Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

UEFA-Cup 1979/1980 - Finale, Rückspiel

1:0 (0:0)

Termin: 21.05.1980
Zuschauer: 59.000
Schiedsrichter: Alexi Ponnet (Belgien)
Tore: 1:0 Fred Schaub (81.)

 

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Eintracht Frankfurt Borussia Mönchengladbach

 


  • Wolfgang Kneib
  • Norbert Ringels
  • Jürgen Fleer
  • Wilfried Hannes
  • Winfried Schäfer
  • Lothar Matthäus
  • Ralf Bödeker
  • Christian Kulik
  • Carsten Nielsen
  • Ewald Lienen
  • Harald Nickel

 

Wechsel Wechsel
  • Karl Del'Haye für Carsten Nielsen (68.)
  • Steen Thychosen für Lothar Matthäus (86.)
Trainer Trainer

 

"Dieser Junge wird 50.000 zum Rasen bringen"

Am 21. Mai 1980 um 20:00 Uhr ist es so weit: Die Eintracht tritt im mit knapp 60.000 Zuschauern ausverkauften Waldstadion zum Rückspiel es UEFA-Cup-Finales an. Den 2:3-Rückstand will Trainer Rausch mit einer gegenüber dem ersten Finalspiel lediglich auf einer Position geänderten Startelf wettmachen: Für den verletzten Karger rückt Nachtweih ins Team. Mittun kann auch der leicht angeschlagene Cha, verzichten muss Rausch auf die Reservisten Müller, Trapp und Gruber. Endgültig zerschlagen hat sich auch für Jürgen Grabowski die leise Hoffnung, zumindest beim zweiten Finale mittun zu können. Grabi wird nun von großen Teilen der Fans als Nachfolger des ungeliebten Präsidenten Achaz von Thümen gefordert.

Schon kurz nach dem Anpfiff durch den belgischen Schiedsrichter Ponnet wird die Marschrichtung der Eintracht deutlich: Nicht bedingungslos, aber konsequent soll nach vorne gespielt werden. Und bereits in der zweiten Minute scheint das Konzept aufzugehen. Bernd Nickel wird nach einem Doppelpass mit Nachtweih im Strafraum von Fleer elfmeterreif gelegt. Doch die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm. Nur fünf Minuten später hat Cha das 1:0 auf dem Schlappen, verfehlt aber mit seinem Volleyschuss den Kasten von Kneib knapp. In der zehnten Minute dann eine Schrecksekunde: Borchers verliert den Ball im Mittelfeld, die Flanke von Lienen rutscht Pahl über die Fäuste, doch Ehrmantraut kann klären. Zwei Minuten darauf zeigt sich der Frankfurter Schlussmann dann von seiner besseren Seite, als er einen langen Ball der Gladbacher auf Schäfer vor dem Strafraum mit dem Kopf klärt.

Dann ist wieder die Eintracht an der Reihe. Der heute überragende Bernd Nickel zieht Richtung Tor ab, trifft aber einen Gladbacher, so dass der Ball zur Ecke abgelenkt wird. Nickel ist es auch, der Kneib in der 26. Minute mit einem Schuss aus der Drehung zu einer Glanzparade zwingt. Nur zwei Minuten später weist 'Dr. Hammer' nach, dass er als Linksfuß das rechte Bein gemeinhin nur zum Stehen nutzt, als er den von Neuberger nach innen geschlagenen Ball, freistehend knapp über das Tor säbelt. Kurz vor der Pause kann sich dann Pahl erneut auszeichnen. Bei einem Konter der Gäste eilt er weit aus dem Kasten und klärt vor dem heranstürmenden Harald Nickel.

Mit 0:0 geht es in die Pause, Anspannung und Nervosität liegen über dem Stadion. "Wir müssen jetzt einfach mehr machen, sonst langt es nicht", fordert Jürgen Grabowski. Doch Trainer Rausch und Manager Klug scheuen sich, die bedingungslose Offensive als Parole auszugeben. Zu tief sitzt die Angst vor den berüchtigten Gladbacher Kontern.

In der zweiten Hälfte wird das Spiel nun zusehends verbissener und härter. So tritt Harald Nickel kurz nach Wiederanpfiff zum wiederholten Male Cha von den Beinen und sieht den gelben Karton. Auch Pezzey ist kein Kind von Traurigkeit, was er mit einem gestreckten Bein gegen Hannes demonstriert, das ebenfalls mit Gelb entlohnt wird. Als unfairster Spieler auf dem Platz beweist sich allerdings einer der Jüngsten: Matthäus zeigt sein wahres Gesicht, als er zunächst in der 55. Minute Bernd Nickel und zehn Minuten später Roland Borchers mit groben Fouls von den Beinen holt.

Die Eintracht präsentiert sich auch in der zweiten Hälfte tonangebend, allerdings sind die Angriffe nicht mehr so zwingend wie in den ersten 45 Minuten. Chancen ergeben sich für Neuberger, dessen abgefälschter Schuss aus 20 Metern von Kneib sicher pariert wird, und Nickel, der einen Freistoß in die Mauer setzt. In der 60. Minute wird Nachtweih nach einer Kombination über Nickel und Hölzenbein angespielt und steht frei vor Kneib, aber leider auch abseits.

Auf der Gegenseite kann Pahl einen gefährlichen Freistoß Kuliks parieren. Nun ändert Heynckes die taktische Ausrichtung der Gäste. Für Nielsen kommt der trickreiche und schnelle Konterspieler Del'Haye, der zuvor überraschenderweise nur auf der Bank saß. Die nächste Chance hat allerdings die Eintracht. Doch Cha setzt den Ball, den sowohl Kneib als auch Pezzey im 'Luftkampf' verfehlten, über die Latte.

Seine stärkste Szene im Spiel hat Pahl dann in der 74. Minute. Zunächst wehrt der Frankfurter Keeper einen Schuss von Kulik aus 13 Metern ab, um im Zurückeilen den Nachschuss von Lienen mit einer artistischen Parade noch über die Latte zu befördern. Nun wechselt auch Rausch aus - für Norbert Nachtweih kommt Fred Schaub aufs Feld, der sich schon wenige Minuten nach seiner Einwechslung im Herzen der Eintrachtfans unsterblich macht:

Körbel treibt den Ball aus dem Mittelfeld nach vorne, passt auf Cha nach halbrechts, der an die Strafraumgrenze flankt. Mit einem langen Bein bringt der durchgelaufene Körbel das Leder in den Strafraum, es kommt zu Hölzenbein, der im Fallen wiederum zu Körbel weiterleitet. Hannes versucht zu klären, doch das Leder kommt zu Schaub. Vorbei an zwei Gladbachern zielt Schaub aufs rechte Eck, schießt flach. Der Torwarthüne Kneib versucht noch, den Ball zu erreichen. Vergeblich. Es steht 1:0 für die Eintracht! "Dieser Mann wird noch 50.000 zum Rasen bringen", hatte Rausch nach Schaubs Siegtreffer gegen Fortuna Düsseldorf in der letzten Saison behauptet. An diesem Abend des 21. Mai erfüllt sich diese Prophezeiung.

Zehn Minuten bleiben den Gladbacher nun noch, um das 1:1 zu erzielen und damit den Triumph der Eintracht zu verhindern. Doch auch die Einwechslung von Thychosen als weiteren Angreifer bringt trotz Chancen für Cha zum 2:0 und Kulik zum Ausgleich keine Veränderung des Ergebnisses mehr. Die Eintracht hat den UEFA-Cup an den Main geholt.

Einen seiner emotionalsten Momente erlebt der Frankfurter Fußball dann bei der Übergabe des gewonnenen Cups. "Grabowski"-Sprechchöre erfüllen das Rund des ausverkauften Stadions. Doch der Gefeierte hält sich zurück, steht am Rand der Schar ausgelassener und überglücklicher Eintrachtspieler. Grenzenloser Jubel brandet auf, als Bernd Hölzenbein den UEFA-Pokal entgegennimmt. Kurz reckt er die Trophäe in den Abendhimmel, seine Augen suchen dabei den Mann, der für die Fans wie kein anderer für ihre geliebte Eintracht steht. Mit wenigen Schritten ist 'Holz' - selbst eine Eintracht-Legende - bei seinem Kapitän, überreicht ihm den Pokal. Es ist einer der größten Momente des Frankfurter Fußballs, aber auch einer der traurigsten. Denn Jürgen Grabowski trägt kein verschwitztes Trikot mit dem Adler auf der Brust, sondern eine braune Lederjacke ...

(fgo)


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