Eintracht Frankfurt - Zbrojovka
Brünn |
UEFA-Cup 1979/1980 - Viertelfinale, Hinspiel
4:1 (2:1)
Termin: 05.03.1980
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Edward A. Farrell (Irland)
Tore: 1:0 Norbert Nachtweih (13.), 1:1 Horny (31.), 2:1 Werner Lorant (44. Elfmeter), 3:1 Bernd Nickel (51.), 4:1 Harald Karger (72.)
Eintracht Frankfurt | Zbrojovka Brünn |
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Auch ohne den ersten Sturm vier Tore Gegen den tschechoslowakischen Meister von 1978, der in der letzten Saison auf dem dritten Tabellenplatz landete, muss Rausch auf Bernd Hölzenbein verzichten, der sich im Training bei einem Zweikampf mit Michael Künast einen Bänderriss und einen Kapselanriss zugezogen hat. Auch Cha fällt mit einer Wadenzerrung aus. Angesichts dieser Personalmisere im Sturm nimmt es nicht Wunder, dass sich die Eintracht schon einmal nach Verstärkungen für die nächste Spielzeit umschaut. Heißester Kandidat ist dabei Uerdingens Offensivspieler Friedhelm Funkel, der gegenüber das Abendpost-Nachtausgabe bekräftigt: "Zu 80 Prozent werde ich nach Frankfurt wechseln." Nach dem Ausfall des ersten Sturms setzt Rausch gegen Brünn in der Abteilung Attacke auf Borchers, dessen Verhandlungen mit der Eintracht um einen weiteren Verbleib in Frankfurt derzeit stocken, und den aufgrund einer Verletzung am linken Knie fit gespritzten Karger. Im Tor kommt Jürgen Pahl zu seiner Europapokalpremiere, bei der er bereits in der achten Minute seinen ersten Soloauftritt hat. Knapp 30.000 Zuschauer im Waldstadion halten den Atem an, als Pezzey eine Flanke von Horny verfehlt und der Ball zum freistehenden Janecka kommt. Doch Pahl wirft sich dem Angreifer entgegen und kann klären. Nach diesem Schreckschuss nimmt die Eintracht das Heft in die Hand, und Nachtweih ist es, der das erste Kapitel der heutigen Erfolgsgeschichte aufschlägt. Angespielt von Bernd Nickel setzt sich Nachtweih auf der linken Seite durch und zieht aus spitzem Winkel ab. Abgefälscht von Libero Dvorak landet der Ball zum 1:0 für die Hausherren im Netz. Auch die folgenden Minuten sieht die Eintracht, dirigiert vom überragenden Grabowski, im Vorwärtsgang. In der 16. Minute scheitert Borchers nach einem Grabi-Solo am Lattenkreuz. Aber auch Brünn, das sich immer besser auf die Frankfurter einstellt und einen schnellen, technisch beschlagenen Fußball zeigt, kommt zu Chancen. Das 1:1 in der 31. Minute durch Horny, der unbedrängt eine Ecke von Janecka einköpft, ist ein Zeichen dafür, dass sich die Gäste hier nicht mit der Rolle des Verlierers abgeben wollen. Sichtlich geschockt durch den Ausgleich, der Rauschs Pläne, zu Null zu spielen, durchkreuzt, gelingt den Riederwäldern bis zum Pausenpfiff nicht mehr viel. Nennenswert bliebe lediglich ein Distanzschuss von Nachtweih in der 40. Minute, der sein Ziel knapp verfehlt, wenn nicht Dvorak, der bereits am 1:0 beteiligt war, in der 44. Minute seinen zweiten tragischen Auftritt zeigt und Pezzey beim Kopfballversuch nach einer Flanke von Borchers derart ungeschickt zu Boden ringt, dass Schiedsrichter Farrell aus Irland Strafstoß pfeift. Elfmeterspezialist Lorant lässt sich die Chance nicht entgehen und netzt zum 2:1-Pausenstand ein. Mit einem klassischen Konter kann die Eintracht ihre Führung in der 50. Minute ausbauen. Eine verunglückte Ecke der Gäste erreicht Grabowski am eigenen Strafraum, und der Kapitän setzt Nachtweih in Szene. Der heute stark spielende Außenverteidiger überwindet das Mittelfeld und schickt Neuberger auf dem rechten Flügel steil. Dessen Hereingabe von der Außenlinie findet Nickel, der aus kurzer Distanz zum 3:1 einschiebt. Schon eine Minute später hat Karger die Chance zum 4:1, scheitert mit seinem Volleyschuss aber an Hron. Danach verflacht die Partie zusehends, geschickt nehmen die Gäste das Tempo aus dem Spiel, haben damit aber nur bis zur 72. Minute Erfolg. Dann ist es Grabowski, der eine Ecke in den Strafraum auf den Kopf von Karger zirkelt. 'Schädelharry' macht seinem Spitznamen alle Ehre und erzielt das 4:1. Bei diesem Ergebnis bleibt es bis zum Abpfiff, obwohl die Eintracht versucht, noch einen fünften Treffer nachzulegen und durch Borchers und Karger auch Chancen dazu hat. Nach dem Spiel zeigt sich Brünns Trainer Masopust, der als 63-facher tschechoslowakischer Nationalspeiler und Europas Fußballer des Jahres 1962 wahrlich als Fußballexperte gelten darf, äußerst angetan von der Eintracht im Allgemeinen und Jürgen Grabowski im Besonderen: "Eine Super-Mannschaft, zehn gute Spieler und ein großer Regisseur." Auch Rausch findet Lob für seinen Mittelfeldstrategen, zu dem er ein angestrengtes Verhältnis unterhält, und bescheinigt ihm eine "großartige" Leistung. Zudem stellt Rausch Borchers heraus, der sich "als Spitze voll eingesetzt habe". (fgo)
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