Nationalmannschaft Südkorea - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1979/1980

2:3 (1:2)

Termin: 15.06.1980 in Seoul (Südkorea)
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Jung-Il-Lee (3.), 1:1 Bum-Kun Cha (9.), 1:2 Bernd Hölzenbein (14.), 1:3 Bernd Nickel (55.), 2:3 Jung-Moo-Hu (84.)

 

>> Spielbericht <<

Nationalmannschaft Südkorea Eintracht Frankfurt

  •  

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
Trainer

 

 

„Dr. Hammer" beim 3:2 in Korea nicht zu bremsen

Auch im dritten Spiel gegen die südkoreanische Nationalmannschaft präsentierte sich die Frankfurter Eintracht vor 25.000 Zuschauern im erstmals nicht ausverkauften Seouler Stadion in guter Form und gewann diesmal mit 3:2 Toren. Offensichtliche Schwierigkeiten hatte der Bundesligist nur mit der frühen Anfangszeit (in Seoul war es 15 Uhr, in Deutschland 8 Uhr morgens); denn schon in der dritten Minute waren die Gastgeber in Führung gegangen. „So früh hat die Mannschaft noch nie gespielt", sagte Manager Udo Klug, „Fußball zum Frühstück ist mal was Neues."

Die Führung der Koreaner hatte Jung-Il Lee aus kurzer Distanz erzielt. Doch die Freude der Zuschauer war nur von kurzer Dauer. Nach herrlichem, gefühlvollem Freistoß des überragenden Bernd Nickel schlug Bum-Kun Cha, Schütze des 1:0 in Pusan, gegen seine Landsleute zum zweiten Male zu und erzielte per Kopf schon in der 9. Minute den schnellen Ausgleich.

Fünf Minuten später legte Bernd Hölzenbein denn schon den Grundstein für den dritten Erfolg. Mit einem sehenswerten, unhaltbaren 22-Meter-Schuß markierte er das 2:1. Ernsthaft in Gefahr geriet der Vorsprung nur zweimal kurz vor der Pause, als Jürgen Pahl jeweils glänzend parieren konnte.

Nach dem Wechsel ließen auch die Kräfte der Südkoreaner nach, so daß Nickels Freistoßtor (55.) zum 3:1 ihnen bereits vorzeitig den K.o. versetzte. In der Schlußphase kamen dann neben Schaub und Künast für zwölf Minuten auch noch der 18jährige Jugendspieler Stefan Mohr, Malergeselle aus Höchst, zu seinem Debüt in der ersten Mannschaft.

„Es war zwar heißer und auch anstrengender als zuvor, aber auch unser Gegner konnte schließlich heute kräftemäßig nicht mehr zulegen", war Kapitän Bernd Hölzenbein nach dem Trikot-Tausch restlos zufrieden.

Im Hotel wartete dann die nächste Überraschung auf die Mannschaft. Kathrin Glözl, 20jährige Miß Germany aus Bielefeld, war gerade zur Wahl der Miß Universum am 8. Juli eingetroffen und stellte sich zum Gruppenfoto.

 

 


 

 

Nickels großer Tag

Die Eintracht-Spieler saßen schon Im Bus. Abfahrt - stopl Bernd Nickel hatte seine Fußballschuhe im Shilla-Hotel von Seoul vergessen. Aber dann: Im dritten Spiel gegen Südkoreas Nationalelf dachte Nickel an alles. Kluge Pässe, herzhafte Schüsse - Nickel führte die Eintracht vor 25.000 Zuschauern zum 3:2-Sieg!

Nickels erster großer Auftritt schon In der 9. Minute: Haargenau zirkelt er einen Freistoß auf Tscha Bum. Der braucht nur noch aus sechs Meter den Kopf hinzuhalten. Das war der Ausgleich zum 1:1, nachdem Jung-ll-Lee (3.) die Südkoreaner in Führung geschossen hat.

Das 2:1 der Eintracht macht Hölzenbein (14.). Eine Mordsgranate aus 22 Metern mit rechts - das ist auch die Pausenführung. Danach Ist Nickel dran. 55. Minute: Nachtweih wird gefoult. Neuberger-Freistoß, Nickel hämmert aus 10 Metern ein. 3:1! 63. Minute: Nickel hält wieder drauf. Tor - nein, leider abseits. 82. Minute: Noch mal zieht „Dr. Hammer" ab. Trifft nur die Latte. So ein Pech. Zwei Minuten später zielt Jung-Moo-Huh besser - 3:2. Ende. Bei über 30 Grad im Schatten tauschten die Spieler ihre völlig durchschwitzten Trikots aus.

 

 


 

 

Vom Alptraum zur Traumreise

Eintracht-Spieler von Aufnahme in Südkorea begeistert

Vom Alptraum zur Traumreise ist innerhalb einer knappen Woche die zehntägige Tournee von UEFA-Cup-Sieger Eintracht Frankfurt durch die Heimat des Südkoreaners Bum Kun Cha geworden. „Das stellt alles in den Schatten, was ich in dem Verein in immerhin 26 Jahren erlebt habe. Diese Gastfreundschaft und grenzenlose Begeisterung ist einfach unvergleichlich", beschrieb der erfahrenste Eintracht-Globetrotter, Anton Hübler, Mädchen für alles, seine Eindrücke.

„Dagegen verblassen selbst die Weltreise, unsere Abstecher in die USA, in die UdSSR oder auch Erlebnisse innerhalb des Europapokaljahres 1960", lobte Dieter Stinka, Interimstrainer zwischen Friedel Rausch und Lothar Buchmann, den Fernosttrip in den höchsten Superlativen.

Und die gleichen Spieler, die bei der Abreise weniger wegen der politisch unsicheren Lage als vielmehr wegen der sicherlich etwas mühseligen Flugstrecke über 17.000 Kilometer von Frankfurt nach Seoul im Anschluß an die vielleicht längste Saison seit Jahren (über 70 Spiele) lauthals wehklagten und lieber zu Hause geblieben wären, sind wie umgewandelt. Sie haben zum Teil eine
Kehrtwendung um 180 Grad gemacht.

„Was uns hier geboten wird, ist von allem das Beste, ob von der Unterbringung oder von der Organisation oder vom Essen", schwärmte Bernd Nickel. Im Seouler Hotel Schilla gibt die südkoreanische Regierung ihre Staatsempfänge, es war gerade gut genug für US-Präsident Jimmy Carter!

Nicht einmal auf ihre europäischen Eßgewohnheitcn braucht die Mannschaft im „Land der Morgenstille" zu verzichten. Urheber und Initiator dieses totalen Triumphsieges der Eintracht ist selbstverständlich Bum Kun Cha. Wie der 26jährige von seinen Landsleuten verehrt und bewundert wird, dürfte selbst für südamerikanische Verhältnisse unvergleichlich sein, für europäische sind sie allemal unvorstellbar.

„Grabowski und Hölzenbein sind als Götter von Frankfurt bezeichnet worden, spätestens jetzt weiß ich, wie sehr alles übertrieben war", meinte der 34jährige Bernd Hölzenbein fassungslos. Und Willi Neuberger schlug in die gleiche Kerbe wie Holz: „Cha kam wie Jesus", und spielt dabei ohne jeden negativen Unterton auf Bum Kun Chas Zugehörigkeit zur christlichen Eden-Studentenkirche, in deren Kreis er auch in Pusan wieder predigte, an.

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg