinen am Bornheimer Hang geplant. "Mit dieser Regelung ist allen gedient", meint Zenker: "Der FSV hat gute Spieler, wir weniger Belastungen, Boy und Görtz Spielpraxis. Horst Heese ist ein guter Trainer und bei ihm können sie einiges dazulernen" "Ich hätte zwar lieber einen ausgefuchsten Bundesliga-Profi, den ich kenne", gibt der angesprochene ehemalige Eintracht-Profi und heutige FSV-Trainer Heese zu Protokoll, "doch mit den beiden komme ich auch klar."

Die Zeit für einen Wechsel sieht dagegen Michael Künast nicht gekommen, um den sich im Sommer der KSC und nun Solingen sowie der FSV Frankfurt bemüht haben. "Ich gebe mir noch ein halbes Jahr Zeit, um den Sprung in der Bundesliga zu packen. Erst dann mache ich mir Gedanken über einen etwaigen Wechsel. Ich bin mit 21 Jahren noch jung. Und dass ich Tore machen kann, habe ich bewiesen", meint Michael Künast durchaus selbstbewusst. Er will auf seine Chance bei der Eintracht warten: "In Bremen saß ich schon auf der Bank. Wenn meine Stunde kommt, bin ich topfit."

Dabei schien diese bereits vor einem Jahr im Spiel in Düsseldorf geschlagen zu haben, als er mit zwei Treffern in den letzten acht Minuten der Fortuna den sicher geglaubten Sieg noch entrissen hatte. Doch nachdem er in der letzten Rückrunde in der Liga noch neunmal zum Einsatz kam und unter Zebecs erfolglosem Vorgänger Senekowitsch zu Beginn der neuen Saison bei den ersten vier Punktspielen jeweils von Anfang an dabei war, wird er sich am Samstag, wenn es wieder gegen die Fortuna geht, hinten anstellen müssen. Neben dem neu verpflichteten Stürmer Jupp Kaczor macht ihm auch Amateur Helmut Gulich den Rang streitig, vom Talent Uwe Müller nicht zu reden. Nach einer Operation am Zehennagel war Künasts Stammplatz weg. "Für mich war es schwer, den Anschluss wiederzufinden. Doch ich glaube, jetzt bin ich wieder da."

Gewechselt ist bereits im Sommer 1981 der 20-jährige ehemalige Eintrachtspieler Uwe Frowein, der nun beim 1. FC Kaiserslautern auf der Bank sitzt. Bereut will er den Wechsel aber nicht haben, "obwohl ich mir eine Chance ausgerechnet hatte. Aber dazu ist unsere Mannschaft zu stark." "Wenn ich sehe, was in Frankfurt los ist, hätte ich dort jetzt eine Chance Stammspieler zu werden", trauert er doch ein bisschen, "aber jetzt bin ich in Kaiserslautern und will mich dort durchbeißen." Probleme anderer Art hat das Eintracht-Talent Stefan Wöber, der nicht mit der A-Jugendnationalmannschaft des DFB vom 6. bis 14.1.1983 zum Hallenturnier nach Leningrad reisen kann: Wöber absolviert in dieser Zeit seine Abschlussprüfung als Heizungsinstallateur.

"Doch es wird von Tag zu Tag besser", atmet Zebec am Mittwoch in Sachen Körbel, Kroth und Pezzey auf: "Ich glaube schon, dass alle drei am Samstag dabei sind." Im Tor kündigt der Trainer zudem einen Wechsel an: "Beide, Pahl und Jüriens, haben gut trainiert. Doch ich neige dazu, Jüriens aufzustellen – wenn bis Samstag nichts mehr passiert." Am Donnerstag können die drei angeschlagenen Spieler aber nur eingeschränkt trainieren und bei Jupp Kaczor treten beim Trainingsspiel die Leistenschmerzen erneut auf. Das Fehlen von Bernd Nickel hat einen traurigen Grund: Seine Großmutter in Eisemroth bei Dillenburg ist gestorben und Trainer Zebec hat ihm für die Beerdigungsfeier einen Tag freigegeben.


Thomas Berthold

Als mögliche Pezzey-Vertreter stehen mit Berthold und Neuberger der jüngste Spieler sowie der älteste Spieler des Kaders zur Wahl. Zebec, der in der letzten Saison beim BVB Ralf Loose zum Abwehrchef beförderte, scheint tatsächlich mit dem Gedanken zu spielen, Pezzey durch den erst 18-jährigen Berthold zu ersetzen. Dem Trainer missfällt die Anfälligkeit der Abwehr: "Da muss man etwas Neues probieren. Zuhause war die Stammelf ja immer erfolgreich. Aber ich überlege ..." Allerdings ist Berthold erkältet und Körbel hofft auf eine schnelle Gesundung von Pezzey: "Wenn einer so eine Verletzung wegsteckt, dann der Bruno."

Körbel findet sich derweil mit seiner Frau Margret in der "Bild" wieder, weil die Realschullehrerin für Mathematik und Biologie in Hainhausen nach beendeter Referendarzeit keine Anstellung erhalten hat: "Es bleibt ihr nichts als sich regelmäßig zu bewerben, um wenigstens eine Teilzeitstelle zu finden, und sich mit Nachhilfestunden für den Lehrerberuf in Form zu halten. Ich muss nun halt auch weitermalochen, bis ich steinalt bin."

Nicht mittun wird er dagegen beim Hallen-Turnier am 28. und 29. Dezember in der Festhalle. Fehlen werden auch Bernd Nickel sowie Kapitän Bruno Pezzey. "Bruno Pezzey hat große Probleme mit beiden Kniegelenken. Das Risiko, dass die Schmerzen noch schlimmer werden, wollen wir nicht eingehen", verteidigt Vizepräsident Zenker den Österreicher auf der routinemäßigen Pressekonferenz, die Branko Zebec wegen eines Termins beim jugoslawischen Konsulat nicht wahrnehmen kann. Die Frankfurter Rundschau ist angesichts der regelmäßigen Liga- und Länderspiele mit der Begründung für Pezzeys Abwesenheit beim Hallenturnier nicht einverstanden: "Im Fall Pezzey (..) bleibt die Erkenntnis, dass hier einer, der mit gutem Beispiel vorausgehen sollte, mit Sonderrechten überschüttet wird."

Wie man der Ausgabe der Rundschau am selben Tag entnehmen kann, ist es mit diesen angeblichen Sonderrechten aber wohl nicht weit her. Trainer Zebec benutzt das Training für eine "Besprechung" über die Leistungsschwankungen und Berufsauffassungen seiner Spieler und verschont keinen – auch nicht Pezzey: "Diskutieren wir, Pezzey! Sie mir immer erzählen, Sie Chef in Abwehr. Sie schwächste Mann in Abwehr. Was Sie meinen, wenn Sie sagen, 'Fehler links und rechts von mir'. Sagen Sie es hier vor Mannschaft." Das folgende betretene Schweigen unterbricht Zebec, in dem er sich einen unzufriedenen Reservisten vornimmt: "Künast! Was verstehen Sie unter Fußball?" "Ja - Fußball ist ein Spiel auf einer großen Rasenfläche mit zwei Toren. Ziel ist es, Tore zu erzielen", antwortet dieser und kassiert die nächste Frage: "Künast, warum Sie erzielen dann keine Tore?" "Borchers! Sie sagen immer: 'Das ist nicht mein Spiel.' Erklären Sie mir, was ist Ihr Spiel?", fordert Zebec den Nationalspieler auf. Der überraschte Borchers sucht nach Worten: "Ja, ich muss steil gehen, brauche lange Bälle, muss Zweikämpfe gewinnen und Tore schießen." "Gut Borchers", entgegnet sein Trainer, "warum Sie spielen nicht so?" "Nickel! Warum läuft es nicht bei uns auswärts? Erklären Sie mir." "Weil auswärts niemand bereit ist, Verantwortung zu übernehmen", antwortet der dienstälteste Eintrachtspieler. "Aha", meint Zebec vielsagend, um sich dann über seine Brillenränder schauend den nächsten Prominenten vorzunehmen: "Cha! Du Koreaner, sind Sie zufrieden hier?" Cha antwortet wie so oft mit einem lächelnden Schweigen. "Ja, ja, koreanischer Fußballer, ist schon sensationell", kommentiert Zebec und fragt: "Karger! Was Sie machen hier?" "Ich wollte hier was lernen", sagt der Torjäger, der seit seiner schweren Knieverletzung im UEFA-Pokalendspiel in Gladbach vor über zwei Jahren nicht mehr auf die Beine kommt und erst in der letzten Woche wieder ins Training eingestiegen ist. "Müssen Sie künftig dafür bezahlen", bescheidet ihm Zebec und schließt die knackige "Aussprache" mit dem Satz: "Wollten wir machen heute viel an Tafel, aber Co-Trainer Meyer hat Kreide nicht gefunden."

Bei der öffentlichen Kritik am Kapitän geht fast unter, dass Pezzey schmerzstillende Mittel benötigt, damit er überhaupt trainieren kann. "Aber an Schießen mit meinem starken linken Fuß ist nicht zu denken", sagt er. In Bremen hat es nicht nur das Innen- und Außenband erwischt, sondern auch die Kapsel. "Normal wären drei Wochen Pause nötig", meint Mannschaftsarzt Dr. Degenhardt. "Wir stehen im Abstiegskampf, da müssen alle ran, die laufen können. Und laufen kann Bruno wenigstens", will Zebec auf Pezzey nicht verzichten, wenn der Tabellen-15. aus Frankfurt auf den 13. aus Düsseldorf trifft.

Dieser Abstiegskampf ist für die Führungsetage der Eintracht aber wohl schon beendet oder bereits entschieden, wie man dem langfristigen Terminplan entnehmen kann, den Vizepräsident Zenker der Presse am Donnerstag vorstellt. Danach bereitet sich der Kader vom 1.7.1983 an auf die nächste Bundesligasaison vor und bestreitet vom 10. bis 22.7. ein Trainingslager. Da die 2. Liga mit dem Punktspielbetrieb früher beginnt als die 1. Liga, wird Zenker nach der entsprechenden terminlichen Alternativen gefragt. "Das ist für uns kein Thema", lautet die Antwort.

Ein Thema für Zenker sind die gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Zusammenhang mit seiner beruflichen Tätigkeit, bei der er nach eigener Aussage über seine Firma an 80 Bundesligaspieler Immobilien nach dem "Bauherrenmodell" verkauft hat, das die Steuerlast der Profi-Kicker mindern soll. Am Freitagabend trifft sich nun Wolfgang Zenker mit Wolfgang Müller, dem Präsidenten von Kickers Offenbach, der danach der "Bild" erzählt: "Ich habe mich inzwischen davon überzeugen können, dass die Vorwürfe, die gegen Herrn Wolfgang Zenker in der vergangenen Woche in Bezug auf den Fall Kutzop erhoben wurden, unbegründet sind. Es ergibt sich aus dem mir inzwischen unterbreiteten Sachverhalt, dass Herr Zenker Kutzop vollständig beraten und stets korrekt informiert hat. Zusätzlich wurde sogar auf Betreiben von Herrn Zenker ein unabhängiger Steuerberater eingeschaltet. Die Vorwürfe gegen den Eintracht-Vize werden nicht mehr aufrecht erhalten und damit zurückgenommen, da eine unvollständige Information seitens Herrn Kutzop gegenüber dem Kickers-Präsidium erfolgte." Aufgrund dieser Erklärung ist Wolfgang Zenker bereit, auf eine Klage gegen Müller zu verzichten und entlässt Kutzop – zur allgemeinen Überraschung - angeblich kostenfrei aus dem Vertrag über eine Eigentums-Wohnung. "Super! Wenn das klappt, was Herr Zenker versprochen hat, kann ich mich endlich wieder ganz auf Fußball konzentrieren", ist Kickers-Spieler Kutzop erleichtert.

Während die Eintracht ihre Planungen ausschließlich auf die 1. Liga ausrichtet, ist für Fortuna Düsseldorf das Thema Abstieg natürlich weiterhin eines, obwohl man seit Trainer Willibert Kremers Amtsantritt 8:4 Punkte geholt hat. In sechs Spielen gab es nur eine Niederlage, die zudem mit 1:2 bei Eintracht Braunschweig noch recht unglücklich ausfiel, was den Trainer mahnen lässt: "Hoffentlich fangen meine Jungs nicht an zu spinnen. Es liegt in einer rheinischen Mentalität, dass man nach einigen Erfolgen leichtsinnig wird. Nun ist es meine Aufgabe, einer solchen Entwicklung bei der Fortuna vorzubeugen." Kremer hat deshalb die erfahrenen Spieler Gerd Zewe, Amand Theis, Rüdiger Wenzel und Wolfgang Kleff aufgefordert: "Wenn die jungen Hüpfer in der Mannschaft zu übermütig werden, dann ist es eure Aufgabe, ihnen notfalls in den Hintern zu treten ..."

"Der Rückrundenstart mit den beiden Auswärtsspielen in Bochum und Hamburg sowie dem dazwischen liegenden Heimspiel gegen Bayern München wird unheimlich schwer. Da tut ein kleines Punktepolster gut", will der Nachfolger des entlassenen Jörg Berger mit der bisher auswärts sieglosen Fortuna aus Frankfurt einen Zähler mitbringen: "Hier ein Punkt, und wir können eine Kerze mehr am Tannenbaum anstecken." Er kann dabei aus dem Vollen schöpfen: "Außer Peter Löhr ist kein Spieler verletzt. Ich kann also im Waldstadion voraussichtlich zum siebenten Mal hintereinander mit derselben Elf antreten."

Einer seiner Spieler ist besonders motiviert: Bei der 0:4-Niederlage im Mai im Waldstadion hat Nationalspieler Ronald Borchers gegen seinen Gegenspieler Günter Kuczinski zwei Tore erzielt. "Das war ein schwarzer Tag für mich, Borchers hat mich zweimal nassgemacht", meint der Düsseldorfer und bittet seinen Trainer: "Geben Sie mir Borchers. Das Duell ist für mich eine Herausforderung." Theis soll Cha übernehmen und Kremer meint: "Ich bin mit den beiden zufrieden, wenn sie ihre Zweikämpfe gewinnen und den Ball gleich weiter zu Gerd Zewe spielen. Sie dürfen nicht über die Mittellinie gehen." Von Kassenhäuschen zu Kassenhäuschen gegen dagegen Präsident Schander, Vizepräsident Zenker und Schatzmeister Knispel vor dem Spiel als "Weihnachtsmänner" und schenken jedem Kassierer eine Flasche Wein.

Kurz vor dem Anpfiff fällt dann auch endlich die Entscheidung über den Einsatz von Pezzey: "Trainer, ich probier’s, auch wenn ich nicht weiß, wie lange ich durchhalten werde." Da auch Kroth und Körbel einsatzbereit sind, ändert Zebec seine Startelf nur auf zwei Positionen. "Ich will Pahls Nerven schonen", begründet er, dass Jüriens für Pahl zwischen den Pfosten steht und bringt außerdem den nach dem 12. Spieltag verletzungs- und krankheitsbedingt nicht mehr eingesetzten Willi Neuberger als linken Verteidiger, wodurch Helmut Gulich seinen Platz in der Mannschaft verliert und sich weitere Änderungen ergeben: Falkenmayer rückt von der linken Verteidigerposition ins Mittelfeld auf und Ronald Borchers wechselt in den Sturm.

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt haben sich die Spieler auf der Ersatzbank warm eingepackt. Warm wird in der ersten Viertelstunde auch den Torhütern. Nickel schickt in der 8. Minute einen Freistoß aus 22 Metern auf Kleffs Kasten, doch der erahnt die Ecke und bringt den Ball im Nachfassen unter Kontrolle. Im Gegenzug spielt Dusend steil auf Edvaldsson, der seinem Schatten Körbel enteilen kann. Jüriens pariert den Flachschuss aus 16 Metern aber.


Kleff pariert

In der 11. Minute bringt Nickel einen Freistoß von der rechten Seite in den Strafraum, doch Falkenmayer tritt 13 Meter vor dem Tor mit seinem schwächeren rechten Fuß über den Ball. Pezzey trifft die Kugel besser und knallt aus vollem Lauf aufs Tor, aber auch genau auf die Fäuste von Kleff. Und nach einer Viertelstunde springt der Ball zu Neuberger, nachdem Libero Zewe einen Schuss abgeblockt hat. Neubergers Versuch aus 16 Metern ist vielversprechend, aber Kleff dreht den Ball um den Pfosten. Drei Minuten später scheitert Nickel mit einem Freistoß erneut am ehemaligen Gladbacher Keeper und damit haben die Gastgeber ihr Pulver vorerst verschossen.

Es ist ein schwaches Spiel, das die beiden Abstiegskandidaten den frierenden Zuschauern bieten. Keiner will in Rückstand geraten und so ist die Bereitschaft, in der Offensive etwas zu riskieren, nicht gerade stark ausgeprägt. Die Gäste aus Düsseldorf spielen lieber dreimal quer als einmal steil und die Eintracht benötigt zu viel Zeit, um von Abwehr auf Angriff umzuschalten. Zudem attackieren die Fortunen früh und lassen dem Gegner weder Zeit noch Raum zur sorgfältigen Aufbauarbeit im Mittelfeld. Und im Angriff der Eintracht herrscht ohnehin tote Hose. Bum-Kun Cha kann sich der körperbetonten und eisenharten Bewachung von Amand Theis, den man in Frankfurt noch aus seiner Offenbacher Zeit kennt, fürchtet und verachtet, nicht erwehren und zeigt seine bislang schwächste Saisonleistung. Borchers wird ebenfalls kaum torgefährlich, das bleibt allein Nickel mit seinen Freistößen und Schüssen überlassen.


Cha wird im
Strafraum gehalten

In der 37. Minute läuft der erste Konter der Fortuna. Bommer gibt auf Zewe, der weiter auf Fach spielt. Dusend startet und Fach spielt den Ball in seinen Lauf. Er lässt links Schreml stehen, woraufhin ihm Pezzey am linken Strafraumeck entgegen eilt. Der Düsseldorfer legt unter dem ausgestreckten linken Bein des Österreichers quer an das rechte Eck des Fünfmeterraums. Jüriens zögert einen Moment, Sziedat unterschätzt den Ball und der ehemalige Eintrachtspieler Rüdiger Wenzel schiebt das Leder ins Tor. Gut für Düsseldorf, dass Kremer darauf bestanden hat, den zwischenzeitlich zum Libero umfunktionierten Wenzel wieder in den Sturm zu stellen.

Drei Minuten vor der Halbzeitpause liegt sogar das 0:2 in der Luft. Zewe passt auf Wenzel, der Sziedat abschüttelt und aus elf Metern sofort mit links abzieht. Jüriens bringt reaktionsschnell noch die Finger an den Ball, der an die Latte klatscht. Der Ersatztorwart macht seinen Job bisher wirklich nicht schlecht, zeigt sich sicher beim Abfangen hoher Flanken und machte auch eine Chance von Edvaldsson zunichte.

Die Eintracht setzt nach dem Wechsel auf Offensive, was den konternden Gästen in die Karten spielt. Vorerst tappen die Fortunen aber immer wieder in die Frankfurter Abseitsfalle. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff ist es dann erneut Dusend, der diesmal von der rechten Seite eine Flanke vors Tor bringt. Wenzel ist wie gehabt zur Stelle, doch im letzten Moment kann Sziedat mit der Fußspitze dazwischen gehen und klären.120 Sekunden später passt Weikl quer nach links zu Fach, der schießt aus 14 Metern und vollem Lauf, aber Jüriens ist auf dem Posten. Der lange Schlussmann zeigt im zweiten Durchgang aber auch Unsicherheiten. So greift er zweimal bei hohen Bällen daneben und lässt sich mit Bommer an der Strafraumgrenze auf ein überflüssiges Duell ein, das beinahe ins Auge geht.

Nickels Ideen und Übersicht sowie die fehlerfreie Abwehrleistung gegen Edvaldsson und die dynamischen Vorstöße von Körbel sind die wenigen Lichtblicke in der sonst mediokren Darbietung der Eintracht, die wenigstens Falkenmayer, von der Außenverteidigerrolle befreit, auf dem Weg der Besserung sieht und Neuberger in eben dieser Position zeigt, was immer noch in ihm steckt – zumindest so lange ihn die Füße nach der langen Pause tragen. Doch sonst ist das Spiel der Eintracht an Einfällen arm. Zu hektisch im Angriff, zu langsam beim Umschalten in die Offensive und zu sehr durch die Mitte, die Eintracht agiert zudem ohne ersichtliches spielerisches Konzept, aber mit etlichen schwerwiegenden individuellen Fehlern.

In der 55. Minute gelingt – man muss fast sagen: dennoch - der Ausgleich. Pezzey ist längst in den Angriff gewechselt und gewinnt dort ein Kopfballduell gegen Edvaldsson, der Ball kommt genau auf den Fuß von Bernd Nickel, der mit einem mächtigen Flachschuss den rechten Pfosten trifft. Doch bevor jemand das Pech beklagen kann, ist Körbel zur Stelle und haut die Kugel aus 10 Metren mit dem linken Fuß unter die Latte.

Nur drei Minuten später hat Körbel nach Vorarbeit von Pezzey die Chance zum Führungstreffer, doch der Vorstopper verfehlt dieses Mal sein Ziel knapp. Die Düsseldorfer finden in die Partie zurück und Bommer vergibt eine große Chance nach einem erstklassigen Konter. Auf der Gegenseite lassen Weikl und Fach Pezzey laufen, doch dessen schönen Schuss pariert Kleff, der auf der Linie immer noch ein Meister seines Fachs ist. Zebecs Truppe verlässt insgesamt zu sehr auf hohe Flanken und auf die gefährlichen Schüsse und Freistöße von Nickel. Das reicht aber nicht.

In der 69. Minute schlägt Kleff aus der Hand ab. An der Mittellinie springt Wenzel höher als Körbel, legt sich den Ball mit dem Kopf vor, doch nach einem Lauf über vierzig Meter scheinen ihn die Kräfte zu verlassen, denn sein Schuss aus 16 Metern fällt unter die Kategorie harmlos. Zur Überraschung aller lässt Jüriens aber den hoppelnden Ball passieren und ins linke Eck rollen. "Jüriens raus", "Pahl rein", fordern etliche Fans lautstark, "Torwartwechsel" schallt es höhnisch von der Tribüne. "Ich habe es genau gesehen, dieses Tor konnte der Lange nicht halten. Der Ball hatte einen ganz blöden Drall und hoppelte förmlich ins lange Eck", nimmt Körbel seinen Keeper aber in Schutz.

Die Eintracht versucht nun mit Gewalt wenigstens ein Unentschieden zu erzielen, vier Minuten nach dem 1:2 bringt Zebec zudem Lottermann und Uwe Müller für den erschöpften Neuberger und den schwachen Borchers. In der 80. Minute nehmen Theis und Zewe Cha im Strafraum in die Zange und bringen den Stürmer zu Fall. Ein Strafstoß, doch auf den Pfiff von Schiedsrichter Roth warten die Frankfurter vergebens. Die Fehlentscheidung vermag den Willen der Elf von Zebec aber nicht zu brechen.


Müller erzielt das 2:2

Fünf Minuten vor dem Ende werden sie belohnt, als Torwart Kleff, bedrängt von Pezzey und Edvaldsson, eine Flanke verfehlt, Falkenmayer den Ball flach vor das Tor bringt, Uwe Müller zur Stelle ist und das Leder aus kurzer Distanz zum Ausgleich ins Netz drückt. Der "Joker" hat zugeschlagen und überfordert die Bedienung der Anzeigetafel, auf der für den Torschützen "Helmut Müller" aufblinkt, "Helle" jedoch musste seine Profi-Karriere leider bereits beenden. "Ich musste zweimal hintreten, bis der Ball drin war", meint Müller und Kleff zieht einen gewagten Vergleich: "Plötzlich war der Kleene da. Wie früher der Hölzenbein."

Drei Minuten später "revanchiert" sich Schiedsrichter Roth dann für den nicht gegebenen Strafstoß beim Foul an Cha: Der Linienrichter lässt nach einem Steilpass auf Dusend die Fahne unten und während Düsseldorfer allein aufs Frankfurter Tor zustrebt, entscheidet Roth aus Abseits und Freistoß für die Eintracht. Die wütenden Proteste der Fortunen ändern daran nichts, übertragen sich aber vielleicht auf den Anhang.

Düsseldorfer Fans schießen Raketen aufs Spielfeld und in der Frankfurter Kurve gibt es Nachahmer. Zwei Mal unterbricht der Unparteiische die Partie. Die wiederholte Aufforderung des Stadionsprechers, das Abfeuern der Leuchtmunition zu unterlassen, kann die Unverbesserlichen auf Düsseldorfer Seite nicht davon abhalten, ihren Torwart in Gefahr zu bringen: Eine Leuchtspur geht unmittelbar neben Wolfgang Kleff nieder. Schiedsrichter Roth nimmt den Ball und geht zur Seitenlinie. Er schaut auf die Uhr, da aber nur noch 60 Sekunden zu spielen sind, setzt er die Partie bis zum Schluss fort.

Das fünfte Ligaspiel zwischen der Eintracht und der Fortuna in den letzten zwei Jahren bringt also das vierte 2:2. Doch über dieses Unentschieden ärgern sich die Fortunen ganz besonders. "Katastrophen-Schiedsrichter", flucht Rudi Bommer und Gerd Zewe fragt: "Warum ein Linienrichter, wenn sich der Schiedsrichter nicht an ihm orientiert? Rüdiger Wenzel schließlich will es sich ersparen, "über den Schiedsrichter auch nur ein Wort zu verlieren". Doch nicht alles, was Roth vorgehalten wird, war tatsächlich auch eine Fehlentscheidung. Wie die Fernsehbilder später beweisen wurde Torwart Kleff vor dem 2:2 nicht von Pezzey, sondern von seinem Mitspieler Edvaldsson über den Haufen gerannt, was Kleff nicht mitbekommen hatte: "Ich habe mich nur auf den Ball konzentriert, und plötzlich lag ich auf dem Boden, bums - aus. Ja, genauso war es, bums - aus, und die anderen haben mir später gesagt, dass es der Pezzey war, der mich ganz bewusst gerempelt habe." Die "Anderen" haben sich geirrt.

"Schade, dass mir nicht noch ein drittes Tor geglückt ist, dann wären es endlich mal zwei Auswärtspunkte gewesen und wir hätten uns von der Abstiegszone abgesetzt", trauert Wenzel ein wenig, der sich nichts daraus macht, dass er vier Jahre für die Eintracht gespielt hat: "Das ist ein Gegner wie jeder andere. Das einzig Wichtige für mich ist, dass der Knoten wieder geplatzt ist. Obwohl man sicher nicht von einer Durststrecke sprechen kann, nachdem ich in den letzten drei Spielen kein Tor geschossen habe. Immerhin aber sind es jetzt sieben Treffer nach Abschluss der Vorrunde."

"Gott sei Dank hat er das Spiel nicht abgebrochen", hat Wenzel aber dann doch noch ein fast lobendes Wort für den Schiedsrichter und das aus gutem Grund: "Dann wäre die ganze Mühe umsonst gewesen." "Als unsere Fans mit dem Feuerzauber begannen, verlor Roth den Faden und hat uns benachteiligt", glaubt dagegen Fortunas Geschäftsführer Werner Faßbender: "So kam Frankfurt noch zum 2:2." "Als die Knallerei immer schlimmer wurde, dachte ich daran, mit den Mannschaften für fünf Minuten in der Kabine zu verschwinden", sagt Roth, der dann aber mit einem Blick auf seine Uhr feststellte, dass nur noch eine Minute zu spielen war: "Ich hatte nicht vor abzubrechen, sondern ich wollte nur unterbrechen. Wir wären ein paar Minuten in die Kabinen gegangen, bis sich die Gemüter beruhigt hätten", erklärt der FIFA-Schiedsrichter, "dann wäre weitergespielt worden. Ein Abbruch hätte zum Bumerang werden können. Dann würden Raketenschützen bald weiter Spielabbrüche provozieren."

"Sechs flogen aus dem Düsseldorfer Block, zwei zischten aus der Frankfurter Kurve", notiert Schiedsrichter Roth in seinem Spielbericht, mit dem sich der DFB-Kontrollausschuss beschäftigen wird. Die Frankfurter Eintracht, aber auch Fortuna Düsseldorf müssen nun mit Geldstrafen rechnen, denn durch die Änderung des § 20 der Durchführungsbestimmungen können neuerdings auch die Gastvereine bei Ausschreitungen ihrer Anhänger bestraft werden. "Ich haben schon vor Monaten gesagt, dass die Ausschreitungen in den Stadien nur die Spitze eines Eisberges sind", fühlt sich Eintracht-Geschäftsführer Jürgen Gerhard bestätigt: "Ich kann nur noch einmal an den DFB appellieren, enger mit den Vereinen, den Ordnungskräften und der Polizei zusammenzuarbeiten." Unter dem Hintergrund des Todes von Adrian Maleika, versteigt sich DFB-Trainer Erich Ribbeck gar zu der Frage: "Welcher Vater kann es denn noch verantworten, mit seinem Sohn ins Stadion zu gehen?" Düsseldorfs Torwart Kleff, dem nicht nur äußerlich Ähnlichkeiten mit dem Komiker Otto Waalkes nachgesagt werden dürfen, versucht mit ein bisschen Blödelei der Angelegenheit die Schärfe zu nehmen: "Angst? Nein, ich war bei der Bundeswehr, da hatten wir auch solche Dinger. Und weggesprungen bin ich nur, weil ich mir keine Brandblasen an den Händen holen wollte. Es ist kurz vor Weihnachten, mit einem Verband lassen sich die Geschenke so schlecht auspacken."

Die öffentliche Diskussion, die die "Bild" mit Überschriften wie "Raketen-Krieg im Waldstadion" befeuert, wird durch derlei Albernheiten auch nicht sachlicher geführt. Dazu kommt, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen längst außerhalb der Stadien beginnen oder sich fortsetzen. Acht Festnahmen und mehrere tausend Mark Sachschaden werden am Ende in der Bilanz dieses Fußballsamstags stehen.

Außerdem werden Revolver zum Abschuss von Leuchtmunition, Wurf- und Springmesser, Totschläger und andere Schlagwaffen sichergestellt, nachdem bereits auf der Anreise in einem Intercity-Waggon neun Scheiben eingeschlagen und ein Sachschaden von 3.500 Mark angerichtet wurden. Im Bahnhofsviertel geraten nach dem Spiel - zum Teil stark angetrunkene - Düsseldorfer heftig mit der Polizei aneinander, bevor sich die beiden Fanlager mit einer deftigen Prügelei so lange voneinander verabschieden, bis die Polizei einschreitet und drei Fans festnimmt. Man fragt sich, ob solche Dinge nun am Rande eines Fußballspiels passieren oder die Spiele für solche Stadionbesucher nur am Rande stattfinden …

Abseits solcher angeblich moderner Begleiterscheinungen des Fußballs, die weder das eine noch das andere sind, gibt es aber noch anderes zu berichten: ehrenvolles und sportliches. So hat Magistratsdirektor Gustav Hofmann Ralf Falkenmayer und Holger Anthes die Goldene Medaille der Stadt Frankfurt überreicht, weil sie durch ihre Leistungen in der Juniorennationalelf für ihre Heimatstadt geworben haben. Den DFB-Jugend-Trainer Vogts hat aber gegen die Fortuna trotz "Falkes" ansprechender Leistung ein alter Recke noch mehr beeindruckt: "Hier musste gekämpft werden. Und wie dass gemacht wird, hat Körbel der Eintracht gezeigt." Dr. Degenhardt schwärmt dagegen von seinem Patienten Pezzey: "Was dieser Mann mit seinem verletzten Knie geleistet hat, ist einmalig."

"Wir wollten der Eintracht, die sich auswärts so schwer tut, im Waldstadion, wo sie zuletzt so erfolgreich war, das Gefühl eines Auswärtsspieles vermitteln", freut sich Düsseldorfs Trainer Kremer, meint aber auch: "Bei aller Freude über den Punktgewinn, wir haben hier einen Punkt verloren. Das Unentschieden ist für uns nicht ganz unverdient. Die Mannschaft hat sehr gut gekämpft, allerdings auch spielerische Fehler gemacht. Wir sind zufrieden und können jetzt etwas beruhigter in die nächste Halbserie gehen. Beim Ausgleichstreffer sah es von der Bank aus nach einem Foul von Pezzey an Torwart Kleff aus."

"Ich kann verstehen, dass die Düsseldorfer zufrieden sind. Sie müssen es sein, da sie zweimal vor das Tor gekommen sind und zwei Tore erzielten", liegt Zebec mit seinem fachlichen Urteil so daneben wie zuvor seine Elf im Spiel. "Es war ein sehr hektisches Spiel, in das die Düsseldorfer sehr viel Kraft einbrachten. Es war ein Spiel zweier durchschnittlicher Mannschaften. Ich bin froh, dass wir wenigstens einen Punkt gerettet haben", gibt Zebec aber zu und Körbel hofft: "Vielleicht reicht genau dieser Punkt zur Rettung. Wenn man so spielt wie wir, muss man schon mit einem Remis zufrieden sein."

Die Eintracht überwintert mit 12:22 Punkten – punktgleich mit dem KSC auf Rang 16 – als 14., die Fortuna belegt mit zwei Punkten mehr Platz 11. Mit welchem Torwart Trainer Zebec in die Rückrunde starten wird, bleibt offen. "Jüriens hat seine Sache nicht schlecht gemacht Doch ich habe nie gesagt, dass Pahl als Nummer eins abgelöst ist. Ich habe mich nach seinem Fehler in Bremen mit ihm unterhalten und danach lediglich eine Pause für ihn als notwendig gehalten", legt sich Zebec noch nicht fest.

Am Abend bei der Eintracht-Weihnachtsfeier mit 100 geladenen Gästen zeigt sich der Trainer auf dem Tanzparkett erstaunlich sicher, als er mit Birgit Schander, der Frau des Präsidenten, durch den Bankettsaal des Novotels schwebt, wie man es Stunden zuvor gerne von seiner Elf auf dem Rasen des Frankfurter Waldstadions gesehen hätte. Zebec zeigt sich nicht nur leichtfüßig, sondern auch generös. Dem eine Zigarre paffenden Willi Neuberger sagt er: "Bist du so alt wie Vize Zenker, sollst du auch rauchen dicke Zigarren wie er." Was Zebec übrigens ebenfalls tut … Das Unterhaltungsprogramm bestreiten u. a. die "Sachsenhäuser BergSpatzen", ein Männerchor unter der Leitung von Werner Kuschnik, und "trotz knapper Kasse hören Sie Weltstars", wie Zenker ankündigt: "Die Knef, Heino, Karel Gott, Ivan Rebroff und Luis Trenker" – allerdings "nur" als Imitation des Sängers und Parodisten Hans Uwe Schneider.

Nicht zum Lachen findet Zebec die Nachricht von den Eintracht-Amateuren, wo Thomas Berthold im Spiel in Bad Soden in der 68. Minute vom Platz gestellt wurde. "Schiedsrichter Mihr aus Edermünde hat danach zu mir gesagt, dass das Foul an Sodens Storch zwar ein Allerweltsfoul war, er ihn aber wegen der vorausgegangenen Zeitstrafe in der ersten Halbzeit runterstellen musste", nimmt Eintracht-Betreuer Schäfer Berthold in Schutz, doch Sodens Vorsitzender Nix ist anderer Meinung: "Der hat unserm Storch die Beine weggerissen. Klarer Platzverweis." Wenige Sekunden vor Schluss kassierte die Eintracht in Unterzahl den 2:2-Endstand …

Aber auch Hans-Peter Boys leihgebührfreier Wechsel zum FSV Frankfurt wird noch einmal öffentlich diskutiert, denn wie jeder Amateurspieler, der einen Lizenzspielervertrag unterschreibt, ist auch Boy sieben Jahre rückwirkend ablösepflichtig. Und da Boy vor fünf Jahren von den Sportfreunden 04 Frankfurt zur Eintracht wechselte, wird nun wohl eine Ablösesumme zwischen 4.000 bis 13.000 Mark fällig. Offensichtlich hat die Eintracht es versäumt, diese Summe, die sie nun an die Sportfreunde 04 zahlen muss, an den FSV weiterzugeben ... (rs)


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