AS Nancy-Lorraine - Eintracht Frankfurt

Friedensturnier 1979/1980 - Semifinale

2:0 (1:0)

Termin: 11.01.1980 in Abidjan (Elfenbeinküste)
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Poll (Elfenbeinküste)
Tore: 1:0 Rubio (15.), 2:0 Umpierrez (79.)

 

 

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AS Nancy-Lorraine Eintracht Frankfurt

  • Moutier
  • Curbelo
  • Barret
  • Neubert
  • Lokoli
  • Perdrieau
  • Rubio
  • Collina
  • Antic
  • Umpierrez
  • Rouyer

 


 

Wechsel
  • Jeanoll für Antic (46.)
Wechsel
Trainer
  • Antoine Redin
Trainer

 

 

Afrika bringt Geld

Für die Eintracht war das Geschäft schon vor dem Abflug erledigt. Manager Udo Klug strich schon die volle Gage von 45.000 Mark ein. Dafür muß die Mannschaft zweimal beim afrikanischen Friedensturnier von Abidjan antreten. Erster Gegner: Der FC Nancy am Freitag um 19.45 Uhr Ortszeit. Finale und Spiel um Platz drei sind dann Sonntag. Für die Traumreise müssen die Frankfurter Stars inklusive Präsidium keinen Pfennig zahlen. Die Alitalia senkte die Flugkosten (rund 3500 Mark pro Mann) um die Hälfte Das Ivorie-Intercontinental-Hotel, eines der besten Häuser des afrikanischen Kontinents, beherbergt die Frankfurter umsonst. Manager Klug „Dank dieses lukrativen Abschlusses haben wir schon fast die Januar-Gehälter eingespielt."

Wichtig für die Eintracht: Denn in diesem Monat gibt es keine fetten Einnahmen mehr. Nur noch das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf am 26. Januar. Und die Frankfurter dürfen sich auch stolz auf die eigene Schulter klopfen. 500.000 Mark haben die Frankfurter im vergangenen Jahr an Verbindlichkeiten abgebaut und zusätzlich 200.000 Mark Gewinn erwirtschaftet.

Eintracht mag's warm: In Afrika geht's weiter

Heute abend fliegt Eintracht Frankfurt ins Trainingslager nach Abidjan an der Elfenbeinküste. Die Mannschaft nimmt dort am afrikanischen Friedensturnier teil. Erster Gegner am 11. Januar: Der Tabellenfünfzehnte der französischen Liga, FC Nancy. Weitere Teilnehmer: FC St. Etienne und die Nationalelf der Elfenbeinküste. Das für gestern vorgesehene Freundschaftsspiel beim 1. FC Nürnberg wurde wegen Unbespielbarkeit des Platzes auf den 3. Februar verschoben.

 

 


 

 

Schwache Leistung beim 0:2 gegen den AS Nancy

Der Auftritt der Frankfurter Eintracht in Afrika endete mit einer großen Enttäuschung: Im ersten Spiel des internationalen Turniers um die Friedens-Trophäe von Abidjan verloren die Frankfurter gegen die französische Mannschaft von AS Nancy, den 15. der ersten Liga, recht sang- und klanglos mit 0:2 (0:1) Toren und müssen nun am Sonntag nur um den dritten Platz spielen. Vor knapp 20.000 Zuschauern bei drückender tropischer Schwüle spielte die Eintracht halbherzig, wirkte kraftlos, obwohl die Franzosen am gleichen Tag eingetroffen waren und die gleichen klimatischen Umstellungen zu verkraften hatten.

„Die Franzosen wirkten doch viel spritziger als wir. Sie haben, wie ich gehört habe, auch längst nicht so viel und so hart in der Hitze trainiert", sagte Bernd Hölzenbein, der zur Halbzeit mit einer Prellung am rechten Knöchel gegen Freddy Schaub ausgewechselt wurde und versuchte damit das schlapp wirkende Spiel seiner Mannschaft zu entschuldigen.

„Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verschlafen", schimpfte Friedel Rausch. Tatsächlich fand die Eintracht in den ersten 15 Minuten überhaupt keine Bande weder zum holprigen Platz noch zum frisch und frech aufspielenden Gegner. Ein krasser Abwehrfehler von Lorant, der in seinem ersten Spiel nach seiner Sperre und Verletzung große Schwierigkeiten hatte, seinen Rhythmus zu finden, benutzte Rubio prompt zur Führung.

„Nur kein frühes Tor kriegen, dem wir dann in dieser drückenden Schwüle hinterherrennen müssen", hatte Karlheinz Körbel vor dem Spiel gesagt. Und genau das war eingetreten, da die ohne den verletzten Nachtweih und ohne den erkrankten Pezzey angetretene Abwehr überaus konfus wirkte. Funk mußte schon vor dem 0:1 in letzter Sekunde sich dem allein durchgebrochenen Rouyer waghalsig vor die Füße werfen. Die Eintracht hatte vor der Pause nur eine klare Chance, als Hölzenbein mit einem Kopfball das Tor knapp verfehlte.

Nach dem Wechsel stürmte die Eintracht, Schaub machte frischen Wind und hätte in der 49. Minute fast den Ausgleich erzielt, traf mit einem Schuß aus der Drehung aber nur den Pfosten. „Da fehlt uns der Bruno", stöhnte Trainer Friedel Rausch auf der Bank, als die hohen Bälle im Strafraum von Nancy eine sichere Beute der beiden französischen Abwehrriesen Curbel und Neubert wurden.

Die Eintracht stürmte, aber schoß kein Tor, ein Konter in der 73. brachte die Entscheidung, als Willi Neuberger, der einen schwarzen Tag hatte, Abseits reklamierte und Umpierrez, der uruguayische Mittelstürmer, das Zögern ausnutzte und allein auf Torwart Funk zustürmte.

Die besten Frankfurter Spieler waren Jürgen Grabowski, der sich immer bemühte, das Spiel im Fluß zu halten und mit seinen technischen Kabinett-Stückchen viel Beifall erhielt, und Roland Borchers, der trotz der Hitze ein unermüdliches Arbeitspensum verrichtete. ('Abendpost-Nachtausgabe')

 

 


 

 

Trainer Rausch: „Nur Dortmund zählt"

Manager Klug: „Ich hin der große Verlierer"

Mit hartem Training für die Bundesliga lassen sich in den Tropen keine leichten Triumphe feiern: Zu dieser Einsicht kam die Frankfurter Eintracht, die nach Afrika geflogen war, um sich hier, wie sonst im Bayerischen Wald oder am Bodensee, für den Bundesliga-Beginn zu trimmen und die „Friedenstrophäe" beim internationalen Turnier von Abidjan zu gewinnen. Die enttäuschende 0:2-(0:l-)Niederlage im ersten Spiel gegen AS Nancy, den 15. der 1. französischen Division, belehrte die Eintracht, daß sich beides nur schwer miteinander vereinbaren läßt.

Wer zweimal täglich bei 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und selbst am Tag des Spiels noch hart trainiert, braucht sich nicht zu wundern, wenn er kein Bein auf die Erde kriegt. „Uns hat jegliche Frische und Spritzigkeit gefehlt, und das hat mit Sicherheit am Konditionstraining gelegen", sagte Karl-Heinz Körbel. „Die Franzosen waren in der ersten Halbzeit doch immer einen Schritt schneller am Ball."

Sie hatten ihre Vorbereitungen, lässig, leicht und locker, auch ganz auf das Turnier und nicht auf den Termin des Meisterschaftsbeginns (in Frankreich zur gleichen Zeit wie in der Bundesliga) abgestellt. „Im Training waren die Frankfurter von allen im Abstand die Stärksten", spöttelte Fußballmanager Pierre Ukrainczik.

Trainer Friedel Rausch wischte den ersten Ärger über die unnötige Niederlage („Wir haben das Spiel in den ersten 15 Minuten verschlafen") mit der Bemerkung weg: „Im Hinblick auf die Bundesliga und die Kondition dafür war dieses Spiel sehr gut." Und Werner Lorant, dem wegen seines Fehlpasses zum ersten Tor wohl etwas das schlechte Gewissen schlug, begab sich ganz auf die Linie des Trainers: „Wir sind hier im Trainingslager, und nur das Spiel in Dortmund zählt, und sonst nichts."

Jürgen Grabowski hingegen, ein Weltmann des internationalen Fußballs, hätte es lieber gesehen, wenn in Abidjan etwas weniger für die Kondition und dafür etwas mehr für das internationale Renommee getan worden wäre. „Ein Sieg wäre so wichtig gewesen wie drei Trainingseinheiten, denn er hätte auch der Mannschaft moralischen Auftrieb gegeben. Und da so ein Spiel in Afrika fast doppelt so anstrengt wie in Deutschland, erhebt sich die Frage, ob bei so einem Nutzeffekt für die Kondition nicht einmal Training am Tag auch gereicht hätte", sagte Grabowski.

Jürgen Grabowski, bei der Nennung seines Namens im Stadion mit brausendem Beifall begrüßt, spielte denn auch so gut, wie er es seinem Ruhm und Ruf auch in Afrika schuldig ist, obwohl er in einem völlig desolaten Mittelfeld (Lorant und Lottermann hatten weitaus mehr schwache Phasen als gute Szenen) weitgehend auf sich allein gestellt war.

Er spielte seine ganze internationale Erfahrung aus, und dazu gehörte auch, daß er bei einem Einwurf für Nancy seinem Gegner den Ball holte und ihm zuwarf. Der Beifall dafür war so groß wie für einen herrlichen Doppelpaß mit Bernd Hölzenbein.

Manager Udo Klug, der gefordert hatte, die Mannschaft müsse für das internationale Renommee der Eintracht spielen und siegen, machte nach der Niederlage einen Rückzieher: „Ich bin hier der große Verlierer. Ich hatte gedacht, wir könnten beides — Trainingslager und Turniersieg — unter einen Hut bringen."

Den Turniersieg konnte sich die Eintracht schon nach dem ersten Spiel abschreiben, und ob sich wenigstens das Trainingslager (Klug: „Das hatte Vorrang!") in Afrika gelohnt hat, wird sich erst am nächsten Samstag beim Bundesligaspiel in Dortmund zeigen. ('Abendpost-Nachtausgabe')

 

 


 

 

Pezzey schwer erkrankt

Am Vortag hatte Bruno Pezzey noch geschwärmt: „Diese Afrikareise ist für uns Spieler doch optimal." Am Freitag hätte er das Afrika-Abenteuer der Eintracht am liebsten verflucht: der Österreicher wurde über Nacht schwer krank: Schüttelforst, hohes Fieber (über 39 Grad), Durchfall. Den ganzen Freitag über lag er völlig apathisch auf seinem Zimmer, das er mit Karlheinz Körbel teilt: „Zu Hause würde ich sagen, ein grippaler Infekt. Was es genau ist und wie lange es dauert, kann ich nicht sagen", erklärte Dr. Degenhardt.

Pezzey, der nur Kamillentee trinkt und Zwieback ißt, scheint freilich auf Auslandsreise in andere Kontinente besonders anfällig. Im letzten Sommer wurde er in Argentinien ebenfalls krank. Trainer Friedel Rausch, der nach Norbert Nachtweih (Prellung am rechten Bein) nun auch Bruno Pezzey gegen AS Nancy Lorraine ersetzen mußte, klagt: „Nach so einer langen Sperre nun dies. Hoffentlich wird der Bruno bis um Spiel in Dortmund wieder gesund."

 

 

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