Nationalmannschaft Südkorea
- Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1979/1980
1:2 (0:1)
Termin: 12.06.1980 in Seoul (Südkorea)
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Norbert Nachtweih (17.), 0:2 Werner Lorant (51., Foulelfmeter), 1:2 Kwon-O-Son (71.)
Nationalmannschaft Südkorea | Eintracht Frankfurt |
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Jetzt muß Stinka ran Sonst wäre die Eintracht in Südkorea ohne Trainer Wie schön, daß Dieter Stinka Beamter beim Bundesrechnungshof ist. Sonst hätte Eintracht für die nächsten Wochen überhaupt keinen Trainer mehr. Rausch, Co-Trainer Schulte, Konditionstrainer Vural, Nachwuchstrainer Witzenrath - alle haben gekündigt, treten ihren Jahresurlaub an. Deshalb muß Stinka ran. Manager Klug: „Er bekam von seiner Behörde frei für die Korea-Reise." Sonst hätte Klug selbst wieder trainieren müssen. Von Schulte bekam Klug eine Abfuhr, als er ihn noch einmal für Korea anheuern wollte.
Drei „Schlafmützen" Die Reise der Frankfurter Eintracht nach Südkorea, der Heimat Bum Kun Chas, begann mit einer betriebsinternen Panne. Als das Flugzeug mit der Frankfurter Equipe am gestrigen Morgen auf Rhein-Main startete, fehlten Nachtweih, Karger und Pahl. Der Mittelstürmer und der Torhüter hatten im Flughafen-Wartesaal den Startaufruf überhört, und Nachtweih gar hatte verschlafen. Ein Glück für die drei, daß die Maschine in Zürich zwischenlandete und sie noch rechtzeitig in der Schweiz eintrafen. Manager Udo Klug: „So etwas gibt es in Zukunft nicht mehr."
Volksheld Tscha Bum Dreimal mit der Eintracht gegen Korea „Tscha Bum wird in Südkorea als Volksheld empfangen werden", sagt Woo-Jong Yeo, der Vorsitzende des Verbandes der Koreaner in Deutschland. In einer Woche feiert Tscha - auf Gastspielreise mit Eintracht Frankfurt - Wiedersehen mit seiner Heimat. Der 10-Tage-Trip der Frankfurter wird zum herausragenden Sportereignis für die Südkoreaner. Die neuformierte Nationalelf des Landes spielt allein dreimal gegen Eintracht. Das vierte Spiel bestreitet Eintracht gegen eine Mannschaft aus evangelischen Christen, Tschas Glaubensbrüder. Der Reinerlös soll der Kirche zufließen. Die Koreaner haben ihre Botschaft eingeschaltet, um die Frankfurter wegen der politischen Schwierigkeiten in Südkorea zu beruhigen. „Alle Sportveranstaltungen laufen normal ab. sagt Yeo. Polizei wird nicht nötig sein. Denn für Tscha und den Fußball schwärmen alle Koreaner, die Regierung wie die Dissidenten. Tscha hat sich in der Bundesliga bewährt. Das ist für uns das Größte " Großer Bahnhof für Tscha Eintracht nach 21 Stunden in Korea gelandet Völlig geschafft kamen die Eintrachtler
gestern nach 21 Stunden Flug in Korea an. 21 Stunden, in denen
sich die „Korean Air Lines" richtig liebevoll um den
UEFA-Cup-Sieger kümmerte. Alle Wünsche wurden den Fußball-Stars
von den Augen abgelesen. Bei der Zwischenlandung in Manila wurden
die Eintrachtler mit Blumenkränzen „geschmückt".
Manager Udo Klug nutzte den Flug zum Ausarbeiten einer Begrüßungsrede.
Dolmetscher Jongchul Hong hat sie schon ins Koreanische übersetzt.
Nur die entsprechenden Namen muß er bei jedem Empfang noch
einsetzen. Gleich nach der Ankunft auf dem Flughafen Kimpo in
Seoul, wo die Eintracht von über 30 Fernseh-Reportern und
Fotografen erwartet wurde, verzogen sich die Spieler in ihre Zimmer
im Hotel Shilla. Nur einer nicht Flügelflltzer Tscha Bum,
Frankfurts koreanischer Superstar. Rund 100 Journalisten löcherten
ihn, wollten wissen, wie er sich in Deutschland fühle. Wie
es ihm gehe. Tscha ertrug's lächelnd. Gab geduldig Auskunft:
„Ich bin glücklich, daß ich wieder mal in meiner
Heimat bin."
Frankfurt seit gestern auf Südkorea-Reise Klug muß Kopf hinhalten Am Sonntag startete die Frankfurter Eintracht zu einem zehntägigen Trip nach Südkorea, wo die letzten vier Spiele dieser Saison ausgetragen werden. Große Lust auf die Reise in die Heimat ihres Starspielers Bum-kun Cha verspürte keiner, und schließlich hatten die Frankfurter bis zuletzt wegen der politischen Unruhen in Korea die Reise noch abblasen wollen. „Die Laune kommt schon, wenn wir erst einmal dort sind", meint Manager Udo Klug, der auf dieser Reise allein den Buckel hinhalten muß. Alle Präsidiumsmitglieder sagten ihre Teilnahme ab. Auch Trainer Friedel Rausch wird nicht mehr dabei sein. Ihn vertritt — wie schon am Samstag im Spiel gegen Flamengo — Amateur-Trainer Dieter Stinka, der ehemalige Bundesliga-Spieler. Rausch verpflichtete sich am Samstag in Frankfurt endgültig für ein Jahr dem türkischen Spitzenklub Fenerbahce Istanbul. Die Koreaner bekommen aber auch nur eine stark ersatzgeschwächte Frankfurter Mannschaft zu sehen. Der Österreicher Bruno Pezzey konnte wegen seiner im letzten Bundesliga-Spiel erlittenen Schädelprellung nicht mitmachen. Der seit März verletzte Jürgen Grabowski sagte ab: „Da mich die Koreaner sicherlich nicht als Tourist, sondern — wenn überhaupt — als Spieler sehen wollen." Rigobert Gruber mußte wegen einer Prüfung passen und Horst Ehrmanntraut wurde von der Reise freigestellt, um mit Hertha BSC Berlin einig zu werden. Denn der Wechsel von Michael Sziedat von Berlin nach Frankfurt ist so gut wie perfekt. Sziedat, der sich mit der Eintracht einig ist, ist bereits in Urlaub gefahren. Ehrmanntraut wird am Dienstag zu abschließenden Verhandlungen nach Berlin fliegen. Dabei kann er selbstbewußt auftreten, besitzt er doch in Frankfurt einen Vertrag bis zu Ende der nächsten Saison. Frankfurts neuer Trainer, Lothar Buchmann, hatte Ehrmanntraut am Freitag in einem persönlichen Gespräch den Wechsel nach Berlin nahegelegt. „Ich habe dem Horst gesagt, daß Sziedat bei mir erst einmal Vorrang hat", erklärte Buchmann, der am Donnerstagabend in Stuttgart verabschiedet worden war. Wird Ehrmanntraut. der sich in den letzten Monaten nach großen Anfangsschwierigkeiten einen Stammplatz erkämpft hat, mit Berlin nicht einig, ist er automatisch in Frankfurt erst einmal zu einem erneuten Dasein auf der Reservebank verdammt. Daß es so weit kommt, glaubt niemand, zumal in Berlin mit Uwe Klimaschefski nun der Trainer am Steuer ist, den Ehrmanntraut aus gemeinsamen Jahren beim FC Homburg bestens kennt und zu schätzen weiß.
Udo Klug mußte Gardinenpredigt halten Jung-Stars fühlen sich auf Urlaubstrip Seit Eintracht Frankfurt in Seoul gelandet ist, herrscht Länderspiel-Atmosphäre. Das Stadion von Seoul ist schon seit Tagen ausverkauft. 30.000 Sitzplätze, Preis für eine Karte zwischen 25 und 30 Mark. Alle wollen den UEFA-Cup-Sieger aus Germany gegen die neuformierte koreanische Nationalelf sehen. Deshalb nahm sich Manager Klug seine Schützlinge noch einmal zur Brust: „Ich erwarte von jedem einzelnen Disziplin und Einsatz bis zum Letzten. Ihr vertretet hier nicht nur Eintracht Frankfurt, sondern gleichzeitig den deutschen Fußball. Macht Tscha Bum keine Schande." Die Gardinenpredigt war nötig, weil gerade die jüngeren Spieler die Sache nicht allzu ernst nahmen, das ganze mehr als Urlaubstrip ansahen. Z. B. Harald Karger, der statt zur Besprechung direkt zum Essen ging, oder Fred Schaub. Klug: "Ich habe Dich seit der Feier auf dem Römer nicht mehr gesehen." Da bekam der Goldjunge, der das entscheidende Tor gegen Gladbach schoß, einen roten Kopf.
Die Jubel-Tournee von Bum Kun Cha durch seine südkoreanische Heimat dürfte bereits nach dem ersten von insgesamt vier Gastspielen für den asiatischen Stürmerstar beendet sein. Beim mühevollen 2:1-(1:0-)Erfolg von UEFA-Cup-Sieger Eintracht Frankfurt In Seoul gegen die A-Nationalmannschaft des Gastgebers wurde Cha von seinen Landsleuten so gnadenlos gefoult und getreten, daß er schon vorzeitig verletzt den Platz verlassen mußte. Cha war über die Brutalität und unnötige Härte bitterböse. „Ich glaube nicht, daß ich hier noch einmal spielen kann", erklärte der Eintracht-Stürmer nach dem Abpfiff vor den Fernsehkameras des Privatsenders TBC-TV.
2:1 gegen Korea Dieter Stinka hatte seinen großen Tag Der Amateur-Trainer von Eintracht war in Seoul für die Taktik zuständig. Obwohl er zuvor außer Tscha Bum noch keinen Koreaner gesehen hatte, rechnete der Beamte vom Bundesrechnungshof goldrichtig, stellte mit Lorant, Körbel, Neuberger und Trapp eine völlig neue Abwehr zusammen. Das war die halbe Miete. Vor diesem Rückhalt konnten Nickel und Holz zaubern, die schnellen Tscha und Nachtweih mit langen Pässen schicken. Aber Tscha verletzt Nachtweih und Lorant schossen die Tore vor 30.000 Zuschauern Vor dem ersten Spiel von UEFA-Cup-Sieger Eintracht Frankfurt stand Tscha Bum in der Kabine auf, ballte die Fäuste und sagte: „Wir müssen denen zeigen, in welch' guter Mannschaft ich spiele!" Tscha war ungewöhnlich erregt. Man sah nur das Weiße in seinen Augen. Zehn Minuten später wußten die Frankfurter warum. Nach dem Abspielen der beiden Nationalhymnen entspann sich ein gnadenloser Kampf auf dem knochenharten Boden mit Pampasgras. Die Koreaner, seit 14 Tagen im Trainingslager in Tai-Nung, spielten mit äußerstem Körpereinsatz. Besonders gegen ihren Landsmann Tscha. 17. Minute: Chang-Woe-Yong hat Tscha einmal entwischen lassen. Paß zu Nachtweih. Der schießt das 1:0. Und Tscha muß dafür büßen. Chang-Woe-Yong hetzt ihn gnadenlos. Und jeder Sturz auf dem schilfartigen, messerscharfen Gras führt zu Schürfwunden. Das schmerzt. 51. Minute: Wieder ist Tscha vorbei. Sense von Chang-Woe-Yong. Lorant verwandelt den Foulelfmeter eiskalt zum 2:0. Das Spiel scheint gelaufen Frankfurt - so gut wie nie sei dem UEFA-Cup-Sieg - hat den Koreanern eine Lehrstunde erteilt. Nickel mit seinen Traumpässen, Lorant mit unglaublichem Laufpensum, Körbel als Wachhund und Willi Neuberger als souveräner Libero. Doch die Gastgeber stecken nicht auf, treten munter weiter. In der 61. Minute muß Tscha vom Platz: Knöchelprellung. Dann fällt das 2:1 durch Kwon-O-Son (71). Hinterher sagt Tscha im Fernsehen: „Ich glaube auf dieser Reise kann Ich nicht mehr spielen.'' Es wäre schlimm für die koreanischen Fans. Denn gerade Tscha wollten sie sehen. 30.000 zahlten im ausverkauften Stadion von Seoul die Rekordeinnahme von 850.000 Mark.
Südkorea von der Eintracht begeistert / Neue Einladung Klug nicht abgeneigt 1981 wieder zu kommen / Cha erlitt Knöhelverletzung Südkorea war von Eintracht Frankfurt nach dem 2:1-Auftaktsieg der zehntägigen Tournee so sehr begeistert, daß der UEFA-Cupsieger spontan eine neue Einladung für nächstes Jahr erhielt. Während der fünfstündigen Bahnreise von Seoul in die drei Millionen Einwohner zählende Hafenstadt Pusan trat TBC-Fernsehgesellschaftsboß Lee, Veranstalter des Eintrachtgastspiels, mit diesem Wunsch an Manager Udo Klug heran. „Darüber läßt sich heute natürlich noch nicht entscheiden, aber bei der Hälfte der Spieler und einem Aufpreis ließe sich darüber reden", vertröstete Klug seine Gastgeber. „Das war die beste ausländische Mannschaft, die je hier spielte", lobte Südkoreas Presse die Eintracht in höchsten Tönen. Zum Vergleich werden immer wieder die enttäuschenden Vorstellungen von Manchester City, AC Mailand, Cosmos New York und dem Hamburger SV herangezogen, der immerhin alle drei Duelle (4:2, 1:0, 1:0) gewann. Dabei waren der Eintracht bei ihrem ersten Auftritt in der Heimat von Bum Kun Cha die Anstrengungen der überaus langen Saison durchaus anzumerken. Immerhin hatten Grabowski und Pezzey die Reise erst gar nicht mitgemacht, fuhren Karger und Müller (Knieverletzung) quasi nur als Touristen mit. Berücksichtigt man die Strapazen des 28stündigen Fluges sowie die Tatsache, daß auch Hölzenbein, Neuberger und Rapp nicht fit sind, verdient die Leistung der ersten Stunde Anerkennung. Zumal die Mär von den kleinen und quirligen Koreanern nach Vorbild des Darmstädters Kim spätestens seit dieser Begegnung der Vergangenheit angehören dürfte. Da waren einige Modellathleten dabei, die sich hinter Cha körperlich keineswegs zu verstecken brauchen", wunderte sich Ronny Borchers, der Körbels Gegenspieler Jung Moo Huh sogar den Sprung in die Bundesliga zutraut.
Udos kluge Sprüche weckten auf Manager Klug hat sich für die Korea-Reise mit neuen Sprüchen eingedeckt. Sie kommen offenbar gut an. Vor allem bei den Jungen. „Es geht nicht, daß wir uns hier wie die Fürsten benehmen und wie die Bauern spielen", sagte er mit einem Seitenblick auf Nachtweih und Trapp. Beide wirkten dann wie aufgeweckt. Nachtweih als Torschütze und ständige Gefahr fürs koreanische Tor. Trapp als Linksverteidiger so stark, daß man Ehrmanntraut und Sziedat vergaß.
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